Den Radreisenden mag sein Bike-Design nicht kümmern, in der Stadt dagegen kann man mit einem schönen Citybike glänzen. Acht Design-Leckerbissen unter den Cityrädern im Test.
Was für eine wundervolle Aufgabe: ein Testfeld zusammenstellen und dabei den Fokus auf cooles, originelles Design, Lifestyle, schöne Materialien und handwerklich tolle Verarbeitung zu legen! Dachte ich. Die folgende Ernüchterung war jedoch groß. Beim Durchforsten der aktuellen Bio-Modelle für die City traf man entweder auf “alte Bekannte”, also was Formensprache angeht, oder auf eher nüchternen Pragmatismus. Offenbar hat man sich in den Entwicklungsabteilungen die letzten Jahre eher der E-Bikes angenommen, die kommen durchweg schick und modern daher. Gerade bei den Herstellern mit großen und ganz großen Stückzahlen scheint speziell das Citybike in letzter Zeit sehr stiefmütterlich behandelt worden zu sein.
Zeit für die Spezialisten
Irgendwie auch befriedigend dann, die erhofften Designperlen nicht bei den ganz Großen, sondern bei den Labels zu finden, die eher am Kuchen naschen, als ihn zu verputzen. Was all deren Räder so speziell machte, dass wir sie hier aufnehmen wollten, war wieder recht unterschiedlich. Was ist oder was heißt “schön” im Zusammenhang mit einem Stadtfahrrad, und wie viel Design darf sein ohne die Funktion zu mindern? Immerhin ist ein Citybike kein Ausstellungsstück.
Foto: Helge TscharnCabrio und SUV ade? Mit einem so stylishen Rad macht man weit mehr Eindruck als mit PS-Protzen.
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Im Testfeld findet sich vom Faltrad bis zum leichtgewichtigen Kurvenräuber oder komfortablen Packesel eine bunte Auswahl. Drei Eckpunkte sind ihnen gemein: eine relativ aufrechte Sitzposition und die pflegeleichte Nabenschaltung definieren sie als typisches Citybike, dazu sind sie durchweg recht clean, heißt: klare, schnörkellose Linienführung mit möglichst wenig Streben oder Anbauteilen, die aus der minimalistischen Silhouette herausragen. Dieser Designtrend zieht sich aktuell durch viele Produkte, vom iPod über das Interieur von E-Autos bis zu minimalistischen Wohnlandschaften.
Timo Dillenberger, Testredakteur: Wegen der auffällig vielen “Wows” wildfremder Menschen haben wir erstmals auch diesen Faktor in die Bewertung aufgenommen. Zugegeben, er ist etwas subjektiv, unser “Wow-Meter” soll auch nur einen Eindruck geben, wie heftig die Mitmenschen auf das jeweilige Modell reagiert haben.
Foto: Helge TscharnAbschließen? Das faltbare Vello-Titanrad lässt sich ohne Mühe überallhin mitnehmen und verstauen!
Citybikes: Optik, Funktion und die StVZO
Solch eine saubere Optik und klare Linie haben natürlich ihren Preis, im wörtlichen, aber eher noch im übertragenen Sinne. Minimalistische Gepäckträger, wie der auf dem Koga, können einfach nicht die Lasten eines Tourengepäckträgers aufnehmen. Ähnliches gilt für die schicken, auf der Gabel montierten Frontträger. Selbst wenn sie 15 Kilo aushalten, das Lenkverhalten ab fünf Kilo wird derart unberechenbar, dass der Großeinkauf keinen Platz darauf findet, eher die Brötchentüte oder der Bürorucksack. Knackpunkt Licht: Zwar sind Akkulampen zum Nachrüsten mittlerweile legal, Reflektoren rundum müssten aber an sich doch dran sein. Ein eingesandtes Cityrad verfügt zugunsten aufgeräumter Optik nicht einmal über eine Bremse vorn.
