Dieser Artikel wurde erstmalig am 11.7.2023 veröffentlicht und hat jetzt ein Update bekommen.
Dass die Welt im Müll versinkt, dürfte mittlerweile jedem bewusst sein. Der viele Müll, der in die Meere gelangt, bedroht sowohl Tiere als auch Menschen. Umso wichtiger ist nun der Gedanke der Nachhaltigkeit. Mit dem komplett aus Kunststoff bestehenden igus Fahrrad geht der Hersteller einen Schritt in die richtige Richtung. Das leuchtend orange Urban Bike soll langlebiger und robuster sein als andere Fahrräder. Besonders ist vor allem der Gedanke des Recyclings. Es soll eine Version auf den Markt kommen, bei der ein Großteil des Materials wiederverwertetes Plastik ist. „Das Plastik auf den Müllhalden dieser Welt wird zu einer wertvollen Ressource“, meint Frank Blase, Geschäftsführer von igus. Dieser kam im Sommerurlaub auf die Idee eines nachhaltigen und langlebigen Fahrrads, nachdem er von den Schwierigkeiten mit dortigen Strandfahrrädern erfahren hatte, die auf Grund von Wetter, Salz und Sand meistens nur wenige Monate benutzt werden konnten.
Anders als bei anderen Fahrrädern muss sich der Besitzer des igus:bike keine großen Gedanken über Pflege machen. Im Gegenteil: „Da alle Bauteile aus Kunststoff bestehen, rostet nichts am Rad“, erklärt Blase und ergänzt: „Selbst im Getriebe. Ein Fahrradgetriebe aus Kunststoff war lange Zeit undenkbar.” Deshalb reicht es schon, das igus Fahrrad kurz mit dem Gartenschlauch zu spülen und schon sieht es wieder wie neu aus.
Das ganze igus:bike besteht aus Kunststoff. Konsequenterweise also auch die Kugellager in den Radlagern oder die Gleitlager der Sattelstütze. Ein reibungsarmer Trockenlauf wird durch die integrierten Festschmierstoffe garantiert, die ohne Schmieröl. Kein Öl, also haftet auch kein Schmutz und die Finger bleiben bei der Wartung aus viel sauberer.
Igus´ Tribo-Kunststoffe werden allerdings nicht erst in diesem Fahrrad, sondern schon lange auch in anderen Verkehrsmitteln und Maschinen, wie zum Beispiel Autos, verbaut.
Bei den beweglichen Komponenten des neuen igus Fahrrads sind zurzeit acht Personen für die Entwicklung zuständig. Unter der Führung des langjährigen Entwicklungsleiters, Andreas Hermey, und durch die Kooperation mit dem Start-Up MTRL entstanden neben Getrieben und Antrieben auch Bremsen, Ritzel und Kugellager. Da igus´ Tribo-Kunststoffe bereits in anderen Branchen erfolgreich zum Einsatz kommen, konnten sie sich an diesen orientieren und mussten sie fürs Bike lediglich modifizieren.
Die igus:bike Plattform bietet anderen Herstellern nun die Möglichkeit, die Entwicklungen der Kunststoffkomponenten für sich zu nutzen. Sie können sich jedoch nicht nur an den Plänen und dem Konzept der Kunststoffteile bedienen, sondern auch aktiv an der Weiterentwicklung teilnehmen. Neben Anbietern, die an der Herstellung von Kunststoffrädern interessiert sind, soll die Plattform auch eine Anlaufstelle für Komponenten-Hersteller sein, die die Produktion einzelner Kunststoffteile realisieren möchten. Dafür werden alle Entwicklungen der einzelnen Komponenten beim igus Fahrrad fortlaufend veröffentlicht. „Wir möchten damit die Fahrradindustrie befähigen, Räder aus Kunststoff zu produzieren”, erklärt Frank Blase. Helix.eco, ein Unternehmen für recycelte Kunststoffe, ist einer der ersten Kooperationspartner.
