Fabio WibmerHausbesuch beim Youtube-Star & Klick-Millionär

Sissi Pärsch

 · 31.01.2023

„Ich nenne keine Zahlen. Aber ich habe so viel Geld, dass ich mir keine Sorgen machen muss und meinen Traum leben kann,“ sagt Fabio Wibmer.
Foto: Hannes Berger

Fabio Wibmer (27) kennt man als Trickser und Trial-Fahrer, als Verrückte-Filme-Macher und Social-Media-Star. Nach einem Jahrzehnt im Business ist der Osttiroler inzwischen auch Unternehmer – und neuer Einwohner von Monaco. Wir haben Fabio Wibmer in seinem neuen Zuhause besucht.

Fabio Wibmers jüngster Clip: Video Game

Fabio, Oberpeischlach liegt am Großglockner und hat 96 Einwohner. Monaco liegt am Mittelmeer und hat angeblich 8096 Millionäre. Wie kam es zu Deinem Umzug an die Riviera?

Ich wollte schon seit Ewigkeiten in den Süden. Ich bin mit großen Bergen um mich herum aufgewachsen, da waren Sonne und Meer immer was Besonderes. In Innsbruck, wo ich jetzt acht Jahre lang gelebt habe, standen zudem an manchen Tagen schon mal zehn Leute vor meiner Haustür und haben durchs Fenster geschaut. In meiner langen Verletzungsphase habe ich mir gedacht: Wenn ich’s jetzt nicht mache und in den Süden ziehe, dann gar nicht mehr. Und so lebe ich seit Herbst 2021 in Monaco und lerne mit der Babble-App Französisch.

Was sagen die 96 Oberpeischlacher und Deine alten Schulkameraden dazu, dass Du jetzt in Monaco residierst?

Klar ist das ein Thema. Doch aktuell kann ich mir nicht vorstellen, in einem kleinen Dorf zu wohnen. Dennoch: Welten trennen mich nicht von zu Hause. Meine Kumpels finden es lässig, dass sie mich jetzt hier besuchen können. Ich bin schon gespannt auf ihre Reaktionen, wenn sie hier aufschlagen.

Wieso gerade Monaco?

Der Süden von Frankreich ist perfekt. Das Wetter ist genial, und man kann das ganze Jahr lang Rad fahren. Es gibt super Trails und genauso viele coole Spots fürs Streetriding.

Und das Fürstentum soll sehr steuerfreundlich sein!

(Lacht) Ja, das soll so sein. Das muss man nicht leugnen. Aber ich würde sicher nicht aus steuerrechtlichen Gründen an einen Ort ziehen, wo es mir nicht gefällt.

Da wohnen, wo Normalos Urlaub machen und Reiche residieren. Fabio beim Sprung ins Meer in seiner Wahlheimat Monaco an der Côte-d’Azur.Foto: Hannes Berger
Da wohnen, wo Normalos Urlaub machen und Reiche residieren. Fabio beim Sprung ins Meer in seiner Wahlheimat Monaco an der Côte-d’Azur.

Wie reich bist Du?

Das will natürlich jeder wissen. Aber ich nenne keine Zahlen. Sagen wir so: Ich habe so viel Geld, dass ich mir keine Sorgen machen muss und meinen Traum leben kann.

Eine Yacht hast Du wahrscheinlich nicht im Hafen schaukeln, aber wie viele Immobilien besitzt Du?

Keine. Immobilien langweilen mich. Ich investiere mein Geld lieber in Sachen, die ich weiterentwickeln kann – und mit denen ich mich selbst weiterentwickle. Eine Immobilie steht nur rum. Wenn, dann müsste es ein Anwesen mit eigenem Trainingsgelände sein, auf dem ich auch filmen kann. Als Investition mögen Immobilien sicher sein, aber mich findet man selten auf der sicheren Seite. Das reizt mich nicht. Ich bin eher der risikofreudige Typ. Deswegen auch der Risikosport.

Du bist inzwischen auch Unternehmer und hast mit Kollegen zwei Start-ups gegründet. Eines davon ist die Bekleidungsmarke Nineyard und die Gebrauchtradplattform Bikeflip.

Ja, genau. Das sind die Projekte, in die ich investiere. Das sind Themen, die mich packen und an die ich wirklich glaube. Nineyard ist entstanden, weil mein Bike-Bekleidungsgeschmack etwas anders ist als das, was es da draußen zu kaufen gibt. Ich habe länger darüber gegrübelt und mit vielen Leuten gesprochen. Irgendwann kam der Punkt, wo klar war: Ich muss etwas Eigenes machen.

Während wir im Winter mit dicken Jacken Semmeln holen, knuspert Fabio Baguette und genießt die milden Temperaturen in Monaco.Foto: Hannes Berger
Während wir im Winter mit dicken Jacken Semmeln holen, knuspert Fabio Baguette und genießt die milden Temperaturen in Monaco.

Ist das auch Dein Ziel mit dem Online-Portal Bikeflip?

