Falt- und Kompakträder im TestMobil auf kleinen Rädern

Jochen Donner

 · 23.08.2024

Falt- und Kompakträder: Sie beanspruchen deutlich weniger Raum als ein normales Fahrrad – sowohl in Fahrt als auch im Stand, zu Hause, im Büro oder gar unterwegs in den Öffentlichen.
Foto: Jörg Spaniol
Falt- und Kompakträder sind flink auf Alltagsstrecken und Touren. Danach beanspruchen sie nur kleinste Flächen – ideal für ÖPNV, Autotransport oder kleine Appartements. Wir stellen 9 Bikes vor.

Hinweis: Der Artikel wurde 2020 erstmalig veröffentlicht. Wir haben ihn überarbeitet und aktualisiert.

Eng geht’s zu auf Deutschlands Straßen, Geh- und Radwegen. Gefühlt wird es sogar immer enger: Seit Corona nutzen viel mehr Menschen das Fahrrad, um im Alltag, aber auch in der Freizeit vorwärtszukommen, sich im Freien und der Natur zu bewegen. Ein allgemein steigendes Mobilitätsbedürfnis bei gleichzeitig enger werdenden Platzverhältnissen – das kann auf Dauer nicht gut ausgehen.

Falträder erweitern den Radius

Einen konstruktiven Ansatz zur Veränderung der Verhältnisse bieten Falt- und Kompakträder: Sie beanspruchen deutlich weniger Raum als ein normales Fahrrad – sowohl in Fahrt als auch im Stand, zu Hause, im Büro oder gar unterwegs in den Öffentlichen. Mittlerweile akzeptieren die Bahn und fast alle Nahverkehrsverbünde Räder mit 20-Zoll-Rädern oder kleiner als Handgepäck, sofern sie gefaltet sind. Dann gelten keine Sperrzeiten, und auch extra Fahrrad-Tickets sind obsolet. Ungefaltete 20-Zöller oder kleiner dürfen vielerorts auch mit, solange die „baulichen Voraussetzungen im Verkehrsmittel“ gegeben sind.

Solche Regeln erweitern den Radius für Radler erheblich, wenn unter dem Stichwort Intermodalität eine engere, möglichst nahtlose Verschränkung möglichst vieler Verkehrsarten entsteht. Selbst Langstrecken-Pendeln ist mit zuverlässiger Nahverkehrs-App und persönlich optimiertem Gepäckmanagement viel einfacher möglich. Grund genug, uns die Kategorie „20-Zöller und kleiner“ genauer anzuschauen.


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Es gibt viel mehr Falträder als jemals zuvor

Die Idee, dass gefaltete Räder nicht nur besser zu transportieren, sondern auch sicher und kompetent zu fahren sind, hat in den letzten Jahren mehr und mehr Freunde gefunden. Viele Hersteller haben neue eigene Modelle entwickelt, sowohl die Anzahl der Faltrad-Hersteller als auch die Modellvielfalt hat zugenommen.

Es gibt eine breite Spreizung, was das Preis- und Qualitätsniveau betrifft. Günstige Falt­räder mit brauchbarem Fahrverhalten, zuverlässigem Faltmechanismus und praxistauglichem Faltmaß sind oft als gelabelte Eigenmarken großer Hersteller oder großer Verkaufsketten präsent. Anspruchsvollere Falt­radler kommen mit voll touren- oder gar reisetauglichen Faltern auf technisch hohem Niveau auf ihre Kosten. Sportliche Fahrer können ein ernsthaftes, faltbares Trainingsgerät für Preise zwischen zwei- und dreitausend Euro finden.

