FMB-Champion und SlopestylerInterview mit dem Multitalent Thomas Genon

Dimitri Lehner

 · 09.12.2022

Thomas Genon fliegt beim Crankworx in Innsbruck 2020
Foto: Dean Treml.
Thomas Genon bei der Red Bull Hardline 2021 in Wales.

Thomas Genon (29) kann alles, macht alles – von Dirtjump bis Downhill, Joyride bis Rampage. Dieses Jahr tritt der FMB-Champ (2015) zum sechsten Mal beim Superwettkampf in Utah an. Wir haben mit ihm ein Interview gemacht.

Thomas Genon, Team Canyon. Die Liste der Wettkampf­erfolge des ruhigen Belgiers ist lang und beeindruckend. Schon mit 16 Jahren begann Tommy G mit Wettkampf-Slopestyle. 2012 gewann er den pres­tigeträchtigen Joyride in Whistler, wurde kurz drauf FMB-Worldchamp und dominierte im Slopestyle. Auch bei der Rampage zählt er zu den Stars.

FREERIDE: Tommy G, Du bist wieder bei der Red Bull Rampage dabei!

Thomas Genon: Ja. Das freut mich riesig.

Du hast schon sechs Mal teilgenommen. Was macht den Reiz aus?

Ich will besser werden. Doch ich bin auch stolz, so konstant in meiner Leistung zu sein. Ich bin Fünfter geworden, zwei Mal Sechster und wieder Fünfter in Folge. Nicht schlecht, oder?

Könntest Du auch gewinnen?

Ich glaube, viele der Rampage-Fahrer haben das Zeug zum Sieg. Also ja, ich kann auch gewinnen. Es kommt allerdings sehr drauf an, wie du an dem Finaltag drauf bist. Dann spielt auch eine wichtige Rolle, was die Jury in diesem Jahr sehen will. Doch die Rampage ist immer ’ne kniffelige Sache. Da kannst du nix planen, da spielen so viele Faktoren rein.

Da lacht er aber: Thomas Genon (rechts) ist im letzten Moment noch nachgerückt im Starterfeld zum Red Bull District Ride 2022 in Nürnberg. Hier mit dem Schweizer Lucas Huppert. Foto: Flo Hagena
Da lacht er aber: Thomas Genon (rechts) ist im letzten Moment noch nachgerückt im Starterfeld zum Red Bull District Ride 2022 in Nürnberg. Hier mit dem Schweizer Lucas Huppert.

Zum Beispiel? Hat dein Building-Team eine gute Line hinbekommen?

Finden die Judges deine Line genauso beeindruckend wie du selbst? Macht dir der Wind einen Strich durch die Rechnung? Und natürlich: dein Run. Manchmal reicht ein bisschen Pech, und alles war vergebens.

Semenuk trat letztes Jahr mit einem Singlecrown-Bike an und pushte die Rampage Richtung Slopestyle. Du bist Slopestyler – wirst Du dieses Jahr auch mit solch einem Bike starten?

Nein, das werde ich nicht. Ich nehme meinen Downhiller, ein Canyon Sender mit Doppelbrücke.

Das wundert mich. Du könntest einen Vorteil haben.

Ich glaube nicht, dass Semenuk gewonnen hat, weil er mit einem Singlecrown-Bike gefahren ist. Er hätte auch mit Doppelbrücke gewonnen, selbst, wenn er den Tailwhip-Drop hätte nicht springen können. Kurz gesagt: Ich sehe darin keinen Vorteil.

Was wird sich dieses Jahr ändern?

Wir wechseln den Ort. Das tut der Rampage gut. Wir gehen ins Gelände von 2013. Dort, wo die Frauen dieses Jahr die Red Bull Formation abgehalten haben. Es gibt Lines, doch nicht zu viele. Das Gelände vom letzten Jahr war zu verbaut. Da war es schwer, eine typische Rampage-Line zu finden. Das ähnelte schon einem Slopesytle-Parcours.

Du willst also raueres Gelände?

Ja, das passt besser zur Rampage. Die neue Location taugt mir. Das ist ein bisschen wie ein neuer Start.

Kann man sich auf die Rampage vorbereiten?

Logisch. Als Downhiller musst du an den Tricks arbeiten, als Slopestyler an den Downhill-Skills. Je breiter du aufgestellt bist, desto besser. Spezialisten tun sich eher schwer.

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Du kannst alles. Demnach musst Du nicht in Utah trainieren?

Schaden tut’s nicht. In den letzten Jahren bin ich früher angereist, um mich ans Terrain zu gewöhnen. Dieses Jahr war ich schon in Utah, um für mein Edit No Schedule zu filmen. Und demnächst nehme ich an einem Stopp der Fest Series in Südfrankreich teil, um mich an große Sprünge zu gewöhnen.

Du bist ein Ausnahmeathlet im Freeriding. Ich kenne niemanden, der bei der Rampage startet, der Red Bull Hardline, FMB World Tour, dem Red Bull District Ride und jetzt auch noch bei Fest-Events. Wo ist das Risiko am höchsten?

Alles ist gefährlich. Bei der Rampage oder Hardline sind die Konsequenzen eines Sturzes am krassesten. Das kommt natürlich immer drauf an, was du fährst. Ein Downhiller wird sich beim District Ride eher in die Hose machen als bei der Hardline. Obwohl… die Hardline ist auch für Downhiller ’ne krasse Nummer.

Thomas Genon bei der Red Bull Hardline 2021 in Wales. Foto: Red Bull Content Pool
Thomas Genon bei der Red Bull Hardline 2021 in Wales.

Und Du ganz persönlich – wo schlägt Dein Puls am schnellsten?

Vor der Hardline letztes Jahr hab’ ich mich ziemlich gefürchtet. Doch ich hatte keinen Druck, denn niemand rechnete mit mir. Die wunderten sich: Was will denn der Slopestyler hier – hat sich der Belgier verirrt? Wenn ich es als Freerider und Slopestyle-Dude den Berg runterschaffte, war das in deren Augen schon beachtlich. Ganz anders bei der Rampage. Dort bin ich wer, das ist mein Format, dort will ich ein gutes Ergebnis und riskiere viel. Dementsprechend hoch sind Stress, Risiko und damit auch mein Puls.

Dieses Jahr hast Du die Red Bull Hardline ausgelassen. Warum?

Zur gleichen Zeit fand das Freeride-Event Proving Grounds in Oregon statt. Das wollte ich ausprobieren, denn daraus soll nächstes Jahr eine ganze Wettkampfserie mit mehreren Stopps entstehen.

Bei der Rampage machen meist die gleichen Fahrer mit, da sich die Top Ten vom Vorjahr automatisch qualifizieren. Wer fehlt?

Ich würde gerne mehr Europäer in der Starterliste sehen. Vincent Tupin zum Beispiel gehört ins Starterfeld der Rampage.

Wer sind Deine Lieblings-Rider?

Lacondeguy und Vinny-T. Die zwei haben’s drauf: super Style, irre Skills. Wenn Andreu einen guten Run hat, landet er auf dem Podium.

Schau mal in die Glaskugel. Wie sieht das Top-5-Ranking 2022 aus?

  1. Semenuk. Das war leicht (lacht).
  2. Brett Rheeder.
  3. Andreu Lacondeguy. Denn Brett und Andreu sind so konstant und lieben die Rampage.
  4. Dauerfavorit Kurt Sorge
  5. Szymon Godziek. Szymon hat keine Angst und kann viele Tricks.