10 Gravelbikes im VergleichWir testen Gravelbikes von MTB-Marken

Jan Timmermann

 · 18.09.2025

Haben Hersteller mit Mountainbike-Erfahrung bei der Konstruktion eines vielseitigen Gravelbikes einen Vorteil? Wir haben zehn Gravelbikes für den Test über Schotter und Trail gejagt.
Foto: Georg Grieshaber
​Hersteller mit Mountainbike-Hintergrund versuchen ihre Kompetenz aufs Gravelbike zu übertragen. Können ihre Kreationen mit Rennlenker überzeugen oder schießen die Gelände-Experten übers Ziel hinaus? Wir haben zehn besonders spannende Modelle von Alutech, Canyon, Giant, Marin, Pivot, Propain, Radon, Salsa, Santa Cruz und Scott getestet.

Gravelbikes sind aktuell die absolute Trend-Kategorie im Bikeshop. Der neuste Wurf an vielseitigen, sportlichen Rädern mit Dropbar spricht offenbar ein breites Publikum an. Alteingesessene Rennradfahrer blicken skeptisch auf breite Stollenreifen, Mountainbiker mustern misstrauisch krumme Lenker: Das Gravelbike ist weder Fisch noch Fleisch und gerade deshalb ein geniales Konzept für die Masse. In Deutschland verkaufen sich etwa genauso viele Gravelbikes, wie unmotorisierte Mountainbikes und Rennräder zusammengenommen. Jeder will eines, viele haben eines. Selbstverständlich wird da auch den Bike-Herstellern der Mund wässrig. Das Gravelbike ist die neue Cash-Cow zahlreicher Produktportfolios. Die Entwicklungsabteilungen großer Marken werden immer kreativer und versuchen der Gattung mehr und mehr aufregende Features einzuimpfen. Auch kleinere Labels, die traditionell dem MTB-Bereich zugewandt sind, versuchen sich am Gravelbike. Wir haben uns zehn frappierende Modelle dieser neuen Generation herausgepickt und wollten herausfinden, mit welchem Ansatz Biker am besten fahren.

Die Marken Alutech und Propain sind bei Rennradfahrern noch unbekannt. Wir haben Gravelbikes von Herstellern mit Mountainbike-Know-How getestet.Foto: Georg GrieshaberDie Marken Alutech und Propain sind bei Rennradfahrern noch unbekannt. Wir haben Gravelbikes von Herstellern mit Mountainbike-Know-How getestet.

Gravelbikes, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten

​Bei der Auswahl der Kandidaten für unseren Gravelbike-Test kam ein extrem bunter Fuhrpark zustande. Auf der einen Seite steht der Abenteuer-Spezialist Salsa Cutthroat, der Landrover Defender unter den Gravelbikes: Ein zuverlässiger Begleiter für Expeditionen auf Wegen fern der Zivilisation aber beim Ortsschild-Sprint nicht zu gebrauchen. Auf der anderen Seite findet sich das Radon Tigard mit elegantem Titanrahmen und gesitteten Fahreigenschaften gleich eines Rolls Royce Phantom. Im krassen Gegensatz dazu kommt das wilde Marin Headlands daher, welches mit seinem sympathischen Redneck-Charme nach kompromisslosem Fahrspaß im Stile einer Chevrolet Corvette giert. Dicht auf den Fersen ist ihm der Lotus Elise der Gruppe: Das quirlige Alutech Punk wuselt am liebsten mit offenem Verdeck über enge Passstraßen. Im Pivot Vault steckt ein Hauch vom Mercedes AMG GT: Überzeugend am Steuer aber nicht unbedingt beim Preis-Leistungsverhältnis.

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Gravelbikes mit Federgabel und Dropper-Post, wie hier das Propain Terrel CF Trail, gibt es inzwischen viele am Markt. Doch wie ist es um die Geländetauglichkeit der Bikes mit Dropbar wirklich bestellt?Foto: Georg GrieshaberGravelbikes mit Federgabel und Dropper-Post, wie hier das Propain Terrel CF Trail, gibt es inzwischen viele am Markt. Doch wie ist es um die Geländetauglichkeit der Bikes mit Dropbar wirklich bestellt?