Die Sitzposition lässt sich auf guten Rädern kaum von der auf einem „erwachsenen“ Bike unterscheiden. Doch einerseits lassen kleine Laufräder ein Faltvelo holperiger rollen als ein großes Bike: Je kleiner der Raddurchmesser, desto relativ höher wirkt sich eine Erhebung beim Überrollen aus. Ein zwei Zentimeter tiefes und zehn Zentimeter langes Schlagloch steckt ein großes Laufrad mit zudem größerem Luftvolumen im Reifen leicht und locker weg. Ein 20- oder 18-Zöller rumpelt dagegen deutlich härter und ungedämpfter durch. Das extrem geringe Gewicht kleiner Laufräder macht sie beim Einlenken nervöser, geringste Lenkkräfte schlagen sofort in Richtungsänderung um.



Faltrad-Fahren ist speziell

Zudem spielt eine weitere Besonderheit der Falter eine Rolle: Fast alle Lenker werden aus Stabilitätsgründen als konischer, oft ausziehbarer Schaft mit Faltgelenk konstruiert. Der geringen Vorwärtsneigung des Schafts entspricht die Vorbaulänge eines konventionellen Rads. Um ein möglichst knappes Faltmaß zu erzielen, verzichten viele Hersteller darauf, eine ausreichend lange, beruhigende Vorbaulänge einzubauen. Zusammengefasst fahren sich deshalb fast alle Falträder deutlich nervöser, als man es vom normalen Fahrrad gewöhnt ist. Manche sind sogar grenzwertig nervös. Für Anfänger ist das gewöhnungsbedürftig, gibt sich aber schnell, je mehr Zeit man auf seinem Falter verbringt.

Ist man sich vorab darüber im Klaren, wie und wofür man sein Falt- oder Kompaktrad einsetzen möchte, könnte es sein, dass das „Normalrad“ immer öfter in der Garage bleibt. Ein Faltrad kann, muss aber bei Weitem nicht mehr nur Zweit- oder Drittrad für überzeugte Bike People sein. Denn rund um den Alltagsgebrauch gibt es kaum eine Nutzungsart, die nicht auch mit kleinen Laufrädern bedienbar wäre. Und wo ein Falter durch seinen geringeren Platzanspruch oft sogar neue Möglichkeiten und Freiheiten schafft.

Fix gefaltet

Konkurrenzlos: Das Brompton fügt sich ins kleinste Faltmaß im TestFoto: Daniel SimonKonkurrenzlos: Das Brompton fügt sich ins kleinste Faltmaß im Test

Bis auf eins sind alle unsere Testräder faltbar. Zur Mitnahme in S- und U-Bahn, Tram und im DB-Fernverkehr muss ein Faltrad auch gefaltet sein, um ohne Einschränkungen mitfahren zu dürfen. Auf dem Bahnsteig möchte man sein Rad schnell reisefertig haben – der nötige Faltaufwand soll so gering wie möglich ausfallen. Unsere Faltmaß- und Volumenangaben in den Testbriefen repräsentieren die pragmatische, schnelle „Bahnsteig“-Faltung ohne lose Teile wie zum Beispiel eine Sattelstütze. Viele Herstellerangaben beziehen sich auf die kleinstmögliche Paketgröße. Beim Autotransport oder zum Verstauen in der Wohnung mag mehr Aufwand sinnvoll sein, um ein minimales Faltmaß zu erreichen. Das Kompaktrad Moulton lässt sich mit einem 6-mm-Innensechskant in zwei Hälften mit je einem halben Rahmenanteil und einem Laufrad zerteilen. Das ist unterwegs kaum praktikabel, aber für den Auto- oder Flugzeugtransport hilfreich.

