Carbon-Gravelbike Pivot VaultZu Unrecht im Schatten

Jan Timmermann

 · 02.09.2025

Wer genau hinschaut, erkennt am Pivot Vault Gravelbike bereits das ein oder andere Alleinstellungsmerkmal.
Foto: Georg Grieshaber
Das Pivot Vault haben möglicherweise nicht viele Biker/innen auf dem Schirm. Dieses Carbon-Gravelbike steht aber zu Unrecht im Schatten! Wir haben das elegante Pivot Vault Team Force XPLR AXS der Mountainbike-Experten aus den USA getestet.

Noch nie vom Pivot Vault gehört? In der Mountainbike-Welt sind die Amerikaner für prestigeträchtige Fully-Modelle wie das Firebird oder das neue Trailcat bekannt. Mit dem Vault dringt das Edel-Label aus Phoenix, Arizona, in den Gravelbike-Bereich vor und will seine Expertise aus dem Gelände auf schmale Reifen übertragen.

Spannend ist das Pivot Vault mit Komfort-Feature in der Sitzzone, attraktivem Gewicht und lebenslanger Garantie in jeden Fall. Wir haben uns die Ausstattungsvariante Team Force XPLR AXS vorgeknöpft und herausgefunden, was der Ami-Schlitten wirklich taugt.

Macht auch außerhalb der USA eine gute Figur: Das Pivot Vault Team Force XPLR AXS.Foto: Georg GrieshaberMacht auch außerhalb der USA eine gute Figur: Das Pivot Vault Team Force XPLR AXS.

Das Pivot Vault Team Force XPLR AXS im Detail

  • Preis: 5499 Euro
  • Einsatzbereich: Gravelbike
  • Laufradgröße: 700C/28”
  • Reifenbreite (verbaut / maximal): 40 / 50 mm
  • Gewicht Komplettbike: 8,8 kg (Größe XL)
  • Maximal zulässiges Systemgewicht: 140 kg
  • Garantie: lebenslang
  • Anzahl Flaschenhalteraufnahmen: 4
  • Kompatibel mit Dropper-Post: ja
  • Kompatibel mit Umwerfer: ja
  • Besonderheiten: Rahmenstaufach, Iso-Flex-Komfort-Technologie, Schutzblech-Aufnahme, UDH-Schaltauge, Montagepunkte für Tool-Mount und Oberrohrtasche

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In unserem knapp 5500 Euro teuren Testaufbau setzt das Gravelbike von Pivot noch auf einen klassischen 12fach-Antrieb. Im Vergleich zu den neuen 13-fach-Antrieben fällt die Kassette der Sram Force XPLR AXS klein aus.Foto: Georg GrieshaberIn unserem knapp 5500 Euro teuren Testaufbau setzt das Gravelbike von Pivot noch auf einen klassischen 12fach-Antrieb. Im Vergleich zu den neuen 13-fach-Antrieben fällt die Kassette der Sram Force XPLR AXS klein aus.

An alles gedacht

Bereits im Stand macht das Pivot Vault einen sehr durchdachten Eindruck. Die Entwickler lassen dem Kunden die Wahl, ob die Leitungen vollintegriert durch den Steuersatz oder - wie an unserem Testbike - teilintegriert durch sauber verarbeitete Öffnungen in den Rahmen laufen. Schrauber freuen sich über eine Serviceklappe und viel Platz für Züge im Tretlagerbereich.

Wie es sich für ein modernes Gravelbike einer MTB-Marke gehört, ist der Rahmen für den Einsatz einer Variosattelstütze (Dropper-Post) und Reifenbreiten bis 50 Millimeter ausgelegt. Alternativ ließe sich das Bike auch mit 2,0 Zoll breiten 27,5er-Laufrädern bestücken. Auch mit einer Federgabel wäre das Vault kompatibel. Ab Werk gibt es diese Ausstattungsoption allerdings nicht.

Im Einfach-Setup ohne montierten Umwerfer ist die Schnittstelle optisch dezent abgedeckt. Dank UDH-Schaltauge kann der Rahmen auch mit Mountainbike-Schaltwerken von Sram aus dem Transmission-Kosmos bestückt werden. Das Tretlager wird verpresst. Bei Bedarf lassen sich am Chassis Schutzbleche montieren.

