Specialized Recon ADVGravelschuhe fürs Abenteuer im Test

Gravelschuhe Specialized Recon ADV im Dauertest
Foto: Nick Rotter
Der Specialized Recon ADV - ein Fahrradschuh fürs Abenteuer auf Gravelbike und MTB. Wir haben die Gravelschuhe im Dauertest über tausende Kilometer und Höhenmeter, im Hochsommer und Dauerregen getestet. Hier kommt unser Testbericht.

Im März 2023 hat Specialized zwei neue Gravelschuhe vorgestellt. Den Specializied Recon ADV für Abenteuer und Bikepacking und den S-Works Recon, der eher für Rennen und Performance gemacht ist.

Über die Specialized Gravelschuhe

Die Gravelschuhe Specialized Recon ADV sind für Abenteuer auf dem Gravelbike oder MTB entwickelt worden. Sie bieten eine gute Kombination aus Steifigkeit und Komfort, sowohl beim Fahren als auch beim Hike-A-Bike - wenn man einmal Schieben oder man das Rad gar schultern muss. Mit der Stride-Technology und dem flexiblen Zehenbereich ermöglicht der Recon ADV ein natürliches Laufgefühl. Zudem schützen TPU-Formteile vor Steinschlägen und die verbesserte Gummiprofilfläche sorgt für mehr Griffigkeit auf Schotter. Wohingegen viele moderne Schuhe mit Boa-System verschlossen werden, setzt Specialized bei diesem Abenteuer-Schuh auf die gute alte Schnürung.

Der Specialized Recon ADV in Zahlen

  • Größen: 36 - 49
  • Gewicht: 562 Gramm (Größe 39,5)
  • Preis: 220 Euro >> hier erhältlich

Dauertest mit Extrembelastungen

Wir hatten den Specialized Recon ADV in zwei Größen zum Test: 39,5 und 42,5. Beide Schuh-Paare mussten einiges aushalten mit uns.

Fünf Monate im Einsatz. Man sieht dem Schuh die Strapazen an, aber er ist noch weit davon entfernt, das Ende seiner Lebensdauer erreicht zu haben.Foto: Sandra SchuberthFünf Monate im Einsatz. Man sieht dem Schuh die Strapazen an, aber er ist noch weit davon entfernt, das Ende seiner Lebensdauer erreicht zu haben.

Bikepacking-Touren und Rennen mit dem Abenteuer-Gravel-Schuh

Online-Redakteurin und Test-Autorin Sandra Schuberth hat ihren Testschuhen einiges abverlangt. Dabei fiel auf, der Gravelschuh ist relativ warm und trocknet langsam. Das kann zu unangenehmen Gerüchen führen.

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Non-Stop im Einsatz beim Seven Serpents Quick Bite

Das Seven Serpents Quick Bite ist ein unsupported Bikepacking-Event, das von Ljubljana nach Trieste führt - nicht direkt, sondern mit Umwegen über Kroatische Inseln. Sandra Schuberth war am Start. Einen Tag, 17 Stunden und eine Minute hat sie für die 540 Kilometer und 10.000 Höhenmeter gebraucht und kam als Gesamt-15. ins Ziel. Nach vielen guten Gravel-Wegen folgte unwegsames Gelände mit einigen Abschnitten, auf denen das Rad geschoben werden musste. Tagsüber waren die Temperaturen sommerlich, nachts etwas kühler. Das heißt, es flossen auch einige Schweißtropfen in die Specialized-Schuhe. Während des gesamten Rennens wurden die Recon nicht ausgezogen, hatten also kaum Zeit zu trocknen.

4 Tage Nässe beim Bright Midnight - die Specialized Gravelschuhe können nicht trocknen ...

Ein ähnliches Event wie das Seven Serpents Quick Bite ist das Bright Midnight, das 2023 erstmals stattfand. In dem Rennen wurde ein Rundkurs in Norwegen absolviert: 1040 Kilometer und 16.000 Höhenmeter. Es fing mit sommerlichen Temperaturen an, bei Schiebe-Passagen versanken die Schuhe im Matsch. Später kam Regen dazu und hörte nur selten auf, Norwegen halt. Kurzum: Die Schuhe waren mehr oder minder vier Tage am Stück klitschnass.