Die 9 Falt- und Kompakträder im Test

Brickerton Argent 1909, Kettenschaltung 1x9-Kettenschaltung

Brickerton Argent 1909, Kettenschaltung 1 x 9, MYBIKE-Note: 2,6Foto: Daniel SimonBrickerton Argent 1909, Kettenschaltung 1 x 9, MYBIKE-Note: 2,6

Die Briten dominieren beim Thema Faltrad: Harry Bickerton, Ingenieur bei Rolls-Royce und de Havilland, war Anfang der 70er-Jahre seiner Zeit voraus, als er sich mit dem Bau von Falträdern beschäftigte. Seinen Führerschein hatte er verloren, und ein Fahrrad, das man überallhin mitnehmen konnte, schien dem reisefreudigen Tüftler eine gute Idee. Heute führt Sohn Mark die Geschäfte, und das Argent 1909 trägt die Gene des Ur-Bickertons noch in sich. Der kastenförmige Hauptrahmen geht auf damals geklebte Aluminiumbleche zurück, die im Flugzeugbau stabile Strukturen schufen. Das abgesenkte Tretlager, ein Faltgelenk auf halber Rahmen­länge sowie kurze Sitz- und Lenkrohre – diese Faltrad-Elemente findet man bereits im Prototyp von 1971. Das aktuelle Modell nutzt erprobte Bauelemente und Komponenten aus Tern-Beständen und erzielt damit hochwertige Stabilität im Fahrverhalten. Sein sehr kurzer Radstand (995 Zentimeter) macht das Rad wendig, die Lenkung bleibt dabei lobenswert ruhig. Mit breit gestufter Schaltung sind selbst Berg und Tal befahrbar, die Big-Apple-Reifen schaffen auch leichte Offroad-Strecken und vermitteln viel Komfort. Der Brooks-Sattel steht natürlich ebenfalls für genuine Britishness.

  • Preis: 999 Euro
  • Info: bickertonportables.co.uk
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 40 x 85 x 63 cm/214 l
  • Gewicht Testrad*: 12,1 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 118 kg
  • Rahmen: Alu, geschweißt
  • Gabel: Alu, geschweißt
  • Schaltung: Shimano Alivio, Sora; 53:11-32 Zähne
  • Bremsen: Avid/Kinetix V-Brakes
  • Reifen: Schwalbe Big Apple 50-406, 20 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: solide konstruiertes, vielseitiges Rad; preisgünstig; reichhaltiges Zubehörangebot
  • Minus: Lenker-Auszug nicht formschlüssig und scharfkantig; aufgeklappt schlecht tragbar
  • MYBIKE-Note: 2,6 befriedigend

Brompton S6, 2x3-Naben-/Kettenschaltung

Brompton S6, 2x3-Gang-Naben-/Kettenschaltung, MYBIKE-Note: 3,4Foto: Daniel SimonBrompton S6, 2x3-Gang-Naben-/Kettenschaltung, MYBIKE-Note: 3,4

Mit Flagship Stores und emotional aufgeladenen Marken-Botschaften arbeitet Brompton geschickt daran, die britischen Falträder zum Lifestyle-Produkt zu machen. Emotionslos als Produkt betrachtet, hat das Rad klare Stärken und Schwächen: Stark sind die sportliche Sitzposition, die effizient in die Pedale treten lässt, und die hohe Rahmensteifigkeit, die ein sicheres Fahrgefühl vermittelt. Auch das flinke Abstellen durch Einklappen des elastomergefederten Hinterbaus um sein Drehgelenk ist clever: Das Rad ruht dann auf Standrollen, die es leicht manövrierbar machen. Die Faltgelenke sind stabil, doch sind die Schraubklemmungen nicht „unverlierbar“ – in geöffnetem Zustand können sie sich losrütteln. Lange Schutzbleche schützen bei miesem Wetter. Zu den Schwächen würden wir das nervöse Lenk-verhalten, die grob gestufte, technisch überholte Eigenmarken-Schaltung, nässe­­­empfindliche Felgenbremsen und den schmalen Lenker mit derber Klemmung und nicht höhenverstellbarem Cockpit zählen. Dennoch ist das S6 ein brauchbares Rad für kürzere Alltagsstrecken. Und für Fans britischen Lebensgefühls.

