Laurin Lehner
· 29.04.2023
Kathi Kuypers (32) ist Deutschlands beste Slopestylerin. Die Oberbayerin wollte endlich ein Bike für alles. Das heißt für sie: Ihr MTB muss auf Dirtspots und im Bikepark rocken. Also bastelte sie sich das perfekte Trickbike zusammen und taufte es Slopeduro.
Ich wollte ein Bike, mit dem ich im Park und auf Dirtspots Spaß haben kann. Also baute ich mir das Trek Remedy um. Weil die Rahmen immer länger werden, griff ich zum kürzeren Medium-Rahmen mit einem Reach von 426 Millimetern – normalerweise fahre ich mit meinen 1,71 Meter Körpergröße den M/L-Rahmen. Hier war mir ein kurzes Oberrohr wichtig. Mit den 27,5-Zoll-Laufrädern komme ich gut zurecht. Zwar hatte ich auch Mini-Mullet ausprobiert (26-Zoll hinten, 27,5-Zoll vorne), doch einen echten Unterschied spürte ich nicht. Das Einsatzgewicht liegt bei 12,8 Kilo.
Ich liebe Tricks, und der Barspin ist einer davon. Klar war also, mein Slopeduro muss Barspin-tauglich werden. Raus mit der Gabel, weg mit dem Knock-Block und die Kabel durch den Vorbau. Dafür musste ich an der Kralle rumbohren und feilen, zudem ein Loch in die Headset-Kappe bohren. Ich sag euch, was für ein Gefriemel. Einen ganzen Nachmittag verbrachte ich damit.
Auf dem Enduro fahre ich einen 760er-Lenker, hier montierte ich einen mit 720 Millimetern – nur so klappen Barspins. Arg viel breiter geht bei dem kurzen Oberrohr eh nicht. Ich probierte viel aus, z. B. ob ein Lenker mit viel Rise besser beim Tricksen funktioniert. Viel schlauer war ich nach der Rumprobiererei auch nicht. Mein Lenker mit 38-mm-Rise und 8-Grad-Backsweep eignet sich jedenfalls gut. Dazu ein 35-mm-Stummelvorbau. Meine BMX-Griffe von Vans sind die schmalsten, die es gibt. Zudem besitzen sie keine Schelle am Lenkerende – das nervt bei Barspins.
Das Trek Remedy hat 160 Millimeter Federweg in der Front, 150 Millimeter im Heck. Das ist viel, doch ich brauche die Reserven. Gerade im Bikepark auf ruppigen Strecken freue ich mich darüber. In die Rockshox Lyrik (20 % Sag) hab ich zwei Tokens montiert. Das Plus an Progression spürt man sofort. Auch im Dämpfer (nur 20 % Sag) stecken zwei Tokens. Vorne und hinten fahre ich viel Luft, wenig Sag. Die Zugstufe stelle ich vorne wie hinten langsam ein. Das ist wichtig bei Sprüngen – denn es beugt der Schleudersitz-Gefahr vor.
Vorne und hinten pumpe ich gleich viel Druck rein. Im Park 2,0 Bar. Auf Wurzelstrecken 1,8 Bar. Ich fahre mittlerweile den Reifen Kenda Hellkat ATC 2.4, tubeless. Der hat sich bewährt. Zudem spüre ich einen Unterschied zu Schlauch. Die geringere Rotationsmasse ist spürbar angenehmer bei Tricks. Meine Carbon-Laufräder inspiziere ich nach jedem Trailride im groben Geläuf. Nennt mich paranoid, doch ich kenne Geschichten, wie Carbon-Laufräder bei Landungen komplett implodierten, weil der Fahrer einen Riss nicht entdeckt hat. Denkt an den Crash von Bernard Kerr bei der Red Bull Hardline.
Ich mach das meiste selber. Oftmals freue ich mich aber, wenn mir ein Kumpel hilft. Denn oft fehlt mir die Geduld. Zum Beispiel beim Schaltung-Einstellen. I hate it! Picobello müssen Bikes bei mir nicht sein, doch wer sein Bike gar nicht pflegt, hat schnell Ärger. Daher: abdampfen, Kette ölen, fertig!
Die Zwölffach-Schaltung montierte ich ab – jetzt fahre ich Singlespeed mit einer 32-13-Übersetzung. Also ein ganz schön schwerer Gang. Warum der Stress: spart Gewicht, weniger Wartung, sieht gut aus. Im Park und auf Trickspots brauche ich keine Schaltung.