Adrian Kaether
· 21.08.2025
Schon länger macht sich Stevens mit E-Bikes einen Namen. Obwohl die Hamburger eigentlich im sportlichen Segment mit Rennlenker zu Hause sind, konnten auch die motorisierten Räder schon diverse Testsiege einfahren. Das E-Inception sahnte bei den Mountainbikes ab, das leichte Urban-Bike E-Strada FEQ sicherte sich den Sport-Tipp in unserem letzten Test leichter E-Bikes.
Mit dem E-Simeto wagt Stevens nun den Spagat. Mit Bosch Light Motor Performance SX ist das Rad leichter als klassische E-Bikes, soll aber mehr Komfort und eine deutlich unkompliziertere Handhabung bieten als das minimalistische E-Strada. Wir testen, ob das Konzept auch in der Praxis aufgeht.
Herzstück des E-Simeto ist der Bosch Performance SX Motor (hier im Test), den man sonst vor allem von sportlichen Light-E-Mountainbikes kennt. Allerdings macht sich der kleine Bosch auch in leichten Urban- und Trekkingrädern prima und drückt beispielsweise beim guten und günstigen Centurion Speeddrive (hier im Test) das Gewicht auf deutlich unter 20 Kilo.
Gegenüber einem klassischen E-System spart die Kombi aus Mini-Motor und kleinem Akku rund drei Kilogramm ein. Die Leistung des Bosch SX reicht dabei für den urbanen Einsatz locker aus. 55 Newtonmeter sind maximal drin, kurzzeitig reicht die Spitzenleistung aber bis zu üppigen 600 Watt.
Viele Hersteller setzen außerdem auf eine fest verbaute Batterie für noch weniger Gewicht. Stevens entscheidet sich dagegen für die schwere Lösung mit entnehmbarem Akku. Die richtige Wahl, denn beim E-Simeto steht Benutzerfreundlichkeit ohnehin über Leichtbau.
Mit knapp 24 Kilo ist das Rad nicht schwer für ein robustes City-E-Bike mit Rahmenschloss, aber auch kein echtes Leichtgewicht. Leichte E-SUVs wie das Diamant Zing Trip Plus (hier im Test) bringen teils ähnlich viel auf die Waage - trotz größerem Motor und Akku.
Das heißt auch: Im Alltagshandling ist das E-Simeto nicht immer ein Genuss. 24 Kilo fordern selbst fitte Fahrer, wenn man das Rad mal tragen oder eine Kellertreppe hinauf hieven muss. Dafür punktet das Stevens mit Features, die man an leichteren Rädern sonst kaum findet.
Ein Frontgepäckträger nimmt Lasten bis 10 kg auf. Dank Rahmenschloss kann man das Rad schnell sicher abstellen. Der Antriebsriemen von Gates macht das E-Simeto auch auf lange Sicht wartungsarm.
Mit der Enviolo-Urban-Schaltung lässt sich die Übersetzung maximal intuitiv per Drehgriff anpassen und das sogar stufenlos. Im Stadtverkehr von 10 bis 30 km/h tritt man locker mit, für steile Anstiege oder längere Abfahrten würde man sich von der Enviolo-Nabe noch etwas mehr Bandbreite wünschen.
Das Cockpit gefällt mit komfortablem Lenker mit viel Rückbiegung und guten Flügelgriffen. So sitzt man aufrecht und komfortabel. Der Rahmen wirkt aber steif. Wichtig ist also ein angepasster Reifendruck um dem ungefederten Rad etwas Komfort zu entlocken. Die Schutzbleche über den breiten Urban-Reifen sorgen für zuverlässigen Wetterschutz.
Dank Frontträger und optionalem Heckträger kann man dem Stevens leicht größere Lasten zumuten. Das Rad ist bis 140 Kilo Gesamtgewicht (Fahrer, Rad und Gepäck) zugelassen. Auch einen Hauptständer gibt’s im Zubehör.
In dieser Funktion, als leichtes gewichtsreduziertes Urban- und flexibles Transportrad ist das E-Simeto in seinem Element. Für lange Touren ist es eher nicht gebaut. Zwar gefallen die agilen Fahreigenschaften. Die Übersetzung und auch der eher kleine Akku mit 400 Wattstunden limitieren aber auf langen Ausfahrten.
Der 400er Bosch-Akku liefert zwar eine gute Reichweite bei schnellen und leichten SX-Bikes mit Kettenschaltung. Sie rollen oft schon im Eco-Modus zügig voran. Das Stevens mit Enviolo-Nabe und höherem Gewicht fährt man dagegen lieber mit höherer Unterstützung. Hier sind Reichweiten um 50 Kilometer ohne optionalen Power-More-Range-Extender realistisch.
Das Stevens E-Simeto ist ein unkompliziertes und benutzerfreundliches Urban-E-Bike mit stylischem Look und fairem Preis-Leistungsverhältnis. Der Bosch-SX-Motor macht das Rad etwas leichter und reicht für den City-Einsatz völlig aus. Die Übersetzung kann auf Touren limitieren, sinnvolles Zubehör wie Gepäckträger und Hauptständer muss man noch zusätzlich erwerben. - Adrian Kaether, Testleiter MYBIKE