Gitta Beimfohr
· 09.08.2024
Zusammen mit unserem Schwestermagazin TOUR bieten wir diesen Liveblog zu allen Radsport-Events bei den Olympischen Spielen an. Weil Mountainbiker vielleicht auch Straßenrennen spannend finden, oder XC-Pilotinnen auch ein Faible für’s Bahnradfahren haben... Viel Spaß!
Die gute Nachricht für das Team Deutschland: Die Männer konnten sich tatsächlich für ein zweites Olympia-Ticket qualifizieren. Neben dem bereits gesetzten Luca Schwarzbauer (Weltrangliste Nr. 4) darf nun Julian Schelb mit nach Paris. Lange Zeit war nicht klar, ob nicht der zuletzt ebenfalls starke Lexware-Fahrer David List nominiert werden würde. Doch das deutsche NOK entschied sich Anfang Juli nun für die superstarken und konstanten Leistungen des 31-jährigen Südbadeners Schelb (derzeit Weltrangliste Platz 18).
Die deutschen Frauen lösten im Quali-Zeitraum der letzten zwei Jahre leider nur ein Ticket für Paris und das bekam Anfang Juli nun die Freiburgerin Nina Benz überreicht. Die 25-Jährige meldete sich nach einer Sprunggelenksverletzung topfit zurück und holte im vergangenen Mai bei der Europameisterschaft bereits die Bronze-Medaille. Als beste deutsche Fahrerin steht sie in der UCI-Weltrangliste derzeit auf Platz 36. Um die Goldmedaille wird sie in Paris wahrscheinlich nicht mitkämpfen, aber ein Platz unter den Top 15 ist Nina durchaus zuzutrauen.
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Bei Olympia starten nicht die 36 Besten der Weltrangliste, sondern die Besten eines Landes, die sich in komplizierten Verfahren zwei Jahre lang für ein oder eben zwei Tickets qualifizieren können. Die besten acht Länder erhalten am Ende für Olympia zwei Startplätze und die Länder auf den Plätzen 9 bis 19 dürfen einen Fahrer/in nominieren. Dennoch schicken die NOKs natürlich ihre besten Fahrer ins Rennen. Und das sind die Top-Favoriten für Olympia 2024:
Im Gegensatz zu Mathieu van der Poel wird der Brite beim Cross-Country-Rennen in Paris an den Start gehen. Schließlich hat der Olympia-Sieger von Tokio 2021 einen Titel zu verteidigen. Die Konkurrenz kann nur hoffen, dass Toms Beine nach der gerade erst in Nizza beendeten Tour de France noch nicht ganz erholt sind. Ansonsten wird der Straßenfahrer mit seinen außergewöhnlichen Fahrtechnik-Skills wohl wieder ganz schwer zu schlagen sein.
Besonders schade ist die Beschränkung auf je zwei Tickets natürlich für die Schweiz, die sowohl bei den Männern, als auch bei den Frauen diverse Titelaspiranten ins olympische Rennen schicken könnte. Doch sie musste sich für je zwei Athleten entscheiden. Bei den Männern sind es zwei, die während eines Worldcup-Rennens auch schon mal aneinander geraten sind und daher nicht als die besten Freunde gelten:
Nino Schurter: “The GOAT” (Greatest of all times), wie der mittlerweile 38-Jährige im Worldcup-Zirkus genannt wird. Hat er sich bei den letzten Worldcup-Rennen zurückgehalten oder zeigt seine Fitness-Kurve leicht nach unten? Wer Nino kennt, weiß: Der Schweizer trainiert mit Focus. Wenn er Olympia im Visier hat, tritt alles andere in den Hintergrund. Er wird kommenden Montag auf den Punkt genau topfit am Start stehen.
Mathias Flückiger: Der 35-Jährige wurde vom Dopingverdacht unlängst freigesprochen und will es jetzt noch mal wissen. Kaum ein anderer Fahrer konnte Thomas Pidcock auf den vergangenen Worldcup-Rennen so am Hinterrad kleben wie er.
