FotostoryDie Mechaniker der Bike-Profis - und ihre Lieblings-Tools

Stefan Frey

 · 30.08.2025

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Das gilt besonders für den Mountainbike Worldcup. Für perfekt gewartetes Material sorgen die Mechaniker der Profis. Wir haben Manuel Pasterer und zwei seiner Kollegen getroffen
Foto: Thomas Weschta
Worldcup-Profis, die Bestzeiten anstreben, sind auf Hightech-Ausrüstung und einen zuverlässigen Mechaniker angewiesen. Die Profi-Schrauber der Rennteams sorgen dafür, dass alles reibungslos funktioniert. Wir haben den verborgenen Helden des Worldcup-Zirkus bei ihrer Arbeit ein bisschen mit Fragen genervt.

Uwe Kampe

Anne Terpstra und Nicole Koller konnten 2024 den Sieg beim Cape Epic einfahren. Im gleichen Jahr wurde Terpstra Vize-Weltmeisterin im Cross-Country. Diese Saison mischt Nicole Koller ganz vorne im Weltcup mit. Die Rennboliden der Ghost-Factory-Racing-Athletinnen hält Uwe Kampe in Schuss.

Läuft wie geschmiert: Uwe Kampe trimmt die Bikes der Ghost Factory Team Fahrerinnen auf LeichtlaufFoto: Thomas WeschtaLäuft wie geschmiert: Uwe Kampe trimmt die Bikes der Ghost Factory Team Fahrerinnen auf Leichtlauf


BIKE: Welchen Schraubertrick sollte jeder Biker kennen?

UWE KAMPE: Einen Trick, der relativ simpel ist, sollte jeder kennen, der mit Tubeless-Milch unterwegs ist – vor allem in Verbindung mit einem Insert. Irgendwann verstopfen immer die Ventile und es geht keine Luft mehr rein. Also, einfach ab und zu den Ventilkern raus und reinigen und das Ventil mit einem Inbus wieder durchgängig machen. Das wars auch schon.

Was war dein übelster Defekt bisher?

In Australien hatten wir mal einen Crash mit einem Hardtail. Der Rahmen war gebrochen, wir mussten ihn aber erstmal noch weiter nutzen. Also habe ich die Bruchstelle mit Inbusschlüsseln, Kabelbindern und Kupfertape so fixiert, dass er zumindest noch zwei Tage hielt. Das war schon ziemlich grenzwertig.

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Auf welche Tools würdest du nie verzichten?

Meinen Reifenheber von Maxxis habe ich immer dabei. Mit dem kannst du von Aufkleber runterfriemeln bis zum Kolben zurück drücken alles machen. Außerdem verliert man den nicht, weil er so schön orange ist. Dann brauchst du noch einen 6er Inbus und einen 25er Torx, damit kommst du schon ziemlich weit. Wenn du dann noch so eine geile Knipex-Zange mit parallel greifendem Maul hast, dann hast du alles, was du brauchst.

Ordnung ist die halbe Miete. Uwe Kampe hat seine Tools penibel sortiert, damit das richtige Werkzeug immer griffbereit ist
Foto: Thomas Weschta
Wenn dir im Trainingslager eine Gewindeöse vom Flaschenhalter ausreißt, musst du schon richtig improvisieren können. Uwe Kampe

Manuel Pasterer

Der Österreicher hat schon früher fleißig die Schrauber-Tricks vom Vater abgeschaut, als der an seinen Motorrädern bastelte. Während des Studiums jobbte Manuel nebenbei in Bikeshops und kam so zu seiner Leidenschaft. Seit zwei Jahren hält er für die dreifache Downhill-Weltmeisterin Vali Höll die Kette auf Zug.

Manuel Pasterer hat als Kind schon immer seinem Papa beim Schrauben an den Motocross-Maschinen über die Schultern geschautFoto: Thomas WeschtaManuel Pasterer hat als Kind schon immer seinem Papa beim Schrauben an den Motocross-Maschinen über die Schultern geschaut


BIKE: Was ist dein Lieblingstool?

MANUEL PASTERER: Mein absolutes Lieblingswerkzeug ist ein Abbey Vierfach-Tool. Das sieht aus wie ein Plus-Zeichen und an jedem Ende steckt ein anderer Inbus. Das ist ziemlich geil und handlich. Perfekt für den schnellen Schrauben-Check am Bike. Ich ärgere mich nur immer noch darüber, dass ich nicht die Version mit dem 25er Torx genommen habe, die war damals nicht verfügbar.