Alle Optionen: Züge können am Pivot Vault sauber geklemmt in den Rahmen oder durch den Steuersatz laufen.Foto: Georg GrieshaberAlle Optionen: Züge können am Pivot Vault sauber geklemmt in den Rahmen oder durch den Steuersatz laufen.

Interessanterweise entscheidet sich Pivot als einziger Hersteller in unserem Testfeld gegen Gewinde für Gepäckhalterungen an der Starrgabel. Dafür passen ganz ohne Sonderlösung bis zu vier Trinkflaschen an den Rahmen. Auf dem Unterrohr können zwei Halter in Reihe montiert werden, ein weiterer findet unter dem Unterrohr seinen Platz - super für die nächste Wüstendurchquerung! Das maximal freigegebene Systemgewicht liegt mit 140 Kilo hoch.

Am Übergang von Sitzrohr zu Sattelstütze besitzt das Pivot Vault ein Alleinstellungsmerkmal: Die sogenannte “Iso-Flex”-Technologie soll Vibrationen, welche den Hauptrahmen vom Untergrund erreichen, durch ein Gummi-Element von der Stütze entkoppeln. Davon verspricht sich Pivot mehr Sitzkomfort und in letzter Konsequenz weniger Ermüdung auf ruppigen Gravel-Pisten und langen Ritten.

Ohne Gewinde für Gepäck baut die Carbon-Gabel des Pivot Vault schlank. Das Gewicht des Gravelbikes liegt mit knapp 8,8 Kilo niedrig.Foto: Georg GrieshaberOhne Gewinde für Gepäck baut die Carbon-Gabel des Pivot Vault schlank. Das Gewicht des Gravelbikes liegt mit knapp 8,8 Kilo niedrig.

Ausstattung

Pivot bietet das Vault in sieben Ausstattungsvarianten und sechs verschiedenen Rahmengrößen (XXS / XS / SM / MD / LG / XL) an. Zwischen 4199 und 6899 Euro müssen für das Carbon-Gravelbike investiert werden. Unser Testbike trägt die Modellbezeichnung Pivot Vault Team Force XPLR AXS, kostet 5499 Euro und zeichnet sich durch folgende Ausstattung aus:

  • Schaltung: Sram Force XPLR AXS, 1 x 12
  • Kassette / Übersetzungsbandbreite: Sram Force XPLR 10-44T / 440 %
  • Kurbel / Kettenblattgröße: Sram Force 1 Wide DUB / 40T
  • Bremsen / Scheibengröße: Sram Force AXS HRD / 160/160 mm
  • Laufräder: DT Swiss ER 1600 Spline 23 mm
  • Reifen: WTB Vulpine 700C x 40 Light/Fast Rolling 120 TPI Dual DNA SG2
  • Sattelstütze / Durchmesser: Pivot Phoenix Pro Iso Flex Carbon / 27,2 mm
  • Cockpit / Länge / Breite (Ober-/Unterlenker): Zipp / 75 mm / 480/550 mm
Im Rahmenstaufach verbergen sich zwei Zubehör- und Werkzeugtaschen. Der Verschluss läuft sauber und klapperfrei.Foto: Georg GrieshaberIm Rahmenstaufach verbergen sich zwei Zubehör- und Werkzeugtaschen. Der Verschluss läuft sauber und klapperfrei.

Daten aus dem BIKE-Testlabor

Bei BIKE betreiben wir einen beispiellosen Aufwand, um Fahrräder zu testen. Als einziges Fachmagazin weltweit betreiben wir ein eigenes Testlabor. Die ermittelten Daten stützen die Eindrücke aus dem Praxistest. Auch bei den Geometriedaten verlassen wir uns nicht ausschließlich auf die Herstellerangaben, sondern setzen selbst das Lasermessgerät an.

