Als wäre die Steilabfahrt nicht schon kniffelig genug, nein, David Cachon klappt sein Bike sogar zum Tabletop zur Seite. Das gibt extra Style-Punkte. Der Bike-Abenteurer erkundete das Königreich Jordanien – ein Land das größtenteils aus Wüsten und Gebirgen besteht. Hier, nahe der verlorenen Stadt „City of Petra“, wimmelt es nur so von Trails – allerdings nur für diejenigen, die mit Hitze und Hyänen zurechtkommen.
David Cachon fährt durch ein Felsenlabyrinth hoch über dem Toten Meer – ein geschichtsträchtiges Gebiet. Die Römer waren hier, Jesus, die Kreuzritter aus England. Im Ersten Weltkrieg griff der legendäre Lawrence von Arabien die Stadt Akaba an und zettelte einen Aufstand der Araber an. Ein gefährliches Gelände, damals wie heute. Am anderen Ufer des Meeres beginnt das Westjordanland. Nachdem sich Israel und der Iran mit Raketen beschossen haben und Huthi-Rebellen die Gegend unsicher machen, rät das Auswärtige Amt von Reisen in die Region ab. Dadurch werden vermutlich Bike-Abenteuer wie das von David Cachon oder das geplante Urban-DH-Race in Jordaniens Hauptstadt Amman verhindert, für das kürzlich der Red-Bull-Athlet Tomas Slavik auf Erkundungstour ging.
Die Berge am Toten Meer stecken voller Trails und Lines. Du musst sie nur finden!
- David Cachon
Der 21-jährige Kanadier Jackson Goldstone gewinnt den dritten Weltcup in Folge auf der legendären Abfahrt „Black Snake” in Val di Sole. Sein Vorsprung auf den zweitplatzierten Troy Brosnan betrug 2,4 Sekunden. Damit zieht Goldstone mit Danny Hart gleich, dem zuletzt 2016 ein Hattrick gelungen war. „Ich habe alles gegeben, bin voll ans Limit gegangen – es war fast unmöglich, da fehlerfrei runterzukommen“, sagte Jacko nach dem Rennen und fühlte sich wie der „King of the World“. Noch mehr Allmachtsgefühle gibt es kurz drauf im Aosta-Tal. Wieder siegt der Kanadier und düpiert die Konkurrenz. Vier in Folge, das gelang nur Aaron Gwin 2011. Im folgenden Worldcup in Andorra ballert Jacko auf den Hotseat. Die 5 in Folge scheinen in Reichweite, ein Weltrekord, denn das hat noch niemand geschafft. Zittern, Bangen, Hoffen – der letzte Mann auf dem Berg entscheidet: Loic Bruni. Und er entscheidet anders, denn Bruni holt den Sieg mit beachtlichem Vorsprung. Goldstone nur Zweiter, der Rekord verpufft.
Die Abendsonne lässt die Staubfahne hinter dem Bike wie einen Feuerschweif aufleuchten, die Bergsträucher liefern den Funkenregen dazu. Richard Gasperotti braust über einen Grat am heiligen Berg Gugu in Rumänien. Früher hat „Gaspi“ an der Red Bull Rampage teilgenommen, heute pilgert er als Bike-Abenteurer durch die Welt.
BIKE: Gaspi, du warst in Rumänien auf Trailsuche. Rumänien ist nicht die typische Bike-Location, oder?
Richard „Gaspi“ Gasperotti: Genau deswegen. Rumänien ist eher ausgefallen, daher hat mich das Land besonders interessiert.
Und? Dein Eindruck?
Wer Abenteuer sucht, wird hier fündig. Mich haben die Karpaten an die Alpen in Österreich erinnert, doch ohne Regeln und Beschränkungen. Du kannst mit deinem EMTB überall fahren. Das stört hier niemanden. Ich sage bewusst: EMTB, denn die Karpaten sind steil. Da eignet sich ein EMTB besonders.
Wenig Beschränkungen – aus den Gründen findet dort auch die Red Bull Romaniacs statt – eine Moto-Hard Enduro Rallye quer durchs Gelände. In den Alpen würden sie bei so einem Event die Hände über den Kopf zusammen schlagen.
Rumänien ist der Wilde Osten. Bemerkenswert: Sobald du aus der Stadt raus bist, wird Rumänien richtig urig.
In den Karpaten gibt es sogar Bären.
Und Wölfe. Ja, die Fauna & Flora haut dich hier um. Das findest du noch richtige Wildnis.
Vampire gibt es dort angeblich auch.
Lacht. Ja, ich weiß. Jeder spricht mich auf Dracula an, wenn er Rumänien hört – auf den bekannteste Rumänen der Welt: Graf Dracula. Doch er lebte weiter nördlich.
Warum hast du die Retezat-Berge ausgesucht – Angst vor Vampiren?
Ich hatte gehört, dass diese Region besonders wild sein solle – und voller Trails.
Und?
Es gibt viele gute Trails. Das liegt auch daran, dass dieses Gebirge von vielen Wanderwegen durchzogen wird und recht gut erschlossen ist. Hier kannst du wunderbare Touren machen. Es gibt überall Hütten und gutes Essen – viel Fleisch natürlich, würzige, scharfe Würste und Speck. Doch für meine nächste Reise nach Rumänien, habe ich mir die Fagaras-Berge zum Ziel genommen. Auch wegen der Serie: Top Gear. Und natürlich will ich Draculas Burg besuchen.
„Um Verpflegung muss man sich bei Bike-Trips durch Rumänien wenig Sorgen machen“, sagt der Bike-Abenteurer Richard Gasperotti. „Vor allem nicht, wenn man Räucherfleisch mag.“ Tipp: Eine Knoblauchzehe nicht vergessen – Graf Dracula lebte nicht weit von hier. Für Schlagzeilen sorgten kürzlich rumäniens Braunbären. Ein italienischer Motorradfahrer wurde beim Selfie-Knipsen tödlich verletzt. Vorsicht: So putzig der kleine Babybär auch aussieht, die Mama ist meist nicht weit entfernt und sicher nicht zu Foto-Späßen aufgelegt.