Lynn Sigel
· 29.07.2020
Als einziger freier Journalist weltweit berichtete Erhard Goller seit 20 Jahren über das MTB-Renngeschehen. Jetzt der Schock: Eine Aphasie nahm ihm die Fähigkeit zu sprechen, er braucht Hilfe.
Als einziger freier Journalist weltweit berichtete Erhard Goller seit 20 Jahren über die Geschehnisse auf und abseits der nationalen und internationalen MTB-Rennstrecken. Mit seiner Arbeit hat er maßgeblich zur positiven Entwicklung des Mountainbike-Sports beigetragen. Jetzt geschah, was nicht sein darf: Das Sprachrohr der MTB-Szene hat seine Stimme verloren. Die Mountainbike-Community setzt sich für Erhard Goller ein und will ihm mit einer Spendenaktion helfen, wieder gesund zu werden.
Am 14. Juni erlitt Erhard Goller einen Schlaganfall und eine Hirnblutung. Nach einer Woche auf der Intensivstation stand fest, dass er eine starke Aphasie erlitten hat. Das bedeutet, dass sein Sprachzentrum im Gehirn stark geschädigt ist: Er kann sich weder artikulieren noch Texte lesen, während er sonst vollkommen fit ist – geistig wie körperlich.
Das ist besonders für einen Journalisten das worst-case-Szenario. Momentan befindet sich Erhard in der BDH-Rehaklinik Elzach. Seit einer Woche gelingt es ihm, einzelne Worte zu sagen. Diese Reha-Klinik wird noch bis zum 14. August von der Krankenkasse übernommen. Doch eine weiterführende Therapie ist unabdingbar für Erhards weitere Genesung. Was er laut den behandelnden Ärzten braucht, ist eine Spezialtherapie, mit der er Schritt für Schritt wieder lernt, Buchstaben mit Sinn zu füllen und richtig zu verwenden.
Denn er muss das Sprechen, das Lesen und Schreiben komplett neu lernen. Diese Therapie in einer auf Aphasien spezialisierten Reha-Klinik muss privat finanziert werden, sollte die Krankenkasse nicht weiter unterstützen. Die Dauer der Reha wird auf mindestens vier Monate geschätzt, die Kosten belaufen sich auf rund 10.000 Euro pro Monat. Favorit sei die Uniklinik Aachen, die über eine Aphasiestation verfügt und auf solche langfristigen Therapien spezialisiert ist.
Mit einer Spendenaktion möchten die FreundInnen von Erhard ihm und seiner Partnerin bei der Finanzierung der Reha helfen und hoffen auf die tatkräftige Unterstützung der Mountainbike-Community. Erhard ist sehr motiviert und gilt in seiner aktuellen Reha-Klinik als Musterpatient.
Zur
Spendenseite "Worte für Erhard Goller" geht es hier
. Auch Spenden über Pay-Pal sind über die E-Mail-Adresse wordsforerhard@gmail.com möglich.
Erhard widmet sich seit 2000 der Mountainbike-Berichterstattung. Als einziger freier Journalist weltweit reiste er zu fast allen nationalen und internationalen Rennen und berichtete vom Renngeschehen. Seine Kunden sind verschiedene Zeitungen, die dpa und der sid, Magazine, Verbände und Profi-Teams. Bei der seltenen Bildschirmpräsenz der Mountainbiker, etwa bei Olympia, versorgte er die KommentatorInnen und JournalistInnen verschiedener Sportredaktionen mit Informationen und Einschätzungen zum Cross-Country- und Marathon-Sport.
Trotz dieser vielfältigen Anforderungen berichtete der 56-Jährige auf diesem Blog über die Geschehnisse auf und neben der Rennstrecke und war als Mitorganisator der Bundesliga-Rennen tätig. Seine Ehrenämter betrieb er genauso ernsthaft und selbstkritisch wie seine hauptberuflichen Tätigkeiten. So schuf er über Jahre eine Öffentlichkeit für den Mountainbike-Sport, die es ohne seine Leidenschaft für den Sport, sein Engagement und Herzblut nicht geben würde. Die Empathie und Zurückhaltung, die Erhard jeder/m entgegen bringt, wird auch von den Sportlerinnen und Sportlern sehr geschätzt:
Nino Schurter, Olympiasieger 2016, achtmaliger Weltmeister: "Erhard Goller ist eine positive Konstante des Mountainbike-Sports. Nur ganz wenige kennen sich so profund aus in unserer Sportart. Seine Arbeit weiß ich sehr zu schätzen, nicht nur wegen seines Fachwissens als Journalist. Er war stetig sehr respektvoll uns Fahrern gegenüber. Er wollte immer nur das Beste für uns und den Sport. Und genau das das hat er mit seinem Schaffen auch bewirkt."
Jolanda Neff, Gesamtweltcup-Siegerin 2018, Weltmeisterin 2017: "Es gibt keinen Journalisten, der meine Karriere so genau kennt wie Erhard. Seit zehn Jahren sehe ich ihn bei jedem einzelnen Rennen. Er kennt die Rennszene wie sonst niemand, begegnet jedem Fahrer mit größtem Respekt und wahrt diesen auch in seiner Berichterstattung. Was er für den Mountainbike-Sport macht, ist total unersetzlich – vor allem im deutschsprachigen Raum. Es gibt niemanden, der diesen Einblick und dieses Verständnis hat."
Manuel Fumic, mehrfacher Deutscher Meister: "Erhard gehört national und international durch seine journalistische Arbeit, aber vor allem durch seine positive menschliche Art, sein Engagement und seinem Herzblut, zum festen Bestandteil der Mountainbike Community. Ich kenne Erhard seit über 20 Jahren und für mich ist er ein guter Freund geworden der meine Karriere von Anfang an mit begleitet hat. Er hat dem Mountainbike-Sport sehr viel gegeben, ich hoffe dass wir als MTB-Community auch ihm jetzt etwas zurückgeben und ihm helfen können, wieder gesund zu werden."
Gunn-Rita Dahle-Flesjå, MTB-Legende: «Erhard did a great job for our sport for sure and I would say he has been the best journalist ever around, getting the good and interesting stories, asking the different questions but never stepping on anyones toes. His smiley face was always a second away and we had many good laugh together during all these years in the same business. Erhard loved the life and all life around him. He did not take a lot of space, more the quiet type, but easy and feel good talking to. I do hope some specialist can help Erhard and get his life back more or less as before. I guess he has many stories still to tell and share with other people»
Elisabeth Brandau, mehrfache Deutsche Meisterin: "Erhard begleitet mich schon meine ganze Karriere und durch seinen Weitblick ist er auch ein guter Freund geworden! Ich hoffe für ihn persönlich, dass er es schafft, wieder zu seiner Stärke zurückzufinden. Ohne ihn wäre unser Sport nicht so publik geworden und ich wünsche mir, dass wir ihm jetzt etwas zurückgeben können, um seine Genesung zu unterstützen!"