Eine Frau, die sich für den Bikesport entschieden hat, gilt noch immer als tough. So wie Trailrunnerinnen oder Military-Reiterinnen auch. Warum? Weil es hier im Gegensatz zum Rennradfahren, Marathonlaufen oder Dressurreiten um mehr geht als Kondition und Disziplin. Beim Geländesport braucht man auch Kraft, Reaktionsschnelligkeit, Gefühl für Untergründe, Körperbeherrschung und den Willen, sich mit den Elementen der Natur messen zu wollen.
Das Gute daran: Mountainbiken ist so vielschichtig, dass man als sportliche Frau gute Chancen hat, mit Männern auf Augenhöhe mitzuhalten. Zumindest im Hobbybereich. Doch leider geht die Komplexität des Sports im Radladen schon los: Welches Bike soll ich kaufen? Reicht ein pflegeleichtes Hardtail oder komme ich mit einem viel cooleren, aber doch ganz schön schweren Enduro klar? Und diese Entscheidung ist mit der E-MTB-Welle samt Motoren- und Akku-Diskussion nicht einfacher, aber auf jeden Fall noch mal teurer geworden.
Für Einsteigerinnen ohne BIKE-Abo oder Ingenieurs-Hintergrund ist die Hemmschwelle für unseren Sport wirklich hoch. Und da reden wir noch nicht von einem verbogenen Schaltauge oder einer gerissenen Kette, die es während einer Tour zu reparieren gilt. „Um die Bikes und den ganzen Technik-Kram kümmert sich mein Mann“ – ein Satz, den man immer noch häufig hört. Wen wundert’s?
Liv, die Schwestermarke von Giant, entwickelt spezifische Frauenbikes und ist damit ziemlich allein auf dem Markt. Das Liv Intrigue X Advanced E+ ist das Light-Assist-Fully – mit speziell auf Frauen abgestimmten Features.
Deshalb treffen sich Frauen so gern auf reinen Frauen-Events. Hier kann man Bikes einfach ausprobieren und sich die wichtigsten Punkte in Ruhe zeigen lassen. Und zwar von einer Frau, die nicht von Reach- und Stack-werten lamentiert, sondern zeigt, wo sich die Stellschrauben für eine bequemere Sitzposition befinden.
„Ach, hast du auch noch nie eine gerissene Kette repariert?“ Erleichterung. „Welchen Sattel fährst du – darf ich den mal ausprobieren?“ Wertvolle Tipps. Ach so, die brettert über das Wurzelfeld einfach drüber? Dann probiere ich das jetzt auch. Fahrtechnik-Spezialist Stefan Herrmann fragt seine wenigen weiblichen Kursteilnehmerinnen häufig: „Was bieten diese Frauen-Camps, was wir nicht können?“ Die Antwort: Das Angebot ist breiter. Es gibt Workshops zu allen Bike-Themen und dieses Miteinander unter Frauen – es macht einfach Spaß!
