Sebastian Brust
· 10.06.2025
Beim UCI Cross-Country-Weltcup in Saalfelden Leogang kamen Ondřej Cink und Puck Pieterse mit den schwierigen Bedingungen am besten zurecht. Der 34-jährige Tscheche konnte seinen ersten Elite-Sieg bejubeln, während die Niederländerin ihre derzeitige Dominanz mit einem Doppelerfolg unterstrich. Starker Regen hatte die Strecke zuvor aufgeweicht und die Jagd nach der Bestzeit in eine Schlammschlacht verwandelt.
Der tschechische Mountainbiker Ondřej Cink sorgte beim UCI Cross-Country-Weltcup in Saalfelden Leogang für eine faustdicke Überraschung. Der 34-Jährige vom Cube Factory Racing Team feierte auf der durch Regen in eine Schlammschlacht verwandelten Strecke seinen ersten Elitesieg im Weltcup. Cink setzte sich nach einem packenden Rennen mit 18 Sekunden Vorsprung vor dem Schweizer Mathias Flückiger durch. Sein Landsmann Fabio Püntener komplettierte als Dritter das Podium.
Cink attackierte sechs Runden vor Schluss und konnte sich trotz zwischenzeitlich schwindender Kräfte an der Spitze behaupten. Sein Vorsprung pendelte zwischen 11 und 24 Sekunden, ehe er auf den letzten Kilometern nochmals zulegen konnte. Mit 34 Jahren ist Cink der zweitälteste männliche XCO-Fahrer, der seinen Premierensieg im Weltcup feiern konnte. Nur der US-Amerikaner Ned Overend war 1994 bei seinem ersten Triumph noch älter.
Für Tschechien war es erst der elfte Elite-Sieg in der Geschichte des Mountainbike-Weltcups. Cink selbst zeigte sich nach dem Rennen überwältigt: “Ich bin überglücklich. Ich habe lange auf diesen Sieg gewartet und wurde schon oft Zweiter. Ich mag diesen Ort sehr, hier wurde ich 2012 U23-Weltmeister. Eigentlich dachte ich schon, meine Karriere sei vorbei, weil ich einer der Ältesten im Feld bin. Ich habe keine Worte dafür.”
Bei den Frauen unterstrich die Niederländerin Puck Pieterse ihre aktuelle Ausnahmestellung. Die Fahrerin des Alpecin-Deceuninck-Teams feierte nach ihrem Sieg im Short Track am Freitag auch im olympischen Cross Country einen souveränen Erfolg.
Pieterse setzte sich früh vom Feld ab und fuhr einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg entgegen. Im Ziel hatte sie 50 Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Samara Maxwell. Die Neuseeländerin baute damit ihre Führung in der Gesamtwertung aus. Ramona Forchini aus der Schweiz wurde Dritte.
Pieterse zeigte sich von den schwierigen Bedingungen unbeeindruckt: “Es war mein Ziel, ein perfektes Wochenende zu haben. Bisher hat das nie geklappt, aber ich bin super glücklich, dass es heute auf dieser Strecke funktioniert hat. Ich war vielleicht etwas zu ungeduldig, direkt nach vorne zu gehen, aber ich bin nicht gut im Warten. Also habe ich mich dafür entschieden, es zu versuchen.”
Die Wetterbedingungen in Saalfelden Leogang stellten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor große Herausforderungen. Starker Regen hatte die Strecke im Epic Bikepark in eine rutschige Schlammschlacht verwandelt. Viele Fahrerinnen und Fahrer kamen zu Sturz oder mussten technische Probleme bewältigen. Selbst die Sieger Cink und Pieterse blieben nicht von kleineren Zwischenfällen verschont.
