Wie man Fahrräder baut, muss man in Mattighofen niemandem erklären. Stark im Touren- und Sport-Segment liegt Gravel quasi in der DNA der KTM Fahrradschmiede. Übrigens: Mit KTM Motorrädern haben die Fahrräder absolut nichts zu tun. Seit den Neunzigern schon ist KTM Fahrrad unabhängig. Und den Trend zum Gravel haben die Österreicher genauso früh erkannt, wie das diese Bikes auch als voll ausgestattete Randonneure mit Licht und Schutzblechen Sinn ergeben. Das X-Strada mit dem Zusatz LFC (kurz für Light-Fender-Carrier) für ist das Kind dieser Erkenntnisse.
Für unter 2000 Euro stattet KTM den Randonneur bereits mit einer Carbon-Gabel aus, der Rahmen besteht aus Aluminium. Für die Ausstattung bleibt entsprechend etwas weniger Geld. Die GRX 400 Gravel-Schaltung bremst und schaltet solide, ist in Sachen Wertigkeit aber kein Highlight. Dafür punktet sie mit vielseitiger Zweifach-Kurbel zum Strecke-Machen und mit einer Shadow-Plus-Dämpfung am Schaltwerk, die auf Rumpel-Wegen die Kette im Zaum Hält.
Die SUV-Parts kommen an vielen Stellen von Markenherstellern. Die 45 Millimeter breiten SKS Bleche sind aber etwas wackelig, genauso wie der KTM-Seitenständer. Immerhin ist überhaupt einer verbaut. Eine ungewöhnliche Wahl sind die Akku-Lichter von Busch und Müller. Eine Dynamo-Lösung wäre für den Alltag praktischer. Auch die 50 Lux des Frontscheinwerfers taugen eher zum Gesehen-Werden als um dunkle Waldwege zu beleuchten.
Also Seitenständer eingeklappt und los geht’s! Mit 12,7 Kilogramm ist das KTM kein superleichtes Sprint-Monster aber geht noch ganz gut vorwärts. Randonneure dieser Preisklasse sind mit um 12 Kilo oft noch ein kleines bisschen leichter. Dafür funktioniert auch die günstige Shimano-Gruppe gut und ermöglicht mit der Zweifach-Kurbel eine feine Gangabstufung.
Prägend ist am X-Strada die sehr sportlich geratene Sitzposition. Der Fahrer sitzt spürbar nach vorne gebeugt und eher wie auf einem klassischen Langstrecken-Renner als auf einem Gravel- oder Alltagsrad. Das kommt Rennradfahrern entgegen, kann Gravel-Neulinge aber verschrecken. Etwas überrascht waren wir angesichts der Sitzposition von den griffigen G-One Bite-Reifen von Schwalbe. Sie rollen zwar auch noch gut, legen den Fokus aber schon eher etwas in Richtung Gelände.
Ein klares Highlight ist dafür der wertige Tubus-Gepäckträger, der bis 25 Kilogramm belastet werden darf. Das ist viel für ein Gravel-Bike mit Vollausstattung. Das etwas knapp bemessene Systemgewicht von 117 Kilogramm für Fahrer, Gepäck und Fahrrad zusammen relativiert den Vorteil aber ein wenig. Auch wäre es schön, wenn Schutzbleche und Ständer über Unebenheiten etwas weniger klappern würden.
Das X-Strada LFC hinterlässt bei uns etwas gemischte Gefühle. Schnellere Reifen, ein Dynamo und ein höherer Lenker würden dem Rad als Alltags- und Tourenmobil besser stehen. Auch könnte das X-Strada trotz Carbon-Gabel etwas leichter sein. Viele Marken-Parts und ein grundsätzlich gutes Finish zum fairen Kurs stehen dafür auf der Haben-Seite. - Adrian Kaether, Testleiter MYBIKE