  • Preis: 1.451 Euro
  • Info: voss-spezialrad.de
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 29 x 61 x 61 cm/108 l
  • Gewicht Testrad*: 11,8 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 110 kg
  • Rahmen: Stahl, geschweißt
  • Gabel: Stahl, gelötet
  • Schaltung: Brompton, 3-Gang-Nabenschaltung mit 2 Ritzeln; 50:16, 13 Zähne
  • Bremsen: Brompton Seitenzug-Felgenbremsen
  • Reifen: Schwalbe Marathon Racer 35-349, 16 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: sehr kompakt und schnell klein faltbar; seitensteif und wendig; ruhiges Fahrverhalten
  • Minus: klappriger Hinterbau-Verschluss; Schaltung zu grob abgestuft; Bremsen nässeempfindlich
  • MYBIKE-Note: 3,4 befriedigend

Dahon Curl 14, 4-Gang-Nabenschaltung

Dahon Curl 14, 4-Gang-Nabenschaltung, MYBIKE-Note: 4,0Foto: Daniel SimonDahon Curl 14, 4-Gang-Nabenschaltung, MYBIKE-Note: 4,0

Als „alter Falter“ weiß man bei Dahon, Radfahren und geringsten Platzanspruch unter einen Hut zu bringen: Dahon ist wahrscheinlich der größte Hersteller von Falträdern weltweit, viele Grundelemente wie Faltgeometrien, -konzepte und -gelenke gehen auf den taiwanischen Riesen zurück. In vielen Falträdern anderer Marken steckt Dahon-Technik. Und hinter der Marke Tern steht ein Sohn der Dahon-Familie. Das Dahon Curl mit dem gebogenen Rahmen hat ein besonders kompaktes Faltmaß. Der (ungefederte) Hinterbau rotiert um ein Gelenk nahe am Tretlager, das Hinterrad nimmt unter dem Rahmenbuckel Platz: Das Rad steht stabil und leicht manövrierbar auf den vier Skateboard-Rollen des Gepäckträgers. Auch Teleskop-Lenker und -Sattelstütze tragen zum sparsamen Packmaß bei. Leider fallen Fahreigenschaften und Komponentenqualität dagegen ab: Das Rad fährt sich hart und hippelig, die Lenkung ist stark nervös, der Lenker zu schmal. Die 4-Gang-Nabe schaltet nur widerwillig, die Kette streift am Hinterbau, und die Sicherung am zweiten Rahmengelenk ist so montiert, dass sie den Schnellspannhebel nicht zurückhalten kann.

  • Preis: 1.199 Euro
  • Info: bbf-bike.de
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 31 x 63 x 61 cm/119 l
  • Gewicht Testrad: 12,5 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 105 kg
  • Rahmen: Alu, geschweißt
  • Gabel: Aluprofile, geschmiedet
  • Schaltung: Sturmey Archer 4-Gang-Nabenschaltung, 46:16 Zähne
  • Bremsen: Tektro Seitenzug-Felgenbremsen
  • Reifen: Schwalbe Marathon 35-349, 16 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: stabile Gabel und Rahmen; sehr kleines Faltmaß, dabei gut manövrier- und tragbar
  • Minus: Schwächen bei Verarbeitung, Schaltung und Gelenksicherung; Hinterbau-Verschluss klappert
  • MYBIKE-Note: 4,0, ausreichend

Hercules Versa R3, 3-Gang-Nabenschaltung

Hercules Versa R3, 3-Gang-Nabenschaltung, MYBIKE-Note: 3,3Foto: Daniel SimonHercules Versa R3, 3-Gang-Nabenschaltung, MYBIKE-Note: 3,3