Die schwierigen Verhältnisse führten dazu, dass kaum ein Vorteil beim Windschattenfahren in einer Gruppe rauszuholen war. Stattdessen dominierten die Vorteile einer freien Linienwahl. Sowohl Cink als auch Pieterse profitierten davon, dass sie an der Spitze ihre eigenen Linien wählen konnten. Pieterse betonte: “Niemand hatte ein perfektes Rennen ohne Ausklicken oder einen kleinen Sturz. Auch ich hatte einige Probleme im oberen Teil der Strecke. Aber ich wusste, dass andere ebenfalls Fehler machen würden. Solange es nur ein Mal passiert, ist es kein großes Problem.”
Während Cink und Pieterse triumphierten, erlebten einige Favoritinnen und Favoriten einen trüben Tag. Das Specialized Factory Racing Team, das bisher alle Männer-Elite-Rennen der Saison 2025 dominiert hatte, ging in Saalfelden Leogang leer aus. Der Chilene Martin Vidaurre Kossman fiel nach gutem Start weit zurück und wurde nur 24. Victor Koretzky musste das Rennen sogar aufgeben, nachdem er durch Krankheit und die Nachwirkungen eines Trainingssturzes gehandicapt war. Christopher Blevins kämpfte sich immerhin noch auf Rang 17 vor.
Bei den Frauen konnte die Französin Loana Lecomte den Angriff von Pieterse nicht kontern und fiel im Rennverlauf sogar noch hinter Tamara Wiedmann und Jolanda Neff zurück. Die Schweizerin Neff, bekannt für ihre Stärken bei schwierigen Bedingungen, sicherte sich mit einem starken Schlussspurt noch den vierten Platz. Eine positive Überraschung gelang der Britin Isla Short, die als Privatfahrerin erstmals in ihrer Karriere die Top 10 eines Weltcup-Rennens erreichte.
Trotz der Enttäuschung in Saalfelden Leogang behält das Specialized Factory Racing Team die Führung in der Gesamtwertung der Männer. Christopher Blevins konnte seinen Vorsprung auf seinen Teamkollegen Victor Koretzky sogar auf 341 Punkte ausbauen. Bei den Frauen baute Samara Maxwell mit dem zweiten Platz in Saalfelden Leogang ihre Führung in der Gesamtwertung auf 290 Punkte Vorsprung aus. Die Schweizerin Nicole Koller, Zweite der Gesamtwertung, kam nicht über Rang acht hinaus.
In den U23-Rennen gab es ebenfalls deutliche Siege zu verzeichnen. Bei den Männern setzte sich Finn Treudler vom Cube Factory Racing Team souverän durch und feierte nach seinem Sieg im Short Track am Freitag das perfekte Wochenende. Der Schweizer gewann mit 47 Sekunden Vorsprung auf den Deutschen Paul Schehl, der mit dem Sieg im letzten Rennen und diesem zweiten Platz jetzt auf Rang vier der Gesamtwertung landet.
Das Rennen der U23-Frauen gewann die Schweizerin Fiona Schibler. Sie distanzierte die zweitplatzierte Schweizerin Monique Halter um knapp eine, Elina Benoit auf Platz drei um mehr als zwei Minuten. Als Vierte kam die Deutsche Sina van Thiel ins Ziel.
Schibler feierte ihren ersten Sieg in der Whoop UCI Mountain Bike World Series. Die Gesamtführende Ella MacPhee erlebte mit Rang sieben ihr schwächstes XCO-Rennen der Saison, konnte ihre Führung in der Gesamtwertung aber verteidigen.
Die nächste Station der Whoop UCI Mountain Bike World Series steht bereits in zwei Wochen an. Dann treffen sich die Cross-Country- und Downhill-Fahrerinnen und -Fahrer in Val di Sole in der italienischen Region Trentino zum Halbzeitrennen Weltcups.
Nach den Überraschungen von Saalfelden Leogang dürfen die Fans gespannt sein, ob sich die etablierten Kräfteverhältnisse wieder einstellen oder ob der Weltcup 2025 weitere Überraschungen bereithält.