Der Name S-Works ist bei Specialized schon immer für die Top-of-the-Line-Produkte reserviert. Hier fließt das gesamte Know-how der Entwicklungsabteilungen in absoluten Highend-Bikes und -Komponenten zusammen. Das ist auch beim neuen Gravel-Schuh S-Works Recon nicht anders.
Gerade mal 658 Gramm wiegt der Recon in Größe 46, was ihn nach dem Shimano RX801 zum zweitleichtesten Modell in unserem Test macht. Mitverantwortlich dafür zeichnet natürlich die ultrasteife und materialbedingt sehr leichte Carbon-Sohle. Selbst ein Kraftprotz wie der als Eisenbieger bekannte Herzog Francesco Sforza hätte hier wohl seine liebe Mühe gehabt, die Sohle auch nur um ein My zu verbiegen. Das sehr reduziert platzierte Profil spart zudem weitere Gramm ein.
Damit der Komfort im S-Works Recon nicht auf der Strecke bleibt, baut Specialized auf sein bekanntes Body-Geometry-Konzept. Die Sohle ist mit Varus-Keil, Längsgewölbe-Stütze und Metatarsal-Polster ausgestattet und soll dafür sorgen, dass sich die Füße während des Pedalierens in der optimalen Position und in einer Linie mit Knien und Hüften bewegen.
Schon beim Reinschlüpfen zeigt sich: Für einen reinrassigen Race-Schuh bietet der Zehenbereich erstaunlich viel Bewegungsfreiheit, ohne dabei zu locker zu sitzen. Die Fersen werden gut umschlossen, während der tief gezogenen Außenseiten Druckstellen an den Knöcheln verhindern. Die Passform ist schon mal äußerst gelungen.
Auch die Anpassung an den Fuß funktioniert nahezu perfekt. Typisch Specialized kommen als Verschlüsse die speziellen Boa S3-Drehverschlüsse zum Einsatz, die sich sehr fein in beide Richtungen justieren lassen. Damit lässt sich der Recon sauber über die gesamte Länge an den Fuß anpassen und auch die Ferse wird fest im Schuh gehalten. Kleines Manko: Ein schnelles Öffnen über eine Entriegelungsfunktion ist bei diesen Verschlüssen nicht möglich.
Wer mit Speed über Schotterpisten donnern will, ist beim S-Works Recon goldrichtig, denn einmal eingeklickt, liefert der die steife Carbon-Sohle Vortrieb pur. Hier geht gefühlt kein Watt verloren. Den Klickmechanismus sollte man beim Einstieg allerdings richtig treffen, denn auf dem glatten Carbon wird es auf den Pedalen sonst schnell rutschig – hier ist der Stand auf stärker profilierten Modellen wie dem Suplest XC/Gravel Performance wesentlich sicherer.
Auch Schiebepassagen sind mit dem Specialized nur bedingt empfehlenswert. Das Slipnot-Gummi aus dem MTB-Bereich ist zwar griffig, doch das schmale Profil gibt im Gelände nur wenig Halt und kaum sicheren Stand. Wenigsten rollt der Recon durch die deutlich aufgebogene Sohlenkonstruktion noch recht passabel ab. Dennoch empfehlen wir Recon-Fahrern: besser auf dem Pedal bleiben.
Specialized liefert mit dem S-Works Recon einen reinrassigen Gravel-Race-Schuh. Die knallharte Sohle sorgt für bombastische Antritte. Dennoch trägt sich der Schuh außergewöhnlich komfortabel – hier macht sich das Body-Geometry-Konzept bezahlt. Lediglich beim Schieben muss aufgrund des schmalen Profils Abstriche in Kauf nehmen. Auch das Carbon der Sohle wird kaum durch eine Gummierung geschützt. Die Anpassung und der Halt im Schuh sind hervorragend, das Handling der hochwertigen Boa-S3-Verschlüsse ist etwas umständlich.