Karriere-Highlights Slopestyler Timo Pritzel„So was hatte ich noch nie gesehen!“

Laurin Lehner

 · 20.10.2023

Mister Airtime: Timo Pritzel wagte die größten Jumps seiner Zeit. Zu sehen im Film New World Disorder.
Hier berichten Profis über Glanzmomente ihres Lebens. Diesmal: Slopestyler Timo Pritzel über seinen Auftritt in der legendären Filmserie New World Disorder (NWD).

Anfang der 2000er-Jahre steckte Freeriden in den Kinderschuhen. Ich war BMX-Fahrer und wusste wenig über die Mountainbike-Szene. Meinen ersten Kontakt hatte ich eher zufällig. Das BIKE-Magazin plante eine Reportage in Berlin und wollte neben John Cowan, Tibor Simai und Tarek Rasouli auch mich dabeihaben. Tarek und Tibor kannte ich, John noch nicht. Wir mochten uns auf Anhieb, freundeten uns an, hörten aber zunächst nichts mehr voneinander. Er wohnte schließlich in Kalifornien, ich in Berlin.

Ein paar Monate später klingelte das Telefon. John war dran und erzählte mir von seinem Projekt für den Action-Film New World Disorder. Er hatte mit einem Kumpel einen Parcours aus XXL-Sprüngen gebaut, aber der Kumpel hatte sich verletzt. Er fragte mich, ob ich einspringen wolle. Ich habe sofort zugesagt, ohne zu wissen, was mich erwartet. Der Name New World Disorder sagte mir nichts.

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Einige Wochen später reiste ich in die USA und war verblüfft: John hatte Monsterhügel aufgetürmt, er nannte die Sprungfolge „Hell Track“. Zu Recht! Solche Sprungweiten hatte ich noch nie gesehen, so was hatte noch niemand gesehen. Gefilmt wurde aus einem Helikopter – irre! Erst jetzt begriff ich, was das für eine große Sache war und welches Glück, hier mitmachen zu können. Angst hatte ich keine, denn als BMXer besaß ich ein gutes Gefühl für große Sprünge. Später flog ich sogar im Backflip durch die Luft. Damals war das eine Sensation. 2001 war ein Backflip was heute eine Cashroll ist, und die Jumps wirkten so monströs wie die Riesensprünge des Darkfests heute.

Die Filmcrew war aus dem Häuschen vor Freude und ich beeindruckt von ihrer Professionalität. Ein Crew-Mitglied schraubte mir eine Kamera an den Helm, klobig wie ein Schuhkarton. Kein Vergleich zu den Mini-Kameras von heute. Ein Jahr später kam der Film NWD 2 dann raus und schlug ein wie eine Bombe. Plötzlich hatte ich Fans auf der ganzen Welt. Wahnsinn!

Es folgten weitere Auftritte in New World Disorder. Im vierten Teil (2003) gelang mir fast die Sensation: der erste Double-Backflip. Ich landete ihn um ein Haar, aber nicht ganz. Mir fehlte das letzte Quäntchen Rotation, daher kam ich schräg auf. Ich wollte mir mit dem zweiten Versuch Zeit lassen. Doch dann brach ich mir beim Crankworx-Slopestyle in Whistler den Fuß. Als Greg Watts kurz darauf beim 26Trix in Leogang den Double Backflip sprang, fehlte mir die Motivation, es noch einmal zu versuchen. Im Nachhinein ärgert es mich schon ein bisschen, dass ich nicht der Erste war. Vielleicht habe ich etwas zu viel über die Konsequenzen nachgedacht, wenn der Doppel-Backflip in die Hose gegangen wäre.

Zur Person: Timo Pritzel

Der Berliner ist BMXer und Slopestyler der ersten Stunde. Timo Pritzel, heute 46, gewann u. a. den Joyride in Whistler, hatte etliche Filmauftritte und spielte in der TV-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ mit.

Slopestyle-Ass Timo PritzelFoto: John GibsonSlopestyle-Ass Timo Pritzel

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