Das niederländische Start-Up MTRL verkaufte als weiterer Kooperationspartner bereits 400 Räder mit Kunststofflaufrädern und -rahmen. „Mit den Gründern Johannes und Benjamin Alderse Baas haben wir Partner gefunden, die unsere Vision 1:1 teilen“, freut sich igus-Geschäftsführer Blase, der selbst in MTRL investiert. „Gemeinsam gehen wir die Weiterentwicklung der Vollplastikfahrräder an.“
Schon Ende dieses Jahres will das Fahrrad Start-Up die ersten Modelle auf den Markt bringen – eines für Erwachsene und eines für Kinder. Ab 2023 werden die Bikes auch in Deutschland verfügbar sein. Sogar E-Bikes sind in Zukunft denkbar. Für den Aspekt der Nachhaltigkeit soll es neben einem komplett neuen Kunststofffahrrad auch eine 100-prozentige Recyclingversion geben. Beispielsweise alte Fischernetze haben sich in getesteten Prototypen als erfolgreiches Material herausgestellt. Die Recyclingversion hat jedoch ihren Preis. Anstatt der 1.200 Euro für die Erwachsenen-Version des igus Fahrrads aus neuem Kunststoff, muss man für die nachhaltige Version 1.400 Euro zahlen. Zukünftig will das niederländische Start-Up seine Produktion in die Nähe von Plastikmülldeponien bringen - und das auf der ganzen Welt.
„Von ocean plastics zu motion plastics – das Konzept des igus:bike hat das Zeug dazu, ein ökologisches High-Tech Produkt zu werden”, meint Blase. „Wir haben noch viele Ideen, zum Beispiel die Zustandsüberwachung durch smart plastics von igus einzubauen. So kann man auf dem Smartphone sehen, wie viele tausend Kilometer das Rad noch fährt. Und damit können wir dann hoffentlich viele Menschen überzeugen, die dem Kunststoff heute noch skeptisch gegenüberstehen.”
Das igus:bike begibt sich auf eine Welttournee. Zum 60. Jubiläum von igus wird das leuchtend orangefarbene Fahrrad aus recyceltem Kunststoff ein Jahr lang um die Welt reisen. Der Zweck: Industriepartnern, Medienvertretern und Verbrauchern eine innovative Form der städtischen Mobilität nahezubringen, die sowohl Fahrspaß als auch Nachhaltigkeit miteinander verbindet. Das ungewöhnliche Urban Bike repräsentiert dabei seine Vorteile: Es ist korrosionsfrei, benötigt kein Öl und ist nahezu wartungsfrei. Weder Kugellager noch Antrieb und Freilauf erfordern Schmierung, da sie aus Hochleistungskunststoffen bestehen.
Auf dem Werksgelände von igus in Köln Porz-Lind begann die Geburtstagstour des igus:bike; ein Jahr lang wird das Fahrrad aus Kunststoff in 16 Ländern, darunter Deutschland, Italien, die USA und China, zu sehen sein.
Als ein Unternehmen, das seit 60 Jahren Kunststoff-Industrieteile für bewegliche Anwendungen herstellt, fühlen wir uns verpflichtet, die Transformation hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. - Frank Blase, Geschäftsführer von igus
Plastikmüll von Deponien weltweit könnte zukünftig als Rohmaterial für das igus:bike dienen. Igus stellt die einzelnen Komponenten im Rotations- und Spritzgussverfahren her – vom Rahmen über die Lager bis hin zum Antrieb. Den Materialforschern ist es gelungen, den Anteil des recycelten Kunststoffs seit dem Entwicklungsbeginn schrittweise auf 50 Prozent zu erhöhen, mit steigender Tendenz. So können ausgediente Fischernetze, aber auch Shampoo-Flaschen und anderer Plastikabfall in Regranulat für die Rotationsgussmaschinen verwandelt und somit zu einer wertvollen Ressource aufbereitet werden.
Das igus:bike ist ein bedeutender Meilenstein auf diesem Weg. Wir hoffen, auf unserer Reise viele Unternehmen und Endverbraucher dazu inspirieren zu können, sich ebenfalls für nachhaltige Kunststofflösungen zu engagieren. - Frank Blase, Geschäftsführer von igus
Unter dem Namen RCYL ist das igus:bike in Serienfertigung gegangen und lässt sich für 1.243 Euro unter rcyl.bike bestellen.