Ben Hildreds Faszination fürs Höhenmetersammeln begann 2018 mit seinem ersten Mal Everesting. Seitdem setzt er Jahr für Jahr eine Schippe obendrauf. 2019 legte er in 30 Tagen den Weg zur Stratosphäre zurück (55.000 Höhenmeter). Danach erkletterte er in nur drei Tagen die Höhe des höchsten uns bekannten Berges – des 22.000 Meter hohen Olympus Mons auf dem Mars.
2021: 300 000 Höhenmeter in 200 Tagen. 2022: Ben erstrampelt in unter 24 Stunden die Höhe des K2 (8611 Höhenmeter). 2023: erster Doppel-Everest mit dem Mountainbike. Im letzten Jahr folgte dann sein größter Erfolg. Er kletterte wieder die knapp 22.000 Höhenmeter des Olympus Mons – diesmal aber am Stück. Das hat zuvor noch kein Mountainbiker geschafft.
Zum Zeitpunkt unseres Interviews steckt Ben aktuell in seiner bislang größten Challenge: 305.000 Höhenmeter in nur 100 Tagen. Das sind rund 3000 Höhenmeter am Tag! Dieser spitze und außergewöhnliche Einsatzbereich stellt besondere Anforderungen an das Material. Welche? Das haben wir im Profi-Bike-Check für euch herausgefunden.
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Ben Hildred: Ja, es gibt leichtere und vortriebsstärkere Bikes als mein Santa Cruz Tallboy. Doch wenn mich die Leute fragen, warum ich kein Marathon- oder Cross-Country-Bike fahre, vergessen sie, dass bei der Challenge auch knapp 300.000 Tiefenmeter (!) zusammenkommen. Und die lege ich nicht auf Asphalt zurück, sondern auf den steilen und anspruchsvollen Trails rund um Queenstown.
Dabei vertraue ich lieber den Nehmerqualitäten, dem Komfort und vor allem auch dem Fahrspaß eines Trailbikes, als dass ich die hart erkämpften Downhills mit einem Cross-Country-Bike “vernichte”. Auch wichtig: Sitzt man tagein, tagaus im Sattel, spielt der Komfort eine große Rolle. Und auf einem Trailbike sitze ich einfach entspannter.
Ben Hildred: Ultra-Cycling und Flat-Pedale passen in den Köpfen vieler nicht zusammen. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass Flats – vorausgesetzt, die Technik stimmt – nicht weniger effizient sind als Klickies. Außerdem bin ich in der Ära von Sam Hill, Chris Kovarik und Co. aufgewachsen und mag es, bergab mit dem Gelände zu spielen. Dabei setze ich in Kurven auch gerne mal den Fuß ab.
Ben Hildred: Den Sattel schiebe ich immer maximal weit nach vorn. Gepaart mit der extremen Sattelneigung Richtung Lenker, sieht mein Set-up ganz schön wild aus. Ich habe aber das Gefühl, dass mir die extrem kurze Sitzposition eine optimale Kraftübertragung ermöglicht. Mit meinem Cockpit tanze ich ebenfalls aus der Reihe. Eine extra hohe Steuersatzabdeckung, ein 25er Spacer und on top ein Oneup-Lenker mit 50 Millimeter Rise – dadurch baut meine Front ziemlich hoch. Das hilft mir, in den teils sehr steilen Abfahrten meinen Körperschwerpunkt möglichst zentral zu halten. Lenkerbreite: 760 Millimeter. Zudem ermöglicht mir die hohe Front bergauf eine maximal komfortable Sitzposition.
Ben Hildred: Zum Zeitpunkt des Interviews befinde ich mich bei Tag 72 der 100-Tage-Challenge. Das sind 425 Stunden reine Fahrzeit. Dieses Pensum rafft das Material nur so dahin. Bis jetzt habe ich vier Hinterreifen, vier Paar gesinterte Bremsbeläge, zwei Paar Griffe, zwei Ketten und einen Satz Pedal- und Nabenlager verbraucht.
Ben Hildred: Ganz ehrlich: Beim Faktencheck (s. Eckdaten oben, d. Red.) habe ich bei den Angaben zum Reifendruck gelogen. Ich habe keinen Plan, wie viel Bar da genau drin sind. Ich prüfe nur alle paar Tage mit dem Daumen und pumpe gegebenenfalls so viel nach, dass ich bergab keinen Durchschlag riskiere. Das würde nämlich meinen Zeitplan durcheinanderbringen. Hinter meinem Fahrwerks-Setup steckt ebenfalls keine Raketenwissenschaft. Ich fahre einfach die Werte, die ich online für meine Federelemente und mein Gewicht gefunden habe. Das passt wunderbar!
Ben Hildred: Meine Laufräder habe ich selbst mit Messerspeichen von Sapim aufgebaut. Das entlockt den Carbon-Laufrädern deutlich höheren Flex. Das bringt mir bergab mehr Traktion, Fahrspaß, und es wirkt auf Dauer weniger ermüdend.
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