  • Komplettgewicht: 8,75 kg (Größe XL, ohne Pedale)
  • Laufradgewicht: 3595 g (inkl. Reifen, Tubeless-Milch u. -Ventile, Kassette, Bremsscheiben, Steckachsen)
  • Laufradbeschleunigung: 2377 kg x cm² (je geringer der Wert, desto besser die Beschleunigung)
Am Gravelbike von Pivot sind nicht nur die Reifen schmal. Die Allroad-Laufräder von DT-Swiss besitzen eine geringe Maulweite.Foto: Georg GrieshaberAm Gravelbike von Pivot sind nicht nur die Reifen schmal. Die Allroad-Laufräder von DT-Swiss besitzen eine geringe Maulweite.

Geometrie

  • Sitzrohrlänge real: 540 mm
  • Lenkwinkel: 70,5°
  • Sitzwinkel: 73°
  • Oberrohrlänge: 620 mm
  • Steuerrohrlänge: 201 mm
  • Kettenstrebenlänge: 420 mm
  • Radstand: 1090 mm
  • BB-Drop: -71 mm
  • Nachlauf: 72 mm
  • Reach: 416 mm
  • Reach+: 580 mm
  • Stack: 659 mm
  • Stack+: 703 mm
  • STR: 1,58
  • STR+: 1,211
Platz da! Das Sitzrohr weicht dem Hinterrad aus und schafft Raum für kurze Kettenstreben. Im Einfach-Ornat ohne montierten Umwerfer ist die Schnittstelle optisch dezent abgedeckt.Foto: Georg GrieshaberPlatz da! Das Sitzrohr weicht dem Hinterrad aus und schafft Raum für kurze Kettenstreben. Im Einfach-Ornat ohne montierten Umwerfer ist die Schnittstelle optisch dezent abgedeckt.

So fährt sich das Pivot Vault Gravelbike in der Praxis

Das Gravelbike von Pivot fährt beim Reach, vor allem aber beim Stack hohe Werte auf. Gleichzeitig fällt die Sitzrohrlänge auffällig kurz aus, was die Größenwahl erschweren kann. Tatsächlich reichte die Länge der ab Werk verbauten Sattelstütze gerade so aus, um unserem 1,90 Meter großen Tester (790 Millimeter Sitzhöhe) auf dem XL-Rahmen einen passenden Platz zu bieten.

Wie auch viele Mountainbikes aus demselben Hause kommt das Pivot-Gravelbike mit eher flachem Sitzwinkel, was die Sitzposition etwas in die Länge zieht. Trotzdem lässt sich die Position an Bord dank des kurzen, aber hohen Cockpits noch als ausgeglichen zwischen sportlich und komfortabel bezeichnen. Extreme sucht man in der Geometrietabelle vergebens.

Apropos komfortabel: Der lange Stützenauszug und das Flex-Element im Rahmen wirken Wunder. Auf dem Prüfstand des BIKE-Testlabors zeigte das Vault einen erstaunlich hohen Wert beim Sitzkomfort und bestätigte damit die Eindrücke aus der Praxis.

Die Iso-Flex-Technologie hält Vibrationen von der Sattelstütze fern. Der Sattelauszug reicht in Rahmengröße XL gerade so für einen 190 Zentimeter großen Fahrer.Foto: Georg GrieshaberDie Iso-Flex-Technologie hält Vibrationen von der Sattelstütze fern. Der Sattelauszug reicht in Rahmengröße XL gerade so für einen 190 Zentimeter großen Fahrer.

Der Zipp-Lenker des Pivot-Gravelbikes bietet mit seinem abgeflachten Profil schöne Griffpositionen und besitzt unter Laborbedingungen einen guten Flex. Allerdings verbauen die Amerikaner nicht nur die schmalste Felgeninnenweite von 22 Millimetern, sondern auch die schmalsten Reifen im Testfeld. Sie setzen als einzige auf 40 Millimeter Asphaltschneider-Gummis in Kombination mit einem Allroad-Rennrad-Laufradsatz.

Die im Vergleich zu breiteren Felgen-Reifen-Kombis verringerte Dämpfung macht die per se angenehme Nachgiebigkeit der Front leider zunichte und sorgt dafür, dass der Komfort-Unterschied zwischen vorne und hinten merklich hoch ausfällt. Tuning-Tipp: breitere Reifen im Tubeless-Setup.

