Sportliches E-BikeDas Flyer Upstreet SL 3.63 im Praxistest

Georg Bleicher

 · 25.11.2023

Das Flyer Upstreet SL bietet beste Voraussetzungen für Fahrspaß auf dem Arbeitsweg.
Foto: Horst Fadel
Das Flyer Upstreet SL 3.63 ist schon speziell: An Bord sind der neue Bosch-SX-Motor und die Classified-Zweigang-Nabe, dazu ein Gates-Riemen. Was bringt diese Hightech am E-Bike?

Dieses Rad ist der klare Gegenbeweis zur nicht unterzukriegenden These “E-Biken ist etwas für ältere und faule Menschen”. Richtig Spaß macht es damit vor allem so: den ersten von nur zwei Gängen rein, Trittfrequenz hoch – und ab! Richtig: Das SL bringt Schwung in den Alltag. Das fängt schon bei der Optik an: Der Alurahmen ist klar und minimalistisch designt. Unser Modell wirkt in der “Anthrazit Gloss”-Lackierung sportlich-elegant, aber durch die zweite Farbe auf Ober- und Unterrohr auch poppig.

Die gerade (Carbon-) Gabel, ein abfallendes Oberrohr und das kleine Hinterbau-Dreieck schaffen eine sportliche Silhouette. Die steife Lenker-Vorbau-Kombi des Flyer Upstreet SL nimmt Kabel und Leitungen auf und schafft so ein noch aufgeräumtes Erscheinungsbild. Nur die farblich abgesetzten Flanken der Vittoria-Reifen haben einen Retro-Beigeschmack, der manchem vielleicht zu viel ist.

Flyer Upstreet SL: Hightech und Design

Aufsteigen: Viel gibt’s nicht einzustellen, auf Federsattelstütze und verstellbaren Vorbau verzichtet man zugunsten des Gewichts. Also Sattelhöhe anpassen und los. Die Sitzposition am fast geraden Lenker ist durchaus sportlich, aber nicht zu gestreckt, das Cockpit aufgeräumt: Rechts sitzen lediglich Klingel und Bremshebel, mit einem kleinen Ring neben dem linken Griff wird intuitiv geschaltet. Nach vorne drehen: kleiner Gang, nach hinten: großer. Neben dem Schaltring die kaum größere Bedieneinheit für die Motorunterstützung.

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Minimalismus am Flyer Upstreet SL: das Bedienpanel für den Bosch (rechts) und die Ringwippe für die Schaltung.Foto: Horst FadelMinimalismus am Flyer Upstreet SL: das Bedienpanel für den Bosch (rechts) und die Ringwippe für die Schaltung.

Wer ein Display will, kann auch sein Handy mit Bosch-App verwenden und hat damit viele weitere Anzeige- und Einstellmöglichkeiten. Ein- und ausgeschaltet wird der Motor am Oberrohr-Panel, wo mit fünf LEDs auch der Ladezustand des Performance Line SX angezeigt wird. Dieser neue Motor soll dem Antriebshersteller helfen, in der leichten E-Bike-Klasse (bis 20 Kilo) Fuß zu fassen. Zum System gehört ein Akku mit 400 Wattstunden Kapazität im Unterrohr des SL. Vier Modi: Eco, Auto, Sport und Turbo. Der neue Auto-Modus machte uns am meisten Spaß und entspricht der Charakteristik des XS mit dem Bosch-Smart-System am besten.

Motor und Antrieb

“Lass Bosch mal machen” ist die falsche Geisteshaltung: Der SX liefert eher wenig Power bei niedriger Trittfrequenz. Der Neue ist ein Sportler für Flotte. Wer Frequenzen von über 65 pro Minute fährt, wird mit einem turbinenartigen Schub belohnt. Das bedeutet auch: Beim Ampelstart ist mehr Eigenleistung als mit anderen Motoren gewohnt gefragt. Dann aber geht’s richtig flott ab, auch Dank des geringen Gewichts von 17,8 Kilogramm. Auch wenn es nur zwei Gänge gibt, ist Losfahren im kleinen Gang angesagt, will man schnell auf Speed kommen und viel Unterstützung erhalten.

Die beiden Gänge reichen? Ja, wenn man’s lieber sportlich als komfortabel mag. Dazu ist das elektronische Schalten mit Classified ein echter Genuss, in Echtzeit und auch unter Last wird stressfrei geschaltet. So richtig Freude macht das Flyer Upstreet SL im Zwischenspurt oder wenn die City hügelig wird. Dann packt SX knackig mit an – satte 600 Watt Spitzenleistung bringt der Kleine bei nominell nur 55 Newtonmeter Drehmoment.

