Das große Ziel erreicht man am besten über vorab gesteckte Tageziele. Da darf es ruhig etwas mehr sein als sonst, schließlich hat man ja den ganzen Tag Zeit. Aber Raum für Pannen, Pausen, Unterkunftssuche und Wetter unbedingt einplanen!
Spätestens am 3. Morgen scheinen die Taschen kleiner geworden zu sein. Man kriegt seine Sachen einfach nicht mehr so leicht verstaut wie Zuhause. Deshalb die Taschen von vornherein nicht bis auf den letzten Reißverschlusszahn vollstopfen, sondern etwas Raum für später eventuell hektischere oder regennasse Packmomente lassen.
100 Kilometer fahren und dann nach einem Schlafplatz umschauen? Das kann bei untergehender Sonne schnell in Stress ausarten. In ländlichen Gegenden gibt es nicht viele Unterkünfte. Kommt dann noch eine größere Veranstaltung dazu, kann eventuell der ganze Landkreis ausgebucht sein. Auch wer draußen schlafen möchte, kann in der Topokarte schon mal nach geeigneten Plätzen (z. B. Waldränder, abgelegene Bachufer, keine mückenintensiven Moorgebiete!) Ausschau halten.
An der romantischen Vorstellung, einfach beim Bauern nach einem Platz in der Scheune zu fragen, sind übrigens schon viele Bikepacker gescheitert. Jenseits der deutschen Grenze soll das deutlich einfacher sein!
Na, das gehört zum Bikepacking doch dazu! Jain. Vom eigenen Kaffee am Morgen schwärmen die meisten Bikepacker, von platzfressendem Kochgeschirr, dem Spülen mit teurem Trinkwasser oder dem dreckig wieder einzupackenden Equipment hat man dagegen doch ziemlich schnell die Nase voll. Besser vielleicht tagsüber für ein warmes Essen einkehren und abends eine ausgiebige Brotzeit machen. Dafür reicht dann die Mitnahme von Besteck: Messer und Göffel!
Das Problem mit dem Spülen bleibt natürlich, aber der Falttopf (>> hier erhältlich) nimmt wenigstens nicht so viel Platz in den Gepäcktaschen ein. Top-Erfindung für alle, die auf Tour unbedingt selbst kochen wollen. Schon weil es eine schöne Abendbeschäftigung ist.
Nicht vergessen: Andere (Bundes-)Länder, andere Öffnungszeiten! Am besten auch gleich fürs Frühstück mit einkaufen. Wer nach dem Einkauf aber mit voller, schlenkernder Tüte am Lenker erst noch einen Schlafplatz suchen muss, wird hoffentlich nur fluchen und nicht über den Lenker gehen. Eventuell einen leichten Stoffturnbeutel mitnehmen, den man sich auf den Rücken werfen kann. Oder von vornherein mit einem zusätzlichen Tagesrucksack losziehen (mit Trinkblase?), den man so leicht wie möglich hält und nur als Zusatzstauraum für Lebensmittel o. Ä. nutzt.
Schlafplatzsuche, Essen und für die Nacht einrichten – das erledigt man am besten, wenn es noch hell ist. Tja, und dann? Survival-Experten empfehlen, nicht zu früh schlafen zu gehen. Wer den eigenen Rhythmus gänzlich durchbricht, schläft schlecht und beschneidet die Regeneration. An eine Beschäftigung denken!
Früh, aber nicht zu früh aufstehen: Eine Stunde vor Sonnenaufgang ist die Nacht am kältesten. In dieser “Blauen Stunde” den Schlafsack am besten nicht verlassen. Auch wenn das Vogelgezwitscher das Wiedereinschlafen erschwert. Trotzdem natürlich versuchen, das ganze Tageslicht zu nutzen. Das Einsammeln, sortieren und Taschen packen knapst morgens doch einiges von der Zeit im Sattel ab.
Auf langen Trips mindestens einen Tag Pause pro Woche einplanen zur Regeneration, zum Bikecheck und zum Wäschewaschen.
Keine Plastikverpackung, er läuft in den Taschen nicht aus, er ist biologisch abbaubar, ph-neutral und wäscht nicht nur Körper und Haare, sondern auch Klamotten und Kochgeschirr. Den Duschbrocken gibt es in verschiedenen Duftnoten >> z. B. hier erhältlich . Wir empfehlen Kokos. #Mückenabwehr!
Auskühlung geht superschnell. Nach einer Stunde Mittagspause kann es leicht zwei Stunden dauern, bis man wieder in den Tritt kommt. Auf langen Etappen daher lieber langsamer fahren und dafür eventuell sogar auf dem Bike essen. Dafür wurde bereits der Food Pouch erfunden, den man sich praktischerweise zugriffbereit an den Lenker klemmt.
Bei sportlicher Fahrweise verbrennt man bis zu 800 Kalorien pro Stunde. Regelmäßiges Nachfuttern ist also nicht nur erlaubt, sondern wichtig. Interessant: Anfangs verlangen Kopf und Körper nach süßem Nachschub, nach ein paar Tagen kommt der Umschwung auf salzig.
Irgendwann erwischt es jeden. Keine funktionelle Regenjacke der Welt hält den ganzen Tag dicht. An Regentagen daher maximal den halben Tag fahren und die andere Hälfte zum Trocknen der Klamotten einplanen.
Nicht mal die Ranger in der kanadischen Wildnis trinken das Wasser aus einem klaren Bach. 50 Meter stromaufwärts kann immer mal ein totes Tier oder ähnlich Bakterienhaltiges im Wasser liegen. Deshalb immer genug Wasser für abends besorgen für: Trinken, Kochen, Katzenwäsche, Zähneputzen und Kaffeekochen.
