Jens Klötzer
· 30.03.2024
Die Berliner Marke Kocmo, ausgesprochen “Kosmo”, hat sich in den letzten 30 Jahren eine treue Fangemeinde durch unprätentiöse, aber hochwertige und erschwingliche Titanräder aufgebaut. Ein interessanter Aspekt war bis zum Ukraine-Krieg die Herstellung der Rahmen in Russland, aber dieses Konzept brach quasi über Nacht zusammen. Heutzutage stammen die Rahmen von einem etablierten Zulieferer aus Fernost, was laut Kocmo-Chef André Pfeil jedoch keinen Qualitätsverlust bedeutet. Im Gegenteil, die Lieferfähigkeit und Zuverlässigkeit sollen sogar verbessert worden sein. Zudem beherrschen die Asiaten bestimmte moderne Fertigungstechniken besser.
Unser Testrad, das Daytona RS, ist einer der neuesten Zuwächse und eine sportliche Variante des Gravelbikes Daytona-X. Die Hauptunterschiede zum erfolgreichen Modell sind eine deutlich gestrecktere Sitzposition, die jedoch immer noch für längere Touren geeignet ist, sowie komplett im Cockpit und im Rahmen versteckte Bremsleitungen. Trotzdem gibt es diverse Ösen für die Befestigung von Schutzblechen und Taschen. Das RS-Modell ist jedoch nur noch mit elektronischen Schaltungen kompatibel. Zudem wird das neue Modell mit einem Tretlager mit T47-Gewinde und dem UDH-Ausfallende von SRAM aktualisiert, bei dem das Schaltwerk direkt an der Steckachse befestigt wird und kein spezielles Schaltauge erforderlich ist. Diese Neuerungen sollen demnächst auch beim Daytona-X eingeführt werden.
Der Bruder RS zeichnet sich durch seinen extrem langen Radstand und eine ausgewogene Lenkgeometrie aus, was ihm auch bei hohen Geschwindigkeiten eine fantastische Fahreigenschaft auf der Piste verleiht. Dank des schmalen Lenkers fühlt man sich fast wie auf einem Aero-Rennrad. Die großvolumigen 45er-Reifen absorbieren dabei Unebenheiten auf ruppigen Strecken gut, und das Fahrrad bleibt ruhig auf dem vorgegebenen Kurs; sowohl Rahmen als auch Gabel bieten sogar Platz für einige Millimeter breitere Reifen. Für eine sportliche Fahrweise könnten die Abstände zwischen den Gängen der SRAM-Eagle-Kassette für manche Fahrer auf Schotterstrecken etwas groß sein, aber das Getriebe bietet dennoch Reserven selbst für anspruchsvolles Gelände.
Der gezeigte Aufbau dient lediglich als Beispiel und ist ebenso wie der vergleichsweise hohe Preis zu betrachten. Ein Teil des Preises resultiert aus der markanten Farbgebung, die durch ein aufwändiges Anodisierungsverfahren entsteht. Diese Farbgebung verleiht dem Rad eine erfrischend andere Optik, führt jedoch leider zu einem Aufpreis von bis zu tausend Euro. Eine deutlich preiswertere Option ist die Maßrahmen-Option, für die lediglich rund 400 Euro anfallen. Es überrascht daher nicht, dass sich etwa ein Drittel der Kunden dafür entscheidet. Kocmo bietet zur Maßanfertigung ein Bikefitting in seinem Hauptquartier in Stahnsdorf bei Berlin an; dabei können auch Rohrformen, Anschläge und Lagerstandards individuell konfiguriert werden.
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