Wie viel kostet ein funktionales E-MTB? Mindestens 3000 Euro muss man investieren, so unser Credo. Für ein Fully besser 4000 Euro und mehr. Viel Geld für ein Fahrrad. Warum also diese hohe Summe? Schließlich gibt es doch auch E-Hardtails ab 2000 Euro, Fullys schon ab 3000 Euro – Discounter-Bikes noch gar nicht mitgerechnet.

Max Fuchs Unsere beiden Duell-Bikes vertragen auch Abstecher ins Gelände. Mit noch günstigeren Bikes wäre das keine große Freude.
Im Einsatzbereich der Bikes liegt die Antwort. Wer ausschließlich auf der Straße fahren will, kommt vermutlich auch mit einem sehr günstigen Bike aus, braucht dann aber eigentlich auch kein Mountainbike. Wer sein E-MTB auch im Gelände oder wenigstens auf Schotter bewegt, braucht gute Reifen und funktionale Bremsen sowie eine passable Gangschaltung. Sobald man auf den Trail abbiegt auch eine ordentliche Federgabel.
In EMTB 3/21 haben wir zwei der günstigsten geländetauglichen Fullys am Markt gegeneinander antreten lassen. Wer überzeugt für unter 3800 Euro? Das Canyon Neuron:On 7 oder das Giant Stance E+ 1 500? Die Antwort lest Ihr in EMTB 3/2021. Ab sofort im Fachhandel oder im Onlineshop.

Max Fuchs Der E-Antrieb bietet nur wenig Spar-Potenzial. Der PW-SE von Yamaha ist zum Beispiel kaum günstiger als das Topmodell PW-X2. Dafür funktioniert er auch ähnlich gut.
Warum geht’s nicht noch günstiger?
Leider gilt: Eine funktionale Ausstattung kostet Geld. Und weil beim E-MTB ein ausgereifter Antrieb mit einem passenden Akku alleine schon mit rund 1500 Euro zu Buche schlägt und mindestens weitere 500 Euro auf den Rahmen entfallen, bleiben bei einer UVP von 2500 Euro nur noch rund 500 Euro für Laufräder, Federgabel, Schaltung, Bremsen, Sattel und Cockpit übrig.

Max Fuchs Zum Glück keine Discounter-Teile. Am Canyon Neuron:On sind die Anbauteile zwar günstig, aber funktional.
Die Folge: Der Hersteller muss sparen, wo er nur kann. Leider auch dort, wo es keinen Sinn macht. Ein guter Reifen beispielsweise kostet nicht viel, doch an besonders günstigen Bikes kommt aus Kostengründen trotzdem eine einfache Gummimischung mit mäßigem Profil zum Einsatz. Schon auf Schotter kann das zum Problem werden. Billige Bremsen sind kraftlos und schlecht dosierbar, billige Schaltungen wechseln die Gänge nur langsam und unzuverlässig, billige Federgabeln erzeugen weder Traktion noch Komfort.
Frust statt Preis-Leistung: Problem zu günstiger Bikes
Trotz mäßiger Funktionalität kosten auch schlechte Anbauteile Geld, führen aber schneller zu Frust als zu Fahrspaß. Gerade bei Rädern vom Discounter für unter 2000 Euro findet man solche Teile häufig. Schlecht funktionierende Seilzugbremsen, schwere und klapprige Anbauteile, veraltete Nabenmotoren mit kraftloser, unrunder Unterstützung. Manchmal ein hochwertiges Schaltwerk, das über die restliche Ausstattung hinwegtäuschen soll, in der Praxis aber kaum einen Mehrwert bringt.

Max Fuchs Wurde vor allem früher gerne gemacht: Ein hochwertiges Schaltwerk sollte über die ansonsten mickrige Ausstattung hinwegtäuschen. Hier nicht. Beim Canyon Neuron:On im Bild kommen alle Antriebskomponenten vom Schaltwerk bis zum Shifter aus dem Deore-Regal. Kein Blendwerk, funktional über jeden Zweifel erhaben, wenn auch mit nur 10 Gängen.
Unser Tipp deswegen: Lieber gleich etwas mehr investieren, das spart das berüchtigte Nachkaufen. E-Hardtails um 3000 Euro beziehungsweise Fullys für knapp 4000 Euro sind bei vielen Herstellern bereits deutlich wertiger ausgestattet. Solche Bikes kann man auch ab und an ins Gelände entführen, und auch sonst funktionieren die Komponenten schon deutlich besser.
Die Schaltung sortiert dann die Gänge flüssig und zuverlässig, die Bremsen sind kraftvoller und gut kontrollierbar. Wegen des breiteren Einsatzbereichs und des höheren Spaßfaktors bieten solche Bikes aus unserer Sicht ein besseres Preis-Leistungsverhältnis als noch günstigere Bikes. Auch die Haltbarkeit der einzelnen Teile liegt in der Regel deutlich höher.