14-Tage Bikepacking-Tour

Last but not least kam noch eine Bikepacking-Tour hinzu. Hier ging es von München nach Mailand, ins Aosta-Tal, über den Col du Grand Saint Bernard nach Lausanne und schließlich über Zürich nach Lindau am Bodensee. Insgesamt wurden 1200 Kilometer mit 10.000 Höhenmetern zurückgelegt. Es fing an mit Matsch und Regen und endete mit hochsommerlichen 40 Grad und mehr.

14 Tage Bikepacking-Tour. Nicht nur Fahren stand auf dem Programm, auch Schieben, Tragen und ohne Rad gehen. Strapaze für die Schuhe.Foto: Nick Rotter14 Tage Bikepacking-Tour. Nicht nur Fahren stand auf dem Programm, auch Schieben, Tragen und ohne Rad gehen. Strapaze für die Schuhe.Etwas mitgenommen sieht die Sohle nach fünf Monaten aus, das mindert jedoch nicht die Funktion. Grip an den gummierten Flächen und Kratzer auf der Carbon-SohleFoto: Sandra SchuberthEtwas mitgenommen sieht die Sohle nach fünf Monaten aus, das mindert jedoch nicht die Funktion. Grip an den gummierten Flächen und Kratzer auf der Carbon-Sohle
Schiebepassagen haben Spuren hinterlassen. An einigen Stellen ist die Laufsohle, wie zu erwarten, schon etwas abgenutzt.Foto: Sandra SchuberthSchiebepassagen haben Spuren hinterlassen. An einigen Stellen ist die Laufsohle, wie zu erwarten, schon etwas abgenutzt.

Der Specialized Recon ADV auf dem MTB

Auch Marc Strucken, Online-Redakteur und Mitverfasser dieses Tests, hat sein Testpaar des Specialized Recon ADV ordentlich beansprucht.

Am Ende ist Gravel nicht weit weg von Cross Country MTB, daher mussten die Schuhe auch mal dafür herhalten. Sie sind auf entspannten Runden oder auf ruhigen langen Touren sehr angenehm zu tragen, weil die Füße nicht wie betoniert darin stecken. Aber das ist natürlich auch ihr Manko: Wenn es - auf dem Gravel oder dem MTB - auf die letzten 10 Watt ankommt, vermisst man ein wenig den Gegenhalt im Schuh. Auch haben die meisten MTB-Schuhe aus gutem Grund keine Schnürsenkel: Sie bleiben zuweilen im Gestrüpp hängen und gehen auf. Wer also mit dem Bike abseits von Forstwegen in Berührung mit der Flora kommt, sollte sich überlegen, ob “Schuhbandl” das Richtige sind.

Der Specialized Recon ADV - schon fünf Monate im EinsatzFoto: Sandra SchuberthDer Specialized Recon ADV - schon fünf Monate im Einsatz

Darüber hinaus haben die Sohlen auch auf schmalen Trails bergauf wie bergab genügend Grip, um sicher gehen zu können. Vor allem die beiden “Stollen” im Vorfußbereich greifen gut zu, auch bei Matsch. Was beim MTB nicht ausbleibt, ist das Absetzen der Füße bei heiklen Stellen, zur Fotopause oder um zu futtern. Auch ist der Cleat-Kanal (hier mit Crankbrothers Cleats) zwar recht breit, für die Bügel der Eggbeater-Pedale dennoch knapp und so rutscht man ab und an über das Pedal. Das Ergebnis: Die Carbonsohle verschrammt dort, wo keine Gummierung ist, stark. Steine tun beim normalen Gehen ein Weiteres. Ansonsten scheinen die Specialized Recon ADV aber nach gut 600 Testkilometern ziemlich haltbar und robust zu sein.

Unser Testurteil zum Abenteuer-Gravelschuh Specialized Recon ADV

Der Specialized Recon ADV hält Wärme gut im Schuh. Er eignet sich daher besser für kühlere Tage als für hochsommerliche Temperaturen.

Passform und Tragekomfort

Ein Schuh zum Wohlfühlen, das Gefühl haben alle Testpersonen beim ersten Reinschlüpfen. Ist die Schnürung nicht zu locker und nicht zu fest, sitzt der Schuh rundum gut an unseren Füßen. Auch die Zunge drückt nicht am Spann und rutscht nicht zur Seite, wie es bei vielen anderen Schuhen schonmal passiert.

