5 günstige Alu-Rennräder im TestGünstig, hält lange, einfach zu pflegen

Julian Schultz

 · 22.10.2024

Fünf günstige Rennräder um 1500 Euro im Test
Foto: Skyshot GmbH / Markus Greber
Rennräder mit Aluminiumrahmen sind eine super Sache: Sie sind günstig, halten lange und sind einfach zu pflegen. Aber im Handel werden sie immer häufiger von Gravelbikes verdrängt. Unser Schwestermagazin TOUR hat trotzdem fünf aktuelle Modelle mit Shimano-Tiagra-Komponenten getestet.

Das sind die Test-Rennräder um 1500 Euro


Das Wichtigste am Anfang

Zum wiederholten Mal in den vergangenen Jahren handelten wir uns bei vielen Herstellern Absagen ein auf die Einladung preiswerter Alu-Modelle zu diesem Vergleichstest. Der Grund: Für Tests stehen meistens nur noch die hochwertigen und teuren Carbonräder zur Verfügung. Eine Entwicklung, die auch der Markt widerspiegelt. Das Angebot an Straßenrädern zum günstigen Preis wird immer dünner.

Die Bestenliste der günstigen Rennräder

Leichtestes Rad: Canyon Endurace 6Foto: Matthias BorchersLeichtestes Rad: Canyon Endurace 6Komfortabelstes Rad: Giant Conted AR 2Foto: Matthias BorchersKomfortabelstes Rad: Giant Conted AR 2

Rarität: Preiswerte Rennräder mit langlebigen Alu-Rahmen

Traditionalisten müssen jetzt stark sein. Auch in diesem Vergleichstest, der sich unkomplizierten Alu-Rennern für weniger als 1500 Euro widmet, kommen wir nicht umhin, ein Wörtchen über das Gravelbike zu verlieren. Eine dem Trend entwachsene Gattung, die die Rennradwelt zweifellos bunter gemacht, aber auch nachhaltig die Kräfteverhältnisse verschoben hat und womöglich auch deshalb von klassischen Rennradlern kritisch beäugt wird. Schließlich hat der aus den USA nach Europa geschwappte Boom einen nicht unwesentlichen Anteil daran, dass bezahlbare Rennräder wie die fünf Kandidaten zwischen 1200 und 1450 Euro fast schon als Exoten gelten.

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Unkomplizierte Technik, langlebige Komponenten, komfortable Geometrien und kleine Preise: Die Attribute günstiger Rennräder wandern stetig zum Gravelbike ab, das in schneller Folge und hohen Stückzahlen in den Markt rollt und auf hohe Nachfrage trifft. Preiswerte Neuheiten mit langlebigen Alu-Rahmen ausschließlich für die Straße sind dagegen rar; bestehende Plattformen werden kaum noch weiterentwickelt oder von neuen Modellen ersetzt. Für viele Hersteller lohnt sich das Geschäft mit günstigen Straßenrennrädern offenbar nicht mehr. Sie stecken ihren Entwicklungsaufwand in hochwertige Räder, die dann mit technischen Innovationen hervorstechen, aber eben auch deutlich teurer sind.

Beispiel Rose Blend Road

Das Rose Blend Road >> <a href="https://www.awin1.com/cread.php?awinmid=11768&awinaffid=471469&clickref=B+Rose+Blend+Road&ued=https%3A%2F%2Fwww.rosebikes.de%2Frose-blend-road-2710002" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">hier erhältlich</a>*Foto: Matthias BorchersDas Rose Blend Road >> hier erhältlich*

Exemplarisch für diese Entwicklung steht Rose: Zwar muss man den Bocholtern zugutehalten, dass sie als einziger Hersteller ein neues Modell in den Test schicken. Als Nachfolger des Pro SL, das einst als renntaugliches Rad mit leichtem Alu-Rahmen und hochwertigen Anbauteilen punktete, dient das Blend aber nur bedingt. Der Preis ist wie beim Pro SL weiterhin attraktiv, mit 1200 Euro ist das Rose das günstigste Modell im Feld. Doch das hohe Gesamtgewicht von mehr als zehn Kilogramm dokumentiert die Entwicklung: Vor zehn Jahren war ein Pro SL auf der Höhe der Zeit zwei Kilogramm leichter.

Längst genießt das Gravelbike auch beim Direktvertreiber wesentlich höhere Priorität. “Das Gravelbike ist eine Einstiegsdroge”, sagte Geschäftsführer Thorsten Heckrath-Rose in einem Interview der Wochenzeitung Die Zeit. Es überrascht daher nicht, dass es vom Blend auch eine geländegängige Variante mit breiten Stollenreifen gibt.

Das Allroadbike

Die Konkurrenz verfolgt einen etwas gemäßigteren Ansatz, die Idee dahinter ist aber identisch. Dank viel Platz für breite Reifen sollen die Alu-Renner die Möglichkeit eröffnen, im Gravelbike-Terrain zu wildern. Bereits ab Werk sind die meisten Modelle mit etwas breiteren Gummis als bei Straßenrennern üblich ausgestattet. Durch breite Felgen wölben sich die Pneus auf bis zu 34 Millimeter und übertrumpfen damit sogar das Maß von Cyclocross-Reifen. “Allroadbike” nennt sich diese noch junge Kategorie, der in unserem Vergleich das Giant Contend AR 2 am nächsten kommt.

Die üppig breiten Reifen wappnen die Kandidaten nicht nur für Abstecher auf Schotterpisten, sie erhöhen auch auf asphaltierten Wegen den Federkomfort, zumal die Hersteller nur in Ausnahmefällen eine komfortfördernde flexible Carbonsattelstütze in den Rahmen stecken. Das Giant ist ein Beispiel dafür; das Rad fährt sich auf holperigen Straßen spürbar weicher als die Konkurrenz. Auch Canyon verwendet beim Endurace 6 eine Carbonstütze, deren Alu-Kopf sie aber etwas unnachgiebiger macht.

Auf Komfort ausgelegt

Auf Komfort im Sinne einer entspannten Sitzposition sind auch die Rahmengeometrien ausgelegt, die Fahrer oder Fahrerin in eine vergleichsweise aufrechte Sitzposition bringen. Vor allem das Fuji Sportif und Rose sind eine gute Basis für lange unbeschwerte, weil rückenschmerzenfreie Tage im Sattel. Das andere Extrem bildet das Radon R1, dessen Rahmen vergleichsweise lang ausfällt und den Fahrer in Kombination mit dem großen Reach der Lenker-Vorbau-Kombi in eine rennmäßige Haltung bringt, wie wir sie eigentlich sonst nur von Profirädern kennen.

Mit den Testrädern muss man zwar keine Rennen gewinnen, das durchweg hohe Gewicht ist aber dennoch ein spürbarer Dämpfer für den Fahrspaß – zumindest wenn man schon mal ein richtig leichtes Rennrad fahren durfte. Die Alu-Rahmen mit dickwandigen Rohren machen die Räder zwar robust, treiben aber auch das Gewicht nach oben. Zusammen mit soliden Anbauteilen und Laufrädern pendelt sich die TOUR-Waage bei allen Rädern um die 10-Kilo-Marke ein, womit sich zahlreiche Tuning-Tipps ergeben. Leichtestes Rad ist das Canyon, gegenüber Radon und Rose spart es immerhin 700 Gramm.

Die mechanischen Scheibenbremsen am Fuji (im Bild) und am Giant erfordern viel HandkraftFoto: Matthias BorchersDie mechanischen Scheibenbremsen am Fuji (im Bild) und am Giant erfordern viel Handkraft

Zum hohen Gewicht der Räder trägt auch Shimanos Komponentengruppe Tiagra bei, die durchweg montiert ist. Im Vergleich zur aktuellen Schaltungstechnik stehen zwei Ritzel weniger zur Verfügung; andererseits waren 2x10-Antriebe jahrzehntelang Rennrad-Standard, und mit den an den Testrädern montierten Kassetten sind die Räder bergtauglich übersetzt. Größer als beim Getriebe ist die spürbare Diskrepanz zwischen den hydraulischen Scheibenbremsen aktueller Top-Räder und den einfachen mechanischen Scheibenbremsen wie beispielsweise am Fuji und am Giant, die deutlich kräftigeren Zug am Hebel erfordern und nicht so gut bremsen. Auch die ungeschliffenen Scheiben am Radon und am Rose liefern deutlich weniger Bremsleistung.

Der Testsieger

Das beste Gesamtpaket und damit ein wirklich gutes, günstiges Straßenrennrad stellt Canyon. Qualitativ am nächsten kommt dem Endurace das Giant, das eine bessere TOUR-Note nur aufgrund etwas geringerer Steifigkeitswerte verpasst.

Testsieger - das Canyon Endurace 6Foto: Matthias BorchersTestsieger - das Canyon Endurace 6

Die Testergebnisse im Überblick

Die Testergebnisse im ÜberblickFoto: TOURDie Testergebnisse im Überblick

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