Absolut. Auch hier ist der Grundgedanke aus der Subkultur entstanden: Ich wurde oft gefragt, wo man spezielle Räder oder Teile herbekommt. Und ich konnte keine Antwort geben. Dann haben wir festgestellt, dass es keine Plattform gibt, auf der man international gebrauchte Räder kaufen und verkaufen kann, wie beispielsweise in der Autoindustrie. Es gibt länderspezifische und fahrradspezifische Seiten, aber nichts Umfassendes. Das wollen wir mit Bikeflip ändern. Im November 2021 haben wir in Deutschland, Österreich und Italien gestartet und rollen es jetzt sukzessive weiter aus. Auf Bikeflip findet man dann das besondere Bike. Ein Trialbike, genauso wie ein Hollandrad. Subkultur und Mainstream, sozusagen.

Verliert der Bike-Sport nicht sein Herz, wenn er immer massentauglicher wird?

Die Gefahr, dass eine Subkultur uncool wird, besteht immer. Es gibt Leute, die wollen das Radfahren nicht nach außen tragen. Ich bin da anders. Ich will, dass so viele Leute wie möglich auf dem Rad sitzen. Ich brauche auch nicht die Anerkennung einer Hardcore-Szene oder irgendeine Street Credibility. Das ist mir recht egal.

Deine Videos richten sich ebenfalls an ein breites Publikum.

Genau. Meinem Team und mir ging und geht es immer darum, die Bike-Tricks aus einer „normalen Perspektive“ mit einem Blick von außen anzugehen. Wenn Menschen mit dem Umfeld etwas anzufangen wissen, wenn sie die Dimensionen kennen, dann verstehen sie auch, was es bedeutet, dort mit dem Rad unterwegs zu sein. Dass jeder was mit der Location beziehungsweise mit der Relation anzufangen weiß, spielt eine wichtige Rolle bei unseren Produktionen.

Wenn Du einen neuen Clip hochlädst, bibberst Du dann, wie viele Views es geben wird?

Die Million ist mittlerweile schon immer ein Ziel, und ich bin immer happy, wenn wir die Marke erreichen. Crazy, wenn man das mal in Relation sieht, oder?

Absolut. Aber so schaukelt sich die Erwartungshaltung wahrscheinlich stetig nach oben. Wie oft checkst Du die Zahlen?

Ich schaue schon sehr häufig drauf. Speziell, wenn ich einen neuen Clip hochlade wie zuletzt Video Game. Aber das gehört zum Job dazu, und nur so sehe ich, was auf Anhieb ankommt und was nicht. Wenn was nicht gut läuft, setze ich mich aber nicht heulend in die Ecke, sondern schaue, an was es liegen könnte und was wir anders machen könnten.

Du bist seit Deiner Jugend Aufmerksamkeit gewöhnt. Wirst Du es vermissen, wenn es irgendwann aufhören sollte?

Hört das so plötzlich auf? Wenn ich mir meinen Freund Danny MacAskill anschaue, vermute ich eher nicht. Ich bin gut auf die Zukunft vorbereitet, glaube ich. Aber ich bin nicht der Typ, der sich jegliche Szenarien ausmalt. Und ehrlich: Ich glaube, ich werde ganz gut damit zurechtkommen, ungestört Laps im Bikepark zu fahren.

Es ist noch nicht lange her, da wurdest Du ausgebremst. Ende 2020 hattest Du einen komplizierten Knöchelbruch, und später hast Du Dich erneut am gleichen Fuß verletzt und mehrere Bänder in der Schulter gerissen. Wie hast Du diese Zeit erlebt?

Es war ja ungewiss, ob ich den Sport jemals wieder so ausüben können würde. Das sind schon belastende Gedanken. Doch ich war selbst überrascht, wie gut ich mit der Situation umgehen konnte.

Wie bist Du das mental angegangen?

Ich habe mir gesagt: „So ist es jetzt halt, und wer weiß, für was es gut ist.“ Mein Motivationsdrang war echt stark. Bei mir ist das so: Wenn ich Sachen nicht machen kann, dann will ich sie umso mehr. Dementsprechend war ich bereit, jeden Tag intensiv Physio-Training zu machen. Ich habe an die guten Zeiten gedacht und auch mit visuellem Training versucht, Reize zu setzen und Rezeptoren zu triggern – mit virtuellen Videofahrten und mit geschlossenen Augen. Das mache ich auch immer im Training: Ich visualisiere den Trick hunderte Male, bevor ich ihn angehe.

Für was war die Verletzungszeit gut?

Ich habe viel über Ernährung gelernt. Wenn wir auf Filmdrehs unterwegs waren, haben wir uns oft wochenlang von Tankstellen-Food ernährt. Mittlerweile weiß ich, was der Körper braucht, um zu funktionieren und um besser zu regenerieren. Und ich bin besser aufgestellt was meinen Gesamtkörperzustand betrifft. Ich war früher selten im Gym. Ein bisserl Core über den Winter – das war’s. Aber trainiert habe ich hauptsächlich mit dem Bike. Jetzt habe ich mit gezieltem Training auch die anderen Muskelgruppen fitbekommen.

