TransvésubienneDer etwas andere Marathon

BIKE Magazin

 · 24.04.2018

Transvésubienne: der etwas andere MarathonFoto: UCC
Transvésubienne: der etwas andere Marathon

Das Transvésubinne-Rennen ist so lange wie ein MTB-Marathon und bergab so technisch wie ein Enduro-Rennen. Jedes Jahr schafft es nur die Hälfte der Teilnehmer ins Ziel. Kein Wunder, bei der Strecke.

Wer will kann jedes Wochenende einen MTB-Marathon fahren. Dieses Wochende beim BIKE Festival in Riva del Garda, die Woche danach beim Marchtal Bike Marathon in Baden-Württemberg und schon kurz darauf findet bereits der Willingen BIKE Marathon statt. Das Angebot an Veranstaltungen ist so groß, dass eine Saison nicht reicht, um alle Highlights im Rennkalender zu bestreiten. Wer dennoch nach der ganz besonderen Herausforderung sucht, sollte sich das Wochenede rund um den 12. Mai 2018 ganz dick im Kalender anstreichen. Denn dann startet die legendäre Transvésubienne zum insgesammt 26. Mal. Bei Szenekennern klingeln die Glocken beim Namen des Organisators sofort. Denn George Edwards ist für seine außergewöhnlichen Veranstaltungen bekannt. Er ist der Mann, der 2000 Enduro-Biker beim Megavalanche-Rennen in Alpe d'Huez im Massenstartmodus vom Pic Blanc schickt. Und er ist der Mann, der sich vor bereits 30 Jahren gedacht hat, dass Marathons nicht zwingend aus einer Aneinaderreihung von Schotterstraßen bestehen müssen. Deshalb schuf er mit der Transvésubienne ein Mountainbike-Rennen, das neben der Ausdauer eines Marathonistis auch noch die Fahrtechnik eines Enduro-Fahrers verlangt. Ist die Strecke wirklich so anspruchsvoll oder sind die Erzählungen über das Rennen nur ein Mythos?

  George Edwards ist bekannt für seine verrückten Veranstaltungen. Für die Erfindung des Megavalanche-Rennens hat BIKE ihn einst in die Hall of Fame gehoben.Foto: UCC
George Edwards ist bekannt für seine verrückten Veranstaltungen. Für die Erfindung des Megavalanche-Rennens hat BIKE ihn einst in die Hall of Fame gehoben.

Die Qualifikation ist mehr Enduro als Marathon

Die besten Startplätze beim Marathon sind immer hart umkämpft. In Frankreich nützt es jedoch nichts, sich einfach möglichst früh in den Startblock zu stellen, denn hier gibt es bereits am Samstag vor dem Rennen eine Qualifikation. Wie bei der Megavalanche werden dafür verschiedene Startwellen à 20 Biker im Massenstart von der Bergstation der La Colmain-Bergbahn geschickt. Nur wer sich auf dem etwa zehn Kilometer langen Singletrail unter den besten zehn Fahrern in seinem Start behaupten kann, darf am Sonntag im ersten Startblock das Rennen beginnen. Allerdings ist bei der Qualifikation mehr Fahrtechnik als Ausdauer gefragt. Denn der Singeltrail windet sich 800 Höhenmeter ins Tal und liefert einen groben Vorgeschmack, auf das, was die Teilnehmer am Sonntag erwartet. Enge Kehren, fiese Geröllpassagen und unendlich viele Wurzeln. „Echtes Mountainbikes eben“, schmunzelt George Edwards. Wer nicht an der Qualifikation teilnimmt muss sich einfach einen Startblock weiter hinten einreihen. Qualifikations finisher bekommen eine Zeitgutschrift von 15 Minuten auf ihrer normale Rennzeit vom Sonntag.

  Im Moment liegt auf dem Gipfel über der Bergstation von La Colmain noch eine dicke Schneeschicht. Wenn das Rennen in vier Wochen dort drüber führt, sollten zumindest die Trails frei sein. Foto: UCC
Im Moment liegt auf dem Gipfel über der Bergstation von La Colmain noch eine dicke Schneeschicht. Wenn das Rennen in vier Wochen dort drüber führt, sollten zumindest die Trails frei sein. 