Ob man sie nun wirklich einpackt oder sich mit Stöckchen zu helfen weiß - ein Ehrenkodex unter Bikepackern lautet: Ein nicht länger aufzuhaltendes „großes Geschäft“ in freier Wildbahn muss vergraben werden! Achtung: Das verwendete Klopapier verrottet dagegen über Jahre nicht. Experten haben dafür Hundekot-Beutel dabei. Damit lässt sich das verwendete Papier im nächsten Mülleimer umweltgerecht entsorgen. Das Schäufelchen von Sea to Summit ist z. B. hier erhältlich.
Mit einem Hüttenschlafsack lässt sich eine zusätzliche Isolierungsschicht in den Schlafsack ziehen. Das spart Platz und Gewicht im Vergleich zum dicken Schlafsack-Modell. So hält man die Kälte von unten ab: Eine Rettungsdecke unter die Isomatte legen!
Die einen haben Wertgegenstände immer am Körper (z. B. Hipbag), andere verstecken sie lieber dort, wo selbst Diebe ihre Langfinger ungern reinstecken: z. B. Geldscheine in nicht mehr ganz so frisch riechenden Bike-Socken oder das Navi in der Nudeltüte.
Gerade in regnerischen Nächten scheint die Übernachtung unter einer Brücke eine gute Idee. Ist sie aber nicht: Hier pfeift immer der Wind durch und die Heringe fürs Tarp als Windschutz lassen sich auch nur selten in den harten Boden schlagen.
Na ja, schön wär’s. Aber mit diesen Tipps fressen einen die kleinen Quälgeister wenigstens nicht ganz auf. Die Mücken-Sprays “Anti-Brumm” und “Nobite” enthalten synthetische Abwehrmittel und schneiden damit in verschiedenen Vergleichstests immer wieder am besten ab.
Was man sonst noch gegen Mücken tun kann:
...ist in Europa nur in Skandinavien erlaubt (Jedermannsrecht). Wer trotzdem keine Campingplätze ansteuern möchte, findet hier vielleicht einen erlaubten Platz:
Nicht immer ist der Bike-Transport ins gewünschte Reiseland mit der Bahn möglich oder stellt sich wegen mehrmaliger Umsteige-Manöver als zu unhandlich heraus. Erfahrene Bikepacker schicken ihr Bike auch schon mal samt Gepäcktaschen per DHL voraus. Zum Beispiel an die Adresse eines Hotels, das man für die erste Nacht am Zielort bucht.
Im Flugzeug lässt sich das Gepäck im Bike-Karton schon mitverstauen. Allerdings hat man dann besser eine Adresse vor Ort, wo man den Karton für die Rückreise unterstellen kann. Einen vergleichbar großen Ersatzkarton zu finden wird eventuell schwierig.
In Schweden gilt nicht nur das Jedermannsrecht, es warten auch im ganzen Land verteilt Selbstversorgerhütten, die man auf Tour für eine Nacht beziehen kann. Teils mit separaten Klo- und Sauna-Häuschen. Fluch und Segen dagegen zugleich: die Mitternachtssonne. Man kann zwar deutlich länger auf dem Rad sitzen, findet aber auch schlechter in den Schlaf, wenn man das Dauerlicht nicht gewohnt ist. Was die Mücken betrifft: Bis Höhe Stockholm sind es nicht mehr als bei uns. Weiter nördlich sei dagegen das Moskitonetz wärmstens empfohlen!
Nicht nur Mücken lieben Schweißgeruch, sondern auch Füchse! Die surren zwar nicht so nervtötend und zapfen kein Blut ab, dafür schnappen sie sich aber gern mal einen Schuh. Vor allem, wenn diese aus Geruchsgründen vor dem Zelt geparkt werden!
Dort, wo die Taschen am Bike-Rahmen aufliegen oder beim ersten Packen schon recht nah kommen, kann man den Rahmen mit Duct Tape gegen Kratzer schützen. Dabei ruhig ein bisschen dicker auftragen, denn Tape gehört sowieso in die Werkzeug-Tasche, weil man damit so unglaublich viel reparieren kann.
So gut wie jeder Bikepacker hat diese Erfahrung schon machen müssen: Klemmt man seine Schuhe für den Abend (Schlappen, Flipflops) in die Gummischnürung auf der Satteltasche, ist am Ende der Etappe sehr wahrscheinlich mindestens ein Schuh weg. Durch die ständigen Erschütterungen während der Fahrt arbeiten sich vor allem Flipflops schnell aus der vermeintlich strammen Klemmung heraus. Daher besser mit Schuhband o. ä. zusätzlich sichern!
Bikepacking-Guru Gunnar Fehlau war erst kürzlich ein ganzes Jahr mit Lastenrad auf Deutschland-Tour. Er rät: „Bikepacking ist im Winter zu hart. Ich hatte sogar einen kleinen Ofen dabei, stellte aber sehr schnell fest: Zeltwände halten die Wärme nicht. Wer Spaß möchte, startet seine Tour erst, wenn auch die Nächte wieder Plusgrade haben.
Es lohnt sich, bei jedem vermeintlich guten Schlafplatz ein paar Was-wäre-wenn-Gedanken durchzuspielen. Es sind schon Bikepacker morgens mitten im FKK-Gelände aufgewacht oder ein Bach wurde durch ein Gewitter zum reißenden Fluss. Auch Gunnar Fehlau durfte sein Zelt mal auf einem Firmengelände aufstellen. Dazu ein Mitarbeiter der Firma: “Ach ja, den Mähroboter haben wir heute Nacht übrigens ausgestellt.”