Als ausrichtendes Land stehen den Franzosen auf jeden Fall zwei Startplätze zu. Aber diese beiden hätten es auch über normales Qualifikationsprozedere geschafft: Victor Koretzky (Weltrangliste Nr. 7) und Jordan Sarrou (Weltrangliste 10). Beiden ist eine Medaille in Paris zuzutrauen. Ähnlich wie Nino Schurter haben sie sich dieses Jahr speziell auf die Olympischen Spiele fokussiert. Klar, schließlich soll es ein großes Heimspiel werden.
Heiß gehandelt wird auch der Südafrikaner Heatherly, der derzeit die Weltrangliste anführt und zuletzt starke Rennform zeigte.
Seine Paradedisziplin Short-Track ist leider nicht olympisch. Aber auch bei den Cross-Country-Wettbewerben hat Luca schon ganz vorne mitgemischt. Derzeit rangiert er in der Weltrangliste auf Platz 4 und könnte es, wenn er einen richtig guten Tag erwischt, tatsächlich unter die Top 5 schaffen.
Aldridge, Charlie (GBR)
Amos, Riley (USA)
Andreassen, Simon (DEN)
Arias Cuervo, Diego Alfonso (COL)
Avondetto, Simone (ITA)
Bastos Galinski, Ulan (BRA)
Blevins, Christopher (USA)
Blums, Martins (LVA)
Braidot, Luca (ITA)
Cink, Ondrej (CZE)
Cullell Estape, Jofre (SPA)
de Froidmont, Pierre (BEL)
Flückiger, Mathias (CH)
Foidl, Maximilian (AUT)
Gaze, Samuel (NZL)
Gutierrez Prieto, Adair Zabdiel (MEX)
Hatherly, Alan (SA)
Holmgren, Gunnar (CAN)
Hudyma, Oleksandr (UKR)
Koretzky, Victor (FRA)
Lukasik, Krzysztof (POL)
Mi, Jiujiang (CHN)
Miller, Alex (NAM)
Molnar, Ede-Karoly (RUM)
Pidcock, Thomas (GBR)
Püntener, Romano (LIE)
Røhme, Knut (NOR)
Sarrou, Jordan (FRA)
Savaste, Joni (FIN)
Schelb, Julian (GER)
Schuermans, Jens (BEL)
Schurter, Nino (CH)
Schwarzbauer, Luca (GER)
Valero Serrano, David (SPA)
Vidaurre Kossmann, Martin (CHL)
Zaltsman, Tomer (ISR)
Auch bei den Frauen hat Frankreich als Gastgeberland zwei Plätze garantiert bekommen - was ebenfalls gar nicht nötig gewesen wäre, denn die französischen Racerinnen gehören ohnehin zu den Top-Favoritinnen:
Pauline Ferrand-Prévot und Loana Lecomte: Die amtierende Weltmeisterin und Super-Allrounderin Pauline battelte sich in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit ihrer Team-Kollegin Loana Lecomte. Eine Saison lang hatte Loana die Nase vorne, zuletzt wieder Pauline. Es wird super spannend zu sehen sein, welche der beiden Französinnen die stärkeren Nerven für dieses Heimspiel behält. Das Testrennen auf dem geplanten Olympia-Kurs (Herbst 2023) konnte Loana für sich entscheiden. Allerdings waren zu der Zeit noch keine Hindernisse eingebaut.
Alessandra Keller: Die Weltranglisten Erste hat sich über die letzten Jahre zur besten Fahrerin im Schweizer Team gemausert. Nicht nur ihr kraftvoller Antritt, sondern vor allem ihre mentale Stärke ist bei der Konkurrenz gefürchtet.
Sina Frei: Nominiert für das zweite Schweizer Ticket war eigentlich die amtierende Olympia-Siegerin aus Tokio, Jolanda Neff. Doch da sie seit mehreren Covid-Infektionen noch immer mit Lungenproblemen zu kämpfen hat, räumte sie ihren Platz für eine der anderen starken Fahrerinnen im Team ein: Sina Frei. Auch der 27-Jährigen ist ein Platz unter den Top Ten zuzutrauen.
