SIDI erhebt für die Motus Schuhe einen selbstbewussten Alleskönner-Anspruch. Egal ob Runde um den Block oder Ganztages-Tour durchs Gelände: Die Italiener sollen immer mit. Rational betrachtet macht das auf jeden Fall Sinn. Wer sich extra Bike-Schuhe für eine dreistellige Summe kauft, will sich vermutlich nicht für jede Gelegenheit ein weiteres Paar anschaffen. Der Motus muss also für alles herhalten. Auf der emotionalen Seite punktet der schicke SIDi mit einer astreinen Verarbeitung und ansprechendem Design. Doch wie steht es um die Kernkompetenzen? Wir wollten herausfinden, ob der Flatpedal-Schuh tatsächlich so vielseitig ist wie er beworben wird und welche Qualitäten wirklich in ihm stecken.
Längst nicht alle Flatpedal-Schuhe sehen so schnittig aus, wie der SIDI Motus. Diese Treter könnte man getrost auch zum Pendeln oder im Büro anziehen. Bei Design und Verarbeitungsqualität lassen die Italiener nichts anbrennen. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Laut SIDI sollen die Motus Schuhe in jedem Terrain und Einsatzzweck glänzen, seien das Erkundungstouren in die Natur, Ausflüge mit Kind und Kegel, Trail-Riding oder sogar Renneinsatz. Die Italiener können sich auch 60 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Offroad-Schuhwerk berufen und ließen einiges ihrer für den Motocross-Sport entwickelten Technologien in den Motus einlaufen. So besteht der Oberschuh aus besonders reißfesten und gleichzeitig leichtem Ripstop-Gewebe. Apropos leicht: mit 645 Gramm in Größe 40 bringt das Paar tatsächlich verhältnismäßig wenig auf die Waage. Das geringe Gewicht verspricht eine spätere Ermüdung von Füßen und Beinen auf langen Ausritten. Auch die Materis-Gummimischung der Sohle stammt ursprünglich aus dem Motocross-Bereich. Ein flaches Profil soll für stabilen Stand und hohen Komfort sorgen.
Unter den 15 verschiedenen Größen sollte jeder Biker den passenden SIDI Motus finden. Die Passform fällt durchschnittlich aus. Auch für breite Füße bietet der Vorderschuh ausreichend Platz. Der Schnürverschluss ist unkompliziert und ermöglicht eine sichere Fixierung der Schuhe. Damit die Schnürsenkel nicht dem Kettenblatt zum Opfer fallen oder hängen bleiben können, können sie in einer Art Garage verstaut werden. Auf der Zunge findet sich ein Fach, das mit Klettverschluss geöffnet beziehungsweise geschlossen werden kann und die Schnürsenkel aufnimmt. Dauert die Tour einmal länger und das Tageslicht schwindet, sorgen reflektierende Details für eine eine bessere Sichtbarkeit und Sicherheit.
Trotz ihres leichten Gewichts fühlt sich der Fuß im Motus gut aufgehoben und geschützt. Die Schuhe umschließen den Fuß großzügig und bieten an den Zehen sowie an der Ferse Verstärkungen für zusätzlichen Schutz. Die flache Sohle liegt auf Flatpedals gut auf und sorgt für einen sicheren Stand auf dem Bike. Der Grip ist gut, wenn auch nicht auf Top-Niveau. Dafür fällt die Gummimischung der Sohle dann doch etwas hart aus. Vorteil: Das robuste Material verspricht Langlebigkeit. Das stabile aber flexible Obermaterial sowie die leichte Polsterung um Schaft und Zunge sorgen für Komfort. Auch auf sechs Stunden langen Touren bekamen wir keine Probleme mit Druckstellen oder ähnlichem. Abseits des Bikes macht der Motus einen passablen Läufer. Auch hier ist die steife Sohle kein Performance-Wunder, die quer versetzten Lamellen der Sohle greifen aber auch in losen Boden und an steilen Steigungen. In der Dunkelheit reflektiert der Schuh auffällig gut, ohne dass die Elemente die cleane Optik beeinträchtigen.
Der SIDI Motus ist leicht und komfortabel. Zusammen mit einem vernünftigen Schutz macht ihn das zu einem angenehm unauffälligen Begleiter für den ganzen Tag auf dem Bike. Die robuste Sohle kann alles gut aber nichts ausgezeichnet. Damit erfüllt der Flatpedal-Schuh das zentrale Merkmal eines Allrounders. Qualität und Optik sind dem Preis durchaus angemessen. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur