Die Farbe ist ungewöhnlich: eine seidenmatte Mischung aus dunklem Blau und Violett, die sich auch auf dem Träger wiederfindet. Das Giant wirkt vom Auftritt her elegant, Details wie das im Vorbau integrierte Display verstärken diese Optik. Dabei ist das Rad doch ein klassisches Brot-und-Butter-Tiefeinsteiger: Es zählen Allrounder-Fähigkeiten und Komfort im Alltag. Entsprechend die Haltung auf dem Rad: Man sitzt aufrecht, hat den leicht gebogenen und eher breiten Lenker satt in der Hand, Schaltung und Bremsen gut im Griff und das genannte Display ebenso gut im Blick.
Die Suntour-Federgabel hilft zwar, Schlaglöcher der schlimmen Sorte abzudämpfen, als Einsteiger-Gabel tut sie sich aber – wie andere dieser Preisklasse auch – bei Kopfsteinpflaster oder Radweg-Bordsteinen und ähnlichen kleinen Stufen schwer. Die gefederte Sattelstütze des Giant Dailytour E+ kann analog grobe Schläge vom Fahrer fernhalten. Auch Komfort ist eben eine Frage des Preises: Übrigens gilt das relativ gesehen natürlich auch für die anderen günstigeren Räder im Testfeld.
Der Giant/Yamaha-Motor spricht feinfühlig und mit ausreichend Kraft an und dimmt auch oberhalb der 25 angenehm gelassen und eher langsam aus. Er leistet 50 Newtonmeter Drehmoment. Das bedeutet, dass er mit den numerisch stärkeren Bosch-Kollegen bergan nicht ganz mithalten kann. Grundsätzlich sind die Sync-Motoren aber auch ähnlich smart wie die Bosch-Reihe, wozu sechs Sensoren und eine aufwendige Steuerung beitragen. Dailytour fahren ist eine harmonische Sache, das Rad gibt inklusive der Achtfach-Nabenschaltung ein stimmiges Konzept ab. Mit dem 621-Wattstunden-Akku von Yamaha kommt man weit genug – über 100 Kilometer bei gemäßigten Terrain und dem mittleren der fünf Unterstützungsmodi sollten locker drin sein.
Die Batterie ist sehr bequem mitsamt seiner Kunststoffabdeckung zum Laden sehr einfach abnehmbar. Das Giant Dailytour E+ hat als einziges Rad im Test eine Rücktrittbremse. Wer jetzt die Nase rümpft und auf geringe Dosierbarkeit und Bremskraft dieses Bremstyps hinweist: Richtig. Doch vor allem Menschen, die seit Langem nicht mehr Rad gefahren sind und/oder nur mit diesen Bremsen unterwegs waren, tun sich oft schwer mit der Umstellung auf per Hand zu bedienende. Ihnen gibt der Rücktritt sogar Sicherheit. Die Bremsscheibe vorne könnte trotzdem größer dimensioniert sein: 160 Millimeter sind die absolute Minimal-Anforderung, vor allem für ein Rad mit 156 Kilogramm zulässigem Systemgewicht.
Das Giant hat an seinem MIK-Systemgepäckträger zwar keine zweite, tiefere Reling für Taschenhaken, über Aufnahmen am Träger können aber Kindersitze oder Taschensysteme einfach befestigt werden. Allerdings lässt dieses Bike das Gepäck auf dem Träger in Kurven deutlich spüren – womit es aber nicht allein ist.
Das Giant Dailytour ist ein Rad, wie es sich der Wiederaufsteiger wünscht. Aufrechte Sitzposition, gewohnte Rücktrittbremse, simple Bedienung. Die Schaltung harmoniert mit dem zuverlässigen Antrieb. Federgabel und Federstütze machen das Rad komfortabler. Die 3999 Euro sind beim Giant gut angelegt.