Derweil erscheinen Canyon Grizl, Giant Revolt X, Propain Terrel CF und Santa Cruz Stigmata auf dem Hof der Händler besonders attraktiv. Mit ihren robusten Fahrgestellen und gefederten Fahrwerken versprechen sie gleich eines SUVs Allround-Qualitäten mit Gelände-Eignung zu vereinen, sind für den täglichen Weg zur Arbeit aber nicht die effizienteste Wahl. Und dann wäre da noch das Scott Scale Gravel. „Frech dieser Name! Da ist ja kein einziges Gravel-Teil dran“ echauffiert sich ein Test-Kollege beim Anblick des Starrgabel-Hardtails. Tatsächlich könnte man meinen die Schweizer hätten nur einen cleveren Weg gesucht, um volle Lager von Mountainbike-Altbeständen zu befreien. Oder ist ein Traktor am Ende doch der beste fahrbare Untersatz auf Schotter?

Gravelbiker wollen unterschiedlichstes Terrain unter die Reifen nehmen und dabei sportlich-schnell vom Fleck kommen. Wir checken im Test, ob die Rechnung aufgeht.Foto: Georg GrieshaberGravelbiker wollen unterschiedlichstes Terrain unter die Reifen nehmen und dabei sportlich-schnell vom Fleck kommen. Wir checken im Test, ob die Rechnung aufgeht.
​Schnelle Fahrten über abwechslungsreiche Untergründe - das versprechen sich Kaufinteressierte von einem Gravelbike. Viele unterschätzen dabei erstens, wie ausdifferenziert der Markt mittlerweile ist und zweitens, wie bunt es die Hersteller teilweise mit ihren Werbeversprechen treiben. Trotz Federgabel und Dropper Post braucht es eine gewisse Fahrtechnik, um ein Gravelbike im Gelände zu bewegen. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Gravelbikes sind keine Mountainbikes und das ist auch gut so. Biker, die mit einem Dropbar liebäugeln sollten aber nicht vergessen, für welches Terrain Gravelbikes wirklich designet sind.Foto: Georg GrieshaberGravelbikes sind keine Mountainbikes und das ist auch gut so. Biker, die mit einem Dropbar liebäugeln sollten aber nicht vergessen, für welches Terrain Gravelbikes wirklich designet sind.

Die 10 Test-Bikes

1. Alutech Punk 2.0

  • Preis: 6499 Euro
  • Gewicht: 8,5 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 45 mm
  • Besonderheiten: Fidlock-Rahmenstaufach, Gabel-Flip-Chip, UDH-Schaltauge
Das Alutech Punk macht seinem Namen alle Ehre: Das Fahrverhalten gibt sich frech, spaßig und wild.Foto: Georg GrieshaberDas Alutech Punk macht seinem Namen alle Ehre: Das Fahrverhalten gibt sich frech, spaßig und wild.

2. Canyon Grizl CF8 w/Rift

  • Preis: 3499 Euro
  • Gewicht: 10,6 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 45 mm
  • Besonderheiten: Rahmenstaufach, Carbonfeder-Sattelstütze, vorbereitet für Fidlock-Taschensystem, Federgabel mit Gepäckaufnahmen
Die Gravel-Federgabel von DT-Swiss hat uns im Test besonders überzeugt. Zu kaufen gibt es sie aktuell nur in den Gravelbikes von Canyon, wie diesem Grizl.Foto: Georg GrieshaberDie Gravel-Federgabel von DT-Swiss hat uns im Test besonders überzeugt. Zu kaufen gibt es sie aktuell nur in den Gravelbikes von Canyon, wie diesem Grizl.

3. Giant Revolt X Advanced Pro 2

  • Preis: 4299 Euro
  • Gewicht: 10,3 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 45 mm
  • Besonderheiten: Dropper-Post mit 25 mm Federweg, Gabel mit 40 mm Federweg, Flip-Chip, Carbon-Laufräder, Tubeless serienmäßig
Mit gefederter Sattelstütze inklusive Dropper-Funktion Federgabel und einer leichtfüßig-kompetenten Laufrad-Kombination ist das Giant Revolt X unser Tipp für leichte Trails.Foto: Georg GrieshaberMit gefederter Sattelstütze inklusive Dropper-Funktion Federgabel und einer leichtfüßig-kompetenten Laufrad-Kombination ist das Giant Revolt X unser Tipp für leichte Trails.

4. Marin Headlands 3

  • Preis: 4.499 Euro
  • Gewicht: 9,7 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 45 mm
  • Besonderheiten: Rahmenstaufach, Aufnahmen für Schutzbleche und Gepäckträger, Gepäck-Mounts an Oberrohr und Gabel, Dropper-Post
Als eines der ersten Medien in Europa durfte BIKE das brandneue Marin Headlands testen.Foto: Georg GrieshaberAls eines der ersten Medien in Europa durfte BIKE das brandneue Marin Headlands testen.

