Bike-Abenteurer Richard “Gaspi” Gasperotti über Rumänien„Musst du da wirklich hin?“

Dimitri Lehner

 · 13.07.2025

Staubwolke am Hinterrad wie ein Flammenschweif: Richard Gasperotti braust am Grat entlang, dass jedes Fotografen-Herz einen Freudensprung macht.
Foto: Miloš Stáfek
Für seine Abenteuer-Serie Zam reiste der Freeride-Profi Richard Gasperotti in die rumänischen Karpaten. Mit uns spricht Gaspi über Gebirgsbäche, Traumtrails, Bärenattacken, die rumänische Fleischdiät und natürlich den Grafen Dracula.



Der Tscheche Richard “Gaspi” Gasperotti (48) ist ein Tausendsassa. Seine Karriere startete er Cross-Crounty-Biker, wechselte zum Downhill und wurde dann Freerider. Gaspi machte sich einen Namen, indem er vier mal am härtesten Freeride-Event, der Red Bull Rampage teilnahm und anderen hochkarätigen Events wie dem Whistler-Slopestyle und und Adidas-Slopestyle. Seit 2012 unternimmt der gebürtige Tscheche mit italienischen Wurzeln Bike-Abenteuer in der ganzen Welt.

BIKE: Gaspi, du warst in Rumänien auf Trailsuche. Warum gerade Rumänien? Rumänien ist nun kein allzu beliebtes Reiseziel.

Richard „Gaspi“ Gasperotti: Genau deswegen. Rumänien ist eher ausgefallen, daher hat mich das Land besonders interessiert. Zudem ist Rumänien leicht von der Tschechei zu erreichen und es gibt dort keine Probleme mit den Batterien.

Batterien?

Ich fahre jetzt meist EMTB. Batterien mit ins Flugzeug zu nehmen ist ein Riesenproblem. Daher wollte ich es mir leicht machen. Nach Rumänien konnte ich gut mit dem Auto fahren. Rumänien ist Teil der EU und die Mountainbike-Szene explodiert förmlich. Also: gute Argumente für Rumänien.

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Was war dein Eindruck von Rumänien?

Wer Abenteuer sucht, wird hier fündig. Mich hat es an die Alpen in Österreich erinnert, doch ohne Regeln und Beschränkungen. Du kannst mit deinem EMTB überall fahren. Das stört hier niemanden. Freeriding im Wortsinn. Ich sage übrigens bewusst: EMTB, denn die Karpaten sind steil. Da eignet sich ein EMTB besonders.

Wenig Beschränkungen – aus den Gründen findet dort auch die Red Bull Romaniacs statt – eine Hard Enduro Rallye auf Motorrädern quer durchs Gelände. In den Alpen würden sie bei so einem Event die Hände über den Kopf zusammen schlagen.

Ja, Rumänien ist der Wilde Osten. Es gibt auch einen 1400 Kilometer langen Fernwanderweg, genannt Via Transilvanica. Du kannst ihn mit Bike, Pferd oder Wanderschuhen in Angriff nehmenn. Ein tolles Projekt. Bemerkenswert: Sobald du aus der Stadt raus bist, wird Rumänien richtig urig und wild.

In den Karpaten gibt es Bären.

Und Wölfe. Ja, die Fauna & Flora haut dich hier um. Das findest du noch richtige Wildnis.

Oh No. Dieses Gesicht will man auf dem Trail nicht sehen. In Rumänien leben 6000 bis 7000 Braunbären, vor allem in den Karpaten.Foto: Miloš StáfekOh No. Dieses Gesicht will man auf dem Trail nicht sehen. In Rumänien leben 6000 bis 7000 Braunbären, vor allem in den Karpaten.

Wie vielen Bären bist du begegnet?