Der Sonnatg wird hart

Wer die Qualifikation überstanden hat, darf sich auf eine gehörige Portion Singletrails am Sonnatg freuen. Obwohl sich die reinen Streckendaten auf dem Papier lesen wie die einer durchschnittlichen Mitteldistanz in Deutschland, schaffen es meist nur knapp über die Hälfte aller Teilnehmer ins Ziel. Wer denkt, die 72 Kilomter und rund 2550 Höhenmeter zum Bergaufstrampeln sind im Handumdrehen geschafft, der macht die Rechnung ohne die 4050 Tiefenmeter, die es vom Startort St. Martin Vesubie bis zum Ziel am Strand von Nizza zurückzulegen gilt. Die komplette Strecke verläuft ausschließlich über Singeltrails. Direkt nach dem Start sortiert sich das Feld auf einem 500 Höhenmeter langen Anstieg, bevor es tendentiell bergab Richtung Meer geht. Wer nach dem ersten Anstieg noch nicht den Blick für die Natur verloren hat, wird vom höchsten Punkt mit einem Ausblick über die Seealpen bis zur Côte d'Azur belohnt. Danach geht's tendenziell bergab, bleibt aber extrem anstrengend. Denn sowohl bergab, als auch bergauf fordern die technischen Trails die ständige Aufmerksamkeit, das Fahrkönnen und die Kondition der Teilnehmer. Nicht selten muss man bergab das Hinterrad versetzen oder bergauf das Rad schultern und über große Felsbrocken tragen. Wer denkt, er könnte hier mit einem Hardtail oder Marathon-Fully die Siegerzeit von knapp unter sechs Stunden unterbieten, täuscht sich gewaltig. Das raue Gelände des Vesubie-Tals nördlich von Nizza verlangt mindestens ein Trailbike, die meisten Teilnehmer starten sogar mit einem Enduro-Bike und brauchen für die komplette Distanz deutlich über sieben Stunden. Wie so oft beim Marathon geht es den wenigsten Startern hier ums Gewinnen. Wer die komplette Transvésubienne-Distanz in der Karrenzzeit von 13 Stunden schafft, ist meist mit sich selbst zufrieden. Nachdem wir uns die Strecke angesehen haben, sind wir uns einig. Wir kennen keinen technischeren MTB-Marathon in Europa. Die Transvésubienne wird wohl auch dieses Jahr wieder ihrem legendären Ruf gerecht werden.

  Steine, Steine, Steine. Die Abfahrten sind, untypisch Marathon, extrem rau und verlangen nach schwerem Arbeitsgerät. Foto: UCC
Steine, Steine, Steine. Die Abfahrten sind, untypisch Marathon, extrem rau und verlangen nach schwerem Arbeitsgerät. 
  Nicht selten muss man bergab sogar das Hinterrad versetzen, um um die engen Kehren der Trails zu kommen.Foto: UCC
Nicht selten muss man bergab sogar das Hinterrad versetzen, um um die engen Kehren der Trails zu kommen.
  Breite Schotter- oder Teerstraßen gibt es im Streckenplan der Transvésubienne nicht. Foto: UCC
Breite Schotter- oder Teerstraßen gibt es im Streckenplan der Transvésubienne nicht. 
  Auch bergauf wird auf technischen Trails geklettert. Oft müssen die Teilnehmer ihr Rad schieben oder tragen, um die Hänge der Seealpen zu erklimmen.Foto: UCC
Auch bergauf wird auf technischen Trails geklettert. Oft müssen die Teilnehmer ihr Rad schieben oder tragen, um die Hänge der Seealpen zu erklimmen.

Hier geht's zur Anmeldung

Kurzentschlossene können sich für 79 Euro noch bis zum 6. April hier anmelden. Wer die Strecke lieber ohne Rennstress und mit Shuttle-Unterstützung in Angriff nehmen will, kann nächstes Jahr ein verlängertes Wochenende unter der Führung von George Edwards höchstpersönlich buchen.

  Die Belohnung kommt zum Schluss. Wer das Martyrium überlebt, darf danach am Strand von Nizza ins Mittelmeer springen.Foto: UCC
Die Belohnung kommt zum Schluss. Wer das Martyrium überlebt, darf danach am Strand von Nizza ins Mittelmeer springen.
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