​5. Pivot Vault Team Force XPLR AXS

  • Preis: 5499 Euro
  • Gewicht: 8,8 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 40 mm
  • Besonderheiten: Rahmenstaufach, Iso-Flex-Komfort-Technologie, Schutzblech-Aufnahme, UDH-Schaltauge, Montagepunkte für Tool-Mount und Oberrohrtasche, lebenslange Garantie
Das Pivot Vault ist leicht, schick und kommt mit einem speziellen Komfort-Element an der Sattelstütze.Foto: Georg GrieshaberDas Pivot Vault ist leicht, schick und kommt mit einem speziellen Komfort-Element an der Sattelstütze.

​6. Propain Terrel CF Trail

  • Preis: 3644 Euro
  • Gewicht: 10,7 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 45 mm
  • Besonderheiten: Rahmenstaufach, Federgabel, Dropper-Post, Aufnahme für Schutzblech , Online-Konfigurator
Kommt mit jeder Menge starker Technologie vom Mountainbike: Das geländegängige Propain Terrel CF Trail.Foto: Georg GrieshaberKommt mit jeder Menge starker Technologie vom Mountainbike: Das geländegängige Propain Terrel CF Trail.

​7. Radon Tigard GRX Di2

  • Preis: 5999 Euro
  • Gewicht: 9,9 kg
  • Rahmenmaterial: Titan
  • Reifenbreite: 45 mm
  • Besonderheiten: Gravelbike mit Titanrahmen und lebenslanger Garantie vom Direktversender, Aufnahme für Schutzbleche und Gepäckträger
Das Tigard ist das teuerste Bike von Radon ohne E-Motor. Der Titanrahmen ist vorbildlich verarbeitet und die Fahreigenschaften sind zivilisiert.Foto: Georg GrieshaberDas Tigard ist das teuerste Bike von Radon ohne E-Motor. Der Titanrahmen ist vorbildlich verarbeitet und die Fahreigenschaften sind zivilisiert.

​8. Salsa Cutthroat C GRX 1x

  • Preis: 3799 Euro
  • Gewicht: 11,2 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 29 x 2,2”
  • Besonderheiten: kompatibel mit MTB-Federgabel, Aufnahmen für Gepäckträger, große Reifenfreiheit, viel Raum für Rahmentasche, Boost-Standards, Flex-Hinterbau
Salsa stellt mit dem Cutthroat so etwas wie die Benchmark für Bikepacking-Bikes. Entwickelt wurde das Carbon-Gravelbike für die abenteuerliche Route der Tour Divide.Foto: Georg GrieshaberSalsa stellt mit dem Cutthroat so etwas wie die Benchmark für Bikepacking-Bikes. Entwickelt wurde das Carbon-Gravelbike für die abenteuerliche Route der Tour Divide.

​9. Santa Cruz Stigmata Rival 1x Rudy

  • Preis: 5299 Euro
  • Gewicht: 9,8 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 45 mm
  • Besonderheiten: lebenslange Garantie, Rahmenstaufach, Schutzblechmontage möglich, UDH-Schaltauge
Santa Cruz schafft es mit dem Stigmata trotz Federgabel und Rahmenstaufach unter zehn Kilo zu bleiben.Foto: Georg GrieshaberSanta Cruz schafft es mit dem Stigmata trotz Federgabel und Rahmenstaufach unter zehn Kilo zu bleiben.

10. Scott Scale Gravel 10

  • Preis: 2799 Euro
  • Gewicht: 10,9 kg
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Reifenbreite: 29 x 2,4”
  • Besonderheiten: MTB-Hardtail mit Starrgabel, Gepäckaufnahmen an der Gabel, Inner-Barends serienmäßig, Flatbar
Ist es ein Gravelbike? Ist es ein Mountainbike? Fest steht: Das Scott Scale Gravel polarisiert wie kein zweites Bike im Test.Foto: Georg GrieshaberIst es ein Gravelbike? Ist es ein Mountainbike? Fest steht: Das Scott Scale Gravel polarisiert wie kein zweites Bike im Test.