Der Frauenanteil bei meinen Fahrtechnikkursen liegt etwa bei 15 bis 20 Prozent, was schade ist, denn Frauen sind lernfähiger und gehen analytischer vor. Sie wollen erst verstehen, dann ausführen. Wenn sie aber Männern hinterherhecheln müssen, gewöhnen sie sich schnell eine defensive Fahrweise an. Insofern sind Fahrtechnik-Camps für Frauen schon gut. - Stefan Herrmann, MTB-Academy
Birgit Waxenberger, Bikefitterin bei Gebiomized, sagt: „Kamen vor drei Jahren noch vier Frauen im Monat zu uns, um sich ihr Bike anpassen zu lassen, sind es heute schon drei Frauen pro Woche. Häufig gilt es dann drei Schmerzprobleme zu lösen: Gesäß, Schultern und Handgelenke. Die Sitzprobleme bekommt man schnell mit einem neuen Sattel in den Griff, denn die meisten Bikes sind ab Werk für Männer ausgestattet. Frauen aber brauchen aufgrund ihrer anders geformten Beckenknochen einen breiteren Sattel, dessen Nase leicht nach unten geneigt sein darf, um den empfindlichen Schambeinbereich zu entlasten. Handgelenke und Schultern schont man mit einer aufrechteren Sitzposition. Also: kürzeren Vorbau montieren und die Lenkerbreite kürzen! 680 - 700 Millimeter breite Lenker reichen bei den allermeisten Frauen völlig aus.“
Für Sicherheit und Komfort auf dem Bike ist nicht nur der passende Rahmen entscheidend, sondern auch die Komponenten. Vor allem am Sattel und an den Griffen können Frauen noch viel optimieren und anpassen. Ergonomie-Experte Ergon hat sich seit Jahren auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede an den Kontaktpunkten Po, Hände und Füße spezialisiert und diverse Modellvarianten, verschiedene Sattelpolsterungen und Griffgrößen im Sortiment. Auch Downhill-Weltmeisterin Vali Höll schwört auf die Ergon-Produkte und hat jetzt eine eigene kleine Sattel-Griff-Kollektion designt. Den Ergon-SM-Downhill-Comp-Sattel und die GDH-Team-Griffe zieren in der Vali-Höll-Edition Smileys und andere Ornamente. „Die Symbole stehen für Sachen, die ich gern mag“, sagt die Österreicherin.
Wir verlosen 3 Sets Ergon GDH Team Griff und SM Downhill Comp Sattel* in der Vali Höll Special Edition im Wert von je 145 Euro. Teilnahmeschluss ist der 17. August 2025.
*alternativ kann auch ein anderer Ergon-Frauensattel gewählt werden
Während die Bike-Hersteller ihr Engagement in Sachen Frauen-Segment eher zurückfahren, wächst das Angebot bei Komponenten und Ausrüstung. Hier eine Auswahl von Teilen, die es Frauen auf dem Trail leichter machen.
Die beste Bikebrille nervt, wenn sie rutscht oder drückt. Das wissen vor allem Biker mit schmalen Gesichtern. Daher bringt Evil Eye seine Erfolgsmodelle Roadsense, Trailsense (Bild) und Trailsense II ab sofort auch in Größe XS auf den Markt. Denn nur wenn eine Brille perfekt sitzt, kann sie ihre Stärken ausspielen: Kontraste verstärken, Licht absorbieren, sowie Schutz vor UV-Strahlen, Wind und Insekten bieten. Preis ab 219 Euro
Wenn sich Männer und Frauen irgendwo unterscheiden, dann in der Anatomie ihres Beckens. Und ein schmerzendes Gesäß kann auch zu Verkrampfungen im Rücken ausstrahlen. Es lohnt sich daher unbedingt einen passenden Sattel zu finden. Bei SQlab wird zuerst der Sitzknochenabstand gemessen, um die optimale Sattelbreite zu ermitteln. So können die weniger empfindlichen Sitzknochen das Hauptgewicht übernehmen und der vordere Schambeinbereich wird spürbar entlastet. Preis: 179,95 Euro >> hier erhältlich.
SL steht beim Rucksack-Spezialisten für Slim Line, also für eine auf weibliche Formen zugeschnittene Passform: Kürzerer Rücken, weichere Schulterriemen in S-Form für den Brustbereich und nach oben angewinkelte Hüftflossen für besseren Halt auf der Hüfte. Das Packvolumen lässt sich per Reißverschluss um 5 Liter erweitern (z. B. für eine Trinkblase). Rückenlänge: 38-48 cm, passend für Körpergrößen 1,58-1,78 m, Gewicht: 950 g, Preis: 77 Euro >> hier erhältlich.
Rennradfahrerinnen haben ihn zum Testsieger erklärt. Er soll selbst mit Herzfrequenzgurt noch perfekt sitzen, kompakt halten und nirgends quetschen oder einengen. Nur an sehr heißen Tagen könnte der Stoff eventuell zu warm werden. In weiß und schwarz erhältlich, Größen: XS, S/M und L/XL (75 B/C) Preis: 49,95 Euro
Frauen haben tendenziell mehr Haare auf dem Kopf als Männer. Umso wichtiger, dass der Helm über ein gutes Belüftungssystem verfügt. Beim Giro Source sorgt das patentierte Roc Loc 5 Air Mips für einen kühlenden Luftstrom direkt am Kopf, während Wärme über interne Kanäle nach außen geleitet wird. Preis: 149,95 Euro.