Einem Dutzend. Die meisten sind scheu und wild. Doch wie in Kanada gibt es auch welche, die sich nahe der Straße aufhalten und darauf warten, dass Touristen sie füttern. Das kann richtig gefährlich werden. Vor einigen Tagen wollte ein italienischer Motorradfahrer einen Braunbären füttern und davon ein Selfie knipsen. Er kam ihm zu nah und wurde von dem Bären getötet. Tragisch, doch leicht zu vermeiden, so bitter das klingt. Als wir mit einer Gruppe in den Bergen unterwegs waren, nahmen wir Bärenspray mit und befestigten Glöckchen an unseren Rucksäcken. So wie man das in Kanada auch macht. Nachts teilten wir eine Wache ein und wechselten uns alle zwei Stunden ab. Denn der Braunbär in Rumänien ist ein europäischer Grizzly, also kein Teddybär. Riecht der Bär Nahrung, so wie wir sie dabei hatten, wird der selbst aus fünf Kilometern Entfernung noch angelockt.

Vampire gibt es in Rumänien angeblich auch.

Lacht. Ja, ich weiß. Jeder spricht mich auf Dracula an, wenn er Rumänien hört. Graf Darcula ist der bekannteste Rumäne der Welt: Graf Dracula. Doch er lebte weiter nördlich in den Făgăraș-Bergen.

Als Vorlage für den Vampir-Fürsten Dracula diente Prinz Vlad, der Pfähler, aus dem 15. Jh. Der Prinz mit Beinamen Draculea hatte eine Vorliebe für Hinrichtungen durch Pfählung und war im Kampf gegen die Osmanen für seine Grausamkeiten berüchtigt. | Illu: KI/Dimitri LehnerAls Vorlage für den Vampir-Fürsten Dracula diente Prinz Vlad, der Pfähler, aus dem 15. Jh. Der Prinz mit Beinamen Draculea hatte eine Vorliebe für Hinrichtungen durch Pfählung und war im Kampf gegen die Osmanen für seine Grausamkeiten berüchtigt. | Illu: KI/Dimitri Lehner

Warum hast du die Retezat-Berge ausgesucht – Angst vor Vampiren?

Ich hatte gehört, dass diese Region besonders wild sein sollte. Ich wollte entdecken, ob es dort auch lohnende Trails gibt.

Und?

Es gibt viele gute Trails. Das liegt auch daran, dass dieses Gebirge von vielen Wanderwegen durchzogen wird und recht gut erschlossen ist. Hier kannst du wunderbare Touren machen. Es gibt überall Hütten und gutes Essen – viel Fleisch natürlich, würzige, scharfe Würste und Speck. Doch für meine nächste Reise nach Rumänien, habe ich mir die Făgăraș-Berge zum Ziel genommen. Auch wegen der Passstraße mit den irren Kurven aus der Serie: Top Gear. Und natürlich will ich Draculas Burg besuchen.

Jetzt erst mal: Brotzeit. Oder besser: Fleischzeit!Foto: Miloš StáfekJetzt erst mal: Brotzeit. Oder besser: Fleischzeit!

Wie klappt die Verständigung in Rumänien?

Mit Englisch kommst du überall durch. Viele sprechen auch Deutsch.

Deine Abenteuer-Serie heißt Zam. Warum Zam?

Zam bedeutet auf Mongolisch: Reise. 2012 habe ich mit meinen Abenteuerreisen begonnen – und die erste führte mich von der Tschechei in die Monoglei. Es folgten Bike-Trips nach New Mexiko, durch die Tschechei, Sardinien, Taiwan, Aserbaidschan, im Balkan (Serbien, Kosovo Montenegro) und auf die Kola-Halbinsel bei Murmansk.

Welches Land hat dich am meisten beeindruckt?

Von der Landschaft: Aserbaidschan. Die Kombination aus Gebirge und Wüste. Die besten Trails fand ich in New Mexiko. Und die freundlichsten Menschen in Taiwan – sie sind so herzlich, zuvorkommend, rücksichtsvoll und ganz schnell zum Lachen zu bringen. Du machst einen kleinen Drop oder Sprung und sie rasten völlig aus vor Begeisterung.

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