Reifenwahl am Gravelbike

​In der Theorie rollen breite Traktor-Reifen sogar leichter als schmale Pellen. Bei identischem Luftdruck sind ihre Bodenaufstandsflächen gleich groß aber unterschiedlich geformt. An der länglichen Fläche eines schmalen Reifens muss in Fahrtrichtung mehr Material verformt werden. Der bremsende Hebelarm des breiten Reifens ist dagegen kleiner. Rollwiderstand hängt jedoch nicht nur von Breite und Druck, sondern auch von Aufbau und Untergrund ab. Bei sehr hohen oder sehr niedrigen Geschwindigkeiten wird dessen Stellenwert durch Luftwiderstand beziehungsweise Laufradträgheit gestochen. In Sachen Aerodynamik und Beschleunigung haben Scott und Salsa mit ihren fetten Schlappen klar das Nachsehen.

Durch die anders geformte Aufstandsfläche besitzt ein breiter Reifen einen kürzeren bremsenden Hebelarm und dadurch weniger Rollwiderstand.Foto: Georg GrieshaberDurch die anders geformte Aufstandsfläche besitzt ein breiter Reifen einen kürzeren bremsenden Hebelarm und dadurch weniger Rollwiderstand.Auf Schotter sind breite Reifen im Vorteil. Damit Aerodynamik und Beschleunigung im grünen Bereich bleiben, setzt der Großteil unserer Testbikes auf 45 Millimeter breite Gravel-Reifen.Foto: Georg GrieshaberAuf Schotter sind breite Reifen im Vorteil. Damit Aerodynamik und Beschleunigung im grünen Bereich bleiben, setzt der Großteil unserer Testbikes auf 45 Millimeter breite Gravel-Reifen.

​ Ansonsten herrscht Einigkeit unter den Gravelbikes: sieben von zehn Herstellern setzen auf 45 Millimeter Reifenbreite. Einzig das Pivot bricht nach unten aus. Interessant: Während noch vor wenigen Jahren viele Gravelbikes auf Schwalbe rollten, finden sich deren Gummis in unserem Testfeld nur noch bei Canyon. Außerdem auffällig war die schlechte Dauerdichtigkeit fast aller Tubeless-Systeme im Test. Das klappt bei breiten Mountainbike-Reifen definitiv besser.

​Viele Gravelbikes versuchen mit ihrer Geometrie und Ausstattung näher ans Mountainbike zu rücken. Lang-flache Rahmen, Federgabel, Dropper-Post und breite Reifen: Für die Fahrsicherheit ist das ein Gewinn. Leichte Bikes sind in dieser Riege jedoch teuer. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Ist das noch Gravelbike-Terrain? Bei der Frage ob Bikes mit Dropbar auch auf den Trail gehöre scheiden sich die Geister. Tourenplanungs-Software baut jedoch gerne mal einen Trailabschnitt in die Gravel-Runde ein.Foto: Georg GrieshaberIst das noch Gravelbike-Terrain? Bei der Frage ob Bikes mit Dropbar auch auf den Trail gehöre scheiden sich die Geister. Tourenplanungs-Software baut jedoch gerne mal einen Trailabschnitt in die Gravel-Runde ein.

Sitzkomfort am Gravelbike

​Mehr Divergenz gibt es in unserer Gravelbike-Testgruppe beim Thema Sitzen. Die Fahrpositionen im Sattel reichen von kurz-tief auf dem Alutech über kurz-hoch bei Radon und Salsa sowie lang-hoch auf dem Propain bis lang-tief beim Marin. Canyon, Salsa und Pivot integrieren spezielle Flex-Funktionen ins System aus Rahmen und Sattelstütze, welche den Komfort in der Praxis jedoch nur teilweise verbessern können. Mit der gefederten Variostütze im Giant kann niemand mithalten. Das geländegängige Sondermodell des taiwanesischen Bike-Giganten ist unser Tipp für Fahrten in ruppiges Terrain. Alutech und Radon ausgenommen setzt das Testfeld auf laufruhige Geometrien mit lang dimensionierten Hauptrahmen und zumeist flachen Lenkwinkeln. Besonders bei Propain, Santa Cruz und Marin ist die Downhill-Prägung nicht zu leugnen. Sie vertragen viel Speed, brauchen jedoch beim Handling über verwinkelte Kurse teils viel Nachdruck.

Viele der getesteten Gravelbikes von Mountainbike-Herstellern priorisieren Laufruhe über Agilität. Das Alutech Punk gibt sich auffällig quirlig.Foto: Georg GrieshaberViele der getesteten Gravelbikes von Mountainbike-Herstellern priorisieren Laufruhe über Agilität. Das Alutech Punk gibt sich auffällig quirlig.