Zu einem guten Sattel gehört ein Sitzpolster, das keine Druckstellen verursacht. Bei unserem Hosentest holte die Alé Voltage den Testsieg. Auch wegen ihrer minimierten Nahtführung und ihres komfortablen Tragegefühls. Nur das an sich perfekt geschnittene Sitzpolster könnte für die Langstrecke eventuell zu weich sein. Preis: 175 Euro
„DownHill Australian Racing Company“ heißt die Bikebekleidungsfirma der Australierin Mandy Davis mit vollem Namen. Aufgewachsen ist sie in Whistler, doch mit dem Mountainbiken begann sie erst in Australien. Inspiration für ihre Designs holt sie sich dort bei den Surfern am Strand. Das Besondere an ihren Stoffen: Sie mischt dem Funktionsmaterial 15 Prozent Baumwolle für ein angenehmeres Tragegefühl bei.
Klick- oder Flatpedale? Fahrtechnik-Experten raten zu Beginn auf jeden Fall zum Flatpedal in Kombination mit einem bequemen Schuh. Solch einen Tourenschuh, der sich für Enduro-Touren genauso eignet, wie für die Sonntagsrunde durch die Stadt gibt's von Shimano sogar mit Frauen-spezifischen Leisten, verstärktem Zehen- und Knöchelschutz und einer Gummisohle, die gut im Pedal greift, aber auch auf Felsuntergrund nicht wegrutscht.
Kaum ein Wochenende, an dem nicht irgendwo ein Camp nur für Bikerinnen gefeiert wird. Auch im Herbst gibt’s noch Termine.
Und jetzt schon vormerken: das BIKE Women Camp 2026 am Molvenosee. Termin: 11. bis 14. Juni 2026, Anmeldung und alle Infos gibt’s demnächst auf: bike-women.de
Das eigene Wohnmobil packen und im Konvoi mit anderen Frauen die spannendsten Enduro-Bikespots der Toskana abklappern. Termin: 6.-13.9., Preis inkl. Frühstück und Shuttle-Tour: ab 1259 Euro, bucketride.de
Auch der Spezial-Veranstalter für Enduro-Touren bietet regelmäßig Camps von Frauen für Frauen an. Zum Beispiel ein verlängertes Herbst-Wochenende auf den Drei-Länder-Endurotrails am Reschensee. Mit Fahrtechnik- und Werkstatt-Workshop. Termin: 4.-6.10., Preis inkl. Wellness-Hotel: ab 630 Euro, flatsucks.at
Am 13. September findet zum ersten Mal im Schweizer Engadin der Las Ciclistas Day statt. Frauen aller Radkategorien treffen sich für Social Rides, Veloparade, Second-Hand-Börse, Vorträge, Apéro, Abendessen und Party. Spannend: Zu diesem Event führen auch gemeinsame Gravel- oder Bikepacking-Rides. graubuenden.ch
Eine Woche lang aussichtsreich durch Portugals Küstenberge cruisen und danach im Hotel Feelviana Wellness in Viana do Castelo tiefenentspannen. Oder noch eine Surf-Session in den Atlantik-Wellen dranhängen? Termin: 14.-21.9., Preis inkl. HP: 1550 Euro, dierasenmaeher.de
Jeden Mittwoch um 18 Uhr treffen sich Trail-Bikerinnen in Freiburg am „Biosk“ zum zwanglosen, gemeinsamen Ride. Warum nur Frauen? Weil es dann entspannter ist. Von Oktober bis März findet der Treff immer sonntags um 13 Uhr statt. Info: mountainbike-freiburg.com
Frauen, die die Technik ihres Bikes verstehen, sind sicherer und selbstbewusster auf den Trails unterwegs. Deshalb biete ich auf meinen Women Camps immer auch Technik-Workshops an. - Karen Eller, die Rasenmäher