Marc Strucken
· 23.08.2025
Decathlon hatte im Mai des vergangenen Jahres das E-MTB Rockrider E-Feel 900S vorgestellt. Seit November haben wir das Top-Modell in der Team Edition mit elektronischer Shimano-Schaltung und EP8-Motor in einem Langzeit-Test.
Nicht die leichteste Zeit für ein Full-Power-E-Bike in den oberbayerischen Voralpen-Hügeln. Eine wilde Mixtur aus Schnee, Matsch, Regen und Sonne sowie Temperaturen zwischen -8° und +27° Celsius begleiteten bis jetzt meine Fahrten mit dem E-MTB.
Ziel eines Dauertests ist es zu schauen, ob und welche Teile der Belastung nicht standhalten und (vorzeitig?) verschleißen. Bisher stehen knapp 800 km auf dem Tacho - bei guter Pflege, versteht sich. Nun war aber die Halterung der Bremsleitung vorne an der Federgabel abhanden gekommen; die kleine Schraube hatte sich wohl gelöst. Im Blätterwerk des Waldes - lost for ever! Zudem löste sich eine der drei Steckverbindungen zum Display dann und wann.
Ich nehme also den in München recht neuen Service von Decathlon wahr und bringe das E-Bike zur Wartung in die Filiale nach Unterföhring. Dort befindet sich das Service-Zentrum für die acht Stores der Region - ein weiteres solcher Zentren befindet sich seit 2024 in Hamburg, in Dortmund und Schwetzingen gibt es sie schon länger.
Weitere Filialen sollen folgen - und zumindest kleine Reparaturen laut Unternehmen außerdem auch an den 89 “Service-Points” in den meisten Niederlassungen durchgeführt werden. Eine Initiative des französischen Sporthauses für mehr Reparatur und weniger Neukauf, also Nachhaltigkeit.
Als einziger schiebe ich ein Fahrrad durch die Eingangstüre in das Einkaufszentrum im Münchner Norden. Für die meisten ein ungewöhnlicher Anblick, das doch recht wuchtige Rockrider E-Feel 900 in einen Laden zu bringen. Bei Decathlon an der Service-Annahme angekommen, verfliegt der Eindruck schnell, denn weitere Räder sind dort schon.
Roheen ist Zweirad-Mechaniker-Meister und verantwortlich für die Wartung meines Testbikes. Er nimmt uns in Empfang in einem ersten Check nimmt er das Rad in Augenschein, fragt nach auffällig gewordenen Defekten oder Problemen. Roheen erklärt: “Ganz einfach LBS: Ich schaue zuerst nach Licht, Bremse, Schaltung. Während der Inspektion werden alle Schrauben geprüft und der Motor bekommt - wenn nötig - ein Software-Update.”
Ich schildere Roheen meine beiden Problemchen am Rad: die verlorene Halterung und der Stecker am Display. Dann schreibt er den Auftrag. 90 Euro kostet die Erstinspektion für E-Bikes, 60 Euro für unmotorisierte Fahrräder.
Wer auf Nummer sicher gehen und Wartezeiten vermeiden will, kann sich über die Decathlon-Webseite den passenden Store suchen und einen konkreten Termin für die Inspektion buchen.
Dann bekomme ich die Auftragsbestätigung ausgehändigt. An diesem Punkt müsste ich mich normalerweise für maximal 45 Minuten vom Bike verabschieden. Ich darf den beiden aber heute in die Werkstatt folgen und zusehen.
Der Mechaniker ist zuerst einmal froh, dass das Rockrider sauber und gepflegt in die Werkstatt kommt. Das fachmännische Auge erspäht aber auch sofort, dass an der Kette zwar kein Dreck klebt, ich aber auch wohl zu selten nachschmiere und die Glieder schon trocken gefahren sind. Das beschleunigt den Verschleiß. Sehe ich natürlich ein - dann wird wohl ein Gang zu den Fahrradpflege-Produkten im Laden nötig.
Wartung und Reparatur, das sind neue wichtige Pfeiler bei Decathlon. Seit Anfang des Jahres wurden allein hier in der Münchner Werkstatt 2500 Bikes gewartet und repariert - verrät mir Julia aus der Presseabteilung von Decathlon.
Im Jahr 2024 wurden in den eigenen Werkstätten und Service Points insgesamt über 127.000 Reparaturen durchgeführt, um die Lebensdauer von Produkten zu verlängern. Auch bietet das Unternehmen das passende Werkzeug an sowie Do-it-yourself-Tipps - die zudem mit DIY-Workshops in Zukunft ergänzt werden sollen.
Bei meinem Testbike hat Roheen mittlerweile nach den Bremsbelägen geschaut und den Felgen-Geradeauslauf gecheckt. Jetzt ist er bei den Schrauben angekommen. Mit einem Drehmomentschlüssel werden alle auf den richtigen Anzug gecheckt.
Anschließend wechselt das Rad vom Lastenkran vor ein PC-Terminal. Dort soll die Software auf den neusten Stand gebracht werden. Am Rechner hängen schon die passenden Anschlüsse für den im Feel 900S verbauten Shimano EP801. Aber auch die meisten anderen großen Hersteller können hier angestöpselt werden. Von Bosch bis Mahle sei alles drin, erklärt Roheen. Hintergrund ist, dass Decathlon eben nicht nur Bikes repariert, die aus dem eigenen Angebot stammen. In der Werkstatt sehe ich genauso ein Cannondale-Gravelbike neben einem Cube-MTB stehen.
Motor, Controller und Schaltung sind nun auf dem neusten Stand, jetzt kümmert sich Roheen noch um den losen Stecker am Display. Schnell fällt dem erfahrenen Meister auf: Das Kabel hat zu wenig Spiel - schlägt der Lenker stark ein, zieht es den Stecker heraus. Also kein Problem, das Display rückt wieder etwas näher an den Vorbau und schon ist keine Spannung mehr auf dem Kabel! Und auch der fehlende Halter für die Bremsleitung ist wieder an der Federgabel.
Als letztes dreht Roheen noch eine Test-Runde auf dem Testbike durch die Werkstatt, um zu sehen, ob alles passt. Und mit der Empfehlung, welche Pflegeprodukte und welches Wachs ich für die Pflege nutzen soll, kann ich nach etwa 35 Minuten die Werkstatt samt Bike wieder verlassen. Also auf in die nächsten 800 km mit dem Rockrider Feel 900S - jetzt hoffentlich eher bei sengender Hitze statt Schnee und Matsch.
Trotz eines deutlichen Rückgangs der Nachfrage auf dem deutschen Fahrradmarkt konnte Decathlon laut eigenen Angaben seine Marktanteile steigern und ein Wachstum von 8 Prozent verzeichnen. Besonders das E-Bike- und Leasing-Segment trugen wesentlich dazu bei.
Auch der Bereich Teamsport legte um 7,5 Prozent zu. Mit den bereits bestehenden und zwei neuen Werkstätten in München und Hamburg, die 2024 eröffnet wurden, erzielte Decathlon im Servicebereich ein Wachstum von 16 Prozent.