Kleines Kraftpaket: Bei höheren Trittfrequenzen fühlt sich der SX-Motor richtig wohl.Foto: Horst FadelKleines Kraftpaket: Bei höheren Trittfrequenzen fühlt sich der SX-Motor richtig wohl.

Klasse: Im Auto-Modus liefert er automatisch immer die passende Unterstützung. Wer schneller tritt, bekommt schneller knackigen Schub. Dabei ist der SX-Motor deutlich stärker zu hören als die Active-Antriebe aus gleichem Haus. Störend ist das Geräusch aber nicht. Überhaupt nahmen wir den neuen Antrieb als bislang harmonischsten Bosch wahr, was die Zusammenarbeit mit dem “eigenen Antrieb” anbelangt. Flow ist hier quasi Standard. Wer will, kann in der Ebene auch ohne Unterstützung locker und stromsparend dahinrollen, da es kaum Widerstand im System gibt.



Pendeln, Ausflug, Kurztour - Einsatzgebiete des neuen Flyer E-Bikes

Das sportliche Upstreet SL läuft überraschend gern geradeaus. Die breiten Reifen wollen deutlich in die Kurve gedrückt werden, dann geht’s aber flugs in Schräglage. Wer sich dran gewöhnt, rollt wendig durch die City und ist laufruhig auch auf Tour unterwegs. Die Ausstattung des Flyer Upstreet SL ist für Pendler und Kurztourer perfekt: Der schön integrierte Träger mit 15 Kilogramm Belastbarkeit nimmt auf, was dazu nötig ist, das zulässige Gesamtgewicht von 130 Kilogramm dürfte für viele Einsätze und Fahrer passen.

Die breiten Vittoria-Reifen mit glattem Mittelsteg bieten wenig Rollwiderstand, sind dank Seitenstollen aber breit einsetzbar. Deutlich schneller als 25 dürften aber nur echte Sportsfreunde länger fahren, da die Zweigänge kurz übersetzen. Die Tektro-Discs zähmen den Vortrieb auch mit Gepäck knackig und gut dosiert. Toll für den Alltag ist auch der Flyer-gelabelte 100-Lux-Strahler. Etwa 70 Kilometer Reichweite sind bei gemischtem Terrain im Auto-Modus drin.

Perfektes Duett: die elektronisch angesteuerte Powershift-Nabe und der Gates-Riemen.Foto: Horst FadelPerfektes Duett: die elektronisch angesteuerte Powershift-Nabe und der Gates-Riemen.

Wer es darauf anlegt, kommt mit weniger Unterstützung und in hauptsächlich flachem Gelände auch mit dem 400er-Akku über 100 Kilometer. Ein Range Extender mit 250 Wattstunden kann nachgerüstet werden. 5899 Euro sind kein Schnapper, angesichts von Hightech und hoher Qualität aber realistisch. Eine längere Probefahrt mit dem leichten Sportler sollte vor dem Kauf aber klären, ob man mit zwei Gängen in seinem Einsatzbereich glücklich wird.

Fazit von Georg Bleicher, MYBIKE-Testredakteur

Das Flyer SL 3.63 ist ein Pedelec für sportlich orientierte Biker, denen E-Bikes bislang zu langweilig oder zu schwer waren. Die Motordynamik überzeugt, das geringe Gewicht ebenso. Man hat den Eindruck, auf einem knackigen Sportrad zu sitzen und plötzlich selbst viel trainierter zu sein.

Die wichtigsten Infos zum Flyer SL 3.63

Das Flyer Upstreet SLFoto: Horst FadelDas Flyer Upstreet SL
  • Preis: 5899 Euro
  • Rahmengrößen: S, M, L, XL (auch Mixed-Rahmen lieferbar)
  • Rahmen: Alu
  • Gewicht: 17,8 Kilo
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 130 Kilo
  • Bremsen: Disc, Tektro T280 180/160 mm
  • Federgabel: Carbon, FLYER Rigid Fork
  • Schaltung: Classified Powershift, 2-Gang-Nabenschaltung, Gates-Riemen
  • Reifen: Vittoria Terreno Zero Classic Skin 47 – 622
  • Motor / Akku: Bosch Performance Line SX Smart System
  • Lichtanlage vorne / hinten: Flyer One HL-2, 100 Lux, mit LED-Tagfahrlicht / Lezyne Fender
  • Maximale Belastung des Gepäckträgers: 15 Kilo

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