Schrauben am schmutzigen Bike, ein No-go?

Also am Rennwochenende, wenn es mal schnell gehen muss, ist das schon in Ordnung. Aber wie ein Kollege aus Wien mal so schön gesagt hat: Du bringst auch keine angeschissenen Hosen zum Schneider.

Markierst du die Schrauben am Bike, wegen des korrekten Drehmoments?

Nein, ich checke sowieso vor jedem Run alles fünfmal – für meinen Kopf, damit ich Vali mit gutem Gewissen auf die Strecke schicken kann.

Was war dein übelster Defekt?

Ich will es nicht verschreien, aber bis jetzt hatten wir noch keine mechanischen Defekte beim Rennen. Außer mal einen Kettenriss letztes Jahr in Polen, bei dem sich die Kette so richtig in der Kassette und im Hinterbau verhakt hat. Ich hoffe, ich bleibe auch in Zukunft von größeren Ausfällen verschont.

Manuel Pasterer: Seit zwei Jahren schraubt der Österreicher beim YT Mob
Foto: Thomas Weschta
Ich checke vor jedem Run alles fünfmal, damit ich Vali mit gutem Gewissen auf die Strecke schicken kann. Manuel Pasterer

Yanick Gyger

Der Schweizer war schon im fasziniert vom Thema Tuning. Skateboards, Inlineskates und später auch die Bikes vom Vater - vor Yanick war keine Schraube sicher. Mit 16 war er zum ersten Mal mit einem Scott-Team unterwegs. Da war sogar noch Thomas Frischknecht aktiv, erinnert sich Yanick. Damals durfte er nur Hilfsmechaniker-Jobs erledigen und musste die Bikes der Profis waschen. Als Team-Mechaniker von MTB-Superstar Nino Schurter weiß der Schweizer heute, wie man Racebikes für höchste Ansprüche fit macht.

Yanick Gyger konnte zusammen mit Nino Schurter schon so manchen Worldcup-Titel feiern. Der Schweizer greift auch gerne mal zu einfachen MittelnFoto: Thomas WeschtaYanick Gyger konnte zusammen mit Nino Schurter schon so manchen Worldcup-Titel feiern. Der Schweizer greift auch gerne mal zu einfachen Mitteln

BIKE: Welche Arbeit am Bike kannst du gar nicht ausstehen?

Yanick Gyger: Es gibt nichts, was ich beim Schrauben nicht mag.

Bei welchem Defekt bist du mal richtig ins Schwitzen gekommen?

In Südafrika hatte ich mal keinen Kompressor dabei. Da musste ich aus einer PET-Flasche etwas bauen, womit ich möglichst viel Luft ins Tubeless-System bekomme. Ich habe einfach ein Ventil in den Deckel geschraubt und konnte dann über ein zweites die Flasche so aufpumpen, dass sie fast explodiert ist. Über einen Schlauch hab’ ich die Luft ins Ventil am Reifen gebracht – das hat tatsächlich funktioniert.

Was ist dein Lieblingstool im Werkzeugkoffer?

Schwierige Frage. Ich liebe fancy Tools, und wenn etwas schön gefräst ist oder aus Titan vielleicht, etwas Spezielles, was nicht jeder hat. Zum Beispiel habe ich Titan-Reifenheber – absolut nicht zu gebrauchen – aber die finde ich einfach geil. Ich hab’ auch einen vergoldeten Inbus-Satz. Der ist mit 24-karätigem Gold überzogen!

Okay, hast du auch Tools, mit denen man wirklich schrauben kann?

Die Tools, die ich am meisten brauche, sind sicher Sechser-Inbus, Torx 25, Torx 30 und ein Drehmomentschlüssel – das sind so die Basics, die jeder haben sollte.

Werkstatt im Kofferformat. In der praktischen Tasche hat Yanick selbst auf Reisen alle wichtigen Werkzeuge immer zur Hand
Foto: Thomas Weschta
Die Pflege des Bikes ist das Wichtigste. Auf die Sauberkeit des Antriebs legen die meisten viel zu wenig Wert. Viele machen einfach nur etwas Öl auf die Kette. Am Ende hast du dadurch immer einen größeren Verschleiß. Yanick Gyger

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