Für mich das Hausschuh unter den Bikeschuhen - super angenehm auf langen Touren und man hat in der (Café-)Pause nicht gleich das Bedürfnis die Riemen zu lösen. - Marc Strucken

Mit individuellen Einlegsohlen lässt sich der Sitz noch verbessern, das hat Sandra Schuberth ausprobiert und die Standard-Einlegsohlen gegen ihre alten Einlegsohlen getauscht.

Ich habe die originalen Einlegsohlen gegen Currex-Sohlen getauscht. Damit konnte ich die Passform noch verbessern - Sandra Schuberth

An der Ferse sitzt der Schuh nicht super eng, aber auch nicht zu lose. Fersenschlupf gibt es nur, wenn die Schnürung extrem locker ist. Zehenfreiheit ist gegeben, nur auf sehr langen Distanzen gibt es Probleme:

Nach Bikepacking-Rennen sind meist ein oder mehrere Zehen taub. Mit dem Specialized Recon ADV ist das nicht anders - aber schon etwas besser als mit meinem vorherigen Schuh. - Sandra Schuberth

Funktion

Die Schuhe lassen auf dem Rad kaum Wünsche offen. Die Kraftübertragung scheint gut, die Füße sitzen gut im Schuh, die Schnürung hält. Im Detail beschreiben wir den Schuh und seine Funktionen von oben nach unten.

1. Die Schnürung

Ein geschnürter Schuh bietet den Vorteil, wenn unterwegs etwas kaputt geht, lässt sich der Senkel einfach ersetzen. Außerdem ermöglicht die Schnürung, den Schuh individuell einzustellen. Aber, natürlich gibt es ein Aber, wenn man beim Schleifebinden zu fest zieht, kann es drücken. Das lässt sich nicht während der Fahrt beheben, sondern es muss angehalten werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Länge der Schnürsenkel. Die könnten etwas kürzer sein. Solange die kleine Gummi-Schlaufe, mit dem sich der Schnürsenkel sicher fixieren lässt, ihre Form behält, ist alles schick. Wenn sie ausleiern sollte, das ist bisher trotz Extremeinsätzen noch nicht passiert, könnte es unschön werden, denn herumbaumelnde Schnürsenkel bieten ein Unfallrisiko.

2. Das Obermaterial

Das Obermaterial des Specialized Recon ADV ist angenehm und stabil. An Atmungsaktivität fehlt es. An warmen bzw. heißen Tagen stauen sich Wärme und Schweiß im Schuh. Das führt gleich zum nächsten Punkt: Ist der Schuh nass, trocknet er nur langsam. So wird Bakterienwachstum begünstigt und das wiederum kann zu stinkenden Schuhen führen. Staub und Schmutz lassen sich von der samtigen Oberfläche nicht ganz so leicht entfernen. Etwas Wasser und eine Bürste müssen ran - oder eine lange Regenfahrt.

3. Die Sohle

Die Sohle bietet ausreichend Grip und Stabilität, um auch anspruchsvolle Trage-Passagen mit dem geschulterten Rad sicher zu bewältigen - Trittsicherheit vorausgesetzt. Allerdings sind die Cleats bei mir relativ weit hinten montiert. Beim Gehen berühren die Shimano-Schuhplatten den Boden, das führt gerade in unwegsamem Gelände manchmal zu Unsicherheiten. Starke Schrammenbildung durch Steine und Pedale.

Vorteile

  • Gut justierbar durch Schnürung
  • Guter Sitz, Komfort auch auf der Langstrecke
  • trotzdem relativ stabil
  • robust

Nachteile

  • Relativ warm
  • Trocknet langsam (begünstigt Bakterienwachstum und dadurch Geruch)
  • Schnürung manchmal umständlich, wenn man die Schuhe in einer kurzen Pause schnell aus- und wieder anziehen möchte

Fazit zu den Gravelschuhen

Der Specialized Recon ADV Fahrradschuh ist ideal für alle, die auch unwegsame Wege bewältigen oder bequem im Alltag unterwegs sein möchten. Wer einen gut belüfteten Schuh für den Hochsommer sucht, ist mit einem anderen Schuh besser beraten.

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