Adrian Kaether
· 15.10.2025
Lastenräder sind praktisch, hip und sogar staatlich gefördert. Wir beantworten die am häufigsten gestellten Fragen und geben einen Überblick, über alles Wissenswerte.
Verstopfte Straßen, Smog und die ewige Parkplatzsuche. Moderne Großstädte haben schon lange ein Problem mit dem Verkehr. So auch München. 2014 stößt die Stadt, in der auch die MYBIKE-Redaktion liegt, ein Pilotprojekt zum Thema Lastenrad als Autoersatz an. Unter anderem radelt BR-Reporter Frank Jordan zehn Jahre lang öffentlichkeitswirksam zu jedem Termin bis hin zum G7-Gipfel. Sogar die Bild-Zeitung berichtet. Gerade ist sein Lastenrad als industrielles Kulturgut im Deutschen Museum gelandet. Die Konsequenzen hat auch die Politik längst gezogen und fördert Lastenräder auch für Privatleute mittlerweile flächendeckend mit satten Zuschüssen.
25 Prozent Zuschuss, bis zu 500 Euro ohne und bis zu 750 Euro mit Motor, heißt das im Klartext. Das ist ein Wort! Entsprechend stark sind Lastenräder mittlerweile auch auf den Straßen vertreten. Über eine Million verkaufte Cargobikes zählt der Zweirad-Industrie-Verband in den letzten fünf Jahren und die Räder werden auch genutzt. In verkehrsbelasteten Stadtvierteln ist morgens gefühlt jedes zweite Rad auf dem Weg zur Kita, zur Schule oder zur Arbeit ein Cargo-Bike. Vom minimalistischen Kurier-Rad bis hin zum Urban Arrow. Wir stellen die wichtigsten Lastenrad-Konzepte mit ihren Vor- und Nachteilen vor, beantworten die am häufigsten gestellten Fragen und haben vier spannende Cargo-Bikes exemplarisch getestet.
Lastenräder sind zurecht im Trend. Sie sind witzig zu fahren und praktisch im Alltag. Mit Kids werden auch ganz andere Erlebnisse möglich, als wenn der Nachwuchs nur im Anhänger sitzt. Das Auto bleibt da gerne mal stehen und da wollen wir doch alle hin, oder? Schnell sein lohnt sich, aktuell gibt’s für den Lastenrad-Kauf auch noch staatliche Förderung on top. - Adrian Kaether, Testleiter MYBIKE
Kommt darauf an. Fakt ist aber: Lastenräder gibt’s schon seit deutlich über 100 Jahren und die meiste Zeit waren sie unmotorisiert. Als klassische Bäcker-Räder, für Handwerker, genau so wie die ersten Long-Johns aus den 1930er Jahren in Dänemark. Wer es ausprobiert, stellt oft fest: Lastenräder lassen sich teils erstaunlich gut ohne Motor bewegen, die passende Übersetzung vorausgesetzt. Dass Lastenräder aktuell einen Boom erleben, hat natürlich trotzdem mit dem Motor zu tun. So haben auch wenig fahrradaffine und mittelsportliche Menschen Spaß an längeren Fahrten mit großen Rädern und teils schwerer Zuladung.
Faustregel: Wer kurze Strecken ohne starke Steigungen fährt und fit ist, kann ruhig auf den Motor verzichten. Das macht das Rad auch leichter. Für längere Strecken und häufige Steigungen raten wir aber zu einem E-Lastenrad.
Wie bei klassischen E-Bikes hängt auch beim Lastenrad die Reichweite von verschiedenen Faktoren ab. Durch das höhere Gewicht verbrauchen häufiges Beschleunigen oder längere Steigungen viel Akku. Gerade Long-Johns und Longtails rollen aber effizient. In der Ebene verbrauchen sie trotz des Gewichts also kaum mehr Akku, als klassische E-Bikes. Reichweiten von bis zu 100 Kilometern sind mit modernen E-Systemen und oft 700 Wattstunden und mehr durchaus möglich. Eine Strecke, die man mit dem Lastenrad erst mal zusammenbringen muss. Entsprechend kommt man auch gut mit kleineren Batterien aus, gerade wenn man eher kurze Strecken fährt. Mit kleinerer Batterie muss man höchstens etwas häufiger an die Steckdose.
Lastenräder stehen meistens das ganze Jahr über draußen. Das bedeutet: Je weniger anfällig die Technik, desto besser. Gerade wer sich für ein Rad ohne Motor entscheidet, freut sich auch über ein nicht noch höheres Gewicht. Allerdings fahren sich Lastenräder auch sehr passiv. Man kann wohl kaum bei einem Long-John das Vorderrad elegant über die Bordsteinkante anlupfen. Passagiere im Rad oder auf dem Heckträger freuen sich über die Federung ebenfalls. Ohne Federung kann die Ladung bei Unebenheiten im Cargo-Raum ganz schön durchgeschüttelt werden. Beide Konzepte, mit und ohne Federung, haben daher ihre Berechtigung.
Es liegt auf der Hand: Wer schon ein passendes Rad besitzt und nur gelegentlich mit den Kids einen Ausflug machen oder mal einen größeren Einkauf nach Hause transportieren muss, kann auch zu einem Anhänger greifen. Entsprechende Modelle von Thule bis Croozer boomen, auch weil sie sich oft noch als geländegängiger Kinderwagenersatz zum Wandern oder Joggen eignen. Durch das flexible An- und Abdocken bleibt das Rad auch mit Anhänger noch klassisch als Tourenrad nutzbar. Anhänger sind aber in der Regel nicht gebremst. Gespanne haben teilweise weniger günstige Fahreigenschaften. Wer regelmäßig mit Kids und Cargo unterwegs ist, findet im Lastenrad womöglich die bessere Alternative. Auch den Spaßfaktor sollte man nicht unterschätzen. Im Anhänger sind Passagiere getrennt vom Fahrer unterwegs, im Cargobike erlebt man die Tour zusammen.
Bei der schier unendlichen Vielfalt an Modellen und Bauformen von Cargobikes kann man leicht den Überblick verlieren. Hier also kur und knapp die drei Tyypen Long-John, Longtail und Lasten-Trike.