Ein ganz eigenes Publikum spricht Hercules mit dem Versa R3 an: Das behäbige, aber hübsche Rad ist der einzige faltbare Tiefeinsteiger auf dem Markt. Mit Dreigang-Nabenschaltung, Rücktrittbremse und betont aufrechter Sitzposition wendet sich das Rad an die aktive „Generation 50+“, die mit Wohnwagen, -mobil oder Boot unterwegs ist oder im Ferienhaus einen Zweitwohnsitz hat und dort kurze Strecken bequem radeln möchte. Das Faltmaß des Versa ist groß, da der Rahmen nur einfach seitlich umgeklappt werden kann. Dabei fallen das Gelenk, aber auch der Rahmen für einen Tiefeinsteiger stabil und erstaunlich seitensteif aus: Die Fahrt fühlt sich sicher und ruhig an. Durch die aufrechte Sitzhaltung neigt das entlastete Vorderrad etwas zum Untersteuern, eine (leicht selbst aushängbare) Feder dient deshalb zur Lenkungsdämpfung, schränkt aber auch den möglichen Lenkeinschlag erheblich ein. Die V-Bremsen verlieren bei Nässe an Wirksamkeit. Eine Minipumpe und hochwertige Steckleuchten sind willkommene Zugaben, der Gepäckträger transportiert Einkäufe oder Ausflugsgepäck unkompliziert und sicher. Angenehmen Fahrkomfort vermitteln die dicken, Big-Apple-ähnlichen Pneus.

  • Preis: 749 Euro
  • Info: hercules-bikes.de
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 42 x 76 x 62 cm/198 l
  • Gewicht Testrad: 14,5 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 135 kg
  • Rahmen: Alu, geschweißt
  • Gabel: Alu, geschweißt
  • Schaltung: Shimano Nexus 3-Gang-Nabe mit Rücktrittbremse; 42:16 Zähne
  • Bremsen: Tektro V-Brakes
  • Reifen: Impac Bigpac 50-406, 20 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: alltagstauglich für kürzere Strecken; solide Bauart und Fahrverhalten; sehr preisgünstig
  • Minus: Gelenk/Lenkerschaft und Passung Sattelstütze/Sitzrohr haben Spiel; schwer
  • MYBIKE-Note: 3,3, befriedigend

Moulton TSR Kensington, 1x9-Kettenschaltung

Moulton TSR Kensington, Kettenschaltung 1x9, MYBIKE-Note: 2,4Foto: Daniel SimonMoulton TSR Kensington, Kettenschaltung 1x9, MYBIKE-Note: 2,4

Alex Moulton hatte bereits eine illustre Inge­nieurs­karriere hinter sich, als er 1962 begann, Kompakt-Fahrräder mit 20-Zoll-Rädern zu entwickeln. Von Moulton stammt zum Beispiel die Gummifederung des Austin Morris Mini, der ebenfalls trotz kleiner Räder Furore machte. Seit 1983 ist der fachwerkartige Space Frame, der mittig am Kreuzungspunkt teilbar ist, das Erkennungszeichen der exzentrischen Moulton-Bikes. Dieses Rad ist nicht falt-, aber zerlegbar. Sein verstrebter Rahmen macht das Bike leicht und extrem seitensteif. Schön anzusehen sind die hochwertig handgelöteten Röhrchen (Reynolds 525-Rohrsatz), die Sitz- und Lenkrohr nahtlos umschlingen. Von Anfang an gehörten ein konisches Gummi-Elemente-System am Hinterbau sowie eine parallelogramm-gefederte Gabel zu den unverzichtbaren Kennzeichen eines Moulton-Bikes. Dementsprechend fährt es sich spürbar komfortabel, doch immer stabil und sicher. Es lässt sich sogar bequem freihändig pedalieren. Die V-Brakes dürften für bessere Bremswirkung etwas steifer sein, sonst gibt es am frugal ausgestatteten Bike nichts zu bemängeln. Passendes Zubehör ist reichhaltig erhältlich.

