Interview: Rachel Pechholz
Dass sich bei den Nines in der Bike Republic Sölden die besten Mountainbiker:innen der Welt treffen, ist längst bekannt. Doch zwischen all den Top-Athlet:innen tauchte dieses Jahr ein ganz anderer Charakter auf: Sebastian Bauer.
Sebastian ist ein ehemaliger Bauarbeiter aus Kalifornien, der 2020 begann, Mountainbike-Videos zu produzieren. Mit einer Körpergröße von 1,93 m und einem Gewicht von etwa 150 kg hebt er sich von der typischen Mountainbike-Community ab. Seine Inhalte kombinieren Fahrtechnik, Comedy und Lifestyle und sprechen besonders Hobby-Biker:innen an.
BIKE: Sebastian, wer bist du eigentlich – und was machst du?
SEBASTIAN BAUER: Ich bin Sebastian Bauer, ein amerikanischer Mountainbiker – aber durchschnittlich bin ich ganz sicher nicht. (lacht) Wenn ich „normal“ sage, meine ich eigentlich komplett abnormal! Ich mache auf Social Media jede Menge Comedy-Videos rund ums Mountainbiken – auf YouTube, TikTok und Instagram.
Was hat dich nach Sölden geführt?
Das Nines-Team hat uns eingeladen, und ich war tatsächlich noch nie hier. Ich war schon in Österreich und Deutschland, aber dieses Tal hat mich echt umgehauen: Die Berge, die Landschaft, die Menschen – einfach genial! Die Community hier ist so herzlich, man spürt den Zusammenhalt richtig.
Ich komme aus den USA, wo alles riesig und weit auseinanderliegt – hier ist alles kompakter und intensiver. Diese Atmosphäre wollte ich unbedingt erleben.
Und wie gefällt dir der Bikepark in der Bike Republic Sölden?
Mega! Wir hatten eine volle Woche mit vielen Terminen, aber natürlich bin ich auch selbst gefahren. Sam Pilgrim hat uns durch den Park geführt, das Wetter war perfekt, und die Lines waren unglaublich. Es gibt hier eine Strecke – ich weiß leider nicht mehr, wie sie heißt – die hatte einfach alles: perfekte Anlieger, perfekten Flow, großartige Holzfeatures.
Bei uns in den USA gibt’s gute Trails, klar – aber diesen alpinen Stil, diesen perfekten, griffigen Boden und so durchdachte Strecken? Das ist schon besonders.
Wie hat bei dir alles angefangen?
Ich fahre eigentlich seit ich denken kann. Als Kinder haben wir im Garten mit kleinen Plastikrampen angefangen – und die Sprünge wurden immer größer. Dann kam BMX dazu, Skatepark, Tricks, alles Mögliche. Aber richtig angefixt wurde ich, als ich mit meinen Eltern in Whistler war. Wir sind durch das Village gelaufen, ich habe die Biker über die Sprünge fliegen sehen – und wusste: Das will ich auch! Ich hab meine Eltern gebeten, mir ein Bike zu leihen – und mein erstes Mal Mountainbiken war direkt im Whistler Bikepark. Seitdem bin ich süchtig.
Was für ein Typ Fahrer bist du heute?
Ich fahre eigentlich alles, aber mein Herz schlägt für Jumps und Flowtrails. Ich liebe diese flüssigen Lines im Bikepark, wo man einfach in den Rhythmus kommt. Ich hab zwar auch ein E-Bike für Touren und Trails, aber mein Sweet Spot sind gebaute Sprungtrails – da fühle ich mich zu Hause.
Du bist früher Rennen gefahren, oder?
Ja, ich bin Downhill und Cross-Country-Rennen gefahren, vor allem während der Schulzeit. Wir hatten damals sogar ein eigenes Schulteam mit 30 bis 40 Fahrer:innen und sind durchs Land gereist.
Heute fahre ich aber nur noch aus Spaß. Ich liebe Events, ich liebe das Zuschauen – aber selbst im Rennmodus zu sein, das Kapitel ist abgeschlossen. Ich bin 29 – also noch nicht alt, aber alt genug, um lieber Spaß als Stress zu haben. (lacht)
Heute kennt man dich als Content Creator. Wie kam es dazu?
Das war eigentlich Zufall. Während der Corona-Zeit 2020 hatte ich einen normalen Job, aber wegen des Lockdowns saßen wir zu Hause. Mein Bruder und ich dachten: „Lass uns ein paar witzige Videos drehen und online stellen.“
Ich hatte schon ein bisschen Erfahrung, weil ich früher bei Rennen gefilmt habe, also wussten wir zumindest, wie man eine Kamera hält. Am Anfang war das alles sehr improvisiert – keiner weiß am Anfang wirklich, was er tut. (lacht)
Und dann hatten wir irgendwann ein Video, das viral ging: Ich ließ die Luft aus der Federung meines Bikes und bin damit gefahren – es sah aus, als wäre das Fahrwerk komplett durchgedrückt. Das Ding explodierte im Netz! Da wussten wir: Comedy und Mountainbiken funktionieren zusammen – und von da an ging’s richtig los.
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Seitdem ist das euer Job?
Ja, tatsächlich. Mit ein bisschen Glück – und viel Arbeit – konnten wir das Ganze zum Beruf machen. Heute reisen wir durch die USA und die Welt, produzieren Content und leben davon.
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Wie sieht euer Team aus?
Wir sind ein kleines, eingespieltes Trio: Ich, mein Bruder Andreas – der meistens mit vor Ort ist – und unser Freund Matthew, der in den USA das ganze Backend und die Organisation übernimmt.
Wir sind mittlerweile ein richtiges kleines Unternehmen, mit allem Drum und Dran. Wenn wir nicht gerade auf dem Trail stehen, sitzen wir im Büro und planen das nächste Projekt.
Und zuletzt: Was macht dich als „NRML MTBer“ aus?
Ich glaube, ich sehe das Ganze einfach mit Humor. Mountainbiken ist für mich nicht nur Sport, sondern Spaß, Kreativität, ein bisschen Chaos – und eine gute Portion Selbstironie. Ich bin nicht der Schnellste, nicht der Beste, aber definitiv der unnormalste. (lacht)