In der Felsenwüste Utahs ist alles möglich: Glück und Pech, Jubel und Schmerzen, Siegertreppchen und Intensivstation. Und dann setzten da noch Wind und Wetter den Freeride-Athleten/innen zu und machen den Wettkampf zur Zitterpartie. Die Regeln sind wie bisher: 18 der besten Freerider der Welt dürfen auf zwei Runs ihr Können zeigen. Wer am flüssigsten die krasseste Linie ins Tal wählt und dabei die stylishsten Tricks wagt, darf sich die Freeride-Krone aufsetzen. Eine Jury aus Rampage-Veteranen beurteilt die Runs und vergibt Punkte.
Da die ersten 8 des Vorjahres automatisch im Folgejahr starten dürfen, bleiben wenig Plätze für neue Rider. Dieses Jahr heißen die Neulinge: Luke Whitlock, ein Utah-Local, und Tom Isted aus England, der mit Monsterflips beim Darkfest Schlagzeilen erzeugt hat. Leider ist auch dieses Jahr kein Deutscher dabei – der einzige Deutsche bei der Rampage, war Guido Tschugg (2004, 2008). Dafür geht der Österreicher Clemens Kaudela an den Start – zum zweiten Mal.
Ob Clemens tatsächlich am Finale teilnehmen wird, steht noch in den Sternen. Im Training ist “C-Dog” gestürzt, musste per Heli ins Krankenhaus transportiert werden. Anscheinend ist er okay, will sich zur Sicherheit aber durchchecken lassen. Dadurch hat seine Moral aber sicher einen Knacks abbekommen, er verpasst Trainingszeit, was die “Go for it”-Attitude zusätzlich schwächt. Doch wir drücken Clemens die Daumen und hoffen, “that he will be back!”
Vor seinem Sturz haben wir mit ihm ein Interview geführt über seinen Start bei der Rampage 2024, seine Meinung zum erstmaligen Start der Frauen dort und seine Top 3.
Wir müssen nicht zittern! - Clemens Caudela
BIKE: Gratulation, du bist auch dieses Jahr bei der Rampage dabei.
Clemens Kaudela: Oh ja, letztes Jahr ist es nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte, daher bin ich sehr glücklich, wieder eingeladen zu sein.
Red Bull hat die Rider-Liste verkündet. Der 4-fach-Sieger Brandon Semenuk ist wieder dabei. Semenuk schien sich aus dem Wettkampfgeschehen zurückgezogen zu haben.
Das hat mich auch sehr überrascht. Vielleicht hat ihm der Reiz des Wettkampfs gefehlt.
Müssen die Fahrer jetzt auf einen Podiumsplatz verzichten?
(Lacht) Nicht unbedingt. Bei der Rampage ist alles möglich. Man muss erst mal seinen Run nach unten bringen. Das gilt auch für einen vierfachen Rampage-Champion. Die Vergangenheit hat bewiesen, dass da selbst ein Semenuk schon Probleme hatte. Ich sage: Wir müssen nicht zittern, nur weil Semenuk seine Teilnehme verkündet hat.
Was weißt du über das Wettkampfgelände?
Dieses Jahr starten wir im Gelände der Rampage von 2018/19. Vielleicht war das ausschlaggebend für Brandon Semenuk, wieder mitzumachen, denn er weiß, dass er auf seiner Line von 2019 gewonnen hat. Das Gelände wird also gewechselt. Das heißt, wir müssen z. B. auf das spektakuläre Canyon-Gap vom letzten Jahr verzichten.
Ist das gut oder schlecht für dich?
Nun, es ist ja nicht so, dass die Fahrer von damals ihre Lines in Besitz nehmen können. Niemandem gehört der Berg. Für mich ist das okay, denn dann muss ich keine komplette Line bauen. Das heißt: Ich habe mehr Zeit zum Trainieren.
Erstmals starten Frauen bei der Rampage. Wo findet die Frauen-Rampage statt?
Die Frauen kriegen ein komplett unberührtes Terrain. Ich glaube, die Devise war: so wenig Vergleichbarkeit wie möglich zu erzeugen. Sonst heißt es schnell: „Da ist Cam Zink vor zwölf Jahren schon ein 360er runtergesprungen.“ So haben die Frauen im ersten Jahr eine weiße Leinwand, die sie komplett selbst gestalten können.
Deine Meinung zur Frauen-Rampage?
Die Frauen haben sich eine eigene Rampage verdient. Es herrscht absolute Gleichheit in allem. Natürlich auch im Preisgeld. Das muss man respektieren – ich finde das gut.
Wer sind deine persönlichen Favoriten bei den Männern?
Tom Van Steenbergen, Brandon Semenuk, Cam Zink. Ich fände es super, wenn Cam Zink wieder aufs Podium fährt, denn das würde zeigen, dass man selbst mit zunehmendem Alter noch ganz vorne mitfahren kann. Ich glaube, er wird dieses Jahr mit 38 Jahren der älteste Rampage-Fahrer sein.
1 Tom V. Steenbergen
„Habt ihr sein X Games Edit gesehen? Tom kann die schwierigsten Tricks und die Rampage ist genau sein Format. Letztes Jahr wurde er Zweiter. Ich kann mir vorstellen, dass er für einen Rampage-Sieg brennt wie kaum ein anderer. Tom will dieses Jahr gewinnen und die Chancen stehen gut, dass er es auch schafft.“
2 Brandon Semenuk
„Semenuk hat die Rampage häufiger gewonnen als jeder andere. Der Wettkampf ist nach seinem Gusto. 2019 hat er im diesjährigen Gelände Platz 1 erkämpft – das wird ihn mental noch stärker machen. Bei Semenuk kann man sich nur einen Podiumsplatz vorstellen, oder?“
3 Cam Zink
„Cam Zink geht bei der Rampage auf volles Risiko – der Ami ist zu allem bereit. Zinks Motto: ‚All or Nothing!‘ Sprich, entweder Podium oder Platz 10. Da ist alles drin. Ich sage, dass er wieder ganz oben landen wird. Mich würde es freuen.“