Schadensmeldung“Mit Blaulicht ins Krankenhaus” – Slopestyle-Pionier Timo Pritzel im Bodycheck

Dimitri Lehner

 · 06.01.2025

Schadensmeldung: “Mit Blaulicht ins Krankenhaus” – Slopestyle-Pionier Timo Pritzel im BodycheckFoto: Victor Strasse
Kein Gramm Fett und jede Menge Muskeln: Profi-Biker Timo Pritzel.
Der Berliner Timo Pritzel (47) ist ein Gravity-Superstar. Er ist Slopestyle-Pionier, gewann den prestigeträchtigen Joyride-Wettkampf in Whistler, stellte Weltrekorde auf im höchsten Bunnyhop, sprang über die Berliner Mauer und versuchte sich als Erster am Doppelbackflip. Die Bike-Action-Serie “New World Disorder” machte ihn schließlich zum internationalen Bike-Hero, bekannt für seinen Style wie heute Erik Fedko. Hier gibt Timo einen Blick in seine Krankenakte und erzählt, was passierte.

Ich bin keine neun Jahre alt, schon geht’s mit Blaulicht ins Krankenhaus. Blut in den Ohren – Schädelbasisbruch! Ich wollte im Wheelie über die Bordsteinkante surfen, loopte aus, fiel nach hinten, direkt auf die Bordsteinkante. Diese Kopfverletzung zählt zu den heftigsten Schlägen, die ich in meinem Leben einstecken musste. In meinen 41 Jahren auf Stollenreifen kamen noch viele Gehirnerschütterungen dazu – das ist ein heikles Thema, denn jeder Schlag auf dem Kopf macht was mit dir. Daher mein Appell: nicht auf die leichte Schulter nehmen, unbedingt auskurieren, sich damit auseinandersetzen.

Ganz drüber

2004 beim Whistler Joyride Slopestyle wollte ich die On-Off-Box ganz überspringen. Leider bekam ich Rücklage und musste abspringen. Der Aufprall zerfetzte alle Bänder in meinem rechten Knöchel und das Wadenbein brach. Da musste ich leider unters Messer – denn das Wadenbein ließ sich nur durch eine Platte fixieren.

Wackel-Knie

Ist die Kurbel lose? Was wackelt da? Nein, es war gar nicht das Bike, mein Knie wackelte, denn ich hatte mir das hintere Kreuzband gerissen. Passiert im Fourcross beim BIKE-Festival in Riva. Ich hatte zu hart mit einem anderen Rider gefightet. Beim Racing bin ich so im Angriffsmodus, dass ich den Schlag aufs Knie gar nicht bemerkt hatte. Mit viel Yoga und Kraftübungen schaffte ich, das Knie wieder zu stabilisieren, denn das hintere Kreuzband kann man nur schwer richtig gut operieren. Daher war mir die OP zu riskant.

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Mucki-Bude

Je älter ich werde, desto wichtiger wird’s, auch mal mit Gewichten zu trainieren. Das fühlt sich gut an. Trotzdem gehe ich selten ins Gym, um Eisen zu stemmen. Ich mag Körpergewichtsübungen lieber. Klassiker wie Klimmzüge & Liegestütze. Für mich ist die ideale Mischung: Yoga, Meditieren und Atemübungen. Das hilft mir, Stress abzubauen und meine innere Mitte zu finden.

1996 nahm ich an einem Snow-Event teil und sprang einen großen Hip-Jump. Leider war der Schnee in der Landung zu weich. Ich prallte mit dem Oberkörper auf den Vorbau: Milzriss. Fazit: lange Pause – nervig! Doch keine OP –Glück gehabt!



Lifestyle

Ich koche gerne und versuche mich gesund zu ernähren: viel frisch, wenig Zucker und das Weißmehl-Zeug weglassen. Das musste ich schon früh lernen und unter Zwang, denn eine Malaria-Impfung hat mich mit 25 so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass ich krasse Allergien bekam.

Niere gerissen, Rückenprobleme

Beim Backyard Jam 1995, einem großen BMX-Contest in England, backflippte ich über einen Fluss. Leider zu kurz. Beim Aufprall rammte ich mir den Lenker in den Bauch. 5000 jubelnde Zuschauer und ’ne Menge Adrenalin kaschierten die Schmerzen. Erst als mir schwindelig wurde, ahnte ich Schlimmes. Mittlerweile war schon ein Liter Blut aus meiner gerissenen Niere geströmt. Um eine OP kam ich herum, es heilte von selbst.

Über Jahre quälte mich mein Rücken. Nur mit Schmerzmitteln war das auszuhalten. Noch schlimmer: der mentale Aspekt. Die permanenten Schmerzen drückten die Lebensfreude. Als die Schulmediziner dann auch noch sagten: „Wir können dir nicht helfen“, blieb mir nichts anderes übrig: Ich musste mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Ich reiste nach Asien, lernte Yoga, Tai-Chi, erfuhr viel über Naturheilkunde – aus einer Notsituation heraus lernte ich, auf mich selbst zu achten und ich heilte mich selbst; die Schmerzen verschwanden! So dankbar! Meine Botschaft: Der Körper ist wunderbar, man muss allerdings seine Hausaufgaben machen – doch dann ist fast nichts unmöglich.

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