  • Preis: 2.390 Euro
  • Info: lhbicycles.de
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 58 x 103 x 50 cm/299 l
  • Gewicht Testrad: 12,0 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 150 kg
  • Rahmen: Stahl, handgelötet; Hinterbau gefedert
  • Gabel: Stahl, gelötet; Parallelogramm-Federung
  • Schaltung: SRAM DD3 Kettenschaltung 9-fach; 54:11-32 Zähne
  • Bremsen: Avid/Tektro-V-Brakes
  • Reifen: Schwalbe Marathon Racer 40-406, 20 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: vielseitiges Bike mit exzentrischem, aber praktischem Konzept
  • Minus: relativ teuer; nicht faltbar, nur zerlegbar
  • MYBIKE-Note: 2,4, gut

Riese & Müller Birdy Touring, 1x10-Kettenschaltung

Riese & Müller Birdy Touring, Kettenschaltung 1x10, MYBIKE-Note: 1,9Foto: Daniel SimonRiese & Müller Birdy Touring, Kettenschaltung 1x10, MYBIKE-Note: 1,9

Um das heute einzige Modell ohne E-Antrieb im aktuellen Katalog rankt sich die ganze Unternehmensgeschichte von Riese & Müller, denn mit dem Birdy fing alles an. Die Idee war, ein Faltrad mit Vollfederung zu entwickeln, deren Drehpunkte gleichzeitig Faltgelenke sind. In seiner jetzigen Form mit Aluminium-Monocoque-Hauptrahmen, hochwertig gelagerter Hinterradschwinge und Parallelogramm-Gabel ist das Birdy ein vollwertiges Allround-Rad geworden, das sich sehr klein macht, wenn es drauf ankommt: Hat man die Schritte verinnerlicht, geht das Falten ruckzuck, das Paket ist sehr kompakt. Demgegenüber stehen, trotz winziger 18-Zoll-Räder, hochkomfortable, erwachsene Fahrleistungen mit stabiler Geradeausfahrt, ver­­­­­gleichs­weise ruhiger Lenkung, breit gestuftem, bergtauglichem Antrieb und wirkungsvollen Bremsen. Das Birdy hat als einziger Falter eine Supernova-Lichtanlage mit Dauerlicht an Bord. Gepäcktaschen bis etwa zehn Kilo befördert das Vögelchen ohne Turbulenzen. Lenkerschaft und Sattelstütze sind ausziehbar und machen das Bike für Radler bis 1,95 Meter fahrbar.

  • Preis: 2.572 Euro
  • Info: r-m.de
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 37 x 85 x 71 cm/223 l
  • Gewicht Testrad: 12,4 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 120 kg
  • Rahmen: Alu-Monocoque, geschweißt; Hinterbau gefedert
  • Gabel: Aluprofile, geschweißt; Parallelogramm-Federung
  • Schaltung: Shimano Deore Kettenschaltung; 52:9-32 Zähne
  • Bremsen: Shimano Deore Disc, ø 160 mm
  • Reifen: Schwalbe Marathon Racer 40-355, 18 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: ausgereiftes Konzept ohne Schwächen; sehr komfortabel und sicher fahrbar; Top-Lichtanlage
  • Minus: relativ teuer
  • MYBIKE-Note: 1,9, gut

Strida EVO 3, 3-Gang-Tretlagergetriebe

Strida EVO 3, 3-Gang-Tretlagergetriebe, MYBIKE-Note: 3,8Foto: Daniel SimonStrida EVO 3, 3-Gang-Tretlagergetriebe, MYBIKE-Note: 3,8