Max Fuchs Unteres Limit: Die gruppenlosen Shimano-Vierkolbenbremsen am Giant Stance E+ 1 funktionieren anständig, auch wenn die Ergonomie besser sein könnte. Noch viel mehr sollte man aber nicht sparen. Sonst endet man schnell bei Seilzugbremsen, die mit hydraulischen Scheibenbremsen bestenfalls die Optik gemeinsam haben.
Günstige Fullys: Canyon und Giant im Duell
Leider ist es trotzdem so, dass auch bei unseren beiden Testbikes für knapp unter 4000 Euro an manchen Stellen harte Sparmaßnahmen sichtbar sind. Diese betreffen fast alle Komponenten. Statt billiger Baumarkt-Teile kommen aber bereits funktionale Parts zum Einsatz, wenn auch hier und da noch Luft nach oben ist.
Einen kleinen Einblick, wie sich die günstigeren Parts in der Praxis auswirken, bekommt Ihr bereits hier. Den kompletten Test der beiden Bikes lest Ihr in EMTB 3/2021 – ab sofort im Fachhandel und im Onlineshop erhältlich.

Max Fuchs Wir haben die beide Bikes von Canyon und Giant bereits getestet. Alle Ergebnisse dazu findet Ihr in EMTB 3/2021 – ab sofort gedruckt oder digital erhältlich.
Antrieb: Topmodelle trotz attraktivem Preis
Beginnen wir mit einem Teil, das erstaunlich selten von Sparmaßnahmen betroffen ist: dem E-Antrieb. Akku und Motor sind die teuersten Parts an einem E-MTB. Trotzdem setzen die Hersteller hier selten den Rotstift an. In den allermeisten E-MTBs werkeln die Top-Motoren. So auch im günstigen Canyon, wo Shimanos EP8 für Schub sorgt. Anders bei Giant: Im Stance E+ 1 arbeitet Yamahas schwächerer PW-SE-Antrieb. Doch in seiner neuesten Ausbaustufe hat uns auch der günstige Antrieb positiv überrascht. Einbußen gibt’s bei der Akku-Kapazität: Beide Hersteller liefern nur 500 Wattstunden statt der 630, die bei den teureren Modellen verbaut sind.

Max Fuchs Auch beim günstigsten Modell des Neuron:On setzt Canyon auf den hochwertigen EP8 von Shimano.
Fahrwerk: günstige Gabeln limitieren Abfahrtsperformance
Günstige Federgabeln spüren Biker im harten Geländeeinsatz am deutlichsten. Leider scheint diese Sparmaßnahme bei unter 4000 Euro unerlässlich. Beide Test-Bikes müssen sich mit einer günstigen Rockshox-Federgabel und dünnen Tauchrohren (Canyon: Judy Silver, 30 mm; Giant: Recon Silver, 32 mm) begnügen. Bei sportlicher Fahrweise auf Wurzelfeldern oder an Stufen ist das spürbar.
Neben der geringen Steifigkeit und einer mäßigen Feder-Performance fällt auch die grobe Rasterung der Zugstufendämpfung (Rebound) an beiden Modellen negativ auf. Allerdings sind die beiden Bikes – wie die meisten günstigen Fullys – mit ihren Federwegen von maximal 130 Millimetern ohnehin auf wenig wilde Trail-Fahrten beschränkt. Und auf sanften Wegen geht die Performance in Ordnung.

Judy und Recon heißen die Rockshox-Federgabeln der beiden Testbikes. Beide Gabeln sind geländetauglich, die Performance bewegt sich aber am unteren Limit. Mit etwas besseren Gabeln könnten die Bikes in der Abfahrt noch mehr.
Komponenten: Trail-Ready aber günstig
Teleskopstütze, breite Felgen, solides Cockpit, große Bremsscheiben: Beide Bikes sind grundsätzlich trail-ready ausgestattet. Am Canyon ist eine Shimano-Deore-Schaltung verbaut, die super funktioniert. Allerdings bietet sie nur zehn Gänge und damit eine geringere Bandbreite sowie größere Gangsprünge. Das ist bei der Sram-SX-Eagle mit zwölf Ritzeln am Giant besser, dafür ist die Schalt-Performance schwammiger. Beide Bikes setzen auf die langen, wenig ergonomischen Shimano-Bremshebel.

Max Fuchs Zwar nur die günstige Version, doch auch am Canyon findet man anständige Nobby-Nic-Reifen. Kein Vergleich zu schlecht profilierten Pneus an sehr günstigen Bikes.
Fullys für 3800 Euro: gerade noch geländetauglich
Der Vergleich zeigt: Giant und Canyon gelingt es, auch für unter 4000 Euro ein Fully auf die Reifen zu stellen, mit dem man sich ins Gelände trauen kann. Der Vergleich zeigt aber auch: Noch weniger sollte man nicht ausgeben. Der Rotstift streicht auch bei namhaften Herstellern nur unbarmherzig weiter Fahrspaß aus dem Paket, wie das Giant Stance E+ 2 für 3399 Euro beweist – ohne Teleskopstütze, mit noch günstigerer Ausstattung und Federgabel.
Canyon oder Giant? Wer hat am Ende die Nase vorne und schnappt sich den Sieg der Preisbrecher-Bikes? Den kompletten Test inklusive Labordaten, Praxis und Reichhöhentest findet ihr in EMTB 3/2021 – ab sofort im Fachhandel oder im Online-Shop.

Max Fuchs Schickes Detail am Canyon: Das Cockpit wirkt gut aufgeräumt, die Züge verschwinden wie bei den teureren Modellen teilweise im Steuersatz. Auch der hauseigene Sattel mit guter Abstützung nach hinten passt gut ans E-MTB.

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