Foto: Helge TscharnGesehen? Beim Koga vereinen sich Sicherheit und Designelemente, die hellen „Inlays“ vorn am Steuerrohr sind Tagfahr-LEDs, die definitiv zur Sicherheit im Stadtverkehr beitragen.
Hier liegt es in der Verantwortung des Käufers des Cityrads, ob sie oder er beim unvermeidlichen Kompromiss mehr auf Sicherheit oder mehr auf Optik Wert legt. Dass man schicke, moderne Optik, Praxisnutzen und gute Fahreigenschaften auch unter einen Hut bringen kann, zeigt das Schindelhauer Gustav in der farblichen Sonderedition. Der massiv wirkende Rahmen gerade in der dezenten Lackierung bildet so klare Konturen, dass die Anbauten nicht auffallen. Und der integrierte Frontträger beeinflusst das Lenkverhalten nur minimal, da er am Rahmen fixiert ist und nicht mitlenkt. Apropos Integration: Koga und Urwahn vereinen beim Licht Design und Diebstahlschutz! Das Rücklicht besteht je aus in die Sattelstütze eingelassenen LEDs, und auch Frontlampen beziehungsweise Tagfahrlicht sind ins Cityrad versenkt; das verhindert lange Finger und Schäden durch “Parkrempler” – und sieht auch noch spektakulär aus!
Foto: Helge TscharnKaum zu bremsen: Testfahrer Malte spürte sofort die Erbanlagen des Van Stael aus Zeiten, als Gazelle noch reinrassige Rennräder baute, und gab richtig Gas.
Da schau einer her!
Hand aufs Herz: Neben der Freude an schicker Optik hat sicher kein Biker etwas dagegen, wenn Passanten und Radler freundlich schauen oder grüßen. Das ist uns bei den Testfahrten auffällig häufig passiert, wie mit einem VW Käfer oder Bulli. Die Menschen freuen sich einfach über so schöne Fahrzeuge, ganz gleich, ob sie vier oder zwei Räder haben. Das stempelt einen nicht zum Angeber, man bereichert den umweltfreundlichen Stadtverkehr um einen schönen Anblick, ein Rad, das auch praktisch, schnell, bequem und wendig ist. Manchen mag dies und der Stolz aufs Citybike sogar dazu motivieren, öfter aufs Bike statt ins Auto zu steigen. Was für eine tolle Bonusfunktion!
Rahmenset/Größen*: gemuffter Stahlrahmen mit 1-Zoll-Rohren, Stahlgabel starr, Größen 49 (nur mid), 54, 59 und 64 (nur high) cm
Varianten/Optionen: als„High-step“ mit waagerechtem Oberrohr und „Mid-Step“ mit Trapezrahmen in Blaugrün, Grau, Dunkelblau, Dunkelgrün
Antrieb/Bremsen: 7-Gang-Shimano-Nexus-Getriebenabe mit Kette, 44:19 übersetzt, gefräste Kurbeln / Tektro-Caliper-Bremsen mit Retro-Hebeln
Ausstattung: Hochprofilfelgen mit Continental-SportContact-II-Reifen 622 x 28 in Cremeweiß, Brooks-Ledersattel und Slender-Ledergriffe, Metalschutzbleche, Kettenkasten, Seitenständer
Maximales Gesamtgewicht/Zuladung: 130 kg/27 kg und 25 kg (beide opt.)
Entfaltung: 3,14–7,72 m
Foto: Horst FadelUnd was für ein edles Cockpit: Das technisch simple Cityrad wirkt so edel, es fehlen quasi nur die Retro-Akkulampen aus dem Zubehörshop!
Vor- und Nachteile
Plus: Minimalistisch klassisches Design, toller Lack, super agil und komfortabel
Minus: Lang übersetzt, Bremsleistung bei Regen, Bereifung wenig komfortabel
Foto: Horst FadelWas für ein fantastischer Lack! Und die Kette kann dank integrierter Spanner immer auf Spannung gehalten werden.
