Sandra Schuberth
· 13.03.2023
BIKE Festival Riva goes Gravel - jedenfalls wird es 2023 zum ersten Mal auch eine Gravel-Challenge im Rahmen des legendären BIKE Festivals am Gardasee geben. BIKE war für einen Streckencheck des Specialized Lake Bash mit Gravelbikes vor Ort.
Am Sonntag des BIKE-Festivals am Gardasee gibt es 2023 erstmals eine Gravel-Challenge (Am Ende des Artikels gibt es Informationen zur Anmeldung).
Beim Lake Bash am Gardasee wird Miteinander, Genuss und sportlicher Ehrgeiz gemixt. Im Klartext heißt das, es gibt Segmente, auf denen die Zeit gemessen wird. Aber Lake Bash ist kein Rennen, bei dem von Anfang bis Ende durchgeballert wird. Zwischen den Segmenten ist viel Zeit für Austausch und entspanntes Miteinander. Außerdem gibt es leckere Verpflegung, die sich von typischer Rennverpflegung abhebt: Statt Riegeln und Iso-Drinks werden regionale Spezialitäten und Cappuccino aufgetischt.
Eine weitere Besonderheit ist das Startfenster. Beim Lake Bash starten nicht alle gleichzeitig, sondern die Gravelbiker haben ein Zeitfenster von einer Stunde, in dem sie auf die Strecke starten können.
Wer sich auf die lange Gravel-Tour am Gardasee wagt, hat insgesamt drei Zeitmess-Segmente zu bewältigen. Auf der kurzen Strecke ist ein Segment zu absolvieren. Aber pssst: Man muss die Segmente nicht hochrasen, sondern kann die Zeitmessung auch gekonnt ignorieren.
Lake Bash Epic:
Lake Bash Juicy:
Wir starteten den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück im Hotel. Ein paar Brötchen, Müsli, Mini-Croissants mit Creme-Füllung und ein bis drei Cappuccinos pro Person.
Dann ging es los in Richtung Strecke. Gleich zu Beginn der großen Runde ist ein langer Anstieg zu bewältigen. Anfangs schlängeln sich Asphaltserpentinen den Berg hinauf, bald wartet die erste Gravelpassage. Wir pedalieren weiter bergauf, immer die Aussicht genießend.
Am Tennosee legten wir eine kurze Pause ein. Im türkis-blauen Wasser glitzerten die Sonnenstrahlen. Das Eisbad in der Badewanne hat, zum Glück, nicht funktioniert, das Wasser war gefroren.
Nach dem See führte uns die Strecke weiter bergauf, am 30. April, startet hier das erste Segment. Mit meiner Übersetzung von 40-34 war der Anstieg ein ordentliches Brett. Bei einer späteren Rampe habe ich auch mal geschoben. Am Schild vom Passo del Ballino machten wir schnell ein obligatorisches Pass-Foto, bevor wir von der Straße auf Gravel abbogen.
Die Route führt uns weiter ins Val Lomasone, wir sind begeistert vom Blick auf die Berge. Danach wartet die wohl steilste Kletterpartie. In den steilsten Abschnitten habe ich mein Rad hier geschoben.
Unser Tipp: gehen Sie diesen Anstieg gemächlich an, das nächste Segment lässt nicht mehr lange auf sich warten.
Und dann geht es los, hinauf zum Passo della Morte. Wer sich hier verausgabt, sollte unbedingt Luft holen, bevor es in die Abfahrt geht. Die ist steil und technisch. Wir haben die Gravelbikes teilweise geschoben. Bald wird der Trail wieder breiter und technisch weniger anspruchsvoll. Hier habe ich mir dann prompt einen Platten zugezogen. Einmal nicht aufgepasst und schon bin ich mit dem Vorderrad auf einen Stein gedonnert. Schnell das Tubeless-Flickzeug rausgeholt, den Reifen geflickt und wieder aufgepumpt.
Und weiter ging die wilde Fahrt - aber nicht ohne eine kurze Pause. Den Streckencheck haben wir Anfang Februar gemacht, kaum sind wir stehen geblieben, suchte die Kälte sich ihren Weg.
Jetzt ändert sich die Landschaft und die Wege. Gardasee-typisch bleibt es steinig, aber am Lago di Cavedine wird es flowig mit kurzen Anstiegen und Abfahrten bis uns die Route einen traumhaften Pfad direkt am Ufer des Sees entlang schickt.
Nein, es trennen sich nicht die kurze und die lange Strecke - vielmehr treffen diese bald aufeinander. Aber hier trennt sich die Route, die wir bei unserem Streckencheck abgefahren sind von der Route des Lake Bash. Warum? Im Februar wird es früh dunkel und wir wollten pünktlich zum Sonnenuntergang zurück am Gardasee sein. So haben wir das letzte Segment der langen Strecke und das einzige Segment der kurzen Strecke ausgelassen und sind einer Asphaltstraße. Zwischen Weinbergen stießen wir wieder auf den Track, der irgendwo zwischen flowig und steinigem Wurzeltrail liegt. Die letzten Kilometer in Richtung Gardasee laden ein, den Tag Revue passieren zu lassen - sofern der Gegenwind nicht zu heftig bläst. Und dann: Unser Timing hätte besser nicht sein können: Die Sonne wollte sich gerade hinter den Bergen verkriechen, als wir die Ufer des Lagos erreichten.
Das sagt Henri Lesewitz über die Strecke des Lake Bash:
Ich bin absolut begeistert von der Strecke. Die Beine werden zwar nicht geschont, aber das Sensationspanorama entschädigt für die teils wirklich zähen Anstiege. Man erlebt die Gardasee-Gegend auf eine ganz neue Art.
