FREERIDE: Bist du eine Tagträumerin, Patricia?
Patricia Druwen: Ja, ab und zu. Dann träume ich von FMB-Diamond-Events und großen Sprüngen.
Du hast erst 2020 mit dem Biken angefangen. Wie wird man so schnell so gut?
Keine Ahnung. Vielleicht liegt´s daran, dass ich so viel Lust auf das Biken habe. Angefangen hat alles 2019. Ich surfte im Netz und stieß durch Zufall auf Youtube über How-To-Tutorials. Zum Beispiel wie man einen Wheelie macht. Das habe ich dann gleich ausprobiert, allerdings mit einem Citybike. Ich habe schnell gemerkt, dass es mir leicht fällt. Später wollte ich ein Dirtbike und das bekam ich. Das war Anfang 2020. Dank Lockdown hatte ich noch mehr Zeit zu üben. Dann ging alles ganz schnell. Meinen ersten Backflip landete ich Anfang letzten Jahres.
Wow, vielleicht ist es dein Geheimnis, dass es dir alles so leicht fällt.
Keine Ahnung, vielleicht.
Was sagen deine Freunde?
Die finden es cool, doch viele meiner Freunde interessieren sich nicht fürs Biken. Eine singt, eine tanzt, eine reitet. Meine neuen Freunde sind aber alles Bikerinnen.
Du hast zwei ältere Geschwister: einen Bruder und eine Schwester. Fahren die auch Mountainbike?
Nein, Kunstturnen ist eine große Sache in meiner Familie und auch ein Thema bei meinen Geschwistern. Meine Mutter ist olympisch geturnt. Ich habe auch lange geturnt, habe es dann aber sein lassen. Biken liegt mir mehr. Ich bin lieber draußen als in der Halle.
Viele Slopestyle-Profis haben eine Turnvergangenheit. Zum Beispiel Antoine Bizet. Könnte das der Grund deines Erfolgs sein?
Mmh, ich weiß nicht. Wenn, dann weil ich mehr Kraft habe, denn beim Kunstturnen braucht man alle Muskeln. Vielleicht hilft es auch bei der Koordination. Andererseits: Ein Salto auf dem Trampolin und auf dem Fahrrad sind etwas ganz anderes.
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In den Sommerferien hat sich viel getan bei dir. Erst der Ritterschlag zur Red Bull Athletin, dann dein Auftritt beim Swatch Nines. Wie begegnen dir deine Mitschüler
Seit einer Woche besuche ich eine neue Schule für das Berufsvorbereitungsjahr. Meine Woche besteht aus zwei Tagen Schule und drei Tagen Betriebspraktikum. Das mache ich bei meinem Sponsor Rose in der Montage. Für mich ist es also noch neu und ich kenne kaum jemanden, weder in der Klasse noch in der Werkstatt. Trotzdem merke ich, dass alle netter zu mir sind, seit ich die Red Bull Cap trage.
Im Internet kursiert ein Video, in dem dir Erik Fedko den Red-Bull-Helm überreicht. Hattest du eine Vorahnung?
Nein, ich wusste gar nix. Das war ein krasser Moment, den ich nicht so schnell vergesse.
Star-Manager Tarek Rasouli hat dich vor ein paar Monaten unter Vertrag genommen. Was hat sich seitdem für dich verändert?
Einiges, vor allem, mehr Zeit auf dem Bike, mehr Festivals, mehr Contests. Alles ziemlich cool. Jetzt versuche ich, mich in die Welt der Profis einzufinden. Kleingewerbe anmelden, Rechnungen sammeln, Steuerrecht.
Wow, und das mit 16 Jahren. Macht das Spaß?
Es geht, doch es gehört dazu.
Beim Swatch Nines hast du einen Backflip Tripple Barspin gestanden. Damit bist Du wohl die einzige Frau überhaupt, die das kann. Wie waren die Reaktionen?
Einen Trick das erste Mal auf Dirt zu stehen ist der Wahnsinn. Dazu das jubelnde Publikum, einfach geil! Die anderen Fahrer haben sich krass für mich gefreut.
Wie trainierst du solche Tricks?
Den Trick hatte ich nur einmal ins Airbag gesprungen und bin ihn hässlich gelandet, denn ich bin mit einem Fuß vom Pedal gerutscht. Beim Greenhill-Festival hat er dann geklappt.
Beim Festival war viel Prominenz, wie hat dich die Community aufgenommen?
Gut, eh verrückt, wie sich da jeder für jeden freut. Irgendwie ist das wie eine große Familie. Mir würde schwer fallen zu sagen, mit wem ich da am liebsten abhänge. Alle sind cool.
Welche Fahrer/innen beeindrucken dich, egal ob auf dem Bike oder als Mensch?
Tomas Lemoine ist ein cooler Typ. Sein Style, aber auch menschlich.
An welchem Trick arbeitest du gerade?
An Dreier- und Flip-Kombos. Doch zu verbissen geh ich da nicht ran. Manchmal probiere ich was aus, doch oft fahre ich einfach zum Spaß. Der nächste Spot liegt eine Stunde entfernt, manchmal fahre ich auch weiter weg, wo es ein Airbag gibt.
Du bist 16 Jahre alt, dein Lernprozess ist enorm. Du kommst um die Frage nach deinen Zielen nicht herum. Schieß los.
Meine Ziele sind das, wovon ich aktuell tagträume. Ich will FMB Diamond-Events fahren und über große Sprünge tricksen.