InterviewBike-Influencer Elias Schwärzler - der Macher

Dimitri Lehner

 · 19.12.2024

Everybody’s Darling: Bike-Influencer Elias Schwärzler mit Fans.
Foto: Rick Walder
Der Österreicher Elias Schwärzler (29) ist Stuntman und will die 300-km/h-Marke knacken, tourt als Bike-Abenteurer um die Welt, führt ein eigenes Fashion-Label und leitet die größte Fahrtechnik-Schule der Welt. Doch seine Vision ist noch viel größer.

Elias Schwärzler ist Stuntman und Bike-Abenteurer. Der Österreicher vom Team Scott wurde bekannt, als er gemeinsam mit Fabio Wibmer die Sick-Series drehte. Mittlerweile ist er Weltrekordhalter und verfolgt sein eigenes Unternehmen mit einem Support-Team von 19 Festangestellten. Abenteuerreisen, Fotoproduktionen, Doku-Filme auf Amazon Prime, Fahrtechnik-Coaching … Der Typ scheint in den Zaubertrank gefallen zu sein.

Elias Schwärzler: Der Extremsportler im Interview

BIKE: Auf Tiktok jammerst du, du hättest keinen Coach gehabt. Aber du bist doch mit drei älteren Brüdern aufgewachsen.
ELIAS SCHWÄRZLER: (Lacht). Stimmt, doch die hatten mit Biken nix am Hut. Zwei sind Ärzte, der dritte Finanzleiter. Gecoacht haben die mich nicht.

Wann bist du Fabio Wibmer begegnet?
2015 während des Studiums in Innsbruck. Er hat Sportmanagement studiert, ich BWL. Wir haben festgestellt, dass wir beide gerne biken und haben die ersten Filmclips zusammen gedreht.

Ein Dreamteam!
Irgendwie schon. Alles ging easy und blitzschnell, gerade waren wir noch Amateure, im nächsten Moment: Profis. Dabei gab es die Art des Bike-Profis zu der Zeit gar nicht: Bike-Influencer.

Dabei bist du auch Downhill-Rennen gefahren.
Ich bin zwar ein paar Worldcups und Europa-Cups gefahren, doch verlor ich die Lust daran und war auch nie richtig schnell. Erst als ich Fabio kennenlernte, machte mir Biken wieder Spaß. Denn jedes Mal, wenn wir ausrückten, forderten wir uns gegenseitig heraus. Wer springt weiter? Wer kommt über den Baumstamm? Das war eine Riesengaudi.

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Aus euren Spielchen wurde die Sick-Series.
Die Sick-Series schlug ein wie eine Bombe. Damit trafen wir anscheinend genau den Zeitgeist. Gerade noch träumten wir davon, vom Biken leben zu können, plötzlich war es in Reichweite. Wir legten unser Studium auf Eis und konzentrierten uns voll aufs Filmemachen.

Dein erfolgreichster Clip Dreamgirl hat unfassbare 39 Mio. Views auf Youtube. Entstand der Film da?
Ja, in dieser Zeit entstanden Fabios “Fabiolous Escape”, mein “Dream Girl” und viele andere, denn wir wechselten uns ab vor und hinter der Kamera.

Beide Clips sind ein Mix aus Stunts und Klamauk. Ein Erfolgsrezept?
Absolut. Action alleine reicht nicht. Da gibt es viele, die das besser können. Du brauchst eine Story.

Woher kam die Story?
Die haben wir gemeinsam geschrieben. Für all die Clips wie “Urban Freeride lives” oder “Fabios Law”; eigentlich hirnten wir für all die Clips zusammen über einen Plot.

Wie erklärst du dir den Erfolg?
Wir haben es geschafft, den Sport für alle Menschen begreifbar zu machen. Denn kein Normalo kann einschätzen, was Brandon Semenuk da Unfassbares leistet. Springst du aber über die Bushaltestelle, dann gelingt das. Das begreift jeder. Wenn du da jetzt noch eine Story dazupackst, die Polizei-Verfolgung bei Fabio oder dass ich meinem Dreamgirl hinterherjage, dann kriegen die Clips eine gewisse Dramatik. Nur so gelingt es, aus der Flut der Internet-Clips herauszustechen.

Lässt sich Erfolg reproduzieren?
Nicht mehr mit 250 Mio. Views wie damals. Wir waren die Einzigen, die solche Clips gemacht haben. Bedenke: Insta war in den Jahren eine reine Fotoplattform. Dazu kommt, dass wir coole Stunts rausgehauen haben. Mein Sprung über den Schlepper war 39 Meter weit. Mit Backflips und Suicide No Hander warst du damals gut dabei. Heute kannst du damit einpacken, das Trick-Niveau ist explodiert.

Manche sehen dich als Entertainer, als Stuntman, weniger als Athlet. Ärgert dich das?
Nein. Denn mein Antrieb ist ein anderer. Ich will nicht als Sport-Hero im Rampenlicht stehen, sondern ein Mountainbike-Gymnasium gründen. Ich will den Leuten zeigen, dass Mountainbiken und eine gesunde Lebensführung das Leben zum Positiven verändern kann. Meine Senders Academy ist der erste Schritt. Ich will die Leute zu guten und sicheren Mountainbikern machen.

Das klingt nach Gutmensch. Welt verbessern statt Fame?
Ich habe stundenlang Autogramme gegeben. Bewunderung ist weniger befriedigend als wenn jemand sagt: Wegen dir hab ich den Wheelie gelernt oder aufgehört zu kiffen und gehe jetzt biken.

Ein Bestandteil deiner Vision ist die Senders Academy. Kürzlich hast du dafür den Bikepark am Geißkopf gemietet, 2000 Besucher kamen zum Event. Warum ist das Interesse so hoch?
In der DACH-Region spielen fünf Millionen Fußball. Für sie gibt es 200 000 Fußballtrainer. Und es gibt acht Millionen, die aktiv Mountainbike fahren bei – hochgegriffen – 100 Bike-Schulen. Crazy, oder? Beim Fußball schießt du mit schlechter Technik schlimmstenfalls am Tor vorbei, doch beim Biken verletzt du dich! Ich will mit der Academy Biken sicherer machen. Ich habe mir in acht Jahren als Profi noch keinen Knochen gebrochen, denn ich habe eine sehr gute Fahrtechnik. Die will ich vermitteln – demnächst auch international. Wir sind jetzt schon die größte Mountainbike-Academy auf der Welt.

Filme, Rekorde, eine Fashion-Kollektion, die Senders Academy – woher nimmst du all die Energie?
Erfolg fällt dir nicht zu, du musst hart dafür arbeiten. Arbeiten macht mir Spaß, das treibt mich an. Ich kann nicht still sitzen, denn ich will, dass meine Vision Wirklichkeit wird. Ich träum davon, einen eigenen Bikepark zu haben, wo auch mein Sportgymnasium ist, und dass einer meiner Schüler Weltmeister wird. Und dafür arbeite ich Tag und Nacht.

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