Glaubt man den Fans der Renn-Disziplin, dann vereinen Enduro-Rennen den Mountainbike-Gedanken so komplett wie keine andere Kategorie: Es geht bergauf, entlang und bergab. Wahr ist aber auch, dass der Schwerpunkt vermehrt auf Letzterem liegt – zumindest im Enduro-Worldcup. Die Idee ist einfach, ob bei Profi-Rennen oder Hobby-Races: Verschiedene Stages werden einzeln auf Zeit gefahren. Die Zeiten werden abschließend addiert, und die Biker und Bikerinnen mit der besten Gesamtzeit gewinnen. Auch wenn der Enduro-Boom seinen Höhepunkt bereits Mitte der 2010er-Jahre erreicht hat, bleibt die Idee, sich mit Kumpels und anderen Enduro-Enthusiasten zu messen, nach wie vor präsent und erlebt seit kurzem einen zweiten Aufwind. Die Nachfrage bei der Enduro-One-Serie beweist das. Bis zu 700 Starter nehmen hier an einem der insgesamt fünf Stopps in Deutschland teil. Die Vision von Rennausrichter Christoph Döbler ist es, bald mehr Rennen in die Nähe von Ballungsräumen zu bringen.
BIKE: Du hast 2013 die Enduro One ins Leben gerufen. Wie kam es zu der Idee?
CHRISTOPH DÖBLER: Wir wollten unser Portfolio erweitern. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir viel Erfahrung im Motocross- und Marathon-Bereich. Enduro hat die MTB-Szene belebt, und wir wollten dabei sein. 2013 starteten wir mit einem Einzelrennen, gefolgt von der ersten Serie im darauffolgenden Jahr.
Das war eine Zeit, in der viele Rennserien aufkamen. Eine der bekanntesten Mitmach-Serien war die Specialized Enduro Series. Eure Serie lief etwas unter dem Radar, warum?
Andere Serien hatten mehr Budget und konnten dank finanzstarker Sponsoren prominente Racer mit höherem Preisgeld anlocken. Wir hingegen wollten den Hobby-Enduro-Racer ansprechen und hatten zumindest zu Beginn keinen Hauptsponsor.
2016 gab es das große Seriensterben. Warum hat euch das nicht betroffen, während viele andere Veranstalter den großen Aufwand, Bürokratie und fehlende Wirtschaftlichkeit als Grund angaben, aufzuhören?
Ja, das waren sicherlich einige der Gründe aber nicht alle. Die Probleme bestehen weiterhin. Die größte Herausforderung ist es, genug Manpower zu organisieren, Streckenvielfalt bei Stopps zu bieten und insbesondere Streckengenehmigungen zu bekommen. In Deutschland ist das ein echter Flickenteppich, manchmal geht es unkompliziert, manchmal ist es kaum zu übertreffen in seiner Komplexität.
Was macht in deinen Augen die Enduro One aus?
Die Bedürfnisse unserer Starter stehen im Mittelpunkt. Wir wollen anspruchsvolle Stages bieten, orientieren uns aber nicht an Profi-Strecken, da wir niemanden ausschließen möchten. Unser Ziel ist es, Hobby-Enduristen für Racing zu begeistern. Wir versuchen, die Einstiegshürden möglichst gering zu halten, ohne dass es für Top-Racer oder technisch versierte Fahrer langweilig wird. Während viele andere Enduro-Rennen Lifte einbeziehen, wollen wir, dass die Teilnehmer die Transfers aus eigener Muskelkraft bewältigen, denn das gehört für uns zum Enduro-Gedanken dazu.
Ihr habt aktuell mehrere kleine, aber keinen großen Hauptsponsor. Ist das eine bewusste Entscheidung?
Nein, Sponsoren sind immer gut und willkommen, schließlich profitieren auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer davon, z.B. in Form von mehr Preisgeld. Der Grund ist die aktuell Marktsituation. Wichtig sind aber in erster Linie unsere Partner vor Ort, also den lokalen MTB-Vereinen oder Bikepark-Staff. Ohne sie wäre eine Umsetzung nicht möglich, denn sie bereiten die Strecken auf, kümmern sich um Helfer und vieles mehr.
Zurück zum Ablauf eurer Rennen. Wie viele Stages gibt es?
Fünf bis sieben. Teilweise wird auf Sicht gefahren; anspruchsvollere Passagen lassen wir aus Sicherheitsgründen trainieren.
Enduro-Rennen bringen leider auch Cheater hervor, die vorher trainieren oder abkürzen. Ist das bei euch ebenfalls ein Problem?
Das kommt hin und wieder vor. Wir versuchen dem vorzubeugen, indem wir nicht trainierte Passagen absperren. Wer erwischt wird, erhält Zeitstrafen oder wird sogar disqualifiziert.
Und das passiert auch regelmäßig?
Eher hin und wieder. Es sind wenige schwarze Schafe. Der typische Enduro-One-Teilnehmer macht so etwas nicht. Es wird immer Biker geben, die übertreiben und sich dadurch Vorteile erhoffen.
Ihr habt 2025 fünf Stopps, keinen davon in der Nähe eines Ballungsraums. Warum nicht?
Stimmt, aber das ist mein langfristiges Ziel. Auch hier hängt es von den Gegebenheiten ab, wie Genehmigungen, Streckenvielfalt oder Parkmöglichkeiten. Ja, aktuell ist nichts in Stadtnähe, außer vielleicht Bad Wildbad. Dennoch sind unsere Stopps in erstklassigem Enduro-Terrain. Rabenberg, Schulenberg oder eben Bad Wildbad sagen eingefleischten Mountainbikern sicher etwas.
Was ist für dich als Veranstalter die größte Herausforderung?
Dass alles reibungslos läuft. Das Wetter spielt eine große Rolle, vor allem was die Sicherheit betrifft. Ich hoffe natürlich, dass die Beschilderung stimmt, sich niemand verfährt, keine Helfer krank werden, Zufahrten befahrbar bleiben und die Parkplatzkapazität ausreicht. Wenn das Rennen vorbei ist und es keine großen Verletzungen gab, fällt bei mir die Anspannung ab und ich bin zufrieden.