Adrian Kaether
· 17.10.2025
„Die Messlatte unter den vollgefederten Tiefeinsteigern“. Nanu? Sind wir falsch abgebogen? Bei Centurion ist sonst eher für schwäbisches Understatement bekannt, aber jetzt nimmt Entwicklungsleiter Hannes Genze den Mund ziemlich voll. Zurecht, wie wir später feststellen werden.
Fakt ist: Centurion hat das Erfolgsmodell Country LX mit Vollfederung und tiefem Einstieg komplett neu aufgestellt. Der Rahmen mit unsichtbaren Schweißnähten und integriertem Kettenschutz bekommt einen durchgestylten und modernen Look. Dank Finite-Elemente-Berechnung konnte Centurion den Durchstieg noch breiter und tiefer, die Integration des Dämpfers hinter dem Sitzrohr noch schlanker gestalten und trotzdem gut ein halbes Kilogramm beim Rahmen einsparen. Das ist ein Wort! Für kleine Menschen fällt der S-Rahmen besonders kompakt aus.
Im Tretlager steckt die neue, extra leise Motorengeneration von Bosch mit Performance Line PX und CX Motoren, samt reichweitenstarkem 800er Akku. Der neue Touren-Motor PX kommt dabei beim R900 zum Einsatz, die R2000 Modelle setzen auf den noch kräftigeren CX. An Komfort wird beim LX nicht gespart. Der Akku kann komfortabel nach oben aus dem Rahmen genommen werden. Eine Tele-Stütze ist ebenso mit an Bord, wie große Displays, am Topmodell sogar ABS. Am Steuerrohr kann neben einem Flaschenhalter auch der Range-Extender oder ein Front-Träger mit passender Tasche montiert werden.
Extrabreite Schutzbleche hat Centurion eigens entwickelt um auch mit breiten SUV- und Mountainbike-Pneus noch ausreichend Reifenfreiheit bieten zu können. Sie kommen bereits beim SUV Numinis EQ zum Einsatz, das bei uns im Test schon den Sport-Tipp einfahren konnte. Der Federweg beträgt beim LX nun satte 120 Millimeter. Für einen Tiefeinsteiger ist das richtig viel. Das gleiche gilt für die satte Gewichtszulassung von 150 Kilogramm.
Und entsprechend vertrauenerweckend fährt sich das Rad auch. Die bewusst komfortorientierte Abstimmung der Federung zahlt sich in einem Fahrgefühl wie beim sprichwörtlichen fliegenden Teppich aus. Ohne den direkten Vergleich zu haben: Aber so sensibel und gleichzeitig schluckfreudig bei größeren Schlägen haben wir noch keinen Tiefeinsteiger erlebt.
Die Sitzposition auf dem Country LX ist angenehm aufrecht. Ergonomie und Sattel gefallen ebenso wie die sinnvoll gewählte Ausstattung. Unser Testbike kommt sogar mit ABS, das in Kombination mit Shimanos Vierkolben-Bremsen nicht nur kräftige sondern auch sichere Bremsmanöver selbst auf rutschigem Untergrund möglich macht. Für einen Tiefeinsteiger ist auch auch die Steifigkeit auffallend gut. Mit Packtaschen konnten wir das Rad noch nicht testen. Aber unbeladen flattert die Lenkung selbst bei hohem Tempo kaum. Gut möglich also, dass das Centurion hier in der Tat neue Standards setzt.
Das Country R2000 LX ABS kostet 5.699 Euro und ist nur in Chromeschwarz verfügbar. Das R2000 LX ohne ABS kostet 5.299 Euro in den Farben Signature Red oder Marinegrau. Das R900 LX startet bei 4.399 Euro mit 800 Wh Akku oder 4.199 Euro mit 600 Wh Akku. Die Farboptionen sind Vintage Green oder Schwarz. Alle Modelle wiegen rund 30 kg und sind für ein maximales Gesamtgewicht von 150 kg ausgelegt. Die Bikes sollen ab sofort verfügbar sein.
Neben dem Technik-Flaggschiff Country LX mit Vollfederung legt Centurion auch die Touren-Räder Country L (Tiefeinsteiger) und das Country T (Trapezrahmen) neu auf. Beide Räder bekommen ähnliche Features wie das LX. Angetrieben werden sie von der neuen Bosch-Generation mit Performance Line PX und CX Motoren. Auch sie bekommen die Oberrohr-Schnittstelle für Frontträger etc., die breiten Schutzbleche und ABS in Kooperation mit Shimano-Bremsen in den Topmodellen. Das Country L ist auch mit Riemen und Enviolo-Automatik-Schaltung erhätlich. Die Preise liegen zwischen 3799 (Country T) und 5899 Euro (Country L R4000).
Nach einer kurzen Testrunde im Hochschwarzwald hinterlässt das Country LX bei uns einen exzellenten Eindruck. Hochwertig gemacht und mit tollem Fahrwerk und Komponenten ist das Bike voll auf der Höhe der Zeit. Der Preis auch für das Topmodell LX R2000 bleibt angesichts von Vollfederung und ABS vergleichsweise fair. - Adrian Kaether, Testleiter MYBIKE