Es hatte alles so schön angefangen, als ich mich durch den rot-gold leuchtenden Südtiroler Herbstwald in Richtung “Stoanerne Mandln” hocharbeitete. Oberhalb der Baumgrenze angekommen wechselte der entspannte Forstweg in eine technisch anspruchsvolle Kletterei, bei der ich mein Bike über hundshohe Steinstufen manövrierte und an metergroßen Felsblöcken vorbeizirkelte.
An einer engen Kehre ist’s dann leider passiert. Mein rechter Fuß verhakte sich, ein leises Knacken und weg war die Spannung auf meinem Schuh. Genauso wie das Drehrädchen des Boa Verschlusses. Den Rest der Tour mussten Klettverschluss und Klebeband retten.
Zum Glück muss man seine Bike-Schuhe mit defekten Boa Rädchen nicht gleich aussortieren, denn das Unternehmen aus den Rocky Mountains bietet Ersatz - und zwar kostenlos, lebenslang. Einfach auf der Webseite Kontakt mit dem Hersteller aufnehmen, Foto vom Defekt hochladen und ein paar Tage später flattert Post in Form eines Warranty-Kits ins Haus. Falls eine Reparatur zuhause nicht möglich ist, kann der Kundenservice laut Aussage des Herstellers jedes Boa-System ersetzen – egal wie alt es ist.
Im Fahrrad-Bereich kommen unterschiedliche Verschlusssysteme zum Einsatz. Deshalb ist es wichtig, das passende Ersatz-Kit für seinen Schuh zu erhalten. In meinem Fall handelt es sich um einen L6-Verschluss, der eine Anpassung nur in eine Richtung zulässt. Die hochwertigeren Li2-Verschlüsse beispielsweise lassen sich in beide Richtungen feinjustieren.
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Im Set befinden sich neben den beiden Boa-Rädchen für linke und rechte Seite zwei neue Senkel und ein kleiner Metall-Hebel, mit dem sich der defekte Verschluss entfernen lässt und der als Schablone zum Ablängen der Senkel dient. Das Set ist z. B. hier erhältlich.
Die Reparatur selbst ist wirklich einfach und nahezu ohne zusätzliches Werkzeug möglich. Man benötigt lediglich eine Zange, um die Senkel auf die passende Länge zu kürzen.
Vorsicht bei der Reparatur: Die Boa-Rädchen haben eine definierte Drehrichtung. Daher muss man sich für das richtige Ersatzteil entscheiden. Rot ist bei den L6-Teilen für die rechte Seite, lila für die linke Seite. Die Li2 Drehrädchen sind auf der Rückseite schwarz und grau.
Sofern das Drehrädchen noch in der Aufnahme sitzt, muss es im ersten Schritt entfernt werden. Dafür öffnet man den Verschluss, indem man das Rädchen nach oben zieht. Dann kann man den kleinen Metallhebel zwischen Bajonett und Rädchen einführen und den Verschluss aus der Verankerung lösen.
Als nächstes kann man den alten Seilzug entfernen und den neuen Senkel von unten locker in den Schuh einfädeln. Zuvor sollte man sich den Verlauf der Senkel gut einprägen, manche Hersteller verwenden eine spezielle Logik beim Einfädeln, die unbedingt eingehalten werden sollte.
Häufig laufen die Senkel der Boa-Verschlüsse durch kleine Kunststoffhülsen. Das erleichtert das Einfädeln der neuen Seile ungemein. In meinem Fall hat sich Suplest für Stofflaschen entschieden. Beim Einfädeln verheddert sich der Senkel leider immer wieder im Material. Daher habe ich zu einem kleinen Trick gegriffen. Eine stabile Nadel mit ausreichend großem Öhr hilft beim Verlegen der Senkel - das klappt prima.
Mit einer Kneifzange lässt sich nun den neuen Senkel auf die passende Länge kürzen. Dafür greif man beide Enden mit Daumen und Zeigefinger und führt das Senkel am Bajonett am Schuh vorbei. Etwa 10 bis 12 Zentimeter hinter dem Bajonett schneidet man die neuen Senkel ab. Alternativ: Natürlich kann man auch den alten Seilzug als Maß nehmen, dann stimmt die Länge auf jeden Fall.
Bevor nun der Senkel ins neue Rädchen eingesetzt wird, versichert euch, dass es geschlossen, also nach unten gedrückt ist. Der kleine Pfeil auf der Rückseite muss sich auf einer Linie mit der Markierung am äußeren Ring befinden, damit sich der Senkel einführen lässt.
Das obere Ende des Senkels wird nun in die obere Öffnung des Rädchen eingeführt, das untere Ende kommt in die untere Öffnung. Beide Enden sollten an der Hinterseite des Rädchen wieder austreten. Das Seil sollte sich auf keinen Fall vor dem Rädchen kreuzen!
Im nächsten Schritt macht man einen einfachen Knoten – auch Brezelknoten genannt – in den oberen Senkel. Der Knoten wird mit der Öse im Tool festgezogen. Mit dem unteren Ende des Senkels werden die letzten Schritte wiederholt.
Mit Hilfe der kleinen Skala auf dem Tool lassen sich die Enden hinter den Knoten auf 4 bis 7 Millimeter kürzen. Jetzt kann man die Senkel zurück ins Gehäuse ziehen.
Die Senkel sollten nun vollständig im Gehäuse verschwunden sein. Ist das der Fall, schiebt man die Rückseite des Rädchens in die hintere Lasche am Bajonett und drückt das Rädchen vorne in den Verschluss. Dabei sollte es mit einem Klicken einrasten.