Der Oberpfälzer Johannes Fischbach fuhr jahrelang Fourcross-Worldcup, 2012 wechselte er ins Downhill-Lager. Neben City-Downhills startete „Fischi” auch bei der Red Bull Hardline. „Ich finde das Format der Hardline klasse, doch 2023 will ich mich voll auf den Worldcup konzentrieren“, sagt „Fischi”.
Fischi, drei Worldcups hast Du bestritten, zwei stehen noch aus. Wie fällt Dein Zwischen-Resümee aus?
Das Format ist der Hammer und macht viel Spaß. Ich wachse langsam rein. Die Rennen in Finale Ligure, Leogang und Val di Fassa waren komplett unterschiedlich.
Welcher Stopp hat Dir bisher am besten gefallen?
Val di Fassa: natürliche Strecken, teils auf weichem Waldboden – geil! Hier fühle ich mich wohl und bin mit meinem 8. Platz zufrieden. In Leogang sind wir die ausgebombten Bikepark-Strecken runtergefahren, das war nicht so mein Ding.
Worin liegt der größte Unterschied zum Enduro-Worldcup ohne E?
Der Unterschied ist geringer, als die meisten vermuten. Wir fahren auf den gleichen Stages. Dazu haben wir zusätzliche Stages, zwei davon sind sogenannte Power-Stages: also technische Uphills, die supersteil und anspruchsvoll sind. Hier verliert man im Nu zehn Sekunden, wenn du deine Linie verpatzt.
Bist Du gut in den Power-Stages?
Eher nicht. Mir hilft, dass ich Power in den Beinen hab’, aber das reicht nicht. Wer einen Trial-Background hat, liegt definitiv im Vorteil. Du musst Dir das vorstellen wie ein steiler Wanderweg bergauf, mit Spitzkehren, Absätzen und Wurzelfeldern. Hier spielt der Motor eine entscheidende Rolle. Wir müssen Serienmotoren verwenden, Modelle mit viel Nachlauf helfen. Also, wenn du aufhörst zu pedalieren und der Motor noch zwei, drei Sekunden nachschiebt. Ich bin krank aufgeregt vor diesen Stages, das kenne ich sonst gar nicht von mir.
Die Bosch-Motoren gelten als State of the Art. Dominieren sie auch bei den Power-Stages?
Tatsächlich schnitt bisher das Miranda-Rennteam bei den Power-Stages gut ab – sie verwenden Bosch-Motoren.
Glaubst Du, Motor-Doping wird in Zukunft eine Rolle spielen?
Puh, theoretisch denkbar. Wer betrügen wollen würde, könnte das. Zwar gibt es seitens der UCI Überprüfungen, doch die fanden bisher immer am ersten Renntag statt, danach nicht mehr. Bei den Power-Stages wäre das ein Riesenvorteil, die meisten Stages gehen jedoch bergab. Da bringt dir mehr Motor-Power nix.
Von der Hierarchie her steht der Enduro-Worldcup gefühlt über der E-Enduro-Fraktion. Spürst Du das?
Ha ha, ist das so? Ich muss zugeben, ich checke nicht im Netz, wer wie viel Aufmerksamkeit bekommt. Ich habe auch keine Zusammenfassung auf Discovery geguckt. Ich kann Dir nur sagen, dass wir die meiste Zeit mit den Enduro-Jungs trainieren. Und dass manche E-Racer teilweise schneller unterwegs sind als sie.
Das musst Du erklären.
In Leogang gab es eine Stage, die wir und die Enduro-Jungs fuhren. Die Strecke verlief auf der Parkstrecke Hangman. Hier tritt man zu Beginn drei Mal in die Pedale, danach geht es nur bergab, und der Motor spielt keine Rolle mehr. Mein Team-Kollege Alex Marin gewann die Stage und war eine Sekunde schneller als der schnellste Enduro-Pilot ohne Motor. Schneller als Moir, Rude und Melamed!
Das ist krass! Und was geht mit den alten Downhill-Hasen Fabien Barel (43) und Mick Hannah (39) ab? Sie fahren vorne rein, gewinnen sogar Rennen.
Verrückt! Die Typen sind einfach krass. Als ich Barel trainieren sah, dachte ich, da fährt Aaron Gwin in seiner Primetime. Dem Typen ist alles zuzutrauen. Ich sage Dir, wenn Barel sich als Ziel setzen würde, wieder Downhill-Worldcup zu fahren, dann würde ich ihm nach zwei, drei Rennen eine Top-10-Platzierung zutrauen.
Wow, das kann ich kaum glauben.
Glaub mir! Der hat das Zeug dazu. Ich quatschte mit seinem Team-Manager. Der erzählte mir eine Geschichte, wie Barel zusammen mit dem Canyon-Downhill-Team testete. Also mit Troy Brosnan und Luca Shaw. Auf Barels Hausstrecke in Frankreich testeten sie neue Gabeln – natürlich mit Zeitnahme. Barel setzte auf einer 1:20-Minuten-Abfahrt die Benchmark, und Brosnan und Shaw bissen sich angeblich den ganzen Tag die Zähne aus, diese Zeit zu knacken. Es ist ihnen nicht gelungen. Krank! Der Typ ist 43 Jahre alt.
Das ist verrückt.
Ja! Ich sag’s Dir. Wer auf so einer kurzen Strecke der Weltelite um Brosnan und Shaw zwei Sekunden abknüpft, der kann in die Top Ten fahren. Hausstrecke hin oder her.
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Inwiefern spielt es bei Euch eine Rolle, ob man die Strecke kennt?
Eine große. Eine kurze Downhill-Strecke kann sich jeder einprägen. Doch eine Zehn-Minuten-Stage kaum. Und davon gibt es mehrere. Mir hilft es enorm, wenn ich die Strecken kenne. Das fiel mir in Val di Fassa auf. Da bin ich zwei Strecken abgegangen und schnitt prompt besser ab. Leider stehen die Strecken schon eine Woche vor dem Renntag fest. Und oft sind es die gleichen Abfahrten wie im Vorjahr. Wer die Strecken schon oft gefahren ist, liegt klar im Vorteil. Ein Nachteil für alle, die erst kurz vor dem Rennen anreisen. Damit muss man sich abfinden.
Wie prägst Du Dir die Strecken ein?
So wie die meisten. Ich verziehe mich nach dem Training aufs Hotelzimmer und gucke mir fünf Stunden lang verschissene Helmkameraaufnahmen an. Das nervt, doch es ist absolut notwendig.
Die Zusammenfassungen auf GCN, Discovery sind eher bemüht als spannend. Ob Enduro mit oder ohne Motor. Hast Du Verbesserungsvorschläge?
Die Power-Stages haben das Zeug zum Publikumsmagneten. Das ist eine Riesen-Show. Aktuell sind sie irgendwo in der Prärie. Man müsste sie näher an den Ort oder die Stadt bringen. Am besten als letzte Stage, damit gleich der Gesamtsieger hervorgeht.
Du setzt gerade voll auf E-Racing, ist eine Teilnahme bei der Red Bull Hardline noch ein Thema?
Lust habe ich sicher, denn das Format liegt mir. Außerdem hab’ ich noch eine Rechnung offen. Aktuell habe ich aber kein passendes Bike dafür. Vielleicht 2024.