Welch kühner Ansatz, ein Faltrad zu denken! Der Wow-Effekt geht zurück auf einen Londoner ­Design-Studenten, der seinen Weg zur Uni trotz U-Bahn-Nutzung radeln und nicht gehen mochte. Seit über zehn Jahren fertigt Hersteller Ming in Taiwan die Stridas in Serie. Hochwertige Schweißnähte zieren das ungewöhnliche Rahmenkonstrukt. Viele Komponenten sind mit eigener Marke gelabelt, wie die ungewöhnliche 3-Gang-Schaltung, die Zulieferer Sturmey Archer aus einer Hinterradnabe ins Tretlager verpflanzt hat. Sie macht das Evo 3 etwas vielseitiger als das Modell mit Singlespeed-Antrieb für rund 340 Euro weniger. Als vollwertiges Fahrrad darf man das Rädchen nicht betrachten: Die Sattelposition liegt viel zu nah am Lenker, man sitzt gedrungen und hat wenig Bewegungsfreiheit am viel zu schmalen Lenker. Die Lenkung fällt durch fehlenden Nachlauf und flachen Lenkwinkel zu kippelig aus für längere Strecken oder hohe Tempi. Der knappe Radstand macht das Rad hecklastig und holperig. Alle drei Rahmengelenke erfordern aufgrund ihrer Dimensionierung und der ein­wir­kenden Kräfte dauerhaft Aufmerksamkeit. Als „Gehhilfe“ ist das Strida ein Dritt- oder Viertrad für wenige Gelegenheiten – oder wilde Indoor-Rennen um den Couchtisch.

  • Preis: 1.169 Euro
  • Info: strida.de
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 26 x 55 x 116 cm/166 l
  • Gewicht Testrad: 12,2 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 100 kg
  • Rahmen: Alu, A-förmig durch Gelenke verbunden
  • Gabel: im Rahmen integriert
  • Schaltung: Sturmey Archer 3-Gang-Tretlagergetriebe; 100:30 Zähne; Strida-Zahnriemen
  • Bremsen: Bengal mechanische Disc, ø 140 mm
  • Reifen: Strida 32-355, 18 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: hohe Originalität, polarisierendes Design; schnelle, clevere Faltung; brauchbar für Kurz-strecken
  • Minus: ungünstige Sitzposition; stark kippelige Lenkung
  • MYBIKE-Note: 3,8, ausreichend

Tern Verge X11, 1x11-Kettenschaltung

Der Testsieger: Tern Verge X11, Kettenschaltung 1x11, MYBIKE-Note: 1,8Foto: Daniel SimonDer Testsieger: Tern Verge X11, Kettenschaltung 1x11, MYBIKE-Note: 1,8

Das Verge ist eine Waffe – und eine Glücksmaschine für Rennrad-Freunde, Trainingsfetischisten und Schnellfahrer. Konkurrenzlos leicht, hat Tern das Verge kompromisslos mit feinen, leichten – und teuren – Komponenten wie Carbonkurbel, Renn-Schaltwerk und Syntace-Elementen an Sattelstütze und Cockpit ausgestattet. Die mittelklassigen Deore-Discs arbeiten ebenfalls tadellos, auf die kleinen Laufräder ist ihre Wirkung sogar brachial. Sensible, vorausschauende Radler kommen mit den schmalen Rennreifen (280 Gramm) gut zurecht; breitere Pneus bis etwa 35 Millimeter fänden selbst bei optionalen Schutzblechen noch Platz und schaffen deutlich satteren Straßenkontakt. Fahr- und Lenkverhalten liegen auf dem Niveau eines „erwachsenen“ Fahrrads, der in Fahrtrichtung geneigte Lenkerschaft, ein großzügig breiter Lenker (62 Zentimeter) sowie Verstell-Schellen von Syntace beruhigen die sonst kippelige Lenkung spürbar. Dennoch streut sie stets eine Prise Nervosität ins Geläuf. Das Zubehör-Programm ist umfangreich, Schutzbleche, Gepäckträger und Steckleuchten hat Tern im Angebot. Das Falten geht dank passgenauer Teile, solider Gelenke und Verriegelungen schnell, logisch und problemlos von der Hand.