Fazit zum Gazelle Van Stael
Gazelle kann also nicht nur Hollandräder! Das Van Stael ist eine Hommage an die sportliche Vergangenheit der Marke. Dabei passt die gelieferte Farbkombi extrem gut zur puristischen Aufmachung, allen voran die Ledergriffe und die schlanken Bremshebel, die Klingel musste für die Optik an den Vorbau weichen. Die schmalen Reifen rollen und beschleunigen toll, der leicht gekröpfte Lenker ermöglicht fast aufrechtes Sitzen, und doch will das Van Stael eher sportlich düsen als cruisen, auch weil die Gänge echt lang übersetzt sind. Steuer- und Sattelrohr stehen recht steil, das macht das Cityrad wunderbar agil. Urgemütliche Optik trifft auf tempogene, todschicke und günstige Kombi.
Der WOW-Effekt des Gazelle Van Stael | Abbildung: MYBIKE
Rahmenset/Größen: flach geschweißtes Alurahmenset aus hydrogeformten Rohren (6061er-Legierung), integrierter Lenkeinschlagbegrenzer und Koga Light Design / Diamantrahmen in M/L/XL, Mixedrahmen in S/M/L
Varianten/Optionen: als Tiefeinsteiger in lim. Ed., ohne StVZO-Ausstattung
Antrieb/Bremsen: Shimano-Nexus-8-Gang-Nabenschaltung mit Alfine-8-Schaltgriffen, Gates Carbondrive mit Übersetzung 46:22, Excenter-Tretlager / Shimano MT201 hydraulische Scheibenbremsen, 160 mm
Ausstattung: Koga Urban Gepäckträger, Conti Contact Urban in 40-622 auf doppelwandigen Felgen, ART-zertifiziertes Rahmenschloss, Ergopedale
Maximales Gesamtgewicht/Zuladung: 130 kg/25 kg (hi.)
Entfaltung: 2,45–7,50 m
Foto: Horst FadelDas Lackfinish wirkt wohl nicht so edel wie beim Van Stael oder Gustav, dafür ist es viel robuster gegen Stöße. Pluspunkt in der Stadt!
Vor- und Nachteile
Plus: Top Lichtanlage inkl. Tagfahrlicht, wartungsarmer Gates-Riemen, top Bremsen, robuster Lack, dezenter 25-kg-Träger
Minus: Relativ schwer
Foto: Horst FadelMit dem sogenannten Excenter-Innenlager inkl. Tool lässt sich der Gatesriemen etwas einfacher spannen als am Hinterbau.
Fazit zum Koga Supermetro
Die Vernunftlösung im Test, dabei birgt das Rad so viele optische wie technische Highlights. Allein die spektakulär geformten Rohre, besonders das Steuerrohr mit integriertem Licht, Bremsleitungen und Schaltzug, dazu ganz hervorragende Schweißnähte und der Hammerschlag-ähnliche Lack: alles wie aus einem Guss! Man sitzt citytypisch aufrecht, muss deshalb an Ampeln brav runterschalten, um zu beschleunigen. Auf Schwung läuft das Rad sehr spurtreu und leicht, auch mit etwas Gepäck auf dem Träger, ab 13–15 Kilo macht der das Fahrgefühl minimal schwammig. Der Rahmen selbst ist brutal steif; gut, dass die Reifen Schläge etwas abdämpfen. Alleskönner mit etwas Understatement.
