Wir sind von den Socken! Bei der ersten Red Bull Hardline des Jahres – der Wettkampf fand in Tasmanien, vor der Küste Australiens, statt – bei uns in der Nacht vom Freitag auf Samstag (8. Februar 2025) – da mischte sich eine 20-jährige Frau in das hochkarätige Starterfeld der “Gefahren-Sucher”.
Unglaublich! Wer die Red Bull Hardline im Livestream verfolgt hat, konnte kaum fassen, was er da im Finale sah. Als einzige Frau im Starterfeld der furchtlosesten Downhiller der Welt, wagt Gracey Hemstreet (20) die mörderische Abfahrt mit 10-Meter-Drops, 20 Meter weiten Doubles, Step-Downs mit 20-Meter-Flugkurven und einem 25-Meter-Final-Sprung, der selbst den Härtesten unter den Harten – nämlich nur die machen bei der Hardline mit – die Pupillen weiteten.
Schon im Training hat die Gruselabfahrt zugeschlagen und Hartgesottenen wie Szymon Godziek solche Schläge verpasst, dass sich der Rampage-Zweite (2024) dazu entschloss, das Finale lieber sein zu lassen. Auch Vorjahressieger Ronan Dunne stürzte im Training so schwer, dass er seine Titelverteidigung absagen musste.
Die einzige andere Frau, der es gelang, im Qualifying einen “full run” hinzulegen: Erice Van Leuven, stürzte beim Training von einem Felsendrop kopfüber in die Tiefe und brach sich beim Aufprall Rücken, Nacken und Handgelenk – das zeigt, mit welch tückischer Abfahrt sich die Athleten hier konfrontiert sahen.
Auch Downhill-Weltmeisterin Vali Höll, eigens für die Hardline angereist, machte einen Rückzieher, als sie die bis zu 25 Meter weiten Sprünge sah und entschloss sich lieber, die Hardline-Kommentatoren Rob Warner und Eliott Jackson zu unterstützen (was sie gekonnt machte), statt ihre Racing-Saison mit einer Hardline-Teilnahme zu gefährden. Vielleicht hatte Vali einfach Angst vor diesem “Sieg oder Sarg”-Wettkampf – wir können es ihr nicht verübeln!
Stahlnerven und Mut für 10 zeigte dagegen die junge Kanadierin. Gracey Hemstreet steuerte ihren Norco-Downhiller souverän durch die Hardline-Abfahrt, nahm jeden Drop mit augenscheinlicher Coolness, schanzte über Jumps und Doubles und fand sogar die nötige Lässigkeit für Style-Einlagen. Über den monströsen Finalsprung rettete sich Gracey nicht ins Ziel wie manch anderer Rider, nein, sie whippte ihr Bigbike zur Seite zur Freude der Fans!
Die junge Frau kommt von Vancouver Island in British Columbia, wo Papa Hemstreet den Coast Gravity Park betreut. Ihr erstes Bike bekam Gracey mit neun Jahren und verbrachte am liebsten Zeit mit dem Papa im Park. Seit 2018 fährt Gracey Rennen und befindet sich seitdem auf Siegerkurs, Juniorenworldcup-Sieg im Downhill inklusive. Wir sagen: Was für eine Power-Frau!
Funfakt: Schon letztes Jahr, damals 19 Jahre alt, trainierte Gracey auf der etwas zahmeren Hardline-Strecke in Tasmanien und wurde mit dem Award Rider of the Week gekürt. In welchem Gefühlszustand wohl Papa Hemstreet war, als er seiner Tochter bei der Red Bull Hardline zuschaute?