  • Preis: 2.599 Euro
  • Info: ternbicycles.com
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 41 x 81 x 71 cm/236 l
  • Gewicht Testrad: 10,5 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 115 kg
  • Rahmen: Alu, geschweißt
  • Gabel: Alu, geschweißt
  • Schaltung: Sram Force Kettenschaltung 11-fach; 52:11-42 Zähne
  • Bremsen: Shimano BL/BR-M6000 Disc, ø 160 mm
  • Reifen: Schwalbe One 28-451, 20 Zoll
    * ohne Pedale

Fazit und Note

  • Plus: sehr hochwertig ausgestattet, extrem leicht und schnell
  • Minus: als Zweit- oder Drittrad sehr teuer; nur mit Zubehör wirklich alltagstauglich
  • MYBIKE-Note: 1,8, gut, Testsieger

Vello Rocky, 1x10-Kettenschaltung

Vello RockyFoto: Daniel SimonVello Rocky

Mit großen Zielen tritt Vello an, die Mobilität in unseren Städten zu verändern. Das Rocky ist ein von Grund auf neu gedachtes und konstruiertes Faltrad mit robustem Stahlrahmen. Sein Faltvorgang ist etwas aufwendiger, da die Gabel an der Brücke gefaltet wird. Dafür ist es als Paket sehr kompakt und gut tragbar. Überzeugend sind die Steifigkeit und das sichere Fahrgefühl: Trotz relativ dünner, langer Rohre und stahltypischem Flex lässt sich das relativ schwere ­Rocky bei tief positioniertem Cockpit präzise durch Kurven steuern und selbst im Wiegetritt bergauf treten. Freihändig gefahren, spürt man schnell die Flatterneigung des Rahmens. Die breit abgestimmte Deore-Schaltung, gut dosierbare Bremsen und breite, robuste Reifen bieten die nötige Voraussetzung, dass man das Rocky im Alltag, auf Touren und, unter Vorbehalt, sogar als Reiserad nutzen kann. Schutzbleche, verschiedene Gepäckträger und Taschen sind separat erhältlich. Der Mittelständer stört beim Rangieren und Falten, montiert war zudem ein schlecht vernietetes Exemplar. Doch das ist hoffentlich ein Einzelfall, schnell reklamiert und getauscht. Dennoch bleibt das Rocky unser vielseitigstes Rad im Testfeld.

  • Preis: 1.490 Euro
  • Info: vello.bike
  • Faltmaß (B, L, H)/Volumen: 39 x 85 x 68 cm/225 l
  • Gewicht Testrad: 13,9 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 120 kg
  • Rahmen: Stahl, geschweißt; Hinterbau gefedert
  • Gabel: Stahl, Disc/V-Brake
  • Schaltung: Shimano Deore Kettenschaltung 10-fach; 54:11-32 Zähne
  • Bremsen: Shimano BL/BR-MT200, ø 160 mm
  • Reifen: Schwalbe Marathon 40-406, 20 Zoll

Fazit und Note

  • Plus: durchdachte Faltmechanik; sehr stabile Fahreigenschaften; kleines Faltmaß
  • Minus: relativ schwer; Stütze, Lenkerstummel und -schaft nur an den Klemmungen formschlüssig
  • MYBIKE-Note: 2,3, gut

Die Testergebnisse der Falträder im Vergleich

Unsere Benotung ist absolut an technisch machbaren Bestwerten der Teilnoten orientiert. „Kein Licht“ oder „stark kippelige Lenkung“ bedeuten ebenso einen niedrigeren Fahrsicherheits-Wert, wie 3- oder 4-Gangschaltungen beim Antrieb oder nur „2 Jahre Gewährleistung“ in der Service-Note durchschlagen. Auch in Sachen Einsatzbereich, Handling und Fahrspaß liegen die Kandidaten im Testfeld weit auseinander.Foto: MYBIKE-GrafikUnsere Benotung ist absolut an technisch machbaren Bestwerten der Teilnoten orientiert. „Kein Licht“ oder „stark kippelige Lenkung“ bedeuten ebenso einen niedrigeren Fahrsicherheits-Wert, wie 3- oder 4-Gangschaltungen beim Antrieb oder nur „2 Jahre Gewährleistung“ in der Service-Note durchschlagen. Auch in Sachen Einsatzbereich, Handling und Fahrspaß liegen die Kandidaten im Testfeld weit auseinander.

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