Der WOW-Effekt des Koga Supermetro | Abbildung: MYBIKE
Retrovelo Louis Duo 26"
Foto: Horst FadelDas Retrovelo Louis Duo 26"
Die wichtigsten Details zum Cityrad
Modell: Retrovelo Louis Duo 26"
Preis: 2880 Euro
Gewicht: 17,5 kg
Rahmenset/Größen: CroMo-Rahmen, teilgemufft mit teilbarem Hinterbau für Riementrieb, 3-Plattenkopf-Gabel, Aheadset / Einheitsgröße
Varianten/Optionen: alle Farben bzw. Designs (Aufpreis für Pulverbeschichtung), alle Getriebe möglich, als 28-Zoll-Version mit schmalen Reifen
Antrieb/Bremsen: Schlumpf-Haberstock-Kurbel mit 2-Gang-Getriebe mit Kettentrieb, Excentertretlager, Primärübersetzung 36:18 / SRAM AVID BB7 mech. Scheibenbremsen, 160 mm, Avid 2-Finger-Bremshebel
Ausstattung: Brooks-Ledersattel, Kork-Ergogriffe, Schwalbe-Big-Apple-Reifen in 60 x 559 inkl. Reflexstreifen, Shimano-Alfine-Nabendynamo
max. Gesamtgewicht/Zuladung: 130 kg / 20 kg (hi.)
Entfaltung: 2,16–3,56 m
Foto: Horst FadelWirkt alt, ist modern: Entgegen der Optik ist das ein moderner Ahead-Vorbau. Dazu ergonomische Griffe an einem Retro-Chromlenker.
Vor- und Nachteile
Plus: Großer Custom-Baukasten, superkomfortable Reifen-Sattel-Lenker-Kombi, toll verarbeitet, viele Anbauten in Radfarbe
Minus: Wenig dynamisch, schwer, nicht billig
Foto: Horst FadelDesignelement trifft StVZO: Die Leuchten passen perfekt zum Rad, sie komplettieren die coole Retro-Motorrad-Optik.
Fazit zum Retrovelo Louis Duo 26"
Durch die Stadt cruisen ohne Eile, dafür steht dieser Louis. Dieser, denn über den Online-Baukasten könnte man ihn ebenso sportlich aufbauen, sogar mit Rohloff-Nabe. Ohne Topspeed gibt’s auch keinerlei Kritik an den mechanischen Bremsen oder dem mittelmäßigen Geradeauslauf durch die rückwärtige Form des Lenkers, die eine urgemütliche Haltung bewirkt. So relaxt will man auch nicht viel schalten, das macht die 2-Gang-Automatik; Berge oder harte Steigungen sind damit kaum drin. Das stimmige, konsequente Design erinnert an ein Armeemotorrad der 40er, genauso robust ist das Rad von Gabel bis Heckträger. Die originelle, saucoole Optik muss man ob des Preises aber schon sehr mögen.
Der WOW-Effekt des Retrovelo Louis Duo 26" | Abbildung: MYBIKE
Schindelhauer Gustav Moonlight Rose Edition
Foto: Horst FadelDas Schindelhauer Gustav Moonlight Rose Edition
Die wichtigsten Details zum Citybike
Modell: Schindelhauer Gustav Moonlight Rose Edition
Preis: 1750 Euro
Gewicht: 15,3 kg
Rahmenset/Größen: Rahmenset aus Aluminium (6061-T6-Legierung), Aero-Shape-Rohrsatz, 3-fach konifiziert, geschmiedetes Ausfallende mit Schlittenspannsystem, versteckte Öffnung für Riemen / Größen 45, 50, 55 cm
Varianten/Optionen: auch in Tiefseeblau, Mineralgrau, Aschgrau, Petrol
Antrieb/Bremsen: Shimano Nexus-8-Gang-Getriebenabe mit Alfine-Rapidfire-Schalter, Gates Carbon Drive - S150, Primärübersetzung 46:26 / Shimano MT200 hydraulische Scheibenbremse 160 mm
Ausstattung: Conti Contact Urban in 50 x 584, Shimano-Nabendynamo DH-T400, Busch & Müller Lumotec Eyc N Plus-Lampe und ILU jr. Rücklicht
Maximales Gesamtgewicht/Zuladung: 130 kg/15 kg (vo.) / – (hi., opt.)
Entfaltung: 2,01–6,17 m
Foto: Horst FadelDie voluminösen Pneus im 27,5er-Format sind so stabil und abriebfest, dass sie für S-Pedelecs zugelassen sind. Außerdem dämpfen sie.