So aber erreicht das Vault mühelos die besten Beschleunigungswerte im Vergleich. Das Pivot rollt auf allen Untergründen willig und spielt beim Vortrieb im Testfeld zum Bikepacking-Spezialisten von Salsa in einer eigenen Liga.

Im Gelände kann der Komfort an der Front des Pivot Vault Gravelbikes leider nicht mit dem des eigenen Hecks mithalten.Foto: Georg GrieshaberIm Gelände kann der Komfort an der Front des Pivot Vault Gravelbikes leider nicht mit dem des eigenen Hecks mithalten.

In Sachen Antrieb musste unser Testbike noch mit der “alten” Sram Force XPLR AXS auskommen. Mit zwölf statt 13 Gängen und nur 44 Zähnen am kleinsten Kettenblatt fehlt dem grünen Flitzer im Vergleich zu Alutech oder Marin ein leichter Berggang. In alpinem Gelände kann das Limits setzen und das Pivot muss vor allem die Gelände-Experten von Canyon, Propain und Santa Cruz mit ihrem MTB-Kassetten ziehen lassen.

Da das Vault mit 8,75 Kilo das zweitleichteste Rad ist, sind Touren mit vielen Höhenmetern trotzdem drin, der Pilot muss jedoch häufiger in den Wiegetritt wechseln. Unter Last drehen die zahm profilierten WTB-Gummis mit ihrem fast geschlossenen Mittelsteg auf Waldwegen schon mal durch. Grip und Traktion sind vor allem bei feuchten Bedingungen Mangelware.

Schmale Reifen gleich wenig Traktion und Dämpfung. Breitere Gummis würden dem Gravelbike von Pivot guttun.Foto: Georg GrieshaberSchmale Reifen gleich wenig Traktion und Dämpfung. Breitere Gummis würden dem Gravelbike von Pivot guttun.

In Trailabfahrten profitiert das Vault von den Sicherheitsreserven seiner langen Geometrie. Kontrolliert und berechenbar läuft es gen Tal. Limits stecken wieder nur die schmalen Reifen und der mäßige Komfort in der Front, welcher die Arme schnell ermüdet. Dank der nur 420 Millimeter kurzen Kettenstreben bleibt das Pivot trotz seiner Dimensionen handlich und lässt sich problemlos durch enge Kurven drücken.

Hier macht sich auch das kurze Sitzrohr bezahlt. Im Luftraum über dem Oberrohr ist viel Bewegungsfreiheit. Geübten Fahrern bringt das auch ganz ohne Dropper-Post die Möglichkeit für radikale Fahrmanöver. Für ein gutmütiges Lenkverhalten sorgen der kurze Vorbau und der moderat flache Lenkwinkel.

Auf dem Unterrohr des Pivot Vault lassen sich zwei Flaschenhalter in Reihe schalten.Foto: Georg GrieshaberAuf dem Unterrohr des Pivot Vault lassen sich zwei Flaschenhalter in Reihe schalten.

Fazit

Geometrie und Details des Rahmens machen das Pivot-Chassis zu einer starken Basis für ein tolles Gravelbike. Vortrieb und Sitzkomfort liegen auf einem hohen Niveau, die Fahreigenschaften sind ausgeglichen und ohne echte Schwächen. Eingeschränkt wird das Lob fürs Vault nur aufgrund der mittelprächtigen Ausstattung, allen voran der schmalen Felgen-Reifen-Kombination. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur

Pro

  • schneller Vortrieb
  • gute Werte beim Sitzkomfort dank Iso-Flex
  • ausgeglichene Fahreigenschaften mit viel Bewegungsfreiheit über dem Bike
  • detailreicher Rahmen mit Staufach und vier Flaschenhalteraufnahmen

Contra

  • schmale Reifen schränken Komfort, Traktion und Abfahrtspotential ein
  • Preis-Leistung der Ausstattung fällt im Vergleich ab
BIKE-Redakteur Jan TimmermannFoto: Georg GrieshaberBIKE-Redakteur Jan Timmermann

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