Puck Pieterse: Die erst 22 Jahre alte Straßenradfahrerin gilt neben den Französinnen als Top-Favoritin. Ihre Stärke ist ihre sympathisch-lockere Art, mit der sie in ein Rennen geht. Damit hat sie bereits so manches Worldcup-Rennen für sich entschieden. Das könnte auch am Elancourt-Parcours passieren, wo die beiden Französinnen vor heimischem Publikum garantiert hochnervös am Start stehen werden.
Anne Terpstra: Die Niederländerin gewann dieses Frühjahr das Cap-Epic-Rennen, befand sich also schon in Topform, hatte dann aber Verletzungspech zu kämpfen. Sie wird am Sonntag aber wieder gesund an den Start gehen und dann hoffentlich an ihre Frühjahrsform anknüpfen können.
Auch die Olympia-Siegerin von 2016 geht mit ihren 30 Jahren noch hochmotiviert in Paris an den Start. Sie gehört zwar eigentlich nicht mehr zu den absoluten Top-Favoritinnen, gewann aber dieses Jahr überraschend ein Worldcup-Rennen in Brasilien. Mit der schnellen Schwedin ist also zu rechnen.
An die Olympia-Erfolge von Sabine Spitz wird die 25-Jährige aus Freiburg höchstwahrscheinlich nicht anknüpfen können. Aber körperliche wie mentale Stärke hat sie bereits bewiesen: Nach ihrer Verletzungspause kämpfte sie sich Stück für Stück aus dem Tief heraus und steht nun wieder an der Spitze der deutschen Frauen. Wir drücken die Daumen, Nina!!
Batten, Haley (USA)
Belomoina, Yana (UKR)
Benz, Nina (GER)
Berta, Martina (ITA)
Blunk, Savilia (USA)
Bohé, Caroline (DEN)
Detilleux, Emeline (BEL)
Ferrand-Prévot, Pauline (FRA)
Frei, Sina (CH)
Gorycka, Paula (POL)
Goulao Henrique, Raiza (BRA)
Halbwachs, Aurelie (Mauritius)
Henderson, Rebecca (AUS)
Holmgren, Isabella (CAN)
Holubova, Adela (CZE)
Kawaguchi, Urara (JAP)
Keller, Alessandra (CH)
Lecomte, Loana (FRA)
Lill, Candice (SA)
Loiv, Janika (EST)
Maclean-Howell, Ella (GBR)
Maxwell, Samara (NZL)
Mitterwallner, Mona (AUT)
Mwamikazi, Jazilla (RUA)
Pedersen, Sofie Heby (DEN)
Pieterse, Puck (NED)
Queiros, Raquel (POR)
Richards, Evie (GBR)
Rissveds, Jenny (SWE)
Rodriguez Suarez, Erika Monserrath (MEX)
Stigger, Laura (AUT)
Teocchi, Chiara (ITA)
Terpstra, Anne (NED)
Vas, Blanka (HUN)
Wu, Zhifan (CHN)
Zakelj, Tanja (SLO)
Austragungsort der olympischen Cross Country-Rennen wird der 231 Meter hohe Hügel Élancourt nahe der Stadt Saint-Quentin-en-Yvelines, 40 Kilometer südwestlich von Paris, sein. Es ist die höchste Erhebung der Region. An klaren Tagen blickt man von dort oben über das Schloss Versailles hinweg bis zum Eiffelturm. Anneke Beerten fuhr beim Testrennen im Herbst 2023 mit und hat den neuen Kurs mit der GoPro gefilmt. Allerdings noch ohne die eingebauten Hindernisse, die den Parcours nun olympia-gerecht anspruchsvoll gestalten werden.
Nino Schurter zeigte sich nach einem ersten Testrennen im vergangenen Herbst wenig begeistert von dem Kurs, der zu 98 Prozent auf bereits vorhandenen Spazierwegen verläuft: “Ich hoffe, dass es kein Gravelkurs bleibt.” Doch inzwischen soll Nick Floros aus Südafrika eingeflogen worden sein, damit er dem Kurs noch den nötigen Schliff für ein echtes Cross Country-Rennen verpasst. Der Strecken-Designer war auch schon für die spektakulären Olympia-Kurse in Tokio und Rio zuständig.