Normalerweise haben Enduro-Racer nur während der Stages Zeitdruck, doch heute lohnte es sich, als Erster die Ziellinie zu überqueren. Nur so konnte man der drohenden Dusche von oben entgehen. Geschafft haben das Julian Claudi, Christian Rothenbach und Nick Willner. Sie erreichten den finalen Zielbogen in trockenen Trikots, auf sauberen Bikes und mit einem Rest-Akku von 9 Prozent. Ihr Urteil: Mega-Strecke, perfekter Mix von Up- und Downhill-Stages und endlich mal ein Rennen, auf dem Eigenleistung und nicht nur das Bike gezählt hat! Was sonst noch so los war an Tag 1 des BIKE Festivals in Willingen, lest ihr in unserem kompakten Highlight-Bericht.
Alle anderen E-Enduristen, die später ins Ziel kamen, kämpften zusätzlich mit Regendusche, Hagelschauern und einer letzten Stage auf einer Bikepark-Strecke, die einer Schmierseifenrutsche glich. Wochenlang hatte es im Upland nicht geregnet, die Strecken hart und staubig. Besonders die Felspassagen hatten es nach dem Regen also in sich.
Mit entsprechendem Adrenalin im Blut querte Favorit Torben Drach die Ziellinie: “Ich hab gerade mein Herz auf der letzten Strecke gelassen. Bin völlig über meinem Limit gefahren!” Das musste er allerdings auch, wenn er das Rennen noch gewinnen wollte. Denn der Vorjahresvize war bereits auf Stage 1 gestürzt und lag zu der Zeit auf Platz 15. Trotzdem drehte der Rotwild-Fahrer nochmal ordentlich auf, als die Führenden wegen der rutschigen Trails jetzt lieber das Gas rausnahmen: Drach holte jeweils die zweitschnellste Zeit auf den letzten drei Stages.
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Am Ende reichte es für Drach aber wieder nur für Platz zwei, denn Erik Emmrich hatte auf den ersten drei Stages konstant Top-Zeiten vorgelegt und konnte auf den letzten drei zur Sicherheit etwas Tempo rausnehmen. Mit einer Gesamtzeit von 12:15,28 Minuten war der Orbea-Racer insgesamt 14 Sekunden schneller als Torben Drach und ist damit der neue Deutsche Meister im E-Enduro. Dritter und damit Bronze-Medaillengewinner wurde Young-Gun Elias Hassfeld.
Overall konnte das Rennen aber ein Racer aus Neuseeland gewinnen. Die Gesamt-Ergebnisse des Orbea Wild Ride 2025:
Bei den Elite-Damen konnte die Vorjahressiegerin Sofia Wiedenroth ihren Titel nicht verteidigen. Die neue Deutsche Meisterin heißt Helen Weber vom Rotwild Schwalbe Gravity Team! Insgesamt gingen dieses Jahr nur 5 deutsche Fahrerinnen an den Start:
Coole Strecken rausgesucht, aber das Wetter war echt tricky. Manchmal Hagel, manchmal Regen, manchmal Sonne, alles dabei. Grip war unvorhersehbar, mich hat eine nasse Wurzel erwischt. Ich wusste, da hab’ ich’s verloren. Auf den kurzen Stages darfst du dir keinen Fehler erlauben. Auch weil Helen ohnehin ein Spezialistin für Nässe und Loam ist und sie ist heute auch richtig gut gefahren. Absolut verdient. - Sofia Wiedenroth
Der Meistertitel war natürlich mein Ziel, aber rechnen kann man mit sowas nie. Gerade auch weil das Fahrerinnen-Feld so stark war. Man sieht’s ja an den Zeiten. Sofia war mir zu jeder Zeit dicht auf den Fersen. - Helen Weber
Philipp Martin, Marketing-Mann von Orbea, zeigte sich bei der Siegerehrung mehr als zufrieden: “66 Teilnehmer zeigen schon eine deutliche Steigerung zum letzten Jahr. Wir glauben fest an dieses Format und werden es auch im nächsten Jahr wieder ausrichten!”
Fun Fact am Rande: Kollege Stefan Frey und ich wurden im Zielbereich irrtümlich für “Die beiden von der NADA” gehalten. Tatsächlich waren zwei Mitarbeiter der Anti-Doping-Agentur nach Willingen gereist und baten die Siegerinnen und Sieger nach ihrer Ehrung auf der Bühne zum Test.