Sandra Schuberth:
An einigen Stellen wird das Lake Bash durchaus anspruchsvoll, aber die Strapazen werden immer wieder belohnt.
Auf der Website vom FSA BIKE Festival Garda Trentino finden Sie weitere Informationen und die Anmeldung zum Lake Bash.
Jein. Ob man das Lake Bash als Rennen, als Tour, oder als Challenge angeht, entscheidet jeder selbst. Es gibt ein offenes Zeitfenster, in dem man starten kann. Der Großteil der Strecke wird ohne Zeitmessung gefahren. Lediglich in den Stages läuft die Zeit, ausgelöst vom Transponder, der sich an der Rückseite der Startnummer befindet. Wer nur der Strecke wegen mitfährt, kurbelt in den Stages einfach normal weiter. Wer auf Ranking aus ist, der gibt Vollgas. Die Siegeszeit wird aus der Summe der Stages-Zeiten ermittelt.
Die lange Strecke bietet das volle Programm aus Panorama und Trails. Aufgrund ihrer Länge und ihrer vielen Höhenmeter sollte man sie aber nur angehen, wenn man schon einige Trainingskilometer in den Beinen hat. Die kurze Strecke ist flacher und flowiger. Sie eignet sich auch für Einsteiger und weniger Trainierte.
Ja.
Auf der langen Strecke wird es vier Stages geben. Sie sind zwischen 1,9 und 4,5 Kilometer lang und sind mit zahlreichen Höhenmetern gespickt.
Maximal abwechslungsreich! Nach der flachen Startpassage beginnt nach dem kleinen Örtchen Varone der erste lange Anstieg. Dieser führt über Asphalt-Serpentinen und Schotter terrassenartig zum 570 Meter hoch gelegenen Tennosee. Hier beginnt ein zäher, stetig steiler werdender Schotteranstieg, der im oberen Bereich fast schon an MTB-Terrain erinnert. Die folgenden 15 Kilometer schlängeln sich flach bis leicht bergab über eine Hochebene. Dann folgt ein echter Uphill-Scharfrichter sowie eine ruppige Trail-Abfahrt. Ist diese Passage gemeistert, beginnt das flowige Finale.
Die Strecke ist für erfahrene Gravelbiker angenehm zu fahren und erfordert keine besonderen fahrtechnischen Fähigkeiten. Einzig die verblockte Abfahrt ins Sarca-Tal verlangt Mut und eine Extraportion Skills. Wem der von losem Gestein übersäte Trail zu heiß ist, der sollte schieben. Schon, um das Pannenrisiko gering zu halten. Im unteren Teil wird es deutlich besser.
Definitiv! Das Lake Bash ist offen für alle. Lediglich bei der Wertung wird nach Fahrradkategorie entschieden. Da es keine allgemeingültige Definition von „Gravelbike“ gibt, unterscheidet beim Lake Bash die Art des Lenkers über die Kategorie: gerade oder gebogen.
Die Strecke bietet alles, von flachen Asphalt-Passagen über ruppige Schotter-Serpentinen bis hin zu Steilstichen und Trail-Abfahrten. Jedes Bike hat in den einzelnen Passagen Vor- oder Nachteile. Im Summe gleicht sich das aus. Die Wahl des Bikes ist nicht allzu entscheidend. Wer mit einem klassischen Gravelbike oder Cyclocross-Rad fährt, sollte aber auf die passende Übersetzung, gute Bremsen und griffige Reifen achten.
Je griffiger, je besser. Wir empfehlen Reifen mit Profil und raten von Semislicks ab. Ganz besonders dann, wenn es nass ist. Cyclocross-Reifen mit 35er Breite sind okay, aber das absolute Minimum. Die üblichen 45er Gravel-Reifen bieten einen guten Kompromiss aus Grip und Rollverhalten. Wer Tubeless fährt, muss weniger Sorgen vor Pannen haben.
Die Übersetzungen sind vielfältig. Ob 3x9, 2x11 oder 1x13, es gibt unzählige Variationen. Mit den aktuellen Gravel-Antrieben wie Shimano‘s GRX (2x11) oder Sram’s Eagle (1x12) muss man sich keine Sorgen machen. Die Bandbreite der Übersetzung ist so groß, dass man auch steilste Passagen erklimmen kann. Mit den älteren, meist eng abgestuften Cyclocross-Übersetzungen, kann es an manchen Anstiegen eng werden. Doch kein Problem. Einfach absteigen und kurz schieben. 95 Prozent der Strecke sind gut fahrbar.
Ja, entlang der Strecke gibt es ausreichend Verpflegungsstationen. Diese unterscheiden sich aber von den klassischen Marathon-Stationen, wo es meist nur Riegel, Bananen, Kekse, Wasser und Iso-Drinks gibt. Das Lake Bash ist als Challenge mit Genussfaktor konzipiert. Entsprechend soulig sind auch die Food-Stationen, wo es neben lokalen Spezialitäten auch Kaffee gibt.
Streckenchef Loris, der jeden Trail am Gardasee kennt, hat zahlreiche, teils recht unbekannte Perlen der Region zu einer epischen Schleife verwoben. Jede Passage hat ihren ganz speziellen Reiz. Der gewaltige Blick über den Gardasee am ersten Anstieg. Das Türkisblau des Tenno-Sees. Die Hochebene mit kilometerweitem Blick bei Fiavé. Das liebliche Sarca-Tal mit dem Trail zum idyllischen Lago di Cavedine. Das langgezogene Tal, das nach Arco führt. Die Zielankunft am Strand des Gardasees. Alles imposant und jede Kurbelumdrehung wert.