Federgabel am Gravelbike

​Geht es um eine Empfehlung für groben Schotter, Schlagloch-Pisten und einfache Trails, haben Gravelbikes mit gefederten Gabeln einen entscheidenden Vorteil. Überall dort wo die glatte Forststraße endet ist eine Federgabel ein wahrer Gamechanger. In der Welt der Mountainbikes sind 40 Millimeter Federweg extrem wenig. Unsere Labor- und Praxistests bestätigen aber: Der Komfortgewinn an der Front ist immens. Weniger Ermüdung und mehr Kontrolle verbessern die Fahreigenschaften in unsanften Streckenabschnitten signifikant. Wie viel Trail-Action mit einem Gravelbike noch Sinn ergibt, ist ein ewiges Streitthema der Szene. Fakt ist jedoch, dass quasi jede Tourenplanungs-Software hier und da eine schlecht gepflegte Schotterabfahrt oder einen kurzen Singletrail in eine Gravel-Runde einbaut.

Federgabeln sollen Gravelbikes die Gelände-Eignung einimpfen. Für Sicherheit und Fahrverhalten auf dem Trail zählen aber auch andere Aspekte, wie Geometrie und Handling.Foto: Georg GrieshaberFedergabeln sollen Gravelbikes die Gelände-Eignung einimpfen. Für Sicherheit und Fahrverhalten auf dem Trail zählen aber auch andere Aspekte, wie Geometrie und Handling.

Mit den zusätzlichen Reserven einer F​edergabel und womöglich noch einer vom Lenker aus versenkbaren Dropper-Post fahren Gravelbiker mit mehr Sicherheitsgefühl und müssen in fremder Umgebung seltener schieben. Hier tun sich wiederum das komfortable Giant und das vielseitige Canyon hervor, welches mit einer Eigenentwicklung an der Gabel auffällig sensibel über Unebenheiten läuft. Propain integriert Mountainbike-Technologie nicht nur preiswert, sondern dank funkbasiertem Ecosystem auch ästhetisch ins Gravelbike. Im Vergleich zu einer Carbongabel bringt eine Federgabel nicht nur mehr Komplexität und Wartungsaufwand, sondern auch rund 750 Gramm Mehrgewicht ans Rad. Nur das Santa Cruz bleibt noch knapp unter zehn Kilo.

Die Faszination Gravelbike ist auch an das leichte Gewicht der Gattung geknüpft. Die Bikes von Alutech und Pivot knacken die Neun-Kilo-Marke.Foto: Georg GrieshaberDie Faszination Gravelbike ist auch an das leichte Gewicht der Gattung geknüpft. Die Bikes von Alutech und Pivot knacken die Neun-Kilo-Marke.

Alternative Starrgabel-Hardtail

​Keine Federgabel aber einen MTB-Lenker besitzt das Scott Scale Gravel-Hardtail. Durch diesen lässt sich das Bike im Gelände um Welten einfacher kontrollieren als klassische Gravelbikes. Komfort- und Ausstattungsnachteile muss es aber in Kauf nehmen, schließlich kostet es bedeutend weniger als seine Kontrahenten. Mountainbikes mit Starrgabel sind am Markt extrem rar, dürften für so manchen Gravelbiker aber ein spannendes Konzept darstellen. Mit Spannung erwarten wir, dass noch mehr Hersteller auf den Zug aufspringen. Schließlich verschwimmen die Grenzen zwischen Rennradfahrern und Mountainbikern schon jetzt.

Das Scott Scale Gravel ist als Starrgabel-Hardtail ein echter Exot. Im Test konnte das Konzept überzeugen.Foto: Georg GrieshaberDas Scott Scale Gravel ist als Starrgabel-Hardtail ein echter Exot. Im Test konnte das Konzept überzeugen.

Fazit von BIKE-Redakteur Jan Timmermann

​Nein, eine einheitliche Definition des Gravelbikes hat sich noch nicht trennscharf manifestiert und ja, der Einfluss des Mountainbikes ist für Markt ein Gewinn. Bikes, wie das Giant Revolt X, verschieben die Limits des Fahrbaren. Für lange, autarke Touren geht kaum ein Weg am Salsa Cutthroat vorbei. Propain und Canyon beweisen, dass MTB-Technik am Gravelbike erstens nicht zwingend teuer sein muss und zweitens noch nicht bis ins letzte Detail ausentwickelt ist. Welche Reifenbreite sich eines Tages etablieren wird und an welcher Art Lenker Gravelbiker in Zukunft greifen werden bleibt spannend, denn der Diskurs hält weiter an.

BIKE-Redakteur Jan TimmermannFoto: Georg GrieshaberBIKE-Redakteur Jan Timmermann

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