SUV E-Bikes bis 6000 Euro6 Alleskönner für Alm und Alltag

Adrian Kaether

 · 31.07.2025

Vollgefederte SUV E-Bikes schlagen die Brücke zwischen Trekking- und Mountainbike. Wir haben sechs Modelle bis 6000 Euro getestet.
Foto: Georg Grieshaber
Vollfederung, Schutzbleche, Beleuchtung, Seitenständer und Stollenreifen: Moderne E-SUVs sind vielseitig einsetzbar, sowohl für den täglichen Arbeitsweg als auch für moderate Mountainbike-Touren. Wir haben sechs interessante Modelle ausgewählt, um das Versprechen des Alleskönners genauer zu untersuchen.

Knirschend bahnen sich unsere Reifen einen Weg durch den groben Schotter, die Motoren der sechs Räder brummen vor sich hin, hier und da knallt eine Schaltung unter der hohen Last im steilen Gelände. Das hier ist richtig sportlich, klassisches Mountainbike-Territorium auf jeden Fall. Eigentlich sogar mehr als das, denn früher – ohne Motor – hätte man Schotterrampen wie diese höchstens fluchend und schiebend bezwungen.

Eine ausgedehnte Bergtour? Sportliche E-SUVs mit Vollfederung überzeugen auch im Gelände.Foto: Georg GrieshaberEine ausgedehnte Bergtour? Sportliche E-SUVs mit Vollfederung überzeugen auch im Gelände.

Und hier kämpfen nun wir uns bergauf, auf sechs völlig alltagstauglichen Rädern. Licht, Seitenständer, Schutzbleche – alles ist dran. Was aber eben auch dran ist: Stämmige Federgabeln und sogar ein Federbein hinten. Die Vollfederung garnieren die Hersteller mit mal mehr, mal weniger grobstolligen Reifen und Geometrien mal mehr mal weniger inspiriert vom Mountainbike. Echte E-SUVs also, nicht bloß Trekkingbikes mit Breitreifen.

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Komplexe Technik mit Preisschild

Komplexe Technik also, die natürlich auch viel Geld kostet. Zwischen fünf- und sechstausend Euro muss man für die Bikes dieser Testgruppe wie auch für vollgefederte SUVs im Allgemeinen ungefähr einkalkulieren. Im Gegenzug versprechen die Hersteller schier unendliche Möglichkeiten. Pendeln in der Stadt oder große Tour am Wochenende, Großeinkauf mit Packtaschen oder weite Reisen in ferne Länder, nichts soll diese vollgefederten Räder vor eine ernste Herausforderungen stellen. Und eben: Sogar ernstes Gelände soll im Einsatzbereich mit vorgesehen sein.

Die 6 Testkandidaten im Überblick

Unsere sechs Testkandidaten und ihre vier Motoren im Überblick.
Foto: Georg Grieshaber

Um die Geländekompetenz zu überprüfen, sind wir für Test und Fotos unserer sechs Kandidaten bis ins deutsche Wintersport-Mekka Garmisch, genauer: Partenkirchen, ausgerückt. Der Hausberg Wank, ein Schotter-Klassiker aus der guten alten Zeit von Mountainbike-Touren-Papst Elmar Moser soll zeigen, wie viel Gelände und wie viel Freiheit und Abenteuer wirklich in den sechs Kandidaten stecken. Und Tatsache: Zumindest die sportliche Truppe bezwingt unsere geplante Tour mit Leichtigkeit. Bald werden die Rampen wieder flacher und kurz vor unserem Ziel – einer großen Alm auf halber Höhe des Berges – spannt sich das Panorama von Wetterstein und Zugspitzmassiv im atemberaubenden Bogen vor uns auf.

Einzig das Victoria Parcours ist im steilen Gelände durch seine Übersetzung wirklich limitiert. Der klassisch anmutende Tiefeinsteiger zieht dafür den Komfort-Trumpf. Extrem aufrechte entspannte Sitzposition, quirliges Handling dank kurzem Radstand, sensible Federung solange die Schläge nicht zu wild werden. Damit begeistert das Parcours im Alltag, wo auch der wartungsfreundliche Riemen und die stufenlose Enviolo-Schaltung ihre Stärken ausspielen. Einfach am Griff drehen und schon ändert sich der Gang ohne harte Sprünge – intuitiver geht’s nicht.

Das Victoria ist am wenigsten Bergziege aber dafür am komfortabelsten. Auch Enviolo und Riemen sowie ein steifer Gepäckträger bringen Pluspunkte im Alltagseinsatz.Foto: Georg GrieshaberDas Victoria ist am wenigsten Bergziege aber dafür am komfortabelsten. Auch Enviolo und Riemen sowie ein steifer Gepäckträger bringen Pluspunkte im Alltagseinsatz.

Fahrstark, aber träge?

Die anderen Kandidaten sind tendenziell sportlicher aufgestellt, setzen aber ebenfalls sehr unterschiedliche Akzente. Beim Giant Stormguard ist der ausladende Gepäckträger am Hauptrahmen fixiert. Das Rad bietet dadurch eine konstante Feder-Performance auch, wenn Gepäck im Spiel ist. Giant setzt so Akzente bei der Reisetauglichkeit. Die ebenfalls sehr komfortable trekking-orientierte Geometrie passt gut ins Konzept. Corratec, Centurion, Specialized und das neue Adventr von Haibike priorisieren dagegen noch stärker den sportlichen Gelände-Einsatz. Gerade beim Haibike eine Überraschung, denn das Adventr rollt ebenfalls als Tiefeinsteiger zum Test an, begeistert aber im Gelände mit einer schluckfreudigen Federung und aktiver Rahmen-Geometrie. Nachteil der hohen Geländekompetenz: Im Alltag und auf Tour fahren sich die besonders mountainbike-lastigen Räder tendenziell etwas träge und man sitzt nicht ganz so komfortabel und aufrecht wie auf klassischeren Trekkingbikes.

SUV-E-Bikes bieten eine hohe Fahrsicherheit, auch im Gelände. Im Alltag brauchen sie wegen breitem Lenker und langem Radstand aber etwas mehr Körpereinsatz.Foto: Georg GrieshaberSUV-E-Bikes bieten eine hohe Fahrsicherheit, auch im Gelände. Im Alltag brauchen sie wegen breitem Lenker und langem Radstand aber etwas mehr Körpereinsatz.

Und im Alltags-Einsatz? Wenn keine wilden Gelände-Ritte oder höhenmeterlastigen Touren, sondern eher Stadtverkehr, Ausflüge und Einkäufe anstehen, schlägt sich das Corratec MTC gut. Zwar könnte das Cockpit mehr Komfort bieten. Doch der Gepäckträger ist wegen hoher Steifigkeit mit Beladung der beste im Test, die Schutzbleche schützen zuverlässig und das integrierte Bremslicht vermindert das Risiko von Auffahrunfällen. Zudem bieten die Reifen einen guten Kompromiss aus leichtgängigem Rollen und Grip für gelegentliche Ausflüge auf losen Untergrund. Ebenfalls gut schlägt sich das komfortable Victoria Parcours – solange man das Rad nicht eine steile Kellertreppe hinunter hieven muss. Das ist insgesamt mit den schweren SUVs keine schöne Übung. Das Victoria lässt sich aber kaum greifen und macht es einem hier besonders schwer.

SUV E-Bikes hochzuheben ist ohnehin schon keine leichte Übung. Ohne richtigen Punkt zum Greifen machen es einem Victoria und Haibike besonders schwer - typisch Tiefeinsteiger.Foto: Georg GrieshaberSUV E-Bikes hochzuheben ist ohnehin schon keine leichte Übung. Ohne richtigen Punkt zum Greifen machen es einem Victoria und Haibike besonders schwer - typisch Tiefeinsteiger.

Testsieg für den Allrounder

Wer wirklich von Alltag bis Trailtour alles abdecken will, sollte jedoch nicht nur auf einen Punkt alleine schauen. Wie die Wertung zeigt, konnte uns mit Blick auf das Große Ganze ein Rad besonders begeistern. Das Tero X von Specialized findet einen guten Kompromiss aus Trekking- und Mountainbike-Genen, lässt sich im Alltag noch relativ leicht steuern und überzeugt dennoch mit hoher Fahrsicherheit im Gelände. Nur ein Lager im Hinterbau verspricht wenig Arbeit bei der Wartung – selbst die Kleinteile wie Griffe und Sattel fielen den Testern positiv auf. Trotz kleiner Schwächen wie dem etwas weniger starken Motor, der fehlenden Gepäckplattform und der Kabelführung ist für uns damit klar: Das günstigste Rad im Test ist gleichzeitig auch das Rad, was wir am Ende kaufen würden. Der Testsieg geht an den Allrounder Specialized Tero X!

Specialized Tero X – Specialized-Motor - 27 kg - 5.000 EuroFoto: Georg GrieshaberSpecialized Tero X – Specialized-Motor - 27 kg - 5.000 EuroDie Punktewertung im Detail: Das Specialized ist überall vorne mit dabei und sichert sich so den Testsieg. Centurion punktet im Gelände, Victoria beim Komfort.Foto: MYBIKE TestabteilungDie Punktewertung im Detail: Das Specialized ist überall vorne mit dabei und sichert sich so den Testsieg. Centurion punktet im Gelände, Victoria beim Komfort.

MYBIKE-Fazit

Das Tero X von Specialized holt mit seinem breiten Einsatzbereich die meisten Punkte und überzeugt mit einem attraktiven Preis. Allerdings: Die Stärken der Kandidaten sind ausgewogen verteilt. Welches Rad am Ende am besten passt, hängt bedeutend vom persönlichen Anforderungsprofil ab. Und so beeindruckend die sechs Testbikes in ihrer Vielseitigkeit sind, so teuer sind sie eben auch. Auf normalen Touren mit wenig Gelände fährt man mit klassischen Trekkingbikes weiter deutlich günstiger. – Adrian Kaether, Testleiter MYBIKE
Adrian Kaether ist Testredakteur bei BIKE und Testleiter bei MYBIKE.Foto: Georg GrieshaberAdrian Kaether ist Testredakteur bei BIKE und Testleiter bei MYBIKE.

SUV E-Bikes: So weit kommt man mit den Allround-E-Bikes

Wie ausdauernd ein E-Bike ist, hängt immer von einer ganzen Reihe verschiedener Faktoren ab und ist daher schwer pauschal zu beantworten. Bei normalem Einsatz auf Touren und im Alltag erzielen die E-SUVs sehr ähnliche Reichweiten wie E-Trekkingbikes mit vergleichbar großen Akkus. Denn die Motoren sind ohnehin dieselben und selbst die gröberen Stollenreifen an Specialized und Centurion rollen noch vergleichsweise gut.

Mit leistungsstarken E-Systemen muss man auch auf langen Touren nicht Akku sparen.Foto: Georg GrieshaberMit leistungsstarken E-Systemen muss man auch auf langen Touren nicht Akku sparen.

Das Fahrergewicht und die eingebrachte Leistung auf dem Pedal bleiben die größten Einflussfaktoren auf die Reichweite. Das gilt besonders, wenn beim E-SUV auch noch starke Höhenunterschiede hinzukommen. Da der Motor hier das ganze Gewicht von Bike und Fahrer den Berg hinaufschieben muss, schwindet im Anstieg die Reichweite im Zeitraffer. Trotzdem: Mit den riesigen Batterien von um 800 Wattstunden sind auch mit E-SUVs in bergigem Gelände ausufernde Ganztagestouren mit 1.500 bis 2.000 Höhenmetern möglich. In der Ebene schaffen die Bikes bis zu 100 Kilometer ohne große Probleme.

So testet MYBIKE

Objektiv, unabhängig und nachvollziehbar: Für die Tests in MYBIKE scheuen wir keine Kosten und Mühen. Für eine optimale Vergleichbarkeit legen wir Wert auf vergleichbare Preise und Größen innerhalb der Testgruppen. Die Räder werden immer von mehreren Testern gefahren, der direkte Vergleich in unterschiedlichsten Testszenarien bringt die Feinheiten ideal zum Vorschein. Unsere Eindrücke aus der Praxis ergänzen wir durch Daten aus unserem hauseigenen Testlabor. Wie an der Punktetabelle (oben) ersichtlich legen wir bei den SUVs neben unseren üblichen Kriterien Ausstattung, Alltagstauglichkeit und Komfort auch Wert auf Fahrspaß und Geländegängigkeit. So stellen wir sicher, dass unser Test den komplexen Anforderungen an ein modernes E-SUV Fully auch gerecht wird.

Der direkte Vergleich zwischen verschiedenen Kandidaten bringt oft die wichtigsten Erkenntnisse.Foto: Georg GrieshaberDer direkte Vergleich zwischen verschiedenen Kandidaten bringt oft die wichtigsten Erkenntnisse.

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