Im Cross-Country-Rennsport ist gutes und leichtes Material erfolgsentscheidend. Erst recht, wenn die Fahrer selbst erst 40 Kilo oder wenig mehr wiegen. Material von der Stange sah man deshalb beim 22. BIKE Cross Country Jugendcamp nur wenig. Stattdessen: hochgezüchtete Race-Boliden für angehende Rennfahrer. So manche Familie investiert viel Herzblut, Zeit und Ressourcen in den Aufbau eines wettkampftauglichen Nachwuchs-Mountainbikes. Wir haben uns drei besonders spannende Sportgeräte genauer angeschaut.
Toms Vater ist leidenschaftlicher Schrauber und hat kurzerhand ein eigenes Label ins Leben gerufen. Das aktuelle Gefährt vom Sohnemann ist ein einzigartiger Custom-Aufbau. Drei Monate lang tüftelte die Familie am leichten Carbon-Hardtail. Inspirationsgeber für die Farbe war die Rockshox SID Ultimate Federgabel. Der Rahmen wurde mit farblich passenden Decals beklebt. Auch im restlichen Aufbau finden sich optisch passende und teilweise exotische Teile, welche mit viel Liebe zum Detail ausgewählt wurden. Bei so viel Individualisierung müssen natürlich auch die Shimano-Schuhe mit dem Look harmonieren.
Am Cockpit seines Cross-Country-Bikes fährt Tom einen Carbon-Einteiler, um Gewicht zu sparen. Besonders viel Arbeit floss in die Kassette. Da diese unangenehm knarzte, warf sein Vater alle Verbindungsnieten raus, bohrte Gewinde an deren Stelle und verschraubte das Teil einfach neu. Da Tom ambitionierter Rennfahrer ist, hängen an der Kurbel nicht nur leichte Crankbrothers-Pedale, sondern auch ein Kettenblatt mit einer integrierten Leistungsmessung, welche am Bike-Computer angezeigt wird. Da die Kette anfangs nicht an Ort und Stelle bleiben wollte, sichert nun eine Kettenführung den Antriebsstrang.
Die Laufräder für das Custom-Kidsbike speichte Toms Vater selbst ein und verbaute für den personalisierten Look Alunippel in drei verschiedenen Farben. Schnelle Schwalbe-Reifen und eine Dropper-Post dürfen am Bike für den Cross-Country-Einsatz nicht fehlen. Die Bremsen stammen aus China. Tom lobt ihre Power. Im leichtesten Aufbau wiegt sein Custom-Geschoss nur knapp 8,5 Kilo. Beim Abschlussrace des BIKE Cross Country Jugendcamps hatte es jedoch rund ein Kilo Dreck aufgesammelt und wir wogen es mit 9,5 Kilo. Zwei Jahre hat Tom sein KletterMax schon im Einsatz. Nächstes Jahr soll es ein neues Bike geben - natürlich wieder im Custom-Trimm.
Ein beliebtes Sportgerät für junge Cross-Country-Racer ist das VPace Matz Carbon 29 C. Auch beim BIKE Jugendcamp im Bayerischen Wald waren viele Kids auf dem leichten Hardtail mit 29 Zoll Laufrädern unterwegs. Einer von ihnen hört auf den Namen Felix und fährt einen besonders spannenden Individualaufbau. Inklusive Pedale, Flaschenhalter, Schutzblech, Startnummer und dem Matsch vom Funrace wiegt sein Bike 10,4 Kilo. Geschaltet wird elektronisch via Sram GX Eagle AXS. Für Verzögerung sorgen edle Shimano XTR Race Bremsen.
Auch Felix entschärft Cross-Country-Trails mit einer Rockshox SID Ultimate Federgabel. Die Highend-Forke funktioniert nach seinen Angaben hervorragend für das Körpergewicht von rund 42 Kilo. Für das Jugendcamp hatte der Zwölfjährige seinen Zweit-Laufradsatz montiert, einen Roval Carbon mit Continental Crossking Bereifung. Laut Felix haben diese auch im Nassen einen super Grip. Auf die Frage, warum er sein eigenes Bike besser finde, als die anderen antwortet der Nachwuchs-Racer in Profi-Manier: “Es ist leichter und lässt sich besser kontrollieren als andere Räder.”
Als Sattelstütze kommt am Kinder-Mountainbike eine elektronische Dropper-Post aus dem Gravel-Bereich zum Einsatz. Die Rockshox Reverb XPLR mit 75 Millimetern Verstellbereich sind für den 160 Centimeter großen Felix absolut ausreichend. Seine Fahrdaten ruft er auf einem Garmin-Computer ab. Genau, wie die übrigen Teilnehmer des BIKE Cross Country Jugendcamps, ist er mit seinem VPace regelmäßig auf diversen XC-Rennen anzutreffen.
Auch mit dabei beim BIKE Cross Country Jugendcamp in Sankt Englmar: Nachwuchs aus einer prominenten MTB-Familie. Der dreizehnjährige Hugo Fumic eifert seinem Vater Manuel nach und ist begeisterter XC-Rennfahrer. Papa Fumic gehört hierzulande zu einem der erfolgreichsten Mountainbikern überhaupt, war mehrfacher Deutscher Meister, Worldcup-Fahrer und selbst U23 Weltmeister. Auch nach dem Ende seiner Profi-Karriere ist er der Marke Cannondale weiter beruflich verbunden und so wundert es nicht, dass Sohn Hugo auf einem ausoptimierten Scalpel Carbon an den Start rollt.
Seit knapp einem Jahr ist der Nachwuchs-Racer aus der Kategorie U15 bereits auf dem schnellen Fully mit 120 Millimetern Federweg vorne wie hinten unterwegs. In dieser Zeit hat das Bike unter anderem Rennteilnahmen bei der Deutschen Meisterschaft und dem Abgold-Cup gesehen. Mit Rahmengröße Medium kommt Hugo bestens zurecht und schildert: “Auf der Cross-Country-Strecke schlägt sich das Bike richtig gut. Bergab fährt es eigentlich wie ein Trailbike.”
Zu den Fahrwerks-Kompetenzen des Cannondale Scalpel passen auch die Shimano XTR Bremsen an Hugos Bike. Für mehr Verzögerungspower fährt er vorne und hinten jeweils vier Kolben. Leichte Carbon-Laufräder von FSA kommen schnell in Schwung. Bestückt sind sie mit Schwalbe-Reifen, deren Speed-Grip-Gummimischung einen guten Kompromiss aus Grip und Vortrieb bringen soll. In Trailabfahrten schafft eine Fox Transfer Dropper-Post den Sattel aus dem Weg. Fahrfertig und eingesaut wiegt das Bike knapp 10,6 Kilo.