Die Wibmer-Crew: Neben seiner Freundin wohnen auch Filmer, Fotograf und Manager bei Fabio.Foto: Hannes Berger
Die Wibmer-Crew: Neben seiner Freundin wohnen auch Filmer, Fotograf und Manager bei Fabio.

Was hast Du in der Zeit gemacht, in der Du nicht beim Physiotherapeuten warst?

Ich denke, mein Glück ist es, dass ich so viele unterschiedliche Inter­essen habe. Ich liebe den Radsport. Er ist meine absolute Leiden­schaft. Aber es gibt noch so viele andere Sachen, in die ich richtig eintauchen kann. Das Filmen und jede Art von kreativer Arbeit sind ein großer Bestand­teil meines Lebens. Ich bin ja nicht nur Athlet, der seinen Sport ausübt, ich muss den Sport auch kreativ filmerisch umsetzen. Ich liebe dieses Zusammenspiel total. Ich könnte mich gar nicht nur auf den sportlichen Aspekt fokussieren. Ich will nicht den ganzen Tag nur ans Biken denken. Im Gegenteil: Ich bin besonders motiviert, wenn mein Kopf mal woanders ist. So kann ich Energie sammeln. Das hat mir in der Verletzungszeit enorm geholfen. Ich konnte mich gut beschäftigen, unter anderem mit Nineyard und Bikeflip. Und natürlich mit zukünftigen Bike-Projekten.

Und wie schauen die aus?

Mein Neustes ist gerade rausgekommen: Video Game. Doch mein Team und ich haben viele Ideen im Kopf, manche werden konkreter, manche haben wir verworfen. Jetzt, wo ich wieder richtig fit bin, freue ich mich auf die neuen Projekte. Und es gibt endlos viele Skills, an denen ich arbeiten will.

Man kann kaum glauben, dass ein Fabio Wibmer noch Potenzial nach oben hat …

Oh doch, da gibt es noch so viel Potenzial! Gerade in Sachen Big Jumps und Tricks in der Luft – ist noch extrem viel Luft nach oben. Und ich habe brutal viel Motivation. Das zusammen ist eine klasse Kombi. Ich kann es kaum erwarten, mich in die neuen Projekte zu stürzen.

2015 - Klickdurchbruch. Mit The Fabiolous Escape erreicht Fabio 2015 fast 100 Millionen Klicks.

2016: Fabio balanciert auf dem Geländer der höchsten Staumauer Österreichs: 200 Meter stürzt die Kölnbrein-Sperre in die Tiefe.

2019: Den Trialbike-Clip Wibmer’s Law 2019 haben über 238 Millionen (!) Menschen auf YouTube gesehen.

The Beast: Die 25 Stufen von Lyon

Spezialdisziplin: Treppensprünge. Immer wieder baut Fabio Wibmer Stunts in seine Edits, wo er über Treppen springt. Z. B. in dem YouTube-Filmchen Urban Lives. Es wurde 232 Millionen Mal geklickt. Seine zwei spektakulärsten Treppensprünge fanden in Lyon und Paris statt. Die Monstertreppe in Lyon besitzt eine Fallhöhe von über zehn Metern ins Flache. Die Treppe am Montmartre in Paris dagegen war so sketchy, weil extrem schmal und Fabios Tempo extrem hoch.

Stairway to Heaven: Das Monster von LyonFoto: Hannes Berger
Stairway to Heaven: Das Monster von Lyon

Bisherige Bezwinger der Monstertreppe von Lyon

Der Skateborader Aaron „Jaws“ Homoki riss sich beim ersten Versuch sämtliche Bänder im Knie. Nachdem er sich davon erholt hatte, kam er zurück und bezwang als Erster die Treppen von Lyon. Unbedingt auf YouTube gucken!

2018 nimmt sich der Freerunner Dominic Di Tommaso die Treppen vor. Er hechtet Kopf voran, rotiert im Frontflip und landet per Flugrolle auf den steinharten Platten. Im Video unten bei 4:30 Minuten.

Inspiriert durch Aaron Homoki reiste auch Fabio Wibmer 2019 nach Lyon. Fabio konnte, anders als Aaron und Dominic, auf die 200 Millimeter Hub seines Bigbikes vertrauen.

Der BMXer Courage Adams landete 2021 den Stunt. Er verdrehte in der Luft sogar seinen Lenker zum Barspin.

Stairway to Heaven

Spezialdisziplin: Treppensprünge. Immer wieder baut Fabio Stunts in seine Edits, wo er über Treppen springt. Z. B. in dem YouTube-Filmchen Urban Lives. Es wurde 232 Millionen Mal geklickt. Seine zwei spektakulärsten Treppensprünge fanden in Lyon und Paris statt. Die Monstertreppe in Lyon besitzt eine Fallhöhe von über zehn Metern ins Flache. Die Treppe am Montmartre in Paris dagegen war so sketchy, weil extrem schmal und Fabios Tempo extrem hoch.

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