Kommt jemandem das Koga Colmaro Sports bekannt vor? Richtig, auf exakt diesem Rahmen wurde auch das Gravelbike Comaro Extreme aus dem letzten MYBIKE-Test aufgebaut. Mit seinem relativ langen Oberrohr und kurzem Radstand glänzte es auch da schon, aber wie hier erst besonders in Verbindung mit clever ausgesuchten Vorbau- und Lenkervarianten. Die Hände sind hier deutlich höher gelagert als bei der Gravel-Variante, im Unterschied zu Rose Backroad z. B., der Lenker ist der schmalste im Test, mit der leichte Kröpfung nach hinten sind die Handgelenke pfeilgerade, auf dem Rad kann man also lange gut sitzen.
Dabei hilft auch die Sattelstütze mit ihrem unaufdringlichen, aber spürbaren Flex. So aufs Rad gesetzt, merkt man gar nicht, dass man auf einem echten Sportler unterwegs ist. Der Rahmen ginge sogar als Rennradbasis durch, im Prinzip ist das bis auf die Räder auch ein Renner mit geradem Lenker. Sehr passend verbaut Koga hier auch eine reine Rennradgruppe mit eigens für solche Fälle konstruierten Shimano-Shiftern. Dreifachkurbeln sind etwas aus der Mode gekommen, die breite Spreizung der Übersetzungen bei sportlichen Gangsprüngen passt aber super zum Allrounder hier.
Neben diesen sportlichen und doch auch sehr komfortablen Komponenten geben zwei Hauptpunkte dem Colmaro in dieser Version sein ganz eigenes Gesicht: Zum einen ist das der im letzten Heft bereits hochgelobte Alurahmen, der sich im Verhältnis von Gewicht und Steifigkeit nicht hinter den Carbon-Konkurrenten verstecken muss. Sowohl Schweißnähte als auch der Übergang zur geraden Carbongabel sind super sauber, genau wie das matte Lackfinish – solange man das Rad nicht anfasst, matte Farben sind eben besonders anfällig für Fettflecken. Mutig und gleichzeitig sehr spaßbringend ist Punkt zwei, die Reifen. Ein Semislick für die Stadt mit nur 35 mm, trotz bekannt gutem Pannenschutz rollt und beschleunigt der Conti superfix, obwohl die Laufräder eher stabil als superleicht sind.
Mit den eher schmalen Reifen und maximalem Systemgewicht von 110 Kilo scheidet das Rad als Weltreisemobil aus, und das, obwohl man auf dem Aluhinterbau gut Gepäckträger aller Art befestigen könnte, auch am Rahmen sind ausreichend Gewinde für Träger, Flaschen und Taschen vorhanden. Das ist ein bisschen schade, denn die neutrale Sitzposition und der geringe Rollwiderstand sowie die vielen Übersetzungen laden geradezu ein auf lange Tour zu gehen. Für Kurztrips und die City tut das keinen Abbruch.
Das Koga Colmaro ist fast so steif und fast so sportlich wie die Konkurrenz aus Carbon, dafür sitzt man um eine Klasse komfortabler. Durch die vergleichsweise geringe Zuladung verschenkt das Modell Punkte bei langen Touren, die fehlenden Geländequalitäten der Reifen gleichen sich im Bereich Sport mit den insgesamt dynamischsten Werten auf festem Untergrund aus: Antritte, Kurven, Rampen – super! Hier gilt wohl besonders: Es reist sich besser mit leichtem Gepäck! – Timo Dillenberger, MYBIKE-Redakteur
*SR-Quotient: berechnet Verhältnis von Höhe zu Länge des Rahmens, je höher der Wert, desto langgestreckter die Geometrie.