Sandra Schuberth
· 27.06.2025
Das Cervélo Áspero-5 ist ein reinrassiger Gravelracer, das unter anderem für den Einsatz bei UCI-Gravelrennen gedacht ist. Der Hersteller sieht offenbar die Notwendigkeit, die Zukunft des Gravelbikes mitzugestalten. Aerodynamik sei im Gravelbereich ein zu wenig studierter Faktor, die angebotenen Komponenten hinken den Trends im Gravelracing hinterher - sagt Cervélo. Ziel des war es, das schnellste Gravelbike zu erschaffen mit einem Rahmengewicht von unter 1000 Gramm und einem Gabelgewicht von unter 400 Gramm bei gleichbleibenden Steifigkeitswerten.
Zudem wurden in der Entwicklung folgende Punkte festgelegt:
Das Ergebnis, sagt Cervélo, sei 37 Watt schneller als das “alte” Áspero-5 und 34 Watt schneller als die nächste Konkurrenz. Vergleichswerte gibt der Hersteller vom Ridley Kanzo und vom Trek Checkmate an. Auf welche Geschwindigkeiten oder Randbedingungen sich die Werte beziehen, geht aus der Mitteilung jedoch nicht hervor.
Jetzt aber zum Rad.
Das überarbeitete Cervélo Áspero-5 sei aerodynamisch schneller, dazu sei die Oberfläche des Rahmens vergrößert und optimiert worden. Es hat zudem ein Staufach im Unterrohr bekommen, einen neuen Lenker und eine Sattelstütze ohne Versatz. Gleichzeitig sei aber das Gewicht um 66 Gramm verringert worden.
Die Verniedlichung mit “-chen” wird dem Gravelbike eigentlich nicht gerecht. Geschwisterchen bezieht sich auf die optischen Ähnlichkeiten zwischen dem Cervelo S5, mit dem das Team Visma | Lease a Bike, ehemals Jumbo | Visma, viele Rennen bestreitet. Die Form des Rahmendreiecks nimmt Anleihen am Aero-Straßenrenner - es besitzt den gleichen Oberrohrwinkel und den markanten Schwung im Sitzrohr.
Auch mit einem vergleichsweise tiefen Tretlager will sich Cervélo aerodynamische Vorteile und ein sichereres Fahrverhalten erkaufen - das Áspero grenzt sich damit klar vom Wettkampf-Crossrad R5-CX ab, das parallel im Programm ist. Das ist auch ein Signal an andere Hersteller, die versuchen, die beiden doch recht gegensätzlichen Wettkampf-Gattungen in einem Rad zu vereinen, wie Specialized mit dem Crux oder Cannondale mit dem SuperX.
Am Cockpit setzt Cervélo auf einen Lenker mit 12° Flare, der komplett integrierte sowie halb integrierte Kabelführung zulässt. An den Hoods ist er 400 Millimeter breit, in den Drops 46. Drop und Reach wurden verringert. Insgesamt soll auch der Lenker für eine bessere Aerodynamik und das schnellste zweiteilige Cockpit auf dem Markt sein. Die Form des Lenkers mit Rundklemmung und davor liegendem “Aero-Spoiler” dürfte manchen bekannt vorkommen: Vor etwa zehn Jahren hatte Cervélo ein ähnliches Modell für das damalige S5 entwickelt, als es noch mit Felgenbremsen fuhr.
Mit dem System lässt sich die Höhe des Cockpits anpassen, ohne die Bremsleitungen neu zu verlegen. Der Vorbau lässt sich tauschen und muss nicht vom Hersteller kommen, andere Vorbauten sind kompatibel. Mit mechanischen Schaltungen ist das Rad aber nicht kompatibel.
Apropos Aerodynamik. Der Lenker ist mit den Aerobars vom S5 kompatibel, es müssen aber neue Adapter-Klemmen verwendet werden. Warum Aerobars? Klar, für die Aerodynamik und weil sie ein fester Bestandteil vieler Gravelrennen sind. Auch das Ziel der Sattelstütze ohne Versatz hat der Hersteller umgesetzt.
Das Sitzrohr in Kombination mit extra breiten Sitzstreben ist so geformt, dass es breitere Reifen und Laufräder abschirmt. Die Reifenfreiheit beträgt 45 Millimeter. Die Tendenz geht zu breiteren Reifen, auch Breiten über 45 Millimeter sind keine Seltenheit mehr und werden auch von Profis in Rennen gefahren.
Die Geometrie des Gravel-Racers spiegelt von der Sitzposition her die vom Cervélo Soloist. Das Tretlager ist 80 Millimeter abgesenkt und damit 4 Millimeter tiefer, um ein besseres Handling und Stabilität zu erreichen.
Den verstellbaren Gabelnachlauf mittels drehbarem Ausfallende hat Cervélo beim neuen Áspero wieder aufgegeben. Statt dessen setzt der Hersteller darauf, eine ähnliche Anpassung über die Wahl der Reifen zu lösen.. Entweder fahre man vorn und hinten die gleiche Reifenbreite. Diese Einstellung ist für technischeres Terrain ideal. Oder man wählt vorne Reifen, die etwas schmaler sind als hinten, zum Beispiel 40 und 44 Millimeter. Das führe zu einem steileren Steuerrohr- und Sitzrohr-Winkel und zu einem kürzeren Trail. Der Luftwiderstand würde außerdem verringert. Einsatz: weniger technisches Terrain, reaktionsfreudigeres Rad.
An der Gabel wurden die Montagepunkte für Bremsen überarbeitet, bei denen die Einstellung jetzt vergleichbar mit Flat Mount Bremsen am Heck funktioniert. Dadurch sei Gewicht gespart worden, weil keine Metallinserts mehr in der Gabelscheide sitzen. Ausgelegt ist das Rad auf 160 Millimeter Bremsscheiben. Noch ein paar Gramm wurden eingespart durch eine andere Art der Achs-Aufnahme.
Einfach oder Zweifach? Das Cervélo Áspero-5 kann beides. Ohne Einbußen am aerodynamischen Profil. Dafür gibt es ein kleines Cover für die Stelle, wo sonst der Umwerfer montiert werden kann. Eine integrierte Kettenführung passt für Kettenblätter zwischen 36 und 52 Zähnen - letztere auch bei Ausnutzung der maximalen Reifenbreite.
Das Staufach im Unterrohr lässt einen cleanen Look bewahren, da Essentials in dem schnell zugänglichen Fach verstaut werden können. Der Deckel sei laut Hersteller leichter als bei anderen. Auch wichtig: Das Staufach beeinträchtigt weder die Steifigkeit noch die Aerodynamik. Bei Rennen mit Pit Stop wie beim Unbound 200, fährt man eher auf einem Platten weiter bis zur nächsten Aid Station, bei Rennen ohne Support muss man Defekte selbst beheben. Da ist das Staufach wichtig.
Das A steht für asymmetrisch, es wird in den Rahmen geschraubt und sei leichter zu warten.