Foto: Horst FadelDer Träger mit 35 x 26 cm Fläche verschlechtert nicht das Lenkverhalten, selbst mit zwei
Sack Hundefutter à fünf Kilo, und sieht toll aus!
Fazit zum Schindelhauer Gustav Moonlight Rose Edition
Kein Wunder, dass Gustav schon alle Designawards abgeräumt hat! Das Rad ist nicht nur in der Sonderfarbe ein echter Blickfang, es ist auch super variabel einsetzbar. Aktentasche, Paket, Einkaufskorb, fast alles findet im Nu seinen Platz auf dem am Steuerrohr massiv verschraubten Träger; dass der nicht mitlenkt, verwirrt nur kurz. Mit den dicken Topreifen werden weder Fracht noch Pilot durchgeschüttelt, obwohl Gabel und Rahmen wunderbar steif sind. Deren Form ist eben nicht nur Designobjekt. Anbauten sind bewusst dezent gehalten, Gustav ist der Star! Gewicht und Fahrdynamik sind für ein lastentaugliches Rad recht gut. Sorry, Konkurrenz, das Rad ist überall vorne dabei – und bezahlbar!
Der WOW-Effekt des Schindelhauer Gustav Moonlight Rose Edition | Abbildung: MYBIKE
Veloretti Caféchaser
Foto: MYBIKEDas Veloretti Caféchaser
Die wichtigsten Details zum Cityrad
Modell: Veloretti Caféchaser
Preis: 472,50 Euro
Gewicht: 14,0 kg
Rahmenset/Größen: Aluminium-Oversize-Rahmen, gekreuzte Sattelstreben, Stahl-Gewindegabel / Größen 57 und 61 cm, pulverbeschichtet
Varianten/Optionen: in den Farben Blue Yonder, Black Sabbath und Gun Metal Grey, auch als 3-Gang-Nabenschaltungsvariante mit und ohne Freilauf, Felgenbremse vorne und hinten zubuchbar
Antrieb/Bremsen: Singlespeednabe, Kettenantrieb, Übersetzung 44:18 / interne Rücktrittbremse, KEINE Frontbremse am Testrad, optional bestellbar
Ausstattung: Aluminium-Hochprofilfelgen, Kettenschutz in Rahmenfarbe, Zweibeinständer, Axa Batterierücklicht, Reifen in 622 x 37, Kettenspanner inkl.
Maximales Gesamtgewicht/Zuladung: 120 kg / – (hi.), 15 kg (vo.)
Entfaltung: 5,37 m
Foto: MYBIKESimpel und auffällig: Den gekreuzten Rahmen kennt man von alten GT-Bikes – er ist auch ohne technische Notwendigkeit ein Hingucker.
Vor- und Nachteile
Plus: Extrem cleane Optik, toller Lack, stabile Felgen, Bleche in Rahmenfarbe
Minus: Nur mit Zubehör StVZO-konform, Gang nur Flachland tauglich, Frontträger labil
Foto: MYBIKETausch-Tipp: Die hierzulande obligatorische Frontbremse mindert zwar die klare Optik, dafür könnte man das Frontrack weglassen.
Fazit zum Veloretti Caféchaser
Eines gleich vorweg: Ein Rad mit Bremse nur am Hinterrad ist in den Niederlanden völlig legal! Aber auch wenn man mit dem eleganten Understatement des Cafèchaser nie schnell unterwegs sein wird, sollte man – legal oder nicht – vorne eine montieren lassen. Der tolle gepulverte Lack schimmert trotz dezenter Farbe so schick in der Sonne, dass das originelle Rad trotz technisch simpelstem Aufbau richtig was hermacht. Mit über 5 Metern pro Kurbelumdrehung dauert das Beschleunigen etwas, es gibt aber auch 3-Gang-Naben! Für uns eher eine Option als der Frontträger, der viel zu “biegsam” war, selbst nur mit Fototasche. Hier kriegen Minimalisten für wenig Geld ein individuelles, günstiges Designrad.
Der WOW-Effekt des Veloretti Caféchaser | Abbildung: MYBIKE
Turbine Diamond Custom
Foto: Horst FadelDas Turbine Diamond Custom
Die wichtigsten Details zum Citybike
Modell: Turbine Diamond Custom
Preis: 2079 Euro
Gewicht: 14,7 kg
Rahmenset/Größen: Stahlrahmen und Starrgabel aus 25CroMo4, zweifach konifiziert, Hinterbau teilbar für Riementrieb, 6 Jahre Garantie
Varianten/Optionen: Größen: 44, 48, 52, 55, 59, 62 cm in 210 Farben, Customaufbau, Rahmenformen: Diamant, Mixte, Curved
Antrieb/Bremsen: Shimano Alfine-8-Gang mit Rapidfire-Griff, Gatesriemen mit Übersetzung 42:18 / Shimano Deore V-Brake
Maximales Gesamtgewicht/Zuladung: 140 kg / 15 kg (vo.), – (hi., opt.)
Entfaltung: 1,58 bis 9,5 m
Foto: Horst FadelDie Lampe hängt asymmetrisch unterm markanten Träger, das gibt dem Rad ein individuelles, einprägsames Gesicht und gutes Licht.
Vor- und Nachteile
Plus: Potenziell langlebig, sehr individueller Aufbau inkl. Farbwahl, schicke “Natur”-Reifenflanken, viele deutsche Teilelieferanten
Minus: Außen verlegte Züge und Kabel, Preis
Foto: Horst FadelIm Gegensatz zum Gazelle werden die Leder- und Chromteile hier mit knalligem Melonengelb kontrastiert – einfach todschick.
Fazit zum Turbine Diamond Custom
Hersteller Thomas Willing nennt den Stil neoretro - das trifft es genau! Außer dem wertigen 25CrMo4-Rohrsatz ist das ein ganz schlichter Rahmen, den man in 250 Farben und einer grade noch übersichtlichen Auswahl an Komponenten ordern kann. Seiner Variabilität sind wohl auch die leicht sportliche Position und durchweg außen liegenden Züge und Kabel geschuldet; die würden bei einem grauen Rahmen wohl auffallen, das Melonengelb überstrahlt aber sogar das Chrom und war Publikumsmagnet! Die 8-Gang-Alfine schaltet super und zuverlässig, hat den weitesten Einsatzbereich im Test. Praktisch wie das Supermetro, individueller als Louis, sportlicher als Gustav, teurer als Van Stael.
Der WOW-Effekt des Turbine Diamond Custom | Abbildung: MYBIKE
Rahmenset/Größen: CrMo-Stahl, 3-D-gedruckt im SLM-Verfahren, Wandstärken bis 0,9 mm, Alugabel Ahead-Schaft tapered, interne Zugverlegung / Größen: 52, 54, 56, 58, 60
Varianten/Optionen: Design in Asphalt, Beton, Kobalt, Oxid, Gold
Antrieb/Bremsen: Shimano Alfine-11-Gang Nabenschaltung, Rapidfire-Schaltgriff, Gates Zahnriemen mit 46 (vo.) / 22 (hi.) Zähnen / Shimano BL-MT200 hydr. Scheibenbremse 160 mm, Urwahn CT1-CR1-Kurbel 160 oder 170 mm
Ausstattung: Lightskin Lichtintegration (Lenker/Sattelstütze), SON Schmidt Nabendynamo SL 28, Ergogriffe, Continental Grand Prix Urban 35-622
Maximales Gesamtgewicht/Zuladung: 120 kg/20 kg (hi.), 10 kg (vo., opt.)
Entfaltung: 2,41– 4,5 m
Foto: Horst FadelTop geschützt, ausreichend hell und immer ein Hingucker: Das Licht direkt aus dem Flatbar-Lenker sorgt für einen “cleanen” Lenker.
Vor- und Nachteile
Plus: Einzigartige Geometrie ohne Sattelstrebe, voll StVZO-konform, wartungsarm, maximale Integration von Anbauteilen
Minus: Kleines Übersetzungsspektrum, teuer
Foto: Horst FadelHandy ready: Mit der passenden Hülle können die zwei Schienen das Mobiltelefon sauber, unauffällig und fest am Lenker halten.
Fazit zum Urwahn Stadtfuchs
Mit der Rahmenform aus dem Drucker hat sich Urwahn eine Art Signature-Design erschaffen. Trotz fehlendem Sattelrohr ist der Rahmen schön steif, die Laufräder für ein Stadtrad ultraagil, der Stadtfuchs ist richtig schnell und ausgewogen wendig bis fahrstabil. Die Übersetzungen reichen zwar nur bis etwa Tempo 42 und leichte Berge, das sollte den allermeisten aber reichen. Die Sitzposition ist eher wie auf einem Trekkingrad, passt zum Handling, in engen Hosen und Jacken kann der Stoff schon mal spannen. Integration treibt Urwahn auf die Spitze, dank schwarzen Reflexstreifen in den Contis ist das Rad voll verkehrstauglich. Designerstück für schnelle Commuter mit leichtem Gepäck.
Der WOW-Effekt des Urwahn Stadtfuchs | Abbildung: MYBIKE
Vello Speedster Titan
Foto: Horst FadelDas Vello Speedster Titan
Die wichtigsten Details zum Citybike
Modell: Vello Speedster Titan
Preis: 2990 Euro
Gewicht: 13,1 kg
Rahmenset/Größen: Titanrahmen für 20", Alugabel starr / eine Rahmengröße, für große Fahrer mit extra langer Stütze und Vorbau
Varianten/Optionen: insgesamt 10 Varianten aus Stahl oder Titan, mit Ketten oder Nabenschaltung, mit und ohne Heckmotor, als Flatbar oder mit Rennlenker, Gepäckträger vorne und hinten optional
Antrieb/Bremsen: Shimano-105-10-fach-Schaltung mit Microshift-STI-Hebeln (Schalthebel im Bremshebel), Discbrakes mechanisch mit 160 mm
Ausstattung: Brooks-Ledersattel, Orion-Akkulichter inkl. Reflektor, Reifen Schwalbe One Tube Type Performance 28-451, Faltpedale, Seitenständer
Maximales Gesamtgewicht/Zuladung: 125 kg / –
Entfaltung: 2,71- 7,89 m
Foto: Horst FadelGehört an sich zum Faltmechanismus: Der höhenverstellbare Vorbau ermöglicht auch entspannte bis sportliche Haltungen.
Foto: Horst FadelEin Magnet hält Hinterbau und Rahmen sicher zusammen, der schwarze Gummipuffer dämpft harte Schläge zumindest ein wenig.
Fazit zum Vello Speedster Titan
Das edle Titan mit dem Leder verrät schon die Klasse des Rades, gefaltet passt es sogar in Sportcabrios, die Klappmechanismen sind wohldurchdacht, das ganze Rad wirkt wertig und haltbar. Dank kurzem Radstand und Vorbau sowie steilem Lenkwinkel erst nervös, nach kurzer Gewöhnung rekordverdächtig wendig, trotz 13 Kilo super zu beschleunigen! Fahrdynamisch kaum Abstriche zu einem 1990er-Rennrad, hier auch dem Urvater von Brompton voraus. Die Variante mit Nabenschaltung war zum Test nicht lieferbar, ist aber sinnvoll, denn das Schaltwerk ist tief am Boden gefährdet, für leichten Offroad-Einsatz gibt’s eine Gravel-Version. Eine ziemlich geniale Lösung für Zug- und Rad-Pendler.
Der WOW-Effekt des Vello Speedster Titan | Abbildung: MYBIKE