Vor fünf Jahren stellte Cervélo mit dem Áspero ein effizientes Gravelbike vor, mit dem man auch Geländerennen bestreiten konnte. Durch eine dynamische Sitzhaltung setzte sich das Bike von anderen ab und man konnte mit ihm auf auf Schotterwegen Renntempo aufnehmen. Die darauf folgende Entwicklung, das Áspero-5, war eine direkte Fortführung des Rennkonzepts mit weniger Gewicht. Jetzt hat der Hersteller aus Kanada die Race-Gene teilweise in die zweite Generation des ursprünglichen Gravel-Modells fließen lassen.
Das neue Cervélo Áspero soll dank schlankerer Rohrformen und teilintegrierter Kabel noch etwas schneller geworden. Das Cockpit hat dadurch eine aufgeräumte Optik, aber die Positionsanpassung und Wartung sind immer noch relativ unkompliziert. Die Bremsleitungen und Schaltzüge werden unter dem Alu-Vorbau ins Steuerrohr geführt, was zur einfachen Handhabung beiträgt. Cervélo behauptet, dass sich die Aerodynamik um drei Watt verbessert hat, aber es wurden keine genauen Zahlen oder Messmethoden angegeben. Die Sitzposition ist ähnlich gestreckt wie beim Vorgängermodell, obwohl man auf absoluten Race-Spezialisten, wie dem BMC Kaius oder Rose Backroad FF, noch aerodynamischer sitzt.
Um den Komfort zu erhöhen, hat Cervélo den Carbonrahmen leicht angepasst: Die Position der Sitzstreben wurde etwas nach unten verlegt und die Steifigkeit im Bereich des Steuerrohrs ein wenig reduziert. Ein bedeutenderer Faktor für eine verbesserte Federung ist jedoch die erweiterte Reifenfreiheit. Während vorher Reifen bis zu einer Breite von “nur” 40 Millimetern Platz fanden, können jetzt welche mit bis zu 45 mm Breite sowohl in der Gabel als auch im Rahmen montiert werden. Auch wenn das Áspero den von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) festgelegten Mindestabstand von 4 mm zwischen Reifen und Rahmen wahrt, rät Cervélo dazu, bei Verwendung von 700C-Laufrädern eine maximalen Breite von 42 Millimetern zu nutzen.
Die Möglichkeit, die Lenkeigenschaften durch den sogenannten "Trail Mixer" - einen Flipchip an der Gabel - zu modifizieren, bleibt auch bei der Neuauflage des Cervélo Áspero bestehen. Damit kann die Position der Vorderradachse leicht angepasst werden. Die Veränderung des Nachlaufs (englisch: Trail) und folglich des Radstands beträgt je nach Einstellung des Chips 5 Millimeter. Das hat einen Einfluss auf das Lenkverhalten, da sich Lenkwinkel und Gabelvorbiegung verändern. Ein zusätzlicher Vorteil ist die Möglichkeit, das Áspero mit 650B-Laufrädern und breiteren Reifen aufzurüsten; Reifen bis zu einer Breite von 50 Millimetern sollten passen. Ähnliche Anpassungsmöglichkeiten bieten auch andere Hersteller bei ihren Gravelbikes: Beim Giant Revolt kann der Radstand am Hinterbau um 10 Millimeter verstellt werden, während sich beim Rondo Ratt der Nachlauf um 16 Millimeter variieren lässt.
Cervélo macht keine genauen Angaben zu den Gewichten der Kompletträder oder Rahmen. Die Verwendung von hauptsächlich robusten Aluminiumkomponenten lässt jedoch erkennen, dass sich das Áspero deutlich vom Áspero-5 abhebt, das in seiner High-End-Version lediglich 8,0 Kilogramm auf die Waage des TOUR Magazins brachte. Zum Vergleich: Das ursprüngliche Modell mit einer Sram Apex 1-Ausstattung und einfachen Alex Rims-Laufrädern wog ganze 1,5 Kilogramm mehr.
Die neue Serie des Cervélo Áspero besteht aus 6 Ausstattungsoptionen, die in 6 Rahmengrößen verfügbar sind. Nur das Spitzenmodell ist mit Carbon-Komponenten, wie Laufrädern, einer Sattelstütze im 27,2 mm Standard und einem Lenker, ausgestattet. Alle Modelle verfügen über Zwölfgang-Antriebssysteme von Shimano oder Sram, wobei sowohl mechanische als auch elektronische Schaltgruppen zur Auswahl stehen. Dank der Untersetzung im kleinsten Gang können selbst steile Waldpfade problemlos bewältigt werden. Der UDH-Standard am Schaltauge dient dem Schutz des Schaltwerks bei Stürzen und vereinfacht dessen Justierung. Die 40 mm breiten Vulpine-Reifen von WTB sind für eine Tubeless-Nutzung geeignet. Im Lieferumfang enthalten ist zudem eine kleine Tasche für das Oberrohr; am Unterrohr kann eine dritte Trinkflasche oder eine Werkzeugbox befestigt werden. Die Preisspanne der Gravelbikes reicht von 5799 bis 3599 Euro, während ein Rahmenset für 2799 Euro erhältlich ist.