Jan Timmermann
· 22.02.2024
Eltern, die sich heute mit dem Kauf eines Kinder-Mountainbikes beschäftigen, hatten in ihrer eigenen Kindheit mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht die volle Auswahl an kindgerechten Fahrrädern fürs Gelände. Natürlich weiß man schon lange, dass der Nachwuchs mit geeignetem Material schneller und nachhaltiger eine Begeisterung fürs Biken entwickeln kann. Erst in den letzten paar Jahren kam der Markt für Kinder-MTBs aber so richtig in Schwung. Für die Kids ist das super, denn sie können die Bikes haben, von denen ihre Eltern damals nicht mal träumen konnten. Letztere aber sehen sich mit einem riesigen Angebot konfrontiert, das nicht immer leicht zu durchschauen ist. Schon ab 110 Centimetern Größe müssen Kinder nicht mehr auf Federgabel, 20 Zoll große Breitreifen und Co. verzichten. Wachsen Körper und Fahrtechnik, wird es Zeit für hochfunktionelle Kinderbikes mit 26 oder 27,5 Zoll großen Laufrädern. Wir haben drei ganz unterschiedliche Kinder-Bikes gecheckt. Alle von ihnen sind “echte Mountainbikes” mit einer Ausstattung für die ersten großen oder kleinen Trail-Abenteuer des Lebens.
Ein Kinder-Mountainbike ist ein Luxusgut. Eltern sollten deshalb stets zwischen Bedürfnissen und Wünschen unterscheiden. Fangen Kinder in frühen Jahren mit dem Biken an, kommt es zu dem Punkt, an dem aus dem Wunsch nach einem coolen Hardtail oder einem großen Fully ein Bedürfnis wird. Mütter und Väter kennen ihre Kinder besser, als jeder andere Mensch. Sie können am besten einschätzen, wann der richtige Zeitpunkt für ein vollausgestattetes Kinder-MTB ist. Die drei Beispiele in diesem Artikel passen gut zu anspruchsvollen Nachwuchs-Bikern.- Jan Timmermann, BIKE-Redakteur, Sozialpädagoge (BA) & Erziehungswissenschaftler (MA)
In Deutschland gehört Cube zu den heißbegehrtesten Mountainbike-Herstellern. Leichte Gewichte und attraktive Preise sichern den Bayern konstant viele Sympathiepunkte. Das gilt auch für den Bereich der Kinder-Mountainbikes. Mit dem Stereo 140 HPC Rookie hat Cube ein Kinder-Fully im Portfolio, das den großen Geschwistern der Produktfamilie ebenbürtig ist. Ein Hauptrahmen aus Carbon und 27,5 Zoll große Laufräder von Newmen halten das Gewicht auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Während hinten 140 Millimeter Federweg zur Verfügung stehen, bietet die Marzocchi Bomber Z2 Federgabel gleich 150 Millimeter Hub. Damit sind Kinder auf dem Cube-Fully auch für anspruchsvolle Trails und Besuche im Bikepark gewappnet. Kraftvolle Magura-Bremsen mit 180 Millimeter großen Bremsscheiben sorgen derweil für zuverlässige Verzögerung.
Damit auf dem nicht zu schwer geratenen Cube Stereo 140 HPC Rookie auch Touren Spaß machen, ist das Kinder-Fully mit einer Zwölffach-Schaltung von Shimano ausgestattet. In abwechslungsreichem Gelände hilft die versenkbare Teleskopsattelstütze mit 100 bis 120 Millimetern Verstellbereich - je nach Größe. Griffige Schwalbe Nobby Nic Reifen halten das Kinder-Stereo auf Linie. Mit einem 760 Millimeter breiten Lenker, Boost-Laufrädern, innen verlegten Leitungen und einem austauschbaren Schaltauge präsentiert sich das Kinder-Bike auf einem technisch aktuellen Stand. In vergangenen Tests konnten wir uns mehrfach von den gutmütigen Fahreigenschaften der Erwachsenen-Version überzeugen.
Bei der Ausstattung des Cube Stereo 140 HPC Rookie Kinder-Fullys werden selbst Erwachsene neidisch. Ein Hauptrahmen aus leichtem Kohlenstoff und hochwertige Laufräder halten das Gewicht im grünen Bereich. Dank ordentlich Federweg, Variostütze und großer Übersetzungsbandbreite sind sowohl anspruchsvolle Trails als auch auch Touren drin. Für diese Vielseitigkeit des Kinder-Fullys müssen Eltern etwas tiefer in die Tasche greifen. Die Anschaffung lohnt sich deshalb vor allem, wenn der Nachwuchs auch wirklich viel auf dem Bike unterwegs ist.
Mondraker präsentierte unlängst eine ganze Reihe neuer Kinder-Bikes vom E-Laufrad bis zum Trail-Fully. Mit dabei auch das Hardtail mit dem Namen “Trick”, welches dem Nachwuchs einen passenden Einstieg in die Welt des Mountainbikens bescheren soll. Da das Bike mit 16, 20, 24 und 26 Zoll Laufrädern erhältlich ist, deckt es eine weite Altersspanne von vier bis 14 Jahre ab. Die Silhouette des Aluminiumrahmens gleicht dem der Bikes für Erwachsene auffallend stark und besitzt die bekannte “Forward-Geometrie” von Mondraker. Dabei werden verhältnismäßig lange Reach-Werte mit kurzen Vorbauten kombiniert, um das Hardtail laufruhig und einfach im Handling zugleich zu machen. Mit 68 Grad steht der Lenkwinkel nicht zu flach und verspricht Agilität auch bei niedrigen Geschwindigkeiten. Eine X-Fusion Velvet Federgabel mit Luftfeder bietet mit 120 Millimetern Federweg auch bei ersten Trail-Abenteuern eine gute Portion Reserven.
Eine Teleskopsattelstütze mit 100 Millimetern Verstellbereich, 2,4 Zoll breite Kenda-Reifen und eine Sram SX Eagle Zwölffach-Schaltung unterstreichen den Allround-Anspruch des Mondraker Trick 26. Mit 680 Millimetern fällt die Breite des Lenkers recht schmal aus. Auch die Bremsscheiben sind mit 160 Millimetern eher klein dimensioniert. 155 Millimeter kurze Kurbeln passen gut zu Kinder-Beinen. Mondraker lässt sich nicht lumpen und liefert gleich ein Paar adäquater SDG Slater JR Kinder-Pedale mit. Innenverlegte Züge und ein Sram UDH Schaltauge sind technisch aktuell. Nicht so der Non-Boost-Standard der Hinterradnabe - dafür erleichtert dieser die Auswahl an 26-Zoll-Laufrädern, sollte einmal Ersatz nötig sein.
Ein breites Einsatzgebiet ist bei einem Kinder-Bike Gold wert. In dieser Hinsicht schnürt Mondraker mit dem Trick 26 ein sehr interessantes Paket. Mit einem kleinen Federwegs-Plus und der Allround-Ausstattung sind Nachwuchs-Biker in den meisten Situationen gut beraten. Etwas leichter dürfte das Hardtail noch sein - dafür beschert eine Variostütze bergab mehr Sicherheit. Die große Bandbreite an Laufradgrößen ist super, bei der empfohlenen Körpergröße fürs 26-Zoll-Modell schaffen es allerdings andere Hersteller bereits 29-Zoll-Laufräder zu integrieren.
In unserer Berichterstattung über Kinder-Bikes ist das Woom Off Air ein alter Bekannter. Der Namenszusatz verrät, dass in der Front des kleinen Bikes eine Luft-Federgabel steckt. Trotz kleiner 20 Zoll Laufräder müssen Kinder bei Woom nicht auf eine Federung, hydraulische Scheibenbremsen, eine Gangschaltung und griffige Reifen verzichten. 60 Millimeter Federweg versprechen am Zwanzigzöller vor allem einen Komfort-Gewinn. Dank leichtem Alu-Rahmen bleibt das Gewicht trotz Vollausstattung gerade noch vertretbar. Toll ist, dass sowohl Laufräder als auch Reifen Tubeless-fähig sind. Damit lässt sich das Potential der 2,25 Zoll breiten Schwalbe Rocket Ron Reifen voll ausnutzen und das Laufradgewicht weiter drücken.
Kindgerechte Maße bei Lenker, Griffen, Sattel und Kurbeln versteht sich bei Woom von selbst. Schön ist auch, dass die Kinder-Spezialisten die niedrigste sowie die maximale Sattelhöhe angeben, um sicherzustellen, dass das Bike auch wirklich passt. Ein ausgewogener Lenkwinkel von 68 Grad und ein tief gezogenes Oberrohr versprechen ein gutes Sicherheitsgefühl für Kinder. Die neun Gänge der Sram X5 Schaltung lassen trotz kleinem Kettenblatt mit 28 Zähnen leider einen leichten Berggang vermissen.
Woom beweist mit dem Off Air, dass eine Mountainbike-Ausstattung auch schon für die Kleinsten möglich ist. Alle Anbauteile sind konsequent auf die Bedürfnisse von Kindern ausgelegt. Die gute und dazu Tubeless-fähige Kombi aus Laufrädern und Reifen ist genial. Ob ein 20-Zoll-Fahrrad tatsächlich eine Federgabel braucht ist allerdings fraglich. Die Kids wachsen schnell aus dieser Laufradgröße heraus und das Mehrgewicht ist nicht zu unterschätzen. Aus ebendiesem Grund bietet Woom das Off auch mit Starrgabel an.