Nach der TragödieWerden Weltcup-Strecken zu schwer?

Adrian Kaether

 · 03.09.2014

Nach der Tragödie: Werden Weltcup-Strecken zu schwer?Foto: Focus,EGO-Promotion
Nach der Tragödie: Werden Weltcup-Strecken zu schwer?

Der Tod der jungen Annefleur Kalvenhaar beim Worldcup-Finale in Méribel hat die Mountainbike-Welt erschüttert. Sind Cross-Country-Strecken in den letzten Jahren vielleicht einfach zu schwer geworden?

Der tragische Tod der erst 20-jährigen Annefleur Kalvenhaar beim Worldcup-Finale vor gut einer Woche in Méribel (FRA) hat zumindest die Welt des Cross-Country-Sports in ihren Grundfesten erschüttert. Die Niederländerin war im Training nach einer missglückten Landung so schwer auf den Kopf gestürzt, dass die Ärzte ihr – trotz des Helmes den sie trug – nicht mehr helfen konnten. Sie erlag ihren Verletzungen am darauffolgenden Tag im Beisein ihrer Eltern in Grenoble. Es ist der erste Tod in der Geschichte des Cross-Country-Worldcups. Unser tiefstes Mitgefühl gilt nun in erster Linie der trauernden Familie und den Freunden.

  Erst 20 Jahre war die aufstrebende Athletin alt, die in Méribel ihr Leben ließ.Foto: Focus,EGO-Promotion
Erst 20 Jahre war die aufstrebende Athletin alt, die in Méribel ihr Leben ließ.

Über die letzten Jahre war im Cross-Country-Sport ein stetiger Trend zu beobachten gewesen. Immer schwerer wurden die Strecken, immer größer natürlich auch die Geschwindigkeiten. Insbesondere in den Abfahrten übertrumpften sich die jeweiligen Veranstalter der Rennen mit technischem Anspruch. Immer steiler wurden die Abfahrten, immer zahlreicher und höher die Sprünge, immer größer die Felsen in den Rock Gardens. Spektakulär zum Zusehen ist das natürlich. Dass damit auch das Verletzungsrisiko erheblich ansteigt, wollte keiner so richtig wahrhaben.

  In Winham konnte Annefleur Kalvenhaar noch vorne beim XCE mitmischen. An Fahrtechnik mangelte es ihr nicht.Foto: Focus,EGO-Promotion
In Winham konnte Annefleur Kalvenhaar noch vorne beim XCE mitmischen. An Fahrtechnik mangelte es ihr nicht.

Die Athleten selbst sehen diesen Trend wohl schon seit längerem kritisch. Die norwegische Topathletin Gunn-Rita Dahle Flesjå hatte sich bereits im vergangenen Jahr sehr kritisch zur aktuellen Kursführung geäußert. Wolfram Kurschat bringt es auf den Punkt: "Die BMXer, Fourcrosser, Downhiller müssen alle Integralhelm, Nackenschutz und Protektoren tragen, aber im XCO und XCE soll man ähnliche Sektionen dann mit Rennanzug und 200-Gramm-Helm fahren."

  Nino Schurter gilt als einer der besten Abfahrer, die der Cross-Country-Sport zu bieten hat. Doch auch er stürzte in letzter Zeit häufig.Foto: Victor Lucas
Nino Schurter gilt als einer der besten Abfahrer, die der Cross-Country-Sport zu bieten hat. Doch auch er stürzte in letzter Zeit häufig.

Dass Material und Streckenführung im passenden Verhältnis zueinander stehen, wird mittlerweile von vielen Spitzensportlern bezweifelt. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass manchmal nicht mehr die Fahrtechnik, sondern lediglich das Glück der Fahrer über Sturz oder Erfolg entscheiden. Doch so richtig an die Öffentlichkeit gedrungen sind diese Bedenken bisher nicht. Nicht, weil ihre Zweifel unbegründet wären, sondern weil bisher viele Spitzensportler um einen Gesichtsverlust fürchteten, wenn sie ihre Bedenken öffentlich äußern würden.

Bleibt abzuwarten, wie die UCI reagiert. Dass es nicht im Sinne des sportlichen Gedankens sein kann, dass Fahrer ihre Bedenken gegenüber der Strecke aus Angst